Manchmal reicht ein fruchtig-süsser Tropfen, um die Aufmerksamkeit des Gastes zu wecken. Als uns im Juli bei unserem Aufenthalt im Hotel Nest- und Bietschhorn im Lötschental ein Heida Melodie ausgeschenkt wurde, war mein Interesse geweckt. An den exakten Namen des Weines konnte ich mich zwar unmittelbar nach der Reise nicht mehr erinnern, doch geblieben ist mir seine Herkunft. Visperterminen. Grund genug, auf der Durchreise nach Saas Fee einen Abstecher ins „Heidadorf“ zu machen.
Heida – Weinterrassen über 500 Höhenmeter
Wer genug Zeit mitbringt, der erkundet den höchsten Weinberg Europas, wo vom Talboden bis auf 1‘150 m ü. M. Heida, Fendant, Johannisberg, Muscat, Resi, Gamay und Pinot Noir Rebsorten zu herrlichen Tropfen heranreifen, zu Fuss auf dem Reblehrpfad ab Visp oder auf geführten Weinwanderungen.
So viel Zeit hatten wir an diesem Nachmittag leider nicht und so begutachteten wir die ganze Pracht vom obersten Punkt des Weinberges, wo sich das Zunfthäuschen befindet. Die Traubenlese startet in den kommenden Tagen. Aufgrund der Höhenunterschiede ziehen sich die Arbeiten über mehrere Wochen hin. Die meisten Trauben werden in die St. Jodern Kellerei in Unterstalden – ebenfalls auf dem Gemeindegebiet von Visperterminen gelegen – abgeliefert und dort zu edlen Weiss- und Rotweinen weiterverarbeitet. Von den jährlichen produzierten 300‘000 Litern Wein macht der Heida rund ein Drittel aus. Mit Erfolg! Der Heida Barrique 2012 wurde vom Decanter Award als bester Weisswein ausgezeichnet.
Ein Stopp bei der Kellerei lohnt sich. Wer mehr über die Weine erfahren möchte, nimmt an einer Kellerführung mit anschliessender Weindegustation teil oder probiert einen Schluck des gefährlich guten Heida Melodie im Kellerei-Laden.
Ein jährliches Highlight ist das Wiigrill-Fäscht, das jeweils anfangs September stattfindet und meistens schon Monate vorher restlos ausverkauft ist.
Uriges Heidadorf
Wer der kurvenreichen Strasse von Unterstalden Richtung Visperterminen hoch folgt, der kommt an den Weilern Oberstalden, Bitzinen und Niederhäusern vorbei. Jedes für sich eine kleine Pracht. Mein Favorit ist das schnuckelige Milch- und Brennhäuschen in Oberstalden. In Visperterminen genehmigen wir uns nach einem kurzen Rundgang durch den urigen Dorfteil mit seinen sonnengebräunten Speichern ein Plättli mit einem Heida – wie könnt’s auch anders sein. Danach müssen wir leider Richtung Saas Fee weiter. Wie gern wäre ich noch ein bisschen länger hier oben geblieben und hätte die geschorenen Schwarznasenschafe besucht, Wanderungen entlang der Suonen unternommen und auf dem schiefen Herrenviertelplatz einen Schwatz mit alteingesessenen Visperterminer gehalten. Wir kommen wieder, garantiert.
Hinweis: Unser Besuch in Visperterminen wurde von Heidadorf Visperterminen Tourismus unterstützt. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Der Eingeborene sagt übrigens «Täärbinu».
Das Heidadorf hat eine App zum Wallisertiitsch lernen. Leider ist es (noch) nicht mit der neusten Samsung-Android-Version kompatibel. Sonst hätte ich selbstverständlich schon fleissig Vokabeln gepaukt. ;)
Toller Artikel und wunderschöne Fotos :-)
Viele Grüße
Mathias – underwaygs.com