130 Kilometer von der Côte d’Azur in die naturbelassene Region Var. Die Route du Mimosa von Grasse nach Bormes-les-Mimosas ist ein abwechslungsreicher Roadtrip entlang Südfrankreichs herrlichen Küstenabschnitten. Im Mittelpunkt sind die gelb leuchtenden Mimosenblüten – die Einheimischen nennen sie liebevoll «Wintersonne», da sie ab Februar in voller Blüte steht. Wem die grauen Wintertage Ende Februar langsam auf den Geist geht, für den ist die Route du Mimosa ein ideales Reiseziel, um Sonne zu tanken und Frühlingsluft zu schnuppern. Bei der Rückkehr fühlt sich der Winter bei uns nur noch halb so schlimm an. Versprochen!
Südfrankreich Roadtrip: Start in der Parfümstadt Grasse
Doch das mit dem Wetter startet enttäuschend. Nizza empfängt uns an einem Donnerstagabend grau in grau. Zudem sind wir aufgrund unserer Flugverspätung just mitten im chaotischen Abendverkehr gelandet. Die kurze Fahrt nach Grasse – keine dreissig Minuten – zieht sich dadurch in die Länge, und als wir endlich vor Ort eintreffen, ist es bereits am Eindunkeln. Der erste Blick aufs Hügelstädtchen ist dennoch vielversprechend. Dem Magenknurren folgend kehren wir zum Auftakt am Altstadtrand (10 Place de la Foux) im Restaurant Trois Garçons ein. Die Spezialität des Hauses: im grossen Parmesan Laib umgerührtes Risotto mit tagesaktuellen Zutaten. Sehr fein!
«Sind das Mimosen?», will ich am nächsten Morgen beim ersten Sichten eines gelb leuchtenden Strauchs wissen. Die Erkenntnis: Nicht jeder gelbe Strauch ist eine Mimose. Zu dieser Jahreszeit strahlen nebst den Mimosen noch andere Küstenpflanzen um die Wette. «Dort am Hügel siehst du sie blühen», informiert mich unser Guide und zeigt Richtung Massif du Tanneron. Nebst den bekannten Rosen und Jasminblüten aus Grasse, waren die Mimosen einen ganz wichtigen Bestandteil der boomenden Parfüm- und Kosmetikindustrie. Einen spannenden Überblick über die Geschichte des Parfüms gibt es im internationalen Parfümmuseum in der Altstadt von Grasse. Wobei meine Nase bei all den Schnuppermöglichkeiten auf Probe gestellt wird. Gleiches gilt beim anschliessenden Rundgang durch die Altstadt. An manchen Stellen haben ehemalige Parfümwerkstätten bis heute eine leichte Duftnote hinterlassen.
Wir folgen den Spuren von Jean-Baptiste Grenouille, dem Parfümeur aus Patrick Süskinds bekanntem Roman «Das Parfüm» durch die engen Altstadtgassen. Einer der heute die Szene mit neuen Ideen aufmischt ist Didier Gaglewski. Die Türen zu seinem kleinen Parfümgeschäft stehen einladend offen und ich kann mir einen Blick hinein nicht verkneifen. Besonders angetan bin ich von seinem Parfüm «Journaliste» – eine leicht orientalische Gewürznote. Interessanterweise ist es für Herren gedacht. Ein Stadtbummel macht hungrig – auf Empfehlung von Ela, die auf ihrem Blog über die kulinarischen Facetten von Grasse berichtete, besorgen wir uns die typischen mit Orangenblütenwasser verfeinerten Fougassette. Zum Abschluss unseres Rundganges stoppen wir bei der historischen Parfümfabrik Fragonard, wo täglich Führungen durch das Betriebsgebäude angeboten werden. Die Grossproduktion findet heute ausserhalb der Altstadt statt. Die alten Maschinen sind aber nach wie vor täglich in Gebrauch. Was ausserhalb des Stadtzentrums vollautomatisiert passiert, wird hier in Handarbeit Schritt für Schritt verarbeitet. Wer danach im Shop ein Mitbringsel kauft sieht den Unterschied – ob automatisiert oder in der alten Fabrik verarbeitet – nicht.
Route du Mimosa: 1. Etappe von Grasse nach Mandelieu
Wir lassen Grasse hinter uns und folgen den Mimosen Richtung Küste. Mandelieu-la-Napoule nennt sich selbst die Mimosenhauptstadt des Département Alpes-Maritimes. Bei unserem Spaziergang durch die gelb leuchtende Hügellandschaft des Massif de Tanneron oberhalb des charmanten Küstenstädtchens wird klar wieso. Hier gedeihen die wilden Mimosen prächtig! Nebst den wilden Mimosen gibt es auch sogenannte «Mimosiste» wie Bernard Vial, der die Pflanze kultiviert und in beheizten Räumen früher zum Blühen bringt.
In Mandelieu spazieren wir vom markanten Schloss la Napoule dem Küstenstreifen entlang bis an den schön gelegenen Strand von La Raguette mit gleichnamigen Bistrot. Dieses ist auch ausserhalb der Saison zur Mittagszeit gut mit Einheimischen gefüllt. Ein gutes Zeichen – und wir werden kulinarisch nicht enttäuscht.
Abstecher ins Massif de l’Estérel
Dass die Mimosen nicht überall gleichermassen gern gesehen sind, erfahren wir beim Abstecher ins Massif de l’Estérel. Doch zuerst einmal bestaunen wir die faszinierende Landschaft, durch die wir durchfahren. Die malerische Küstenstrasse am Fusse des im Abendrot rot leuchtenden Massivs entspricht allen Ansprüchen einer spannenden Roadtripstrecke und bringt uns (nicht ohne zahlreiche Fotostopps) ins Küstenstädtchen Saint Raphaël im Départment Var. Nach einem feinen Abendessen im beliebten Globe Trotter’s Café, geht’s früh ins Bett. Am nächsten Tag wird uns der Wecker nämlich früh aus den Träumen reissen.
So ist es. Wir wollen für den Sonnenaufgang zurück an das Küstenstück direkt unterhalb des Cap Roux, um die Morgenstimmung einzufangen. Nach dem verhaltenen Start in Nizza entspricht die Wetterlage nun unserem Wunschprogramm. Danach begleitet uns Marieka vom Tourismusbüro Saint Raphaël in den Naturpark Massif de l’Estérel. Als invasive nicht einheimische Pflanzen sind die Mimosen innerhalb des Naturparks den Ökologen ein Dorn im Auge. Wir entdeckten vereinzelte Sträucher am Strassenrand. Im Gegensatz zum Massif de Tanneron, lässt sich dies aber beinahe an einer Hand abzählen. Im Estérel-Gebirge stehen die endemischen Pflanzenarten im Fokus des Natur- und Landschaftsschutzes. Die wilde Schönheit des Bergmassivs lässt sich bestens zu Fuss oder mit dem Velo erkunden. Die Königstour ist dabei die Umrundung des Cap Roux. Dafür fehlt uns leider die Zeit. Stattdessen machen wir einen Abstecher zur markanten Felsformation Pic de l’Ours mit Panoramablick über den Küstenstreifen davor.
Kurvenreich von Saint-Raphaël nach Bormes-les-Mimosas
Die letzte Roadtrip-Etappe bringt uns durch wild-romantisches, unbebautes Hinterland und locker bebaute Küstenlandschaften bis in die Mimosenhauptstadt des Département Var Bormes-les-Mimosas. Viele Städter aus dem Einzugsgebiet Nizza zieht es am Wochenende in die Gegend südlich von Saint Raphaël. Sie schätzen die weitläufige Natur, die im dicht bebauten Küstenstreifen zwischen Nizza und Cannes rares Gut ist. Unterwegs lohnt sich ein Stopp im belebten Küstenstädtchen Sainte-Maxime (mit sehr guten Restaurants wie das Badiane). Ebenfalls empfehlenswert ist ein Abstecher ins Hügeldorf Gassin. Dieses ist zwar nicht direkt Bestandteil der Route du Mimosa, gehört aber zu den «plus beaux villages de france» und bietet einen herrlichen Blick über die Bucht von Saint-Tropez.
Nach 130 Kilometer vollgepackt mit spannenden Eindrücken und schönen Aussichten erreichen wir Bormes-les-Mimosas – wahlweise End- oder Anfangspunkt der Route du Mimosa. Unser Timing ist perfekt, da wir das Wochenende erwischen, wo der legendäre Corso Fleuri in Bormes-les-Mimosas stattfindet Im Februar werden aber beinahe an jedem Wochenende in einem der Dörfer entlang der Route ähnliche Feste veranstaltet – die Chancen stehen somit gut, dieses Spektakel in die Reise zu integrieren. Wer sich für die Vielfalt der Mimosenwelt interessiert, der sollte zudem einen Abstecher zur Baumschule von Julien Cavatore ausserhalb von Bormes einplanen. Bei ihm gibt es die grösste nationale Mimosensammlung zu bewundern.
Unterkunftstipps entlang der Route du Mimosa
- Grasse
Hotel Mandarine – sehr einfaches Hotel mit tollem Blick über die Altstadt
Bastide Saint Mathieu – wunderschönes Boutique Hotel - Saint Raphël
Hotel Excelsior – gut gelegenes 4-Sterne Hotel an der Strandpromenade
La Villa Mauresque – kleines Luxushotel mit Pool - Bormes-les-Mimosas
Hotel Restaurant New Life – lässiges Boutiquehotel (etwas ausserhalb gelegen)
Weitere Infos zur Route du Mimosa findet ihr hier: routedumimosa.com
Hinweis: Unsere Reise entlang der Route du Mimosa wurde von Atout France, dem Comité Régional de Tourisme Provence-Alpes-Côte d’Azur, Visit Var sowie den lokalen Partnern in Grasse, Mandelieu-la-Napoule, Saint-Raphaël und Bormes-les-Mimosas unterstützt.
Einzelne von Ihren Artikel gelesen, die Fotos gefallen mir, auch wenn der Text machmal ein bischen zu kurz kommt.
Die Cote d’Azur Anfang der 80er mit meinem Vater abgereist, der auch die Basis meiner Reise-Liebe gelegt hat.
Eine Gegend, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, ist nicht unbedingt so weit entfernt – nämlich die Provence. Hier läuft natürlich alles
über Marseille. Die Hotels dort sind allerdings sehr teuer, ob in aix, Avignon oder Orange.
Ich werde sicher die Zeit finden, noch einzelne weitere Berichte von Ihnen zu lesen.
Einiges nachzulesen auch meinem eigenen Blog.
Guten Tag Herr Roth – Sie finden, der Text kommt in meinen Beiträgen manchmal zu kurz – interessante Feststellung – viele meiner Beiträge haben nämlich über 1’000 Wörter, was ich persönlich schon als eher «viel Text» bezeichnen würde. Grundsätzlich geht es mir hier nicht darum, Romane zu produzieren, sondern informativ und unterhaltende Beiträge zu schreiben. Die sind manchmal halt etwas länger und manchmal etwas kürzer.