Das Val-de-Travers ist als Ausgangspunkt für abwechslungsreiche Wanderungen keine Unbekannte. Zu den beliebtesten Touren zählen die Wanderung durch die Areuse-Schlucht und der Aufstieg zum Creux-du-Van, die beide in der kleinen Ortschaft Noiraigue am Taleingang starten. Aber auch weiter «hinten» im Tal warten einige spannende Routen auf erkundungsfreudige Wandervögel; zum Beispiel der steile Aufstieg von Fleurier zur Haut de Vy – eine der wenigen Bergwege der Region (die Mehrheit der Wanderwege im Jura sind als «Wanderwege» ausgeschilderte), der Schluchtenweg durch die Poëta-Raisse oder der alte Handelsweg «La Vy aux Moines», der ins «Sibirien der Schweiz» führt.
Leicht fiel mir der Entscheid nicht, doch schlussendlich machte «La Vy aux Moines» das Rennen – auf dieser Wanderung gibt es nämlich noch eine geologische Besonderheit zu besichtigen: der Glacier de Monlési – eine Eishöhle mitten auf einer Juraweide.
Auf alten Handelswegen von Môtiers nach la Brévine
Wir starten die Tour im hübschen Hauptort des Val-de-Travers. Die bekannteste Attraktion von Môtiers dürfte das Maison de Absinth sein, dem ich vor zwei Jahren bereits einmal einen Besuch abgestattet habe. Diesmal kehren wir dem Dorfkern von Môtiers ziemlich rasch den Rücken zu. Das Wanderweg-Signal leitet uns nämlich über die Areuse auf die andere Talseite nach Boveresse. Hier startet der Aufstieg hinauf in die Anhöhen. Der «La Vy aux Moines» ist ein grenzüberschreitender Wanderweg, der auf mittelalterlichen Handelswegen zwischen der Abtei in Môtiers und derjenigen im französischen Montbenoît verläuft.
Und auch wenn der steile Aufstieg mir einige Schweisstropfen abverlangt, geniesse ich das Wandern entlang der schmalen, durchwurzelten Waldwege, die uns im zick-zack an alten Baumriesen vorbeiführen. Unweit der «Tilleul des Catholiques» (eine mehrere Hundert Jahre alten Linde), findet sich mitten im Wald eine Sitzbank sowie ein Informationsschild mit Erläuterungen zum «Ly Vy aux Moines».
Kurz darauf lichtet sich der Wald und geht in das typische Landschaftsmosaik der Jura-Hochebenen über – ein Wechsel von Baumgruppen, Trockensteinmauern, Heckenbepflanzungen und offenen Weideflächen. Auf dem höchsten Punkt der Tour – dem Signal des Français auf 1’212 Meter über Meer geniessen wir einen tollen Rundblick inklusive Sicht auf den Chasseron, wo wir wenige Wochen zuvor auf unserer 2-Tageswanderung auf dem Jura-Höhenweg vorbeigekommen sind.
Abstecher zum faszinierenden Glacier de Monlési
Zwischen dem Signal des Français und dem Lac de Tailleres verbirgt sich inmitten der weitläufigen Juraweiden noch ein Geotop von nationaler Bedeutung. Der «Glacière de Monlési» ist eine permanent vereiste Höhle und enthält durchschnittlich rund 6’000 m3 (gemäss der Informationstafel vor Ort). Solche «Erdeinschnitte» – respektive Höhlen sind im Jura zahlreich zu finden: Beim Glacière de Monlési handelt es sich aber um die Grösste dieser Eisgrotten. Faszinierend ist, dass sich das Eis hier dank dem Einschluss von kalter Luft ganzjährig hält, obwohl die durchschnittliche Jahrestemperatur im Umfeld – trotz der Nähe zum «Sibirien der Schweiz» 😉 – sich im Bereich von 5 Grad Celsius (Tendenz vermutlich steigend) bewegt.
Der Abzweiger zum Glacière de Monlési wird auf keinem Wanderwegschild entlang der «La Vy aux Moines» ausgeschildert, daher empfiehlt es sich, auf Höhe «Petit Charbonnière» etwas genauer auf die Karte zu schauen. Der direkte Verbindungsweg vom Wanderweg Richtung «Glacière de Monlési» ist mit «Privat» gekennzeichnet. Daher wandern wir bis zur nächsten Wanderwegverzweigung weiter und biegen dort rechterhand Richtung Moulin de la Roche ab.
Nach gut 20 Minuten Gehzeit durch den Wald erreichen wir die imposante Eisgrotte. Mangels entsprechender Ausrüstung verzichten wir darauf, bis auf dem eisbedeckten Boden der Grotte hinabzusteigenden. Grundsätzlich ist dies aber – mit entsprechendem Equipment – frei zugänglich. Der Umweg lohnt sich aber auch schon nur, um den Blick in die Tiefe zu werfen und dabei die Kälte zu spüren, die von unten nach oben strömt. Hier ist auch im Hochsommer Abkühlung garantiert.
Weitsicht am Lac des Taillères
Für uns geht es im Anschluss auf dem gleichen Weg zurück zur Verzweigung, wo wir den Wegverlauf Richtung Norden wieder aufnehmen. Es folgt nochmals ein Abschnitt mit klassischen Juraweiden – bis wir bald einmal die glitzernde Oberfläche des Lac des Taillères zwischen den Baumstämmen erspähen.
Der – abgesehen vom Neuenburgersee – grösste See des Kantons Neuenburgs erstreckt sich über eine Länge von fast 2 Kilometer und prägt das Erscheinungsbild des Vallée de la Brévine. Das Hochtal wird gerne auch als «Sibirien der Schweiz» bezeichnet, weil hier zweistellige Minustemperaturen im Winter nicht selten sind und mit -41.8 Grad Celsius im Januar 1987 auch ein Schweizer Kälterekord aufgezeichnet wurde. Während der See aufgrund seiner geringen Tiefe (er wird ausschliesslich von Regenwasser, Rinnsalen und kleineren Quellen im See gespiesen und verfügt über keinen grösseren oberirdischen Zu-/Abfluss) im Winter schnell gefriert und zum Treffpunkt für Schlittschuhläufer mutiert, erwärmt er sich im Sommer auch rasch. An heissen Sommertagen bietet der Lac des Taillères somit das erfrischende Schlussbouquet der Tour. Bei unserem Besuch anfangs Juni war es mir aber dafür noch ein Spürchen zu frisch.
Je nach Lust und Laune kann man somit am Ende des «La Vy aux Moines» gemütlich am Seeufer verweilen oder aber die noch verbleibenden knapp 2.5 Kilometer bis ins Dorf La Brévine abmarschieren.
Praktische Tipps für deine Wanderung auf dem La Vy aux Moines
Der Routenverlauf unserer Tour entlang dem La Vy aux Moines von Môtiers nach La Brévine kann nachfolgender Karte entnommen werden. Wir haben den Abstecher zur Eishöhle Monlési direkt in die Route eingebaut und dafür am Ende etwas abgekürzt. Die letzten 2.45 Kilometer vom Lac des Taillères nach La Brévine haben wir sausen lassen und stattdessen den Bus genommen. Die Distanz dieser Tourenvariante beträgt 15.5 Kilometer. Die knapp 680 Höhenmeter bergwärts fallen insbesondere im ersten Abschnitt beim Aufstieg von Môtiers zum Signal des Français an. Wir benötigten für die Tour inklusive einer kurzen Pause beim Glacier de Monlési knapp 4.30 Stunden.
Beachtet, dass sich der Glacier de Monlési auf Privatgrund befindet und der kurze Pfad bis zur Leiter zwar gut mit Drahtseilen gesichert ist, aber die Schwierigkeitsstufe T3 (Hände erforderlich) aufweist. Ein Abstieg auf den mit Eis bedeckten Boden/respektive in die Eishöhle sollte zwingend nur mit entsprechendem Equipment (Helm, Steigeisen, Seil) erfolgen.
Wanderung Môtiers – La Brévine: Eckpunkte unserer Tour
Ausgangspunkt | Bahnhof Môtiers |
Länge | 15,8 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 676 m ↘ 372 m |
Dauer | 4:30 h |
Zielort | Les Taillères, Bout du Lac |