Italienische Städte und ich sind keine Freunde. Lebhaft habe ich eine meiner ersten Städtereisen im Kopf. Ich war knapp 12 Jahre alt und besuchte zusammen mit meinem Vater Rom, die Ewige Stadt. Drei Dinge sind mir in Erinnerung geblieben – die elendslange Menschenschlange vor der Sixtinischen Kapelle und die damit verbundene, nicht endend wollende, Wartezeit, das Verkehrschaos und der knapp bemessene Platz für Fussgänger und die vielen Wäscheleinen vor den Fenstern. Die Erinnerungen an die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten sind dagegen vollkommen verblasst. Danach dämpften die eher negativen Erinnerungen die Reiselust nach Italien.
Doch dieses Jahr wollte ich Bella Italia eine zweite Chance geben. Der Start verlief vielversprechend und der Lago die Como konnte im Nu mein Herz erobern. Als Zweites wagte ich mich an eine klassische Toskana-Tour mit Stopps in Florenz, Siena und der Chianti-Region. Aber schon nach fünf Minuten Florenz hatte ich die Nase voll. Die Stadt war an jenem Donnerstag zum Bersten gefüllt mit Touristengruppen, die hinter Fähnchen her zotteln, Vespas, die unerwartet auftauchen und Autos, die auf den viel zu schmalen Trottoirs parkieren. Und das soll „Dolce Vita“ sein?
Trotz allen Widrigkeiten und der Tatsache, dass ich mich am liebsten für den ganzen Nachmittag auf unserem phänomenalen Balkon mit Ponte Vecchio Blick verkrochen hätte, wagte ich mich ins Getümmel. Zum Glück! Die Bilder wirken nämlich gar nicht so katastrophal, wie ich mich nach diesem Nachmittag (einmal kreuz und quer durch ganz Florenz, vorbei an Fähnchenführer und Touristenherden) gefühlt habe.
Ponte Vecchio
Florenz ohne Ponte Vecchio? Undenkbar. Trotzdem, die Brücke hat meiner Meinung nach ihren ganzen Charme durch all die Menschenmassen, die tagtäglich in Gruppen darüber gejagt werden, und die geschmacklosen Schmuckgeschäfte verloren. Meine Empfehlung: besucht in Erfurt die Krämerbrücke und spart euch den Stress in Florenz.
Duomo und Campanile di Giotto
Schön ist sie, keine Frage. Die Kathedrale Santa Maria del Fiore ist eine Meisterleistung der Renaissance und schlichtweg atemberaubend schön. Wir hatten Glück. Für die Besichtigung der Kathedrale mussten wir nicht anstehen. Ganz anders präsentierte sich die Situation für einen Aufstieg auf die Kuppel. Wir entschieden uns, stattdessen die Treppenstufen hinauf auf den Campanile die Giotto in Angriff zu nehmen (Ticketpreis 8 Euro). Ein veritabler Ersatz.
Giardino di Boboli
Für den Besuch des Giardino die Boboli muss man 7 Euro bezahlen. Ein schlauer Schachzug, da das Ticket gleichzeitig auch für ein mässig spannendes Museum gültig ist. Für mich dagegen eher überteuert, da ich ja gar nicht ins Museum möchte und vergleichbare Gärten in anderen Städten gratis besucht werden können. Dennoch ein schöner Fleck, um den Touristenmassen zumindest teilweise zu entkommen.
Piazzale Michelangelo
Die Piazzale Michelangelo liegt in Gehdistanz zur Ponte Vecchio (ca. 15 Minuten zu Fuss) und gehört mit zu den Klassikern eines Florenz-Besuches. Die schöne Aussicht tröstet darüber hinweg, dass man Ellbogen an Ellbogen zu anderen Touristen steht. Etwas unterhalb befindet sich der romantische Giardino delle Rose, wo es entspannter zu und hergeht und die Einheimischen zwischen süss duftenden Rosenbüschen den lauen Frühlingsabend geniessen.
Strassenfundstücke
Trotz der Hektik in den Gassen kann man einige ganz nette Details entdecken. Mein Favorit sind dabei die vielen modifizierten Verkehrsschilder mit ganz witzigen Sujets. Dahinter steckt der Künstler Clet Abraham, der in Florenz wohnt.
Piazza Santo Spirito
Zwei Gründe haben am Ende des Tages dazu geführt, dass ich mich mit Florenz versöhnen konnte. Einerseits zeigte uns die wunderbare Tiana Kai die netteste Piazza in ganz Florenz. Die Piazza Santo Spirito ist gesäumt von kleinen Restaurants „von denen jedes super ist“ – wie uns Tiana versichert. Am Abend treffen sich hier die Einheimischen, essen Prosciutto und Pici (zum Beispiel im Restaurant Tamero) , trinken Chianti, erzählen sich Geschichten und lachen zusammen. So sollte Florenz überall sein.
Rückzugsort
Der zweite Grund, der mich milde stimmte, war unsere fantastische Unterkunft im Hotel Lungarno, schräg gegenüber der Ponte Vecchio. Nebst dem einmaligen Balkonblick und dem fantastischen Frühstücksbuffet hat das Hotel einen weiterern Trumpf im Ärmel. Eine kleine Terrasse mit wenigen Tischen und direktem Blick auf die Brücke. Hier, abseits der Massen, passiert es. Der Postkartenblick hat mein Herz erobert.
Wer in Florenz eine spezielle Unterkunft an zentraler Lage sucht, der ist hier an der richtigen Adresse. Die Zimmerpreise beginnen bei rund 380 Euro / Nacht.
Hinweis: Mein Besuch in Florenz wurde von der Lungarno Collection unterstützt. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Sehr geehrte Frau Brechbühl, vielen Dank für Ihre vielseitigen Einblicke in die vielen schönen Orte dieser Welt. Das ist eine gute Sache, dass Sie Werbung für andere schöne Destinationen für uns Leser bereitstellen. Eine Frage habe ich: Die alte Brücke in Florenz, sind da nur Häuser drauf oder fahren da auch Fahrzeuge durch? Danke für Ihre Antwort, freundliche Grüsse und noch viele schöne Entdeckungen wünscht Ihnen B. Vögeli
Lieber Herr Vögeli danke für Ihren netten Kommentar. Seitlich der Brücke sind links und rechts die Häuser und in der Mitte ist eine Fahrgasse, die früher von Fuhrwerken befahren wude aber heute den Fussgängern zur Verfügung steht.
Schöne Fotos, aber in Florenz ist mir persönlich auch zu viel Trubel. Lieber bin ich in Siena. Das Hotel sieht toll aus.
Viele Grüße
Sonja
Vielen Dank Sonja, da bin ich ja froh, dass ich nicht die Einzige bin, die Trubel nicht immer mag :)
Habe vor inzwischen schon ziemlich einigen Jahren mal 3 Monate Sprachaufenthalt in Florenz verbracht und darum immer noch ein spezielles Verhältnis zu dieser Stadt. Ja, die Touristenströme sind enorm, aber es ist hierbei ebiz wie beim Stau: Man ist nicht davon betroffen, man ist Teil davon und Mitursache. Den Ponte Vecchio hab ich den 3 Monaten keine 10x überquert …
Tipps: Zum Forte Belvedere statt zur Piazzale Michelangelo und per Bus nach Fiesole am Hang gegenüber.
Klar, da gebe ich dir total Recht – wenn ich auch über die Ponte Vecchio spaziere, darf ich eigentlich nicht über die vielen Menschen lästern :) und vielen Dank für die Tipps, vielleicht gibt es ja dennoch «ein nächstes Mal».
Und: Du hast Luca vergessen! :)
Das überlasse ich lieber fachkundigen Autoren ;)
Scusa, Lucca meinte ich natürlich, per Mietwagen in 1 knappen Std. ab Florenz erreichbar, genauso wie Pisa, und dann natürlich ans Meer zB bei Livorno oder bei Forte dei Marmi und dann via Stada del Chianti – Gallo Nero! – zurück …
Ich glaub, du solltest wirklich nochmal hin! :-)
(Und ich vielleicht auch mal wieder!)
Achso :) und ja, ich glaube es wird bestimmt ein Revival geben
Die Überschrift ist ein Volltreffer :) Städte wie Florenz und auch Rom brauchen eine spezielle «Vorbereitung» mit Eintrittskarten online vorbestellen, um Schlangen und Wartezeiten zu umgehen. Trotzdem sind sie wunderbare Orte und ich möchte mir Florenz unbedingt anschauen. Diese Faszination teilen eben viele Menschen :) Tolle Bilder!
Danke Stefanie. Das stimmt, solche Reisen brauchen mehr Vorbereitungszeit und da bin ich halt total nachlässig. Vorher Eintrittskarten bestellen?! Ein Graus :D
Oh seit ich Kind bin, möchte ich nach Florenz und in meiner Vorstellung ist alles perfekt und historisch. Dachte ich doch, die Touris sind alle in Rom. Auf deinen Bildern sieht auf jeden Fall alles so wunderschön aus.
in meiner Vorstellung war das auch so ;) es ist schon schön, aber ich würde eher raten in der Nebensaison (März oder November) hinzureisen
Danke für den Beitrag ;-) – bis sehr gespannt, ob mich Florenz auch versöhnt.
In dem Fall viel Spass in Florenz ;)