Verwundert schauten wir letzten Sommer auf halben Weg zwischen Langen und Lech aus dem Autofenster. «Was ist das für eine Geisterstadt?» «Zürs macht den Winterschlaf im Sommer. Dafür steppt hier im Winter der Bär», meinte unser Taxichauffeur. Diese Aussage wollten wir nicht einfach so stehen lassen, sondern uns selber ein Bild davonmachen, wie der Winter der Geisterstadt Leben einhaucht. Das auf 1’7000 m ü. M. liegende Zürs ist seit anfangs des 20. Jahrhunderts ein klassischer Wintersportort. 1937 ging in Zürs der erste Schlepplift Österreichs in Betrieb und entwickelte sich über die Jahre zur legendären Skidestination. Auf diese Wintersaison hin katapultierte sich das Skigebiet am Arlberg mit der Inbetriebnahme einer Verbindung nach St. Anton zum grössten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs.
Einer der Zürser Skipioniere, Ernst Skardarasy, kaufte im Jahr 1955 den Zürserhof. Der heute in dritter Generation als attraktiv gelegenes Ski-in Ski-out 5-Sterne Superior Haus von der Familie Skardarasy geführt wird. Ein Hotel, das beweist, dass Zürs auch abseits der zig hundert Pistenkilometer ein attraktives Reiseziel für ein relaxtes Winterwochenende ist.
Ankommen, Durchatmen, Geniessen
Die Anreise von Zürich nach Zürs ist unkomplizierter als in manches Schweizer Skigebiet. Wir setzen uns am Hauptbahnhof in den Railjet und steigen 2.20 h später in St. Anton am Arlberg wieder aus. Hier erwartet uns der Hotelshuttle, der uns direkt in den Zürserhof bringt. Bei schönem Wetter hätten wir die Gelegenheit für eine erste Skirunde direkt nach der Ankunft genutzt. Der Föhnsturm, der mit uns aus der Schweiz nach Vorarlberg mitgereist war, nahm uns aber den Wind aus den Segeln. Die meisten Lifte standen bei unserer Ankunft aufgrund der Windböen still und die Dame an der Rezeption mit lächelnd: «Entspannen Sie doch zuerst einmal.» Stimmt! Manchmal muss mich jemand zum Glück zwingen. Und so starten wir unsere Auszeit mit Zürserhof richtigerweise mit Essen und Nichtstun. Ich habe mich übrigens sofort in die tollen Stuben und Sitznischen im Bar- und Restaurantbereich verliebt.
Lech-Zürs: 1 Skigebiet – tausend Möglichkeiten
Nach diesem entschleunigenden Start ins Wochenende sind wir am nächsten Tag früh aus den Federn. Der erste Blick aus dem Zimmerfenster ist zwar noch nicht wahnsinnig vielversprechend. Der angekündigte Neuschnee ist eingetroffen, aber die Wolken haben die Bergflanken noch fest im Griff. So bleibt Zeit, das reichhaltige Frühstücksbuffet durchzuprobieren. Die leckeren Waffeln werden auf Nachfrage frisch an den Tisch serviert und auch sonst bleiben kaum Wünsche offen.
Danach sind wir bereit für den Berg. Direkt neben dem Skiraum befindet sich der hauseigene Ski- und Snowboardverleih. Ich bedaure beim Anblick der coolen Stöckli-Skier, dass ich meine eigenen mitgeschleppt habe – das wäre gar nicht nötig gewesen! Da ich meine Ski diesen Winter aber eindeutig vernachlässigt hatte, wollte ich sie nicht wegen eines schicken, neuen Skimodells links liegen lassen.
Direkt hinter dem Hotel befindet sich der Seekopf-Sessellift. Da die Sichtverhältnisse noch immer schlecht sind, kehren wir oben auf eine heisse Schoggi im Bergrestaurant ein und warten auf die angekündigte Schönwetterfront. Die kommt pünktlich auf die Minute und kurz nach 10 Uhr reissen die Wolken auf und machen der Sonne Platz. Wir haben einmal mehr phänomenales Wetterglück und kommen in den Genuss von Pulverschneeabfahren bei Sonnenschein.
Das Skigebiet ist mit über 300 Pistenkilometern echt riesig und der Blick auf den Pistenplan hat uns im ersten Moment überfordert. Der Concierge vom Zürserhof empfahl uns auf Nachfrage eine schöne, klassische Runde via Madloch Joch und langer Skiroutenabfahrt nach Zug hinunter eine Rundtour via Lech und Rüfikopf zurück nach Zürs. Ein Grossteil dieser Rundtour entspricht dem legendären Weissen Ring. Generell sind die Pisten in Zürs anspruchsvoller als diejenigen in Lech. In Lech dagegen gibt es die schöneren Hütten. In Zürs fehlt die Nachfrage, da die meisten Hotels Vollpension anbieten und die Leute am Mittag im eigenen Hotel einkehren. Wer wie wir am Mittag gerne in eine urige Hütte einkehrt, dem empfehlen wir einen Abstecher zur Kriegeralpe. Eine Kaspressknödelsuppe gehört zu einem österreichischen Skitag einfach dazu, oder?
Einmal durchkneten bitte!
Zurück im Zürserhof erwartet und ein Verwöhnprogramm deluxe. Das Hotel gehört zu den Leading Spa Resorts und der Wellnessbereich ist grossartig! Unser Nachmittag im Aureus Spa startet mit einem Aufwärmen inklusive Körperpeeling im «Alpine Haman». Meine Haut fühlt sich vier Tage später noch wie ein Babypopo an. Danach ist für uns der Private Spa reserviert. Hier werden zuerst unsere verkrampften Muskeln mit einer Aromaöl-Massage gelockert. Im Anschluss haben wir Sauna und Ruheliege noch eine halbe Stunde für uns und werden obendrauf noch mit Snacks und frischen Smoothies verwöhnt. Ebenfalls toll ist der Infinity Pool mit Blick auf die Skipisten und der grosszügige Ruheraum mit Kamin in der Mitte (der brennt, sobald es eindunkelt). Wer sich und seinen Liebsten einen richtig tollen Wellnesstag gönnen möchte, der ist im Zürserhof definitiv an der richtigen Adresse. Für Familien gibt es übrigens einen extra Family Spa Bereich, der auf die Bedürfnisse der Kinder, Teens und ihren Mamas und Papas ausgerichtet ist.
Après-Ski im Zürserhof
Nach viel Sonnenschein, Pulverschnee und bädälä stossen wir am Abend glücklich entspannt mit einem Aperitif an, lauschen dem virtuosen Tastenspiel des Pianists Eddie Friel (seit 13 Jahren sorgt er hier für Stimmung und gehört damit praktisch zum Inventar) und schlemmen uns danach durchs Abendessen. KäseliebhaberInnen sollten dabei zurückhaltend sein. Weil nach dem Hauptgang erwartet sie ein phänomenales Käsebuffet. Wir haben darauf sogar Vacherin Mont-d’Or entdeckt. Nebst der schier endlosen Käseauswahl fällt mir das familiäre Ambiente positiv auf. Trotz der Beschränkung auf die Wintersaison hat der Zürserhof langjährige Mitarbeiterinnen, die Stammgäste wie alte Freunde begrüssen. Sympathisch!
Und wie immer, wenn es einem irgendwo besonders gefällt, vergeht die Zeit wie im Flug. Ich wäre gerne noch länger im Infinity Pool herumgeplanscht und mehr vom Skigebiet gesehen – so wissen wir zumindest, wo es uns hinzieht, wenn wir mal wieder diese gelungene Kombination aus Pistenspass und Erholung brauchen.
Weitere Tipps und Infos rund um den Zürserhof
- Doppelzimmer mit Vollpension ab 430 Euro / Nacht
- Für Schlechtwettertage bietet der Zürserhof nebst dem grossen Wellnessbereich einen grossen Fitnessraum mit Gymnastikprogramm und eine Multisport- sowie Tennishalle
- Das Alpine Hamam Erlebnis kostet für zwei Personen 143 Euro
- Das Aureus Private Spa Ritual kostet pro Stunde 195 Euro (exklusive Treatment)
- Der Tagesskipass fürs Gebiet Ski Arlberg kostet 52 Euro (aktuelle Infos hier)
Hinweis: Wir wurden vom Hotel Zürserhof zu diesem Aufenthalt eingeladen. Alle Eindrücke / Meinungen sind die unseren.