Ein Zeitbudget von 72 Stunden, ein Auto und eine Kamera – damit ist ein erlebnisreicher Istrien Roadtrip garantiert. Nachdem wir vor zwei Jahren den slowenischen Teil der grössten Halbinsel an der nördlichen Adria erkundeten, nutzten wir ein verlängertes Novemberwochenende, um den kroatischen Teil Istriens zu bereisen. Auch wenn drei Tage kurz scheinen, haben wir «on the road» unglaublich viel von der Halbinsel gesehen. Und das wirklich Tolle war, dass die bekannten Touristenhotspots Nebensaison sei Dank angenehm «leer» waren und wir die Gässchen von Rovinj fast für uns allein hatten. Das wäre im Sommer undenkbar. Nachfolgend beschreibe ich euch unsere Route inklusive Tipps zu fotogenen Dörfern und interessanten Sehenswürdigkeiten. Ein Roadtrip fixfertig zum Nachreisen. Na, sitzt ihr schon hinterm Steuer?
Istrien Roadtrip Etappe 1: Von Zagreb ins Küstendorf Novigrad
Während der Sommerhochsaison gibt es direkte Flugverbindungen nach Pula in Istrien. Während der Nebensaison sind Zagreb und Ljubljana die nächst grösseren Flughäfen mit regelmässigen Verbindungen nach Zürich. Wir sind am Freitagmittag mit Air Croatia nach Zagreb geflogen und haben nach einer knappen Flugstunde am Flughafen Zagreb pünktlich das Mietauto in Empfang genommen. Die Distanz von Zagreb bis nach Novigrad, unser Zielort des ersten Roadtriptages, beträgt 250 Kilometer. Bei normalen Strassenbedingungen sind dafür drei Stunden Fahrtzeit einzurechnen. Bis kurz nach Rijeka ist es eine gut ausgebaute Autobahn. Für diese Strecke kostet die Maut aktuell 70 Kuna. Danach folgt die Fahrt durch den Učka-Tunnel als kürzeste Verbindung von Rijeka nach Istrien, wo nochmals 30 Kuna Mautgebühr zu bezahlen sind.
Da wir wussten, dass Mautgebühren zu bezahlen sind, hatten wir vor der Reise Kleingeld gewechselt. Insgesamt ist bei einer Fahrt von Zagreb nach Istrien pro Richtung mit 100 Kuna (ca. 15 CHF) Mautgebühr zu rechnen. Die Strassen sind gut ausgebaut und es wird ziemlich vernünftig gefahren. Leider erwischten wir übles Sturmwetter, was mir vollste Konzentration abverlangte. Praktisch auf den ganzen 250 Kilometern regnete dermassen stark, dass die Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/h beschränkt wurde und ich teilweise kaum durch die Windschutzscheibe sah. Statt drei waren wir schlussendlich vier Stunden unterwegs und dementsprechend erleichtert, als wir unsere «Homebase» für das verlängerte Istrien-Wochenende im Küstenstädtchen Novigrad erreichten. Kurz nach unserer Ankunft klärte das Wetter wie bestellt auf. Novigrad hat einen hübschen Stadtkern und geniesst noch «Geheimtipp-Status». Mit der Eröffnung des chicen neuen Rivalmare Boutique Hotel direkt an der Strandpromenade wird sich das sicher bald ändern. Uns hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen.
Istrien Roadtrip Etappe 2: Von Novigrad in die kleinste Stadt der Welt
Als möchte sich Istrien für das schlechte Wetter vom Vortrag entschuldigen, erwartet uns am Samstagmorgen ein traumhafter Sonnenaufgang. Da hält uns nichts mehr im Bett und wir spazieren noch vor dem Frühstück der Hafenpromenade entlang bis zum Leuchtturm. Heute steht das istrische Hinterland auf dem Reiseprogramm. Von Novigrad aus folgen wir der D44 50 Kilometer ostwärts nach Hum. Die Stadt, in der nur 20 Personen leben, gilt als kleinste Stadt der Welt. Klein ist Hum wirklich. Eine Stadtmauer aus vergangenen Zeiten, eine Kirche und zwei hübsche Gassen mit bunten Türen. Voilà. Dorfvorsteher wird hier übrigens, wer am meisten Ritze in seinem Holzstab vorweisen kann.
Vom Stadttor von Hum aus führt die 6 Kilometer lange Glagolitische Allee als Denkmal für die älteste slawische Schrift ins Nachbardorf Roc. Insgesamt elf Denkmäler in Form von Steinsäulen und Inschriften erinnern an die Entwicklung des slawischen Schriftgutes.
Istrien Roadtrip Etappe 3: quer durchs Hinterland
Nebst diesem kulturellen Denkmal gibt es zwischen Hum und Novigrad weitere spannende Orte zu erkunden. Besonders markant ist Motovun, das sich von weither sichtbar prominent auf einem Hügel präsentiert. Zudem kommen zwischen Buzet und Brtonigla Feinschmecker voll auf ihre Kosten. Wir haben uns auf Trüffelsuche begeben, Olivenöl gekostet, Mistelschnaps getrunken, mit einem feinen Tropfen Malvasia angestossen und dabei die kulinarischen Highlights dieser Gegend ausfindig gemacht. Das Fazit: der Herbst ist eine hervorragende Reisesaison für alle, die den Reiseschwerpunkt auf kulinarische und kulturelle Themen legen und keinen «banalen» Strandurlaub möchten.
Istrien Roadtrip Etappe 4: der Küste entlang nach Pula
Am Sonntag steht unser Roadtrip durch Istrien im Zeichen der Küstenstädte. Aus dem bekannten Trio Porec, Rovinj und Pula picken wir uns die beiden Letzteren raus. Selbstverständlich könnte man alle drei Städte in einen Tag packen, aber das wäre etwas arg stressig. Zur Option stehen entweder kleine Küstensträsschen, die Überlandstrasse D21 oder die Autobahn die von Portoroz an der slowenischen Grenze bis nach Pula führt. Auch hier sind wieder Mautgebühren fällig. Als Erstes steuern wir Rovinj an. Die Postkartenkulisse des Küstenstädtchens nahm ich anfangs 2016 zum Anlass, Rovinj in meine «16 Reiseideen für 2016» Liste aufzunehmen. In den Sommermonaten kann sich Rovinj nicht über zu wenig Touristen beklagen. Jetzt in der Nebensaison sind viele Gassen verwaist. Wir haben die Leere genossen und viel zu viele Bilder geknipst. Deshalb wird es noch einen separaten – bildlastigen – Rovinj Blogbeitrag geben. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich der Abstecher wirklich lohnt.
Von Pula hatte ich ein weniger klares Bild, was mich erwarten würde. Die grösste Stadt Istriens begeisterte mich mit ihrem vielfältigen Stadtbild. Da sind zum einen die alten Bauten der Römer mit dem Amphitheater als Prunkstück, eine wunderschöne Jugendstil-Markthalle und die Industriebauten der Werft Uljanik, die sich rund um den Hafen gliedern. Die gigantischen Kräne der Werft werden nach dem Eindunkeln in verschiedenen Farben beleuchtet.
Istrien Roadtrip Etappe 5: mit Stopp in Groznjan zurück nach Zagreb
Die letzten Stunden, die uns am Montagmorgen bleiben, nutzen wir für eine Stippvisite in Groznjan. Die mittelalterliche Kleinstadt thront, ähnlich wie Motovun, auf einem Hügel und gilt als «Stadt der Künstler». Seit Mitte der 1950er Jahre haben sich hier immer mehr Künstler angesiedelt und so geholfen, die Stadt vor dem Zerfall zu retten. In der Nebensaison ist hier wenig los – zumindest an jenem Montagmorgen entdeckten wir nicht einmal ein offenes Café und mussten gezwungenermassen den geplanten Kaffeestopp verschieben. Trotzdem ist Groznjan auch zu dieser Jahreszeit ein lohnenswerter Abstecher. Die schmalen Gassen und bunt bemalten Türen machen sich gut als Fotosujets.
Die Rückfahrt zum Flughafen Zagreb gestaltet sich zum Glück weit angenehmer als die Hinfahrt. Überraschenderweise fanden wir uns plötzlich im tiefsten Winter wieder (das Bild dazu habe ich hier getwittert).
Kurz & knackig: Tipps für deinen Roadtrip durch Istrien
- Kleingeld (Kroatische Kuna) für die Mautgebühren auf der Autobahn wechseln
- Im Gegensatz zu Italien fand ich das Autofahren in Istrien sehr angenehm. Tempolimiten werden eingehalten und es wird nicht gedrängelt.
- Unsere Highlights: Motovun, Groznjan, Rovinj, Pula und Novigrad
- Weitere sehenswerte, schöne Städtchen im Hinterland sind Svetvincenat, Bale und Paznin
- Viele Hotels und Restaurant haben ganzjährig geöffnet – vor der Reise dennoch kurz checken
- Im Herbst hat die Kulinarik Hochsaison – auf unserer Route gibt es zahlreiche Weingüter, Olivenölproduzenten und Trüffelbetriebe, die direkt ab Hof verkaufen und Degustationen anbieten
- Weitere Nebensaison-Reisetipps zu Kroatien/Istrien findet ihr bei Heike auf Köln-Format
Hinweis: diese Recherchereise wurde von der Kroatischen Zentrale für Tourismus und Istrien Tourismus unterstützt. Vielen Dank hierfür. Alle Eindrücke / Meinungen sind wie immer die unseren
Da hast du aber tolles Wetter in Morovun gehabt. Tolle Bilder wie immer.
Spannender Beitrag über Istrien. Dazu sehr schöne Fotos die du gemacht hast.
Oh wie toll! Sowas plane ich gerade für nächsten Sommer! :D Danke für deine Tipps.
Komme heute abend von Ihrem Blog nicht weg, vor allem die Fotos, dass kommt natürlich dadurch, wenn man selber fotografiert.
Nach einer Wanderpause 2016/17 plane ich 2018 die Westküste Istriens zu ergründen – da habe ich allerdings keine Probleme mit der Maut, weil ich es (natürlich) zu Fuss von Pula aus in 2 Etappen machen will.
Soll ja auch relativ günstig sein.
Für Anregungen dieserart bin ich immer dankbar, es hebt sich ab von vielen anderen Blogs.
herrrothwandertwieder