Suonenwanderungen sind bei der aktuellen Wetterlage reizvoll. Das erfrischende Nass sprudelt fröhlich neben dem Wanderweg vor sich hin und sorgt für ein angenehm kühles Lüftchen. Bei unserem Ausflug nach Crans-Montana konzentrierten wir uns deshalb wettergegeben auf die schönsten Suonenwanderungen, die die Gegend zu bieten hat. Hier am Südhang spielten die historischen Wasserwege eine bedeutende Rolle für die Walliser Bergbauern. Ohne das ausgeklügelte und teilweise spektakulär gebaute Netz aus Kanälen wären im Mittelalter viele Felder in der sengenden Sommersonne gnadenlos verdorrt. Mit waghalsigen Bauwerken wurden Wasserläufe entlang der steilen Felswände erstellt. Eine der spektakulärsten Suonen ist die „Bisse du Ro“ oberhalb von Crans-Montana. Das Besondere: Diese Suone wurde Mitte des 20. Jahrhunderts stillgelegt und in unterirdische Kanäle verlegt. Entlang des ehemaligen Suonenverlaufs führt heute aber eine nicht weniger abenteuerliche Wanderung, die Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erfordert.
Postkartenidylle am Lac de Tseuzier
Die Wanderung entlang der Bisse du Ro kann man entweder in Crans-Montana starten oder aber beim Lac de Tseuzier oben. Wir entschieden uns für Letzteres. Die Postautoanfahrt zum Stausee sorgt bereits für den ersten Nervenkitzel des Tages. „Kopf einziehen“, ruft der Chauffeur beim ersten Tunnel, wo das Postauto grad so haarscharf durchpasst. Oben angekommen führt uns der Weg zuerst über die 150 m hohe Staumauer auf die gegenüberliegende Uferseite. Der See hat aktuell etwas wenig Wasser, ist aber trotzdem ein traumhafter Anblick mit seinem türkis schimmerndem Wasser und den lilafarbenen Blumen am Ufer.
Kurz nachdem wir den See hinter uns gelassen haben, folgt eine Abzweigung. Hier besteht die Möglichkeit, in Richtung Bisse du Lens talwärts zu wandern oder aber die Höhenmeter vorerst beizubehalten und dem Weg nach La Comalire der Baumgrenze entlangzufolgen. Wer sich für den oberen Weg entscheidet, wird mit schönen Aussichten in Richtung Rhonetal belohnt. Auf Höhe des „Ertentse“ Bächleins kreuzen sich die beiden Wege wieder.
Nervenkitzel auf der schönsten Suonenwanderung entlang der Bisse du Ro
Nach wenigen Kurven durch den Wald erreicht man die Bisse du Ro. Ich bin nicht zu 100 % schwindelfrei und ein kleiner Angsthase. Deshalb hatte ich im Vorfeld der Wanderung leichte Zweifel, ob ich die abschüssigen Stellen ohne Nervenflattern überstehen würde. Doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Der Wanderweg ist tatsächlich sehr schmal und es empfiehlt sich, sauber Tritt für Tritt zu gehen und möglichst nicht auf die steil abfallende Seite herunterzublicken – zumindest wenn man erste Anzeichen von Höhenangst spürt. Interessant wird’s bei den felsigen Passagen, wo wir auf schmalen Holzbrettchen in gebückter Haltung die Felsvorsprünge umgehen. Beeindruckend, wenn man dabei bedenkt, mit welchen Mitteln und unter welchen Gefahren dieser Wasserlauf im 14. und 15. Jahrhundert gebaut und unterhalten wurde.
Der untere Teil der Bisse du Ro wurde in den letzten Jahren neu instand gestellt. Hier fliesst sogar wieder etwas Wasser oberirdisch durch die Kanäle, dafür ist der Weg weit weniger abenteuerlich als der obere Abschnitt. Viel zu schnell erreichen wir Crans-Montana und sind beinahe ein klitzekleines bisschen enttäuscht. Ich hatte mich bereits darauf eingestellt, dass diese Tour wieder mal eine psychische Herausforderung werden würde und dabei war’s eigentlich total easy peasy. Entweder habe ich mich psychologisch dermassen gut vorbereitet oder aber, meine lästige Höhenangst lässt sich tatsächlich erziehen. Fazit durchwegs positiv. Eine abwechslungsreiche Wanderung, die sowohl in punkto Aussicht und Abenteuer die richtige Mischung bietet.
Praktische Infos zur Bisse du Ro Suonenwanderung
Die Karte zeigt unseren Routenverlauf. Die Strecke ist rund 11 km lang, beinhaltet eine Steigung von 330 Höhenmetern und ein Gefälle von 625 Höhenmetern. Die reine Laufzeit beträgt 3 Stunden. Den Ausgangspunkt bei der Barrage du Rawil beim Lac de Tseuzier erreicht man ab Sion und/oder Crans-Montana mit dem Postauto mit Umsteigen in Botyre. Die frühste Verbindung geht ab Sion um 09:45 Uhr und ist um 10:30 Uhr beim Staudamm. Am Zielort Crans-Montana gibt’s regelmässige Postautoverbindungen nach Sion und eine Funiculaire Anbindung nach Sierre.
Wanderung Lac de Tseuzier – Bisse du Ro – Crans Montana: Eckdaten unserer Tour
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Rawil, Barrage |
Länge | 11.2 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 329 m ↘ 625 m |
Dauer | 3:00 h |
Zielort | Bushaltestelle Crans s. S., Téléphérique |
Ich war auf Einladung von Frosch Sportreisen in Crans-Montana unterwegs. Der Frosch Sportclub Carlton bietet aktiven, sportlichen Leuten das ideale Umfeld, um die Gegend geführt oder individuell auf dem Bike und zu Fuss zu erkunden. Wir haben diese Wanderung in Eigenregie durchgeführt. Der Wanderleiter vom Sportclub bietet eine geführte Tour an, die oben auf der Bella Lui startet und von dort mit einigen Kehren über die Bisse du Ro nach Crans-Montana führt.
Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Eine Tour ganz nach meinem Geschmack! Dein Bericht hat ein ganz dolles Kribbeln in meinen Füßen verursacht :-) Geniale Fotos, wie immer. Ich speichere diese Tour mal auf meiner «muss ich machen»-Liste ab :-)
Super, das freut mich! :)
Hallo Anita,
das sind wirklich super schöne Fotos! Aber am liebsten würde ich in den See springen!
Liebe Grüße,
Sabine
Oh ja, vor allem bei diesen Temperaturen!
Hi Anita. Lebe part time in Alaska und der Schweiz. Meistens bin ich für meine Hikingtouren in Graubünden unterwegs. Hier habe ich mal ne Walliser Alternative ;-)… coole Fotos… Thx. LG Uwe
Danke Uwe – da gibt es im Wallis aber natürlich noch viele weitere tolle Wanderalternativen :)
super schöne fotos! würdest du diese tour mit einem grossen hund empfehlen oder zu gefährlich?
gruss
christian
Hallo Christian – es kommt sehr darauf, wie «folgsam» dein Hund ist. Wenn er in dieser Art Gelände geübt ist, auf Kommando hört und du in den engen Stellen vor dir an die Leine nimmst, ist es meiner Einschätzung nach machbar.