Kurve um Kurve schlängelt sich die schmale Strasse von Visp ins 600 m höher liegende Visperterminen – oder «Tärminu», wie die Einheimischen ihr Dorf nennen. Kurz vor dem Weiler Oberstalden bleibt mein Blick an einer Inschrift eines sonnengebräunten Walliser Hauses hängen:
Wer nicht liebt den Heidawein der ist ein Narr und bleibt daheim
Narren sind wir keine. Der Heida lockte uns bereits im vergangenen September mitten in den höchsten Weinberg Europas. Auch diesmal sind wir in kulinarischer Mission in Richtung Heidadorf unterwegs.
Kulinarische Schneeschuhwanderung – das Einlaufen
Mehrmals jährlich lockt Visperterminen mit kulinarischen Anlässen die Gäste ins Heidadorf. Die begehrten Tickets zu erhalten, kann tricky sein. Für die legendäre Weinwanderung – das Wii-Grill-Fäscht – sind die Tickets meist kurz nach der Eröffnung des Vorverkaufs ausverkauft. Das Winter-Pendant – die kulinarische Schneeschuhwanderung – findet im kleineren Rahmen, dafür aber zweimal pro Saison statt. Auch hier ist die Nachfrage gross. Das Package «Kulinarische Schneeschuhtour Plus» richtet sich an Leute mit einer längeren Anreisezeit, die gerne das Event mit einem verlängerten Wochenende kombinieren möchten. Zwei geführte Schneeschuherlebnisse inklusive feinem Essen sind Grund genug, am Freitag in der Früh anzureisen. Vor allem dann, wenn die Sonne vom Himmel lacht.
So stapfen wir bereits am Freitagmorgen kurz nach elf Uhr zusammen mit Guide Heinz Stoffel durch den Schnee bergwärts Richtung Gibidumpass. Der steile Anstieg unter dem prallen Sonnenschein lässt den einen oder anderen unserer elfköpfigen Gruppe schnell aus der Puste kommen. Wie war das nochmals mit der «leichten Einstiegstour»? Doch die Schweisstropfen sind beim Anblick der Walliser Viertausender inklusive Matterhorn schnell vergessen. Rund drei Stunden dauert die Rundwanderung. Zurück im Bergrestaurant wird ein feines Fondue serviert. Angestossen wird wahlweise mit Heida oder Johannisberger aus der St. Jodern Kellerei. Prost!
Kulinarische Schneeschuhwanderung – die legendäre Tour
Am nächsten Tag begrüsst uns das Wallis mit weissen Gipfeln vor einem wolkenlos blauen Himmel. Ganz im Westen sind die ersten Anzeichen der angekündigten Front in Form von dünnen Schleierwolken auszumachen. Doch die Sonne sollte bis zum Ende der kulinarischen Schneeschuhtour durchhalten. Gestartet wird im Halbstundentakt in 18er-Gruppen mit Guide. Da wir erst um 11:30 Uhr an der Reihe sind, beobachten wir das Geschehen von der Sonnenterrasse des Bergrestaurants aus.
Heute folgt das kulinarische Vergnügen nicht erst auf die harte körperliche Arbeit. Die kulinarische Schneeschuhwandern startet mit dem Verteilen der Weingläser. Auf dem Trockenen soll hier niemand sitzen und so wird das Glas auch gleich mit einem Schluck Johannisberger aufgefüllt. Nach dem Apéro geht es ab auf die erste Etappe. Wir verstauen das Glas griffbereit in einer extra angefertigten Halsumhängetasche und stapfen im Gänsemarsch los. Die Laufstrecken zwischen die kulinarischen Stopps sind jeweils zwischen 30 bis 45 Minuten lang. Genauso lang dauern die jeweiligen Stopps. Die Einstiegsetappe führt gemütlich geradeaus Richtung Senntum. Auf frischen Ziger, Gschwelti, Käse und Heringsfilet mit einem Glas Heida beim ersten Hüttenstopp, folgt ein steiler Anstieg. Die würzige Bouillon beim zweiten Stopp gibt uns den nötigen Energiekick um die restlichen Höhenmeter bis zur Schäferhütte zu bewältigen.
Mitmarschieren mag hier jeder, der sich regelmässig draussen in der Natur bewegt. Bei den Zwischenstopps, wo unser Guide jeweils grosszügig Wein ausschenkt, bleibt genug Zeit, um zu verschnaufen und die Aussicht zu geniessen. Oben bei der Schäferhütte angekommen, wird uns Walliser Gsottus aufgetischt. Das typische Walliser Gericht bestehend aus getrockneten Fleischstücken, Wurst, Kartoffeln und Reis haut mich nicht vom Hocker. Da hätte ich Cholera vorgezogen, doch bei dem Panorama und der lustigen Stimmung – je weiter wir mit den Schneeschuhen kommen, desto heiterer lässt der Wein einen Teil unserer Gruppe werden – ist das Gsottus sowieso nur eine Nebensache. Ich greife stattdessen beim letzten Stopp kräftig zu. Im Stafolti wird uns ein köstlicher Apfelstrudel mit Vanillesauce und Kafi-Schnaps serviert. Der heitere Teil unserer Gruppe hat zwischenzeitlich Fahrt aufgenommen und singt lauthals «so a schöner Tag». Dem haben wir nichts mehr zuzufügen.
Tipps rund um die Kulinarische Schneeschuhwanderung:
- Wer trotz allem noch hungrig sein sollte, dem kann ich das Restaurant Hotel Rothorn empfehlen. Seit Dezember schwingt hier Arno Kirchmayr zusammen mit Aurélie Bourquin den Kochlöffel. Die Karte überzeugt mit lokalen Produkten und kreativen Gerichten wie Polentatortellini mit Bergkräutern.
- Am Sonnenhang hoch ob Visperterminen kann man auch Skifahren. Die Tageskarte kostet 43 CHF.
- In der St. Jodern Kellerei werden die Reben vom höchsten Weinberg Europas zu feinen Tropfen verarbeitet. Ein Stopp auf dem Rückweg nach Visp lohnt sich.
Hinweis: Heidadorf Visperterminen Tourismus hat uns zum kulinarischen Schneeschuhweekend eingeladen. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Liebe Anita,
da wollte ich mir eine kleine Pause während der Arbeit gönnen, um Deinen wunderbaren Artikel zu lesen und jetzt? Hab ich Hunger und will sofort ab in die Berge. Ich würde sagen, alles richtig gemacht. :)
Liebe Grüße Steffi