20 von 20 Punkte im «Relax Guide» und einer der 100 besten Küchenchefs Deutschlands – das tönt nach einem perfekten Ort für ein genussvolles Weekend, oder? Diese vielversprechenden Auszeichnungen haben uns diesen Sommer dazu bewogen, für ein verlängertes Wochenende in den Nordosten Baden-Württembergs zu reisen. Hier mitten in den malerischen Hügelzügen des Hohenloher Landes lässt sich nämlich im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe ausgezeichnet entspannen – und das fernab jeglicher Alltagshektik.
Die Friedrichsruhe – unser Refugium
Die Geschichte des Wald & Schlosshotels Friedrichsruhe in Zweiflingen (unweit von Heilbronn) lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Ursprünge liegen im Bau eines Jagd- und Hegehauses als Teil eines grossen Tierparks. Die Grundsteine für das Jagdschloss wurden 1712 durch den späteren Fürsten zu Hohenlohe gelegt. In den 1950er Jahren wurde die Anlage zu einem Hotelbetrieb umfunktioniert, der in den Jahren danach stetig erweitert wurde. Seit 2005 gehört das 5-Sterne-Superior Hotel zur Würth-Gruppe und zählt zu den top Adressen des Landes.
Die Geschichte des Hauses lässt sich an den Bauten ablesen – die Zimmer verteilen sich auf verschiedene Gebäude aus unterschiedlichen Epochen. Wer ein historisches Ambiente mag, der wird die Zimmer im Jagdschloss und Torhaus mögen. Im Haupthaus sind die Zimmer im englischen Landhaus-Stil ausgestaltet und im Spa Haus empfängt uns eine abgestimmte, zurückhaltende Farben- und Formenwelt. Die Praliné-Schachtel, die unsere Ankunft versüsst, gibt uns schon mal einen ersten vielversprechenden Vorgeschmack auf das Können der Küchencrew. Wir belassen es jedoch vorerst beim «Schnausen» – man erwartet uns nämlich schon in der Spa Welt.
Die Spa Welt – Weinwellness
Der Wellnessbereich des Wald & Schlosshotels Friedrichsruhe erstreckt sich über 4’000 m2 und bietet nebst einem Aussen- und Innenpool, einer weitläufigen Saunalandschaft und einem Spa Bistro ganz viel Ruhe- und Liegeflächen – sowohl drinnen als auch draussen.
Ein absoluter Hingucker ist das toll in Szene gesetzte Indoorpool. Die unterschiedlich strukturiert Bodenplatten der beiden Pools faszinieren mich ungemein! Hier könnte ich problemlos den ganzen Tag vertrödeln und mich ausschliesslich zwischen Sauna, Kneippanlage und Liegestuhl hin- und herbewegen.
Was das Wellnessangebot im Wald & Schlosshotel einzigartig macht, ist die hauseigene Pflegelinie «SanVino», deren Inhaltsstoffe von den Hohenloher Weinbergen gewonnen werden. Meine trockene Haut wird nun gleich mit dem «Besten aus der Traube» verwöhnt. Während ich den Genuss einer SanVino Wellness Gesichtspflege komme, werden die verspannten Nackenmuskeln des Freunds in einem anderen Behandlungsraum mit einer Traubenkernöl-Massage gelockert. Einen besseren Auftakt könnten wir uns für unser Wellnesswochenende in Süddeutschland nicht vorstellen.
Die Kulinarik – 2-Sterne-Genuss
Wie bei den Hotelzimmern und der Spa Welt hält das Wald & Schlosshotel auch bei der Gastronomie eine Palette an Möglichkeiten bereit.
Frühstücksglück
Dazu zählt das umfangreiche Frühstücksbuffet, das mit einem à la Carte Angebot ergänzt wird. Diverse Eispeisen, French Toasts und verschiedene weitere sündige Verlockungen werden auf Bestellung frisch zubereitet und an den Tisch serviert. Viele Produkte werden von umliegenden Produzenten geliefert. So auch das Brot, das in der Bäckerei des 15 Kilometer entfernten Hofguts Hermersberg aus erlesenen biodynamischen Rohstoffen hergestellt wird. Bei der Vielfalt an feinen Sachen steht einem genussreichen Start in den Tag nichts im Weg – am besten plant ihr genügend Zeit zum «zmörgälä» ein!
Beste Schwäbische Kost
Nach diesem ausgiebigen Frühstück ist unser Hunger fürs Erste gestillt. Doch spätestens nach einem ausgedehnten Spaziergang über die Felder und Wiesen und durch die umliegenden Wälder kündigt sich der Appetit wieder an. Ist es soweit, liegt ein Abstecher in die Waldschänke auf der Hand. In der urigen Hütte mit Biergarten steht vorwiegend deftige Schwäbische Kost auf der Karte. Spätzle, Maultaschen, Schnitzel oder Leberkäse – die Qual der Wahl!
Fine Dining
Als Einstimmung aufs Abendessen suchen wir uns ein Plätzchen in der Bar – im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe findet sich eine Hotelbar im klassischen Stil, die in Kombination mit dem Kaminzimmer und einem kleinen Gartenbereich sowohl an lauen Sommerabenden als auch bei frostigen Temperaturen gemütliche Ecken für einen Apéro bereit hält.
Im Fine Dining Bereich bietet das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe zwei Optionen – die rustikale, mit 15 GaultMillau Punkten ausgezeichnete Jägerstube sowie das exquisite zwei Sterne-Restaurant Le Cerf. Hier steht die gediegene Atmosphäre etwas im Widerspruch zu Boris Rommels origineller Kochkunst.
Zur Auswahl stehen im Le Cerf das «Menu Gourmand», das «Menu Saison», ein vegetarisches Menu sowie à la Carte Optionen. Während sich die meisten Gäste an den Tischen um uns herum fürs «Menu Gourmand» entscheiden, wagen wir uns ans saisonale Menü. Dieses wechselt regelmässig und beinhaltet somit sicherlich weniger die Klassiker von Boris Rommel. Dafür kommt seine Kreativität gut zur Geltung. Was nun die bessere Wahl ist, kann ich nicht beurteilen – so oder so lohnt es sich meiner Meinung nach, bei einem Aufenthalt im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe einen besonderen Abend im Le Cerf miteinzuplanen.
Roadtrip durch die Region Hohenlohe
Wer wie wir mit dem öffentlichen Verkehr anreist, der hat die Möglichkeit, im Schlosshotel einen Audi aus der Hotelfahrzeugflotte zu mieten. Das ist ziemlich praktisch, weil es rund um die Friedrichsruhe zwar viel zu entdecken gibt, die spannenden Orte aber sternförmig ums Hotel verteilt sind und es mit dem öffentlichen Verkehr entsprechend kompliziert wird.
Um möglichst viel von der Region zu sehen, haben wir im Vorfeld die Sehenswürdigkeiten auf Google Maps markiert und basierend darauf einen Tages-Roadtrip von Friedrichsruhe via Schöntal nach Schwäbisch Hall konzipiert. Erster Stopp unserer Route ist hierbei des Hofgut Hermersberg. Hier erhalten wir einen Blick hinter die Kulissen und dürfen uns das alte Backhäuschen anschauen, wo das weitum bekannte Holzofenbrot gebacken wird. Im Hofladen werden nebst den Broten und saisonalem, biologischem Obst und Gemüse auch zahlreiche weitere regionale Spezialitäten verkauft, die sich als Mitbringsel anbieten.
Vom Hofgut Hermersberg dauert es keine 20 Minuten bis zum Kloster Schöntal. Die Klosteranlage liegt im idyllischen Jagsttal und überrascht mit einer imposanten Barockkirche. Je nach Wetter und verfügbarer Zeit könnt ihr rund um die Klosteranlage eine Wanderung unternehmen oder aber einfach einmal quer durch die Anlage schlendern und euch – wie wir es taten – ab den hübschen Details erfreuen.
Darauf steuern wir die Kreisstadt Schwäbisch Hall an. Die malerische Altstadt am Ufer des Kochers zählt zu den schönsten Süddeutschlands und ist selbst bei Regenwetter ungemein fotogen. Direkt gegenüber dem Altstadtkern befindet sich die Kunsthalle Würth, die als moderne bauliche Ergänzung raffiniert in die Altstadtstruktur integriert wurde. Wie in allen Würth Museen ist auch hier der Eintritt kostenfrei. An Schlechtwettertagen kann das dazu führen, dass die Kunsthalle schnell einmal «voll» wirkt.
Auf unserem Roadtrip wären wir am Mittag gerne in die Jagstmühle in Heimhausen eingekehrt. Der gute Ruf des Landgasthofes ist aber nicht nur uns aufgefallen und so erhielt ich bei meiner Reservationsanfrage am Vortag leider keinen freien Tisch mehr. Eine nicht minder empfehlenswerte Alternative fand ich in Schwäbisch Hall – hier sind wir ins Restaurant Rebers Pflug eingekehrt und genossen ein ausgezeichnetes Mittagessen.
Mit neuer Energie machten wir uns auf den Rückweg Richtung Friedrichsruhe. Unterwegs stoppten wir noch kurz in Neuenstein, um einmal rund um das gleichnamige imposante Schloss zu spazieren. Die als Wasserburg erbaute Anlage war einst die Fürstenresidenz der Grafen von Hohenlohe. Heute ist das Schloss als Schlossmuseum für BesucherInnen geöffnet.
Das letzte Highlight unsere Roadtrips bildet der Limes. Die einstige Grenze des römischen Imperiums zählt zu den Unesco Weltkulturerbe und führt in unmittelbarer Nähe von Friedrichsruhe durch. Um den Limes erlebbar zu machen, haben die Gemeinden Zweiflingen, Öhringen und Pfedelbach sogenannte «Limesblicke» – Aussichtsplattformen – errichtet. Eine dieser Plattformen befindet sich in Gehdistanz zum Wald & Schlosshotel. Wesentlich spannender als der Blick von der Plattform dünkt mich der Waldabschnitt direkt daneben, wo der Verlauf des Limes anhand eines Erdwalls sehr gut erahnbar ist.
Abstecher nach Heilbronn
Wer wie wir mit dem öffentlichen Verkehr in die Region Hohenlohe reist, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit Heilbronn passieren. Die Stadt am Neckar zählt zu den zehn grössten Städten Baden-Württembergs und war in diesem Jahr Gastgeberin der Bundesgartenschau «BUGA».
Die BUGA ist zwar schon wieder Geschichte, aber es gibt dennoch genügend gute Gründe, einen Zwischenhalt in Heilbronn einzulegen. Die Stadt am Neckar begeistert nicht nur mit einem fuss- und velofreundlich gestaltetem Wegnetz entlang dem Fusslauf, sondern auch mit einem neuen, sich dynamisch entwickelndem Stadtteil, Deutschlands grösstem Science Center – der Experimenta – einer geschichtsträchtigen Kernstadt und mit dem Wartberg als aussichtsreiches Ausflugsziel in Stadtnähe.
Alleine für den Besuch der Experimenta lohnt es sich, mindesten einen halben Tag in Heilbronn einzuplanen. Auf über vier Stockwerken laden 275 interaktive Stationen dazu ein, mehr über unseren Körper und unsere Umwelt zu erfahren. Dazu kommt der Science Dome, wo spannende Shows gezeigt werden. Unsere eingeplanten drei Stunden für den Besuch der Experimenta waren gerade mal lange genug, um zumindest jede Etage der Entdeckerwelt zu besichtigen – um eine der Shows im Science Doms anzugucken aber definitiv zu kurz.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein Grossteil der Stadt Heilbronn durch Bombenangriffe zerstört. Diese Geschichte spiegelt sich im heutigen Stadtbild von Heilbronn, das von einer oftmals als «unschön» bezeichneten Nachkriegsarchitektur geprägt wird. Einzelne historische Bauten haben der Tragödie aber stand gehalten – dazu zählen der Bollwerkturm und der Götzenturm – beides Teile der ehemaligen Stadtmauer. Einen schönen Überblick über die Innenstadt bietet der Hafenmarktturm im Zentrum. Der Schlüssel, der einem die Tür zur Aussichtsplattform entriegelt, ist während der Öffnungszeiten in der Touristen-Information an der Kaiserstrasse kostenlos erhältlich.
Lokale Weine und dazu passende Häppchen gibt es in der Pfeffer Lebensmittel & Tagbar an der Kramstrasse – Picknickkörbe werden (noch) nicht standardmässig angeboten – aber auch so könnt ihr euch dort mit Feinkost eindecken und euch im Anschluss ein schönes Plätzchen an der Neckar oder auf dem Wartberg zum Picknicken suchen.
Praktische Tipps rund ums Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe
- Die Anreise mit dem Zug dauert ab Zürich bis nach Öhringen (nächst gelegener Bahnhof) knappe fünf Stunden. Das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe holt euch auf Anfrage am Bahnhof ab. Mit dem Auto sind für die Anreise rund drei Stunden einzurechnen. Auf dem Hotelgelände ist eine e-Tankstelle für Elektroautos vorhanden.
- Die Zimmerpreise variieren in Abhängigkeit mit der Zimmerkategorie und der Saison. Die günstigste Kategorie kostet bei einer Doppelbelegung ab 340 Euro pro Nacht inklusive Frühstück und freier Nutzung der Spa Welt.
- Je nach Saison gibt es die Möglichkeit, attraktive Packages inklusive Wellnessangebote und Gourmet-Essen zu buchen.
- Die Menüs im Le Cerf kosten zwischen 100 und 170 Euro – es kann aber auch alles einzeln à la Carte bestellt werden. Ich empfehle, den Tisch im Le Cerf gleichzeitig mit der Hotelbuchung zur reservieren.
- Heilbronn bietet diverse Stadtführungen an – nebst den klassischen Touren gibt es auch die Möglichkeit, die Stadt paddelnd im Kanu oder mit dem Velo zu entdecken.
Hinweis: unser Aufenthalt in der Region Hohenlohe wurde von Heilbronn Tourismus und dem Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.