«Dort am Hang, wo die Mimosen blühen», pflegten die Leute zu sagen, wenn sie vom kleinen Städtchen Bormes am Fusse des Massif des Maures sprachen. Und so wurde Bormes 1968 zu Bormes-les-Mimosas umgetauft und zum Ausgangspunkt der 130 Kilometer langen Route du Mimosa ernannt. Wir haben uns letzte Woche auf Entdeckungsreise entlang dieser touristischen Route, die den gelb blühenden Mimosen gewidmet ist, begeben. Wobei die Mimose eigentlich keine endemische Pflanze der südfranzösischen Küste ist. Kapitän Cook hat das Akaziengewächs im 19. Jahrhundert von Australien nach Europa gebracht. Und da sich diese an den sonnenverwöhnten Hängen zwischen Nizza und Hyères pudelwohl fühlten und schnell ausbreiteten, trugen sie bald massgeblich zur Entwicklung der lokalen Kosmetikindustrie bei. Die wirtschaftliche Bedeutung der (heute aufgrund ihrer invasiven Art nicht überall gern gesehenen) wilden Mimosen war anfangs des 20. Jahrhunderts so bedeutend, dass ihr zu Ehre Feste veranstaltet wurden. Diese Blumenumzüge finden während der Blütezeit zwischen Ende Februar und anfangs März in verschiedenen Dörfern entlang der Route du Mimosa statt – und wir hatten das Glück, pünktlich zum 79. Corso Fleuri in Bormes-les-Mimosas einzutreffen.
Idylle à la Bormes-les-Mimosas
Wir starteten unseren Route du Mimosa Roadtrip in Grasse und erlebten den Corso Fleuri als fulminantes Schlussbouquet in Bormes-les-Mimosas. Und auch wenn an den übrigen 51 Wochenenden des Jahres kein Blumenumzug auf dem Programm steht, ist das idyllische Städtchen eine Reise wert. Vieux Bormes hat alle Zutaten, die es für ein fotogenes, charmantes südfranzösisches Küstenstädtchen braucht: verwinkelte Gässchen, Aussichtspunkte mit Meerblick, bunt angemalte Häuser, duftende Mandarinenbäume und an jeder Ecke einen blühenden Strauch.
Corso Fleuri – ein Dorf steht Kopf
Seit 79 Jahren feiern die Bewohner von Bormes-les-Mimosas den Frühling mit einem Umzug aufwändig geschmückter Blumenwagen. Die Sujets der einzelnen Wagen sind streng geheim und werden erst am Umzug gelüftet. Wir durften ausnahmsweise am Vortag einen Blick hinter die Kulissen verwerfen und den Vereinen (Fischerclub, Tennisclub…) bei den intensiven Vorbereitungsarbeiten über die Schultern schauen. Mit Mimosen und Schnittblumen werden unter sachkundiger Anweisung jahrelanger «Corso-Fleuri-Veteranen» Ladewagen zu Kunstwerken verwandelt. Die Wahl des Sujets ist Bestandteil mehrerer intensiven Stammtisch-Diskussionen, wie uns der Chef des Fischervereins «Pointe du Gouronne» verrät. Kurz vor 17:00 Uhr sind die Arbeiten noch im Gang und wir gespannt, wie das Resultat in weniger als 24 Stunden aussieht.
Wer Bormes-les-Mimosas am Corso-Fleuri Wochenende besucht, erlebt das Städtchen im Ausnahmezustand. Bereits am Vormittag wird der Kern für den Autoverkehr gesperrt. Ein Shuttle bringt die Besucherströme von den grossen Parkplätzen ins Zentrum. Auch wir nutzen das Angebot und stehen kurz nach 10 Uhr rund 30 Minuten in der Schlange, um einen Shuttle-Platz zu ergattern. Im Zentrum verteilen sich die Menschenmassen gut. Die Zeit bis zum Umzug vertreiben wir mit einem ausgedehnten Streifzug durch die Gässchen. Der Startschuss für den Corso Fleuri fällt um 14:30 Uhr. Danach fährt die Parade vier Mal die Hauptstrasse hoch und runter. Zwischen den einzelnen Wagen gibt es musikalische und tänzerische Unterhaltung. Eine Art Fastnachtsumzug, begleitet von einem Speaker und mit anschliessendem Voting für den schönsten Wagen. Der Publikumspreis ging in diesem Jahr an den Wagen Nr. 14 mit dem Thema «Spanien». Auf jeden Fall ein absolut sehenswertes Spektakel!
Und wem – wie uns – nach all dem Trubel der Magen knurrt, der findet im Restaurant Le Jardin den perfekten Platz, um den Tag mit dem passenden Menü auszuklingen. Das Gastgeberpaar Juliette und Loïc tischt mitten in Bormes saisonal inspirierte lokale Gourmetküche auf. Uns hat es von A bis Z geschmeckt. Extrapunkte gibt es gemäss Freund für das lauwarme hausgemachte Schoggiküchlein: Genauso sollte es sein!
Hinweis: Unsere Reise entlang der Route du Mimosa wurde von Atout France, dem Comité Régional de Tourisme Provence-Alpes-Côte d’Azur, Visit Var sowie dem lokalen Partner Bormes-les-Mimosas Tourismus unterstützt.
Ein wunderschöner Artikel, danke dafür!
Soooo schön!! Ich bin gerade ganz zufällig hier gelandet und bei den tollen Bildern hängen geblieben. Wir haben letztes Jahr ganz in der Nähe geheiratet – da sind Erinnerungen wach geworden. :)