Mein Landschaftsarchitektur-Professor hat die Alhambra in Granada auf meine Reise Bucket-List gehievt. Vorlesung für Vorlesung wurden Beispiele der ausgeklügelten und detailreichen Gartenanlagen gezeigt, die das physische Abbild des Paradieses repräsentieren sollten. Und so kam Granada Ende 2014 auf meine Reiseideen-Liste für 2015. Mitte August machten wir dann endlich Nägel mit Köpfen und fixierten unseren Andalusien Roadtrip mit Stopp in Granada.
Alhambra Granada – Touristenmagnet #1
Etwas Unmut schlich sich leider bereits bei Reiseplanung ein. Überall steht, dass die Alhambra-Tickets unbedingt im Vorfeld reserviert werden sollten. Da wir nur einen vollen Tag vor Ort einplanten, waren für uns die Tickets natürlich wichtig. Wäre ja schön blöd, wenn man extra nach Granada fährt, dann aber die Alhambra nicht besuchen könnte. Leider ist es so, dass der offizielle Ticket-Bereitsteller (Ticketmaster.es) aus Prinzip keine ausländischen Kreditkarten akzeptiert. Das wird natürlich nirgends so kommuniziert, wenn man sich aber nach zig erfolglosen Ticketkauf-Versuchen durch die Foren liest, kommt man zu diesem Schluss. Wer über Drittanbieter bucht, bekommt an den meisten Orten keine reinen Eintrittstickets, sondern geführte Touren zu einem Vielfachen vom Eintrittsticket vertickert. Ich wollte aber nicht im Gruppen-Gänsemarsch durch die Alhambra marschieren. Schlussendlich wurde ich bei GetYourGuide fündig, nur leider waren dort die Tickets ohne Führung nur für den Generalife und die Alcazaba verfügbar. Jedoch nicht für den Nasridenpalast.
Alhambra Granada – Tickets kaufen
Schlussendlich machten wir direkt nach unserer Ankunft in Granada noch einen Abstecher zur offiziellen Verkaufsstelle in der Nähe des Plaza Nueva. Hier können gebuchte Tickets ausgedruckt und Tickets für den nächsten Tag gekauft werden. Und obwohl überall steht, man solle unbedingt die Tickets vorher organisieren, erhielten wir ohne Probleme die «Alhambra General» Tickets für den nächsten Tag (Nachmittag 14:00 – 18:00 Uhr) inklusive Zeitfenster im Nasridenpalast (17:00 Uhr). Dumm gelaufen. Doch der Eintrittspreis hält sich mit rund 15 Euro im Rahmen und so verkrafteten wir auch den doppelten Ticketkauf (reine Zusatztickets für den Nasridenpalast werden nicht verkauft).
Keine Frage – die Alhambra ist absolut sehenswert. Nur habe ich die Menschenmassen unterschätzt, schliesslich gehört sie zu den meist besuchten Touristenattraktionen Europas. Mir war es schlicht zu voll. Am Schlimmsten empfand ich es im Nasridenpalast. Und so wurden meine hohen Erwartungen vor Ort arg gedämpft. Gestartet haben wir unseren Rundgang beim Generalife und sind danach durch die Gartenanlage zur Alcazaba gewandert. Haben von dort den Vogelblick auf Albaicin genossen, auf der ruhigen Terrasse des Parador hausgemachtes Feigeneis geschlemmt, uns schön in Reih und Glied für den Besuch des Nasridenpalasts aufgestellt und darüber geschmunzelt, wie viele Touristen es nicht schaffen, zu der ihnen zugeteilten Zeit, den Nasridenpalast aufzusuchen.
Generalife
Alcazaba
Nasridenpalast
Gartenanlagen und Palace of Charles V
Tja. Fazit durchwachsen. Insgeheim wünschte ich mir, dass der Besuch der Alhambra nicht die magische Illusion, die ich beim Betrachten von Bildern gehabt habe, zerstört hat. Meine Erwartungen waren schlicht zu hoch (vor allem auch beim direkten Vergleich mit dem Palästen von Marrakesch).
Albaicin – ältester Stadtteil Granadas
Nebst der Alhambra ist die Altstadt von Granada ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe. Das Albaicin Viertel liegt am Hügel gegenüber der Alhambra und zieht sich von der malerischen Carrera del Darro bis weit hinauf zum Sacromonte, von wo aus man die ganze Stadt im Blick hat. Ich habe mich hier sofort wohlgefühlt. Die unzähligen malerischen Gässchen und plötzlich auftauchende Plätzchen mit plätschernden Brunnen und Orangenbäumen sind wie gemacht für zielloses Flanieren. Pflicht sei ein Spaziergang entlang der mit Teehäusern und orientalischen Souveniershops gesäumten Calle Calderia Nueva. Ebenfalls hoch im Kurs ist das Sunset-Watching vom Mirador de San Nicolas mit prächtigem Ausblick auf die Alhambra im Abendlicht. Das allabendliche Spektakel hier oben gleicht einem Volksfest. Direkt unterhalb des Miradors gibt es zwei Bars mit Loungesessel-Blick auf die Alhambra. Wer die besondere Stimmung lieber alleine geniessen möchte, der plant den Mirador de San Nicolas zum Sonnenaufgang ein. Früh morgens ist man hier nämlich im Gegensatz zum Abend mit etwas Glück ganz allein. Zumindest die Menschenmassen umgeht man so garantiert. Danach beim Cafe 4 Gatos in der Cuesta de San Gregorio mit einem frisch gepressten Orangensaft die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages geniessen. Herrlich!
Weitere Sehenswürdigkeiten in Granada
Catedral de Granada
Bereits von aussen eine Pracht, entfaltet sich die ganze Schönheit der Kathedrale in der runden Hauptkapelle. Der Blick ins Innere lohnt sich (Eintritt: 4 Euro).
Kloster San Jerónimo
Der wunderschöne Kreuzgang und die prächtige Deckenmalerei im Kloster San Jerónimo sind definitiv einen Abstecher wert (Eintritt: 4 Euro).
Barrio Realejo
Zu früheren Zeiten war der Stadtteil Realejo, der sich südwestlich an den Alhambra Hügel schmiegt, ein wichtiges Jüdisches Quartier. Heute gibt es hier lebhafte Gässchen mit zahlreichen Restaurants, Street-Art von «El Niño de las Pinturas», enge verwinkelte Wohnquartiere und sogenannte «Carmen» – Wohnhäuser, die von paradiesischen Gärten umgeben sind. Beliebt und auch aufgrund seiner Grösse für die Stadt bedeutend ist die Anlage «Carmen de los Mártires». Die Gartenanlage wurde kürzlich renoviert und präsentiert nun in einem weitläufigen Areal verschiedene Gartenstile.
Tapas & co – Restaurants Tipps für Granada
Lio | Plaza De Las Pasiegas
Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem anderen Restaurant, als wir an der Tapas-Bar Lio direkt vis-à-vis der Kathedrale vorbeimarschierten. Das moderne, helle Interieur lockte uns hinein und der Blick auf die Karte bestätigte die spontane Entscheidung, hier zu essen. Das Menü-Angebot ist klein aber fein.
Cacho & Pepe | Calle Colcha, 6
Exakt zwei Tischchen passen in den schmalen italienischen Spezialitäten-Laden Cacho & Pepe. Pasta und Lasagne gibt es hier entweder «to go» oder aber an einem dieser zwei Tischchen frisch zubereitet vom Ladenbesitzer. Eine willkommene Abwechslung zu der gängigen spanischen Küche und der perfekte leichte Mittagslunch vor einem Besuch in der Alhambra.
Om-Kalsum | Calle Jardines 17
Vor 20:30 Uhr abends muss man hier nicht auftauchen. Doch sobald geöffnet, füllt sich die orientalische Tapas-Bar schnell. Hier gibt es traditionell zu jedem bestellten Getränk gratis Tapas mit Produkten aus dem Heimatland des Besitzers – Marokko.
Granada Hoteltipp und Ticket Geheimtipp
Übernachtet haben wir im Hotel Casa 1800, das in einem renovierten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert im Stadtteil Albaicin in unmittelbarer Nähe zur Carrer del Darro und dem Plaza Nueva liegt. Alle Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum befinden sich in Gehdistanz. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann für 19 Euro pro Tag in einem nah gelegenen Parkhaus parkieren. Der Stadtteil Albaicin ist für nicht autorisierte Fahrzeuge grundsätzlich gesperrt. Eine empfehlenswerte Bleibe für alle Boutique-Hotel Liebhaber. Übernachtungspreis für ein Doppelzimmer ab rund 120 Euro/Nacht (wir haben für zwei Nächte an einem Feiertagswochenende 274 Euro bezahlt).
Übrigens, wer die mühsame Alhambra-Ticket-Suche umgehen möchte. Fragt bei der Hotelbuchung das Hotel an, ob Alhambra-Tickets dazugebucht werden können. Unser Hotel hätte das für uns organisiert (ich hätte einfach fragen müssen…).
Deine Bilder sind einfach immer der Hammer! Nutzt du eigentlich ein Stativ oder fotografierst du aus der Hand?!
Hallo Fee, je nach Lichtverhältnisse nutzen wir ein Stativ. In diesem Beitrag sind aber alles «aus der Hand» fotografierten Bilder. In der Alhambra ist ein Stativ sowieso nicht erlaubt (ausser man holt sich eine Genehmigung).
Andalusien – ich liebe es einfach! Und deine Bilder lassen die Illusion vom Paradies auch wieder aufleben ;-) Ich war damals auf der Alhambra, während eine einzigartige Kaltfront Spanien erreicht hat – und wir im Bus auf der Autobahn vor Granada standen, weil diese wegen 3cm Schnee gesperrt wurde – was dort den Ausnahmezustand bedeutet hatte. Daher war es bei uns sehr kalt, windig und leer. Ich wäre das nächste Mal wahrscheinlich ganz unbedarft hingefahren, ohne das ganze mit den Tickets überhautp zu wissen – danke für den Hinweis! Und Marokko will ich unbedingt auch noch sehen!
hahaha, dann muss ich wohl nochmals bei einem Wintersturm dahin! :D
Deine Bilder sind aber trotzdem unglaublich schön!
Man lässt sich immer so sehr beeinflussen von den vielen Bildern und Berichten, die die ganzen schönen Orte nur von ihrer schönstern Seite zeigen.
Dann ist man schnell enttäuscht, wenn man dann direkt vor Ort ist und das Erwartetete nicht im vollstem Glanz strahlt. Leider wird ja heutzutage alles kommerzialisiert, das ist Fluch und Segen zugleich. Ermöglicht uns, alles zu sehen, was wir sehen wollen, aber vieles ist eben auch schnell überflutet von Menschenmassen. Nichtsdestotrotz, die Alhambra steht auch auf meiner Bucket List ;)
xx
ani von ani hearts
♥
Hallo Ani, danke! Oh ja, schöne Bilder inspirieren mich, bestimmte Orte zu besuchen. Und die Alhambra gehört zu Recht zu einem der bedeutendsten Touristenziele Europas. Zum Glück gibt es aber immer noch ganz viele «Geheimtipps», wo noch nicht vom Massentourismus vereinnahmt sind. Oder in Granada entflieht man der Masse ganz leicht in den frühen Morgenstunden :)
Vorher hat der Ort mich gar nicht so interessiert und jetzt, nach deinem Bericht und der Bilder, will ich am liebsten sofort los.
Danke Neni – freut mich, wenn dich der Bericht zum Reisen inspiriert :)
Hallo Anita,
mir ging es ähnlich im Alhambra-Komplex. Ich wußte natürlich, daß ich mit Touristenmassen rechnen mußte, es hat mich dann aber doch erschlagen. Vor allem durch den Nasriden-Palast wurden wir fast «getrieben». Da bleibt keine Zeit, die Kunstwerke an den Decken und Wänden zu bewundern oder gar verstehen zu wollen. Wohl dem, der sich da vorher gut eingelesen hat!
Jedenfalls hast Du einen guten Job beim Fotografieren gemacht: es ist wenig darauf zu sehen von den Massen. Mir ist es auch gelungen, aber es ist nicht einfach! Ich mag lieber Orte, die nicht so überlaufen sind.
Danke, daß Du diesen wunderschönen Ort realistisch darstellst!
Viele Grüße, Sabine
Wir hatten dasselbe «Problem» im Nasridenpalast. Wir waren in der letzten Gruppe und kamen erst nach rund 20 Minuten Wartezeit überhaupt in den ersten Komplex hinein (da wo viele Gruppen vor uns waren) und so blieb kaum Zeit, um die Architektur zu bestaunen.
Ohhh, was für traumhafte Bilder, vor allem das allererste!
Ich fand die Alhambra damals auch sehr voll. Vor allem haben mich diese festen Besuchszeiten für einzelne Teile gestört, ich hätte mir lieber überall individuell Zeit genommen. Viel beeindruckender empfand ich den Blick von San Nicolas. Als wir damals dort waren, war es abends, doch außer uns waren nicht so viele Touristen da (zumindest in meiner Erinnerung?!). Stattdessen saßen ein paar junge Spanier herum, spielten Gitarre und sangen gemeinsam. Das war ein ganz großartiger Moment, und der Blick auf die Alhambra mit der schneebedeckten Sierra Nevada im Hintergrund, etwas wirklich Besonderes. Vielen Dank fürs In-Erinnerung-Rufen! :)
Gerne :) eine Kollegin von mir hatte den Platz bei der San Nicolas Kirche ebenfalls nicht so voll in Erinnerung. Mir kam es ziemlich «voll» vor. Vielleicht haben wir auch einfach einen schlechten Zeitpunkt / Tag erwischt.
Liebe Anita, was würde ich darum geben noch einmal die Alhambra besuchen zu dürfen. Ich empfehle, neben dem Nachtbesuch des Nasridenpalastes (und einem lichtstarken Objektiv und einer ruhigen Hand), die Stunden nach der Schließung des Palastes und dem Öffnen für die Nachbesichtigung. Dann ist die Alhambra leer gefegt und nur vereinzelte Besucher verirren sich hierhin. Eine tolle Atmosphäre und im Frühling auch noch zur blauen Stunde! Habe damals noch nicht viel fotografiert, aber diesen Nachmittag werde ich nie vergessen!
Fand auch den Nachtbesuch sehr schön, weil auch hier die Menschenmengen nur streng limitiert Zutritt haben und sich alles recht schnell verläuft. Magisch, ist wahrscheinlich das beste Wort dafür :-)
Danke für die wunderschönen Bilder, die meine Erinnerungen an einen der schönsten Plätze Europas wieder geweckt haben!
Viele Grüße
Britta
Danke Britta für deinen Tipp! Wir haben uns den Nachtbesuch auch kurz überlegt und dann wieder verworfen. Sieht so aus, als müssten wir da noch ein zweites Mal hin ;)
Wunderschöne Bilder und ein toller Bericht. Die Alhambra steht schon lange lange auf meiner Bucketlist, aber bisher bin ich nie bis zu ihr gekommen (obwohl ich sogar schon mal ganz in der Nähe war). Dein Bericht macht wirklich Lust, Granada einen Besuch abzustatten.
Herzlich,
Anna
Liebe Anita, vielen Dank für den Bericht und die super Bilder. Ich war in den 1970ern schon in der Alhambra, lange bevor es sowas wie Bucketlists gab, mit Eltern und Cousinen, fast leer, wir Jungs konnten rumtoben, «Verstecken» und «Fangen» spielen. Ende 80er was es schon voller, überall Schlange stehen. Mit meinem Gitarrenkoffer wollte mich der Wärter nicht reinlassen, hatte wohl Angst ich könnte als Straßenmusiker auftreten – bis Spanier geschimpft haben, wie das sein könne, in der Stadt der Gitarrenbauer. Diese Woche habe ich endlich meinen lange gehegten Traum gebucht – 2 Nächste im Parador – und hoffentlich Zutritt zu Zeiten, wenn die Alhambra leer ist. Dein Bericht lässt mich nochmal in Erinnerungen schwelgen und in Vorfreude träumen. Was mich wundert: Wie konntest Du bei viel Andrang die Innenhöfe ohne andere Besucher fotografieren? So viel Geduld? Kurz vor dem Rauswurf? Wie auch immer – toller Bericht und tolle Bilder.
Lieber Francois danke für deinen Kommentar. Bei den Fotos sind sicherlich die Blickwinkel optimiert und manchmal ist es auch eine Sache von Sekunden, ob ein Innenhof noch frei ist bzw. ob schon jemand durchs Bild läuft. Zum Glück ist auch nicht alles «frei» zugänglich und so ergeben sich immer wieder schöne «menschenfreie» Blickwinkel :)