Ferien in der Schweiz? Zu teuer!
Wie oft habe ich diese Aussage in den vergangenen Monaten gehört. Meist gefolgt von einem „ich würde ja gerne, aber…“. Nun, mal ganz davon abgesehen, dass gewisse Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und ihren Nachbarländern begründbar sind – unter anderem durch die höheren Mindestlöhne, möchte ich dieses generelle Vorurteil an einem ganz konkreten Beispiel widerlegen. Günstige Ferien sind nämlich auch auf der Hochpreisinsel Schweiz kein Ding der Unmöglichkeit. Also, fertig mit den platten Ausreden.
Etwas oberhalb des Dorfkerns von Crans liegt der Sportclub Carlton direkt neben der Cry d’Er Gondelbahn. Das Hotel stammt aus den Dreissigerjahren und gehört heute Frosch Sportreisen. Das Unternehmen wurde Mitte der 80er-Jahren von Absolventen der Uni Münster mit dem Ziel, Skireisen für Studierende zu veranstalten, gegründet. Während den letzten dreissig Jahren hat sich das Unternehmen zu einer fixen Grösse im Bereich Sport- und Aktivreisen gemausert und ist seit anfangs diesem Jahr auch auf dem Schweizer Markt aktiv. In der Schweiz besitzt Frosch Sportreisen in Davos, Saas Fee, Portes du Soleil, Maloja und Crans-Montana sogenannte Sportclubs. Den Wortteil „club“ sollte man dabei nicht zu wörtlich nehmen.
Ich war zu Beginn kritisch, doch die Vorbehalte gegenüber dem vorbelasteten Wort legten sich schnell. Das Konzept vom Frosch Sportreisen richtet sich an aktive Leute, die gerne eine gute Zeit mit Gleichgesinnten erleben möchten und dabei vom breiten Freizeitangebot des Frosch-Rahmenprogramms profitieren können. In Crans-Montana gehören zum Frosch-Team vor Ort Wander- und Bikeguides, die täglich geführte Touren durchführen. Wer die Bike-Einführung am Tag nach der Anreise mitmacht, darf die Bikes auch für individuelle Touren benützen. Das Highlight des Sportclub Carlton ist eindeutig die Kletterwand, die direkt am Gebäude fixiert ist. Die wird rege genutzt und beim Schnupperklettern sind auch Einsteiger willkommen.
Insgesamt verteilen sich 90 Betten über vier Stockwerke. Es gibt Zimmer mit fliessendem Wasser und Etagenbad sowie solche mit integriertem Bad. Der Zimmerstandard ist einfach, aber sauber und grosszügig bemessen. Gemütlich sind die Lounge und die Dachterrasse inklusive Sauna mit Panoramablick. An einem schönen Sommertag trifft man sich am späteren Nachmittag auf der Terrasse der Bar, wo das lokale Marmotte Bier für 3.50 CHF die Flasche verkauft wird und Punkt 19:00 Uhr begibt man sich gemeinsam in den Speisesaal, wo ein viergängiges Menü serviert wird.
Mich versetzten die Ferien im Sportclub Carlton in Lagerstimmung. Die Gästeschar ist bunt durchmischt. Nebst Familien und Pärchen hat es auch einige Alleinreisende. Diese schätzen beim Frosch-Konzept die ungezwungene Stimmung. Man findet schnell Anschluss und muss dank den geführten Touren die Gegend nicht zwingend auf eigene Faust erkunden. Einer der älteren Stammkunden outete sich sogar als Golfer – ihr seht, jeder findet hier sein Plätzchen. Je nach Datum finden zusätzlich spezielle Klettersteig-, Bike- oder Wanderwochen statt. Zu 100% überzeugt hat mich das Preis-Leistungsangebot von Frosch – eine Woche Ferien im Sportclub Carlton inklusive Verpflegung (beim Frühstücksbuffet darf man sich auch für den Rest des Tages eindecken) und Rahmenprogramm gibt’s ab 559 CHF während der Hauptsaison (Kinder von 6 bis 16 Jahren 40% Rabatt). Lagomio! Was sagt ihr nun?
Top-Tipps rund um Crans-Montana
Das Outdoor-Angebot rund um Crans-Montana scheint schier unerschöpflich. Zwischen dem Rhonetal und der Plaine Morte auf beinahe 3‘000 m ü. M. locken zig Kilometer Wanderwege, Mountainbike-Trails, Downhill-Strecken und eine der ältesten Golfanlagen der Schweiz. Eine Ferienwoche ist bei dieser Angebotsfülle im Nu um und deshalb haben wir im Sportclub Leute angetroffen, die ihre Ferien spontan um eine Woche verlängert haben.
#1 den Suonen entlang wandern
Der Klassiker unter den Suonenwanderung ist die Bisse du Tsittoret, die von Vermala dem Südhang entlang bis zur Quelle der Tièche und von dort weiter nach Aminona führt. Ab Aminona führt ein Bus zurück nach Crans. Die Ortsbusse können kostenlos benützt werden. Ein architektonisches Bijou unterwegs ist der Weiler Colombire, wo die Verbindung von traditioneller und zeitgenössischer Bauweise gekonnt umgesetzt wurde. Bei schönem, klarem Wetter präsentiert sich entlang des Wanderweges ein tolles Panorama auf die Walliser Gipfel der gegenüberliegenden Talseite. Für Nervenkitzel ist auf der Bisse du Ro gesorgt. Diese Wanderung bringt einem nah an die felsigen Abgründe.
#2 vom Cry d’Er runter biken
Crans-Montana geniesst den Ruf, ein Biker-Mekka zu sein. Nebst „normalen“ Bike-Trails gibt’s auch verschiedene Downhill-Strecken für die „ganz verrückten“. Direkt neben dem Designhotel Chetzeron startet die „Chetzeron Downhill Piste Noire“ – vorbei an friedliche grasenden Eringer und mit Blick auf den türkis schimmernden Lac de Tseuzier. Die Terrasse des Chetzeron eignet sich prima für eine Siesta. Das Biker-Sandwich kostet 16 CHF und das Marmotte Bier wird hier für 7 CHF angeboten (da fährt man im Sportclub mit den 3.50 CHF definitiv besser). Einzig die Bedienung liess zu wünschen übrig. Eigentlich wollten wir noch ein Dessert bestellen, doch nachdem wir – bei wenig Betrieb – sagenhafte 40 Minuten warten mussten, war uns dann der Appetit vergangen. Der Tagespass für Biker (unlimitierte Seilbahnbenutzung) kostet 30 CHF, ohne Bike zahlt man als Erwachsener 25 CHF.
#3 ein Walliser Plättli verputzen
Wenn das Wetter nicht so recht will, oder man gerne in einem spezielleren Ambiente ein Apéro geniessen möchte, kann ich euch die Bar des Crans Ambassador (Route du Petit Signal 3) empfehlen. Das Valaisanne Plättli kostet zwar 36 CHF, aber das Ambiente und vor allem die Aussicht durch die raumhohen Fenster macht das wieder wett.
#4 den grössten unterirdischen See Europas besuchen
So richtig schlechtes Wetter lässt sich mit einem Ausflug zum grössten natürlichen unterirdischen See Europas in Saint-Léonard überbrücken. Allzu spektakulär sollte man sich die 30-minütige Bootsfahrt über den See nicht vorstellen, aber wenn’s draussen eh regnet, ist es hier drinnen zumindest trocken. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 10 CHF. Der See befindet sich in 10 Minuten Gehdistanz zum Bahnhof Saint-Léonard.
#5 durch Sion flanieren
Und wer mal einen halben Tag das Outdoor-Programm aussetzen und die Muskeln schonen möchte, der begibt sich mit dem Postauto in den Hauptort des Kantons Wallis. Sion lockt zwischen den Hügeln Valère und Tourbillon mit einem charmanten Altstadtkern, der zum Bummeln einlädt.
Ich war auf Einladung von Frosch Sportreisen im Sportclub Carlton in Crans-Montana zu Besuch. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Hy zäme, ich finde den Artikel toll, ich kenne Frosch Sportreisen nicht, werde mich aber da mal einlesen.
Lg Andrea