Es ist wieder so weit – die Zeit der Kirschblüte, die «Bluescht», steht vor der Tür. Während in den Städten viele Bäume bereits in voller Blüte stehen, steckt das Naturschauspiel entlang des Baselbieter Chirsiwegs inmitten der sanften Jurahügel noch in den Startlöchern. Die meisten Knospen sind hier Anfangs April noch geschlossen und entfalten ihre Pracht erst in den kommenden Tagen. Doch nicht nur die Kirschblüte macht diese Wanderung zum Erlebnis: Der Weg punktet auch sonst mit viel Charme – sei es durch aussichtsreiche Höhenzüge, idyllische Dörfer und versteckte Wasserfälle.
Wanderstart in Anwil
Unsere Wanderung beginnt in Anwil, dem einstigen Grenzdorf zum Fricktal. Am frühen Samstagmorgen wirkt der Ort noch verschlafen. Das Restaurant «Jägerstübli» direkt gegenüber der Postautohaltestelle Anwil, Dorf hat leider dauerhaft geschlossen – wer hier auf einen «Startkafi» gehofft hat, wird enttäuscht. Wir verlassen die Hauptstrasse und biegen in die Dorfstrasse ein. Wegweiser führen uns an stattlichen Bauernhäusern vorbei durch den ruhigen Dorfkern und anschliessend über einen Waldweg hinunter ins tief eingeschnittene Obertal.

Idylle im Naturschutzgebiet Talweiher
Wer sich die Schlaufe durchs Dorf Anwil sparen möchte, kann alternativ bei der Postautohaltestelle «Anwil, Talweiher» aussteigen und die Wanderung direkt unten im Obertal beginnen. Wie dem auch sei; die nun folgenden gut zwei Kilometer entlang der jungen Ergolz bis nach Oltingen zählen für mich zu den schönsten Abschnitten dieser Route. Wir folgen hier dem Erlebnispfad «Passepartout Tafeljura» und entdecken auf den Informationstafeln am Weg spannende Hintergründe zur Flora und Fauna des Naturschutzgebiets Talweiher, das wir durchqueren. Mit etwas Geduld – und einem Quäntchen Glück – lassen sich hier sogar seltene Vogelarten beobachten.




Bauerndörfer, Streuobstwiesen und Fernblicke auf dem Chirsiweg
Der Erlebnispfad ist ein Projekt des Vereins Erlebnisraum Tafeljura, der sich für die nachhaltige Entwicklung der Region Oberbaselbieter Tafeljura einsetzt. Selbst vielen Fachpersonen ist diese Landschaft von nationaler Bedeutung kaum bekannt. In Oltingen entdecken wir die ersten blühenden Obstbäume am Wegesrand – ein verheissungsvoller Auftakt. Ab hier folgen wir dem ausgeschilderten Baselbieter Chirsiweg, der uns über einige Höhenmeter hinauf in die Anhöhen des Tafeljuras führt. Oben angekommen, geniessen wir einen weiten Blick über Felder, Streuobstwiesen und die charakteristischen Hügelzüge der Region. Gleichzeitig gibt uns die Aussicht eine gute Orientierung über den weiteren Verlauf der Route.





Wer sich auf den technisch eher unspektakulären Flurwegen hier oben schon gefragt hat, ob Turnschuhe nicht auch gereicht hätten, wird spätestens nach dem Durchqueren des Dorfkerns von Wenslingen eines Besseren belehrt: Plötzlich stehen wir vor steilen Felswänden – und einem schmalen, steil abfallenden Pfad. Beim Abstieg ins enge Eibtal ist nun doch etwas technisches Geschick gefragt.

Der Talboden ist rasch durchquert, und auf der gegenüberliegenden Seite steigt der Chirsiweg wieder hinauf zur nächsten «Tafel». Am Ortsrand von Rünenberg entdecken wir weitere blühende Kirschbäume – doch auch hier braucht es noch ein paar warme Frühlingstage bis zur vollen Blütenpracht.



Ein Highlight am Wegrand: der Rünenberger Giessen
Im letzten Drittel der Wanderung auf dem Baselbieter Chirsiweg wartet noch ein landschaftliches Highlight: Nach dem Durchqueren des Rünenberger Ortskerns führt der Weg zunächst über ein wenig befahrenes Teersträsschen in südlicher Richtung. Nach rund 400 Metern biegen wir auf einen Waldweg ab, der uns zum «Rünenberger Giessen» am Talschluss des Stieregrabe bringt. Hier stürzt das Wasser über eine gewölbte Felswand 18 Meter tief auf einen Tuffkegel. Je nach Wasserstand und Niederschlagsmenge verändert der Wasserfall sein Aussehen teils beträchtlich. Auch dieser Abschnitt hat es in sich: Über einen schmalen, mit Treppenstufen versehenen Pfad schlängelt sich der Wanderweg entlang der Felswand hinunter zum Talboden.




Letzte Kilometer durchs lauschige Chrindtal nach Sommerau
Auf den letzten knapp drei Kilometern bis zum Ziel erwartet uns nochmals ein angenehm zu gehender Waldweg, der dem fröhlich plätschernden Chrintelbach folgt. Der Baselbieter Chirsiweg endet schliesslich am Bahnhof Sommerau – gelegen an der ältesten Bahnlinie zwischen Basel und dem Mittelland.


Eckdaten der Wanderung Anwil – Oltingen – Wenslingen – Sommerau
Anhand der nachfolgenden Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf unserer Wanderung von Anwil via Oltingen und Wenslingen nach Sommerau entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen gelb markierten Wanderweg (T1/T2). Der Weg ist nicht kinderwagentauglich. In jedem der drei Dörfer, die man unterwegs durchquert, besteht ein Postautoanschluss – somit lässt sich die Tour beliebig kürzen.
Da wir für die Tour nur rund drei Stunden benötigten und am Vormittag unterwegs waren, haben wir unterwegs keine Einkehr gemacht. Wer jedoch gemütlich rasten möchte, findet entlang der Route einige Möglichkeiten: Eine Einkehr bietet sich im Gasthaus Löwen in Rünenberg an. Alternativ laden zwei Brätliplätze zum Verweilen ein – einer davon liegt bei Anwil, unten im Obertal, nur wenige Schritte von der Bushaltestelle «Anwil, Talweiher» entfernt. Die zweite Feuerstelle befindet sich im Chrindeltal, etwa auf halbem Weg zwischen dem Bahnhof Sommerau und dem Rünenberger Giessen.
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Anwil, Dorf (580 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 13,5 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 350 m ↘ 490 m |
Dauer | 3:30 h |
Zielort | Bahnhof Sommerau (450 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Gasthaus Löwen in Rünenberg (Montag Ruhetag, Dienstag erst ab 17:00 Uhr geöffnet) |
Praktische Tipps für deine Wanderung auf dem Baselbieter Chirsiweg
- Nach Anwil gibt es mindestens eine stündliche Postautoverbindung ab Gelterkinden. Zu den Hauptverkehrszeiten wird teilweise auch ein Halbstundentakt angeboten.
- Von Sommerau gibt es eine stündliche S-Bahn-Verbindung nach Olten.
- Der Wanderweg führt an verschiedenen Hofläden vorbei, wo man regionale Produkte kaufen kann.
- Unterwegs bieten Informationstafeln des Erlebnisraums Tafeljura spannende Hintergrundinformationen rund um diese einzigartige Natur- und Kulturlandschaft.
- Alternativ lässt sich im Frühling auch im benachbarten Fricktal – auf dem Fricktaler Chriesiwäg – der Blütenzauber erleben.