Ich schreibe diese Zeilen aus der Stube eines kleinen, schnuckeligen Holzhauses direkt am Ufer des Lyngenfjord. Der dritte Stopp unseres Lappland-Roadtrips ist genauso malerisch, wie Blockhausferien in Nordnorwegen in den Reisekatalogen beworben werden. Weitab der Lichtverschmutzung warten wir hier auf die Nordlichter. Die Vorhersagen sind für diese Nacht vielversprechend, doch die dichte Wolkendecke wird uns vielleicht einen Strich durch die Rechnung machen. Ich nutze die Wartezeit, um euch unsere Highlights aus Tromsø zu zeigen. Die grösste Stadt Nordnorwegens lag etwas quer in unserer Reiseplanung und die Fahrt dorthin bedeutete, eine Strecke von rund 120 km zweimal zu fahren. Nachdem uns vor zwei Jahren Trondheim positiv überraschte, wollte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen und integrierte Tromsø in unsere Reiseroute. In den Wintermonaten ist Tromsø ein beliebter Ausgangspunkt, um auf Nordlichtjagd zu gehen – dementsprechend «gefüllt» ist die Stadt mit dick eingemummten Touristen, die ihr ganzes Fotoequipment herumschleppen. Von Finnisch-Lappland herkommend empfing uns Tromsø mit geradezu angenehmen 0° Celsius.
Getan im Winter
Aussichtspunkte gesucht
Als allererstes haben wir uns auf die Suche nach schönen Aussichtspunkten gemacht und sind auf der tief eingeschneiten Terrasse der Tromsø Maritime Skole fündig geworden. Zum Aufwärmen und gleichzeitig die Stadt überblicken, empfehle ich euch einen Abstecher in die oberste Etage der Tromsø Bibliothek (Grønnegata 94) – das Gebäude gehört zu den spannendsten modernen Bauwerken der Stadt.
Durch das historische Zentrum von Tromsø spaziert
Das Zentrum der grössten Stadt Nordnorwegens kann bequem zu Fuss erkundet werden. Die Gehsteige sind dank Heizung – eine Extravaganz, die man sich hier im hohen Norden leistet – schneefrei. Die historischen Gebäude befinden sich zwischen der Storgata und dem Hafengelände. Zu entdecken gibt es unter anderem die nördlichste Brauerei Macks, die Domkirche in der Stadtmitte und das alte Bryggen Quartier, wo sich das Polarmuseum befindet. Wer sich für die Geschichte der Polarexpeditionen interessiert, sollte einen Blick ins Museum werfen.
Tromsø’s moderne Seite abgelichtet
Tromsø hat auch eine sehenswerte moderne Seite. Nebst Street-Art Entdeckungen und bunt bemalten Häusern ist die von JAF Arkitektkontor AS designte stahlbeton-Konstruktion des Polaria Museum sehenswert.
Mit den Schneeschuhen auf den Hausberg gestapft
Eigentlich könnte man den Hausberg Storstein bequem mit der Luftseilbahn (Fjellheisen) erklimmen. Von hier oben gibt es den Postkartenblick über die Stadt mit ihrer markanten Bogenbrücke und der Eismeerkathedrale. Mit Glück kann man im Winter von hier oben gleichzeitig die tanzenden Nordlichter über der beleuchteten Stadt ablichten. Doch leider befindet sich die Seilbahn in diesem Winter in Revision und so ist eigene Muskelkraft gefragt.
Wir stapften trotz dichtem Schneegestöber los und folgten einem der ausgeschilderten Wanderwege, der als Trail im Schnee ersichtlich war (zwei andere Routen waren abgesperrt). Da die Sicht schlechter wurde, kehrte ich auf halbem Weg zum Auto zurück. Der Freund bewältigte alle Höhenmeter, musste oben aber aufgrund starker Schneeverwehungen und schlechter Sicht ebenfalls ohne «Trophäenfoto» zurückkehren. Tja. Trotzdem eine schöne Schneeschuhtour für alle, die gerne ein paar Stunden an der frischen Luft sind (Aufstieg über die 3.8 km Route rund 1.5 Stunden).
Nach Polarlichter Ausschau gehalten
Broschüren, die Nordlicht-Touren bewerben, findet man in Tromsø an jeder Ecke. Ich habe mir kurz überlegt, ob ich spontan eine Tour buchen soll (angeblich mit Erfolgsquoten bis zu 82%). Doch die schlechten KP-Prognosen liessen mich die rund 950 NOK, die so eine Tour kostet, lieber in ein gutes Nachtessen investieren. Auch ohne Nordlichter, ist die beleuchtete Skyline ein Foto wert.
Gegessen – Restaurant in Tromsø
Zugegebenermassen, der Tromsø-Abstecher war durchaus auch kulinarisch motiviert und wir wurden nicht enttäuscht. An tollen Cafés und abwechslungsreichen Restaurants mangelt es der Stadt nicht.
Kaffeepause No1 | Risø mat & kaffebar, Strandgata 32
Einen perfekt gebrauten Latte, ein feines Stück Apfelkuchen und eine gemütliche Sitzecke mit Ausblick auf die Strasse – das gibt es in der Risø mat & kaffebar.
Kaffeepause No2 | Kaffebonna, Strandtorget 1
Sonntags haben leider viele Cafés und Restaurants geschlossen oder öffnen erst gegen den Abend. Die Kaffebonna ist eines der wenigen Cafés, das auch am Sonntag vor 12 Uhr mittags die Gäste mit Kaffee versorgt.
Bagel-Stärkung | Lugar 34, Storgata 34
Für 85 NOK werden im Café Lugar 34 Lachs-Ei-Mayo Bagels frisch zubereitet. Die leckerste Zwischenverpflegung ever!
Lunch mit Stil | Bardus Bistro, Cora Sandels gate 4
Ich mag Restaurants mit kleinen Karten. Ein Indiz dafür, dass die Gerichte frisch und saisonal zubereitet sind. Mit gerademal sechs Gerichten auf dem Lunch-Menu wird das Bardus Bistrot diesem Kriterium gerecht. Zur Auswahl stehen unter anderem eine Tagessuppe, der Tagesfang, Fish Cake, Cod Tongue (eine Fisch-Spezialität) und der Bardus-Burger. Unbedingt noch einen Rest-Appetit fürs Dessert miteinrechnen. Der Cheescake ist top!
Sushi Night | Ra Sushi & Bar, Skippergata 16
Sushi-Liebhaber kommen im Ra Sushi & Bar auf ihre Kosten. Wir bestellten die Rå Fangst Kombi (325 NOK für 16 Stück) und kamen so ganz unverhofft zur Möglichkeit, ein Stück Walfleisch zu probieren. Das hätte ich mir zwar nie bestellt, probiert habe ich es dann doch und geschmeckt hat es eigentlich ganz gut.
Geschlafen – Hotel in Tromsø
Übernachtet haben wir im Smarthotel Tromsø, das für seine zentrale Lage ein faires Preis-Leistungsangebot bietet. Für eine Nacht haben wir 750 NOK im Doppelzimmer bezahlt, wobei man bei einer kuscheligen Bettgrösse von 1,2 m seinen Reisepartner doch gut kennen sollte. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, dann seid ihr hier am richtigen Ort. In der Nähe des Hotels hat es kostenlose Parkplätze, wobei die bei unserer Ankunft alle besetzt waren. Wir haben deshalb in der Tiefgarage in der Grønnegata geparkt und für die rund 24 Stunden Einstellzeit 270 NOK bezahlt. Praktischer Nebeneffekt der Tiefgarage war, dass wir unser Auto nicht unter einer dicken Schneeschicht ausgraben mussten.
Wunderschöne Fotos! Also Road Trip von Finnland nach Trømso? Genau meine Plan für den Winter 2017.
Genau :) gestartet in Levi und dann vie Tromsö und Alta nach Inari und dann wieder zurück nach Levi
…ich weiss nicht was schreiben… es macht einfach megaspass(!) diese tollen Bilder anzuschauen :D !!
Viel Schpass weiterhin auf eurer Reise :)
Dankeschön! Das freut mich :)
Wooow, wirklich tolle Bilder!!!
Könntest du einem Foto-Anfänger evtl. erklären, wie du es schaffst sooo tolle Farben in den Fotos hinzubekommen (z.B. bei der Skyline von Tromso)?
Liegt das mehr an den Einstellungen der Kamera oder an der Nachbearbeitung? Fliegen nämlich in einer Woche auch nach Tromso. :)
Liebe Grüße,
Christoph
Hoi Chistoph danke für deinen Kommentar – also bei den Nachtfotos ist wichtig, dass du diese mit Stativ und ISO 100 machst, so wird das vorhandene Lichtspektrum optimal eingefangen. Wir machen zudem alle Fotos im RAW-Format und entwickeln diese dann mit Lightroom. Dort veränderen wir aber nicht die Farben, sondern korrigieren im wesentlichen den Weissabgleich und die Helligkeit. Das Resultat ist somit ein Kombi aus manuellen Kameraeinstellungen (Langzeitbelichtung mit ISO 100) und dem «Finetuning» mittels Lightroom.
Hallo und lieben Dank für die schnelle Antwort! Aber eigentlich bezog ich mich auf die Fotos bei Tag (Eismeerkathedrale-Tromso-Aussicht.jpg + Tromso-Skyline.jpg). Die find ich nämlich besonders beeindruckend. Sorry für die Unklarheit…
Hoi Christoph ach so – dort ist das eine Kombi aus dem tollen sanften Nordlicht und einer leichten Überbelichtung (falls du Automatik fotografierst sind Winterbilder in der Tendenz eher unterbelichtet und dann kommen die Farben auch weniger gut raus).
Hallo Anita, habe gerade einen Cappucchino in der Kaffebonna in Tromsø getrunken 😎
Ich mag deine Reiseberichte sehr, und finde immer hilfreiche Tipps wenn ich unterwegs bin, und die tollen Aufnahmen sind inspirierend, danke! Tromsø über Weihnachten ist eine spezielle Zeit. es ist nur ca. 2,5 h hell.
Nordlichter haben wir keine gesehen, dafür Buckelwale und Orcas.
Liebe Grüsse
Vielen Dank für deinen Kommentar – freut mich, dass du hier hilfreiche Tipps findest und ich kann mir gut vorstellen, dass Tromso über Weihnachten ein ganz besonderes Reiseziel ist. Wir hatten im Februar bereits wieder deutlich mehr Stunden mit Tageslicht.