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Albinenleitern – Bhutanbrücke – Pfynwald: abenteuerliche Wandertage im Wallis

Schweiz statt Slowenien. Eigentlich hatten wir ja geplant, in der zweitletzten Juniwoche mit dem Zug nach Slowenien zu reisen und dort eine Teiletappe des Alpe-Adria-Trails durch den Triglav-Nationalpark zu unternehmen. Daraus wurde bekanntlich nichts (die Nachtzüge hatten den Betrieb noch nicht wiederaufgenommen und Landesgrenzen zu unseren Nachbarn waren zum Ferienstart auch noch offiziell zu). Und auch wenn dies betrübt zur Kenntnis genommen haben, war es ein Leichtes, ein Alternativprogramm im Inland zusammenzustellen – der Plan: zwei Tage Wandern im Jura, drei Tage mit dem Velo quer durch den Kanton Bern und danach noch drei bis vier Tage Wandern im Wallis.

Die unsichere Wetterlage – insbesondere auf der Alpensüdseite – liess uns dann den Wallis-Abstecher auf zwei Tage kürzen. Doch diese waren rundum perfekt! Wir haben einmal mehr ein wunderbares Hideaway auskundschaftet und ich bin endlich einmal durch den Pfynwald gewandert. Das stand nämlich schon eine gefühlte Ewigkeit auf meiner Bucket List.

Die nachfolgend beschriebene Tour führt euch für einmal nicht in schwindelerregende Höhen der Walliser Bergwelt, sondern bewegt sich in bescheidenen Höhenlagen – und in Grossenteilen sogar im «Flachland» unten. Nichtsdestotrotz bietet sie landschaftliche Abwechslung und auch den einen oder anderen abenteuerlichen Part.

Tag 1: von Leukerbad nach Albinen

Wir starten unsere 2-tägige Wanderroute im traditionsreichen Walliser Thermalbadeort Leukerbad. Diesmal stehen nicht die heissen Quellen im Fokus, sondern die historische Wegverbindung zwischen Leukerbad und dem benachbarten Bergdorf Albinen. Das Highlight dieses einstigen Handelsweges sind acht Holzleitern, die zur Überwindung eines steilen Felsbandes zwischen Leukerbad und Albinen dienten. Und auch wenn Albinen faktisch etwas tiefer liegt als Leukerbad (lediglich wenige Höhenmeter), sollte man sich nicht davon täuschen lassen und denken, dass die Leitern von Albinen nach Leukerbad hochführen. Es ist nämlich genau umgekehrt und genau deshalb empfiehlt es sich, die Tour in Leukerbad zu starten. Es fühlt sich bedeutend weniger «gfürchig» an, die Leitern hoch- statt runterzusteigen.

Die Wanderung startet zuerst aber gemütlich und führt uns durch den Lochwald. Selbst die sonnenverwöhnte und dementsprechend trockenen Südseite des Rhonetals präsentiert sich für einmal in einem überraschend lauschigen Grün.

Trotz des späten Wanderstarts haben sich noch nicht alle Regenwolken verzogen. Nach knapp dreissig Minuten erreichen wir den Felsvorsprung mit den Leitern. Technisch ist der Aufstieg über die Leitern nicht weiter schwierig. Da diese aber doch an sehr abschüssigen Stellen angebracht und teils auch nicht zu 100% vertikal ausgerichtet sind, bedarf es aber doch eine Portion Mut, um sich dem Felsband entlang bergwärts zu hangeln. Wer nicht schwindelfrei ist und grosse Höhenangst, respektive Angst bei ausgesetzten Stellen verspürt, der hat die Möglichkeit, die Stelle über den Walliser Sonnenweg (ca. 30 Minuten Gehzeit) zu umgehen. Persönlich bin ich diesbezüglich übrigens überhaupt nicht emotionslos – wer hier schon meine Klettersteig-Exkurse gelesen hat weiss, dass ich mich von solchen Wegführungen durchaus herausgefordert fühle. Aber ich challenge mich auch immer wieder gerne – ganz bewusst – und war beim Aufstieg über die Albinenleitern erstaunt, wie gelassen ich mit dieser Situation umgehen konnte.

Wanderung Leuk Albinen
Albinenleitern
Walliser Sonnenweg

Zwischenstopp in der charmanten Godswärgjistubu

Sind die 100 Höhenmetern via Albinenleitern überwunden, ist es nicht mehr weit bis in den Dorfkern des typischen Walliser Bergdorfes. Albinen wird mit seinem kompakten Dorfkern und den einheitlich gegen Süden ausgerichteten Gebäuden allen Klischees gerecht. Manche Fundamente der rund 200 Holzhäuser haben bereits 400 Jahre auf dem Buckel. Einzig die massige Kirche wirkt je nach Blickrichtung ein bisschen wie ein Fremdkörper in diesem sonst so einheitlichen Gefüge. Die alte Kirche musste nach einem Erdbeben abgerissen werden und wurde Ende der 1950er Jahre durch einen modernen Bau ersetzt.

Wer den Schildern des «Egguweg» folgt, der wird zielgerichtet zu 17 besonderen Ecken von Albinen gelotst und findet auf entsprechenden Informationstafeln jede Menge spannende Hintergrundinformationen zu den Natur- und Kulturschätzen von Albinen, das übrigens als Ortsbild von nationaler Bedeutung klassiert ist.

Albinen im Wallis
Aussicht Godswaergjistubu

Mitten im Dorfkern – direkt neben der Kirche – befindet sich das Restaurant Godswärgjistubu. Im hinteren Gebäudeteil des Restaurants versteckt sich die Godswärgji-Suite – eine gemütlich eingerichtete Stube mit angrenzendem Schlafzimmer und Bad. Der perfekte Ort, um eine Nacht zu verweilen. Das Bed-and-Breakfast Angebot der Godswärgjistubu umfasst je nach Wunsch die Übernachtung mit Frühstück (150 CHF für 2 Personen) oder aber zusätzlich noch ein frisch gekochtes, saisonales und regionales 4-Gänge-Menü für total 240 CHF (inkl. Übernachtung und Frühstück für 2 Personen).

Ich hatte ja diesen Übernachtungstipp als Ergänzung zu meiner kürzlich publizierten Liste mit empfehlenswerten Hotels und Herbergen erhalten und kann bestätigen – die Godswärgjistubu gehört definitiv auch darauf.

Was die Küche hier besonders macht, ist die Tatsache, dass das Wirtepaar konsequent Produkte verwendet, die auf Walliser Feldern, Weiden und Wiesen gedeihen. Die Suppe wird mit Wildkräutern veredelt, der Salat stammt aus dem eigenen Garten und zum Hauptgang wird nebst feinen Ofenkartoffeln und Kohlrabi Fisch aus Raron aufgetischt.

Albinen Godswaergjistubu
Albinen Restaurant Godswaergjistubu

Tag 2: durch den Pfynwald vom Oberwallis ins Unterwallis

Am nächsten Morgen präsentiert sich uns das Illhorn vis-à-vis etwas freundlicher als bei unserer Ankunft, wo alles wolkenverhangen war. Nach einem feinen Frühstück mit selbst gebackenem Dinkelbrot und pflückfrischen Kirschen lassen wir die Godswärgjistubu und den hübschen Ortskern von Albinen hinter uns und wandern entlang alter Saumwege hinunter nach Leuk-Stadt. Schon von weitem sticht einem die auffällige Glaskuppel ins Auge, die das Haupt des trutzigen Bischofsschlosses ziert. Diese stammt vom Starachitekten Mario Botta unter dessen Leitung das Schloss renoviert und einer neuen Nutzung zugeführt wird. Sowieso bin ich überrascht aber der Fülle an historischen Bauten in Leuk-Stadt – zugegebenermassen hatte ich diesen Ortsteil vom Bahnhof unten nie wirklich bewusst wahrgenommen.

Panorama Albinen
Albinen Bergdorf Wallis
Blick auf Leuk Stadt

Wir folgen dem Wegweiser via Bahnhof Leuk weiter Richtung Susten. Hier beginnt das Schutzgebiet des regionalen Naturparks Pfyn-Finges, welches die einzigartige Landschaft rund um den Illgraben sowie den Pfynwald – einer der grössten noch existierenden zusammenhängenden Föhrenwälder der Alpen umfasst. Auenwälder, Sandstrände, Steppenlandschaften – der Pfynwald ist mit seiner abwechslungsreichen Landschaftstruktur ein Paradies für seltene Pflanzen und Tiere und lässt sich auf verschiedenen ausgeschilderten Rundgängen aus unterschiedlichen Perspektiven erleben.

Der Klassiker führt von Leuk dem Illbach entlang bis kurz vor dem Illgraben. Dieser imposante Talkessel entstand im 14. Jahrhundert nach einem Bergsturz und zählt heute zu den aktivsten Murrinnen der Schweiz. Seit gut 15 Jahren bietet hier die 134m lange Bhutanbrücke nicht nur Nervenkitzel, sondern auch einen spannenden Einblick in das aktive Erosionsgelände. Symbolisch steht der Illgraben – und somit die Bhutanbrücke – auch für den Übergang vom Ober- ins Unterwallis. Ist die Brücke überquert, stehen einem verschiedene Wegoptionen zur Auswahl.

Bhutanbrücke Pfynwald
Wanderung Bhutanbrücke

Wir folgen einem breiten Kiesweg, welcher der Hangkante entlang durch lichte Wälder und ausgedehnte Trockenwiesen führt und uns dann via Gut Pfyn in den unteren Pfynwald bringt. Auch hier hat der Bergsturz die besondere Struktur aus Hügeln und Weihern mitgeformt. Der Pfynwald ist und bleibt für mich auch nach dieser Durchquerung einen faszinierenden Ort – zum einen ist er so wild und divers zum anderen wird er auch von zahlreichen Infrastrukturbauten (darunter gut sichtbare Gasleitungskorridore, Hochspannungsleitungen, die Autobahn) wüst zerschnitten. Eine Tour, die mir einmal mehr der fragile Grat zwischen den Bedürfnissen unserer Gesellschaft und dem Landschaftsschutz aufgezeigt hat.

Flora und Fauna im Pfynwald
Wanderung Pfynwald
Pfaffusee Pfynwald

Praktische Tipps für deine Wanderung von Leukerbad nach Sierre

Der Routenverlauf unserer Wanderung von Leukerbad via Albinen und dann weiter via Pfynwald bis nach Sierre kann nachfolgender Karte entommen werden. Die erste Etappe mit knapp 7 Kilometern von Leukerbad nach Albinen verläuft mehrheitlich auf dem Walliser Sonnenweg. Einzig die Albinenleitern sind nicht Teil des Sonnenwegs – wem die Leitern zu abenteuerlich sind, der kann aber problemlos auf den Sonnenweg ausweichen und den Abschnitt umgehen. Im Bereich der Albinenleitern fällt die grösste Ansteigung an. Gesamthaft sind rund 320 Höhenmetern zu überwinden. Wir benötigten für die Strecke knapp zwei Stunden. Aufgrund der Kürze der Tour lässt sich diese problemlos mit einer späteren Anreise ins Wallis kombinieren – wir sind auch erst um 16:00 Uhr in Leukerbad losmarschiert.

Die Wanderung durch den Pfynwald startet üblicherweise in Leuk Stadt oder am Bahnhof Leuk unten. Wir haben die zusätzlichen knapp vier Kilometer (rund eine Stunde Gehzeit) von Albinen nach Leuk vor allem deshalb in Kauf genommen, weil die Postautoverbindung zwischen den beiden Ortschaften nur sehr unregelmässig und teils eher umständlich (mit Umsteigen) angeboten wird. Daher ist man zu Fuss fast schneller und vor allem flexibler unterwegs. Von Leuk via Bhutanbrücke bis nach Sierre fallen im Anschluss weitere rund 13.5 Kilometer und 370 Höhenmeter an. Wir benötigten für die gesamte Wegstrecke rund 4.5 Stunden, wobei wir im Pfynwald die direkte Wegverbindung wählten und nicht die Schlaufe via Pfyndenkmal auf uns nahmen.

Aufgrund der geringen Höhenlage eignet sich diese Tour für den Spätfrühling/Frühsommer sowie Herbst, wenn in höheren Lagen noch – oder schon wieder – Schnee liegt.

Leukerbad – Albinenleitern – Albinen: Eckdaten der 1. Tour

AusgangspunktBusbahnhof Leukerbad
Länge6.7 Kilometer
Höhenmeter↗ 335 m ↘ 424 m
Dauer2:00 h
ZielortBushaltestelle Albinen, Post

Albinen – Bhutanbrücke – Pfynwald – Sierre: Eckdaten der 2. Tour

AusgangspunktBushaltestelle Albinen, Post
Länge17.8 Kilometer
Höhenmeter↗ 373 m ↘ 1’115 m
Dauer4:30 h
ZielortBushaltestelle Sierre, Ile Falcon

Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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