Nach meiner Rückkehr aus dem Iran verbrachten wir die restlichen Juli-Wochenenden in den Alpen: Eine Bergtour schöner als die andere und selbst das Wetterglück war uns hold. Das letzte Juli-Wochenende nutzten wir für einen Blick über den Tellerrand und reisten in den nördlichsten Zipfel Tirols – das Tannheimer Tal. Ein idealer Ausgangspunkt für Bergtouren durch die Allgäuer Alpen.
Ab Zürich dauert die Anreise ins Tannheimer Tal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fünf bis sechs Stunden. Wir verkürzten die Reisezeit auf vier Stunden, in dem uns ein Taxi in Ötztal Bahnhof abholte und wir die letzten Kilometer mit guter Unterhaltung des ortskundigen Chefs des Taxiunternehmens überbrückten. Eigentlich wollten wir mit der damit gesparten Zeit direkt nach unserer Ankunft den ersten Tannheimer Gipfel erzwingen. Doch in Anbetracht der wolkenverhangenen Bergkette und des anhaltenden Nieselregens entschieden wir spontan, uns stattdessen quer durch die Restaurants von Tannheim zu probieren. Als Fazit lässt sich festhalten, dass das Tannheimer Tal nicht nur grossartige Wanderrouten und Bergpanoramen bietet, sondern auch Genussmenschen zu begeistern vermag. Unsere Empfehlungen seht ihr am Schluss dieses Beitrages – denn eigentlich waren wir ja zum Wandern und nicht zum Essen hier. Pünktlich zum Start unserer zweitägigen Hüttentour im deutsch-österreichischen Grenzgebiet der Allgäuer Alpen präsentierte sich das Wetter wieder von seiner sommerlichen Schokoladenseite. Wie bestellt! Das funktioniert ja bestens.
Wandertag 1: von Tannheim zur Landsberger Hütte
Wir starten die Wanderung direkt in Tannheim und folgen während der ersten Stunde einem sanft ansteigenden Pfad durch einen dichten Tannenwald bis zum Vilsalpsee. Alternativ bestünde für diesen Streckenabschnitt die Möglichkeit, den Bus zu benutzen (oder mit dem Auto hochzufahren). Der mitten in einem Naturschutzgebiet gelegene Bergsee gehört zu Recht zu den beliebtesten Ausflugszielen im Tannheimer Tal. Rundherum führt ein breit angelegter Kiesweg mit wenig Steigung – Kinderwagen und Rollatoren tauglich und damit prädestiniert für einen Familienausflug an die frische Bergluft. Wir gönnen uns eine kurze Verschnaufpause, bevor der anstrengende Part des Tages ansteht. Von Tannheim herkommend, folgen wir dem Seeumrundungsweg gegen den Uhrzeigersinn und zweigen nach wenigen Minuten auf einen schmalen Steig ab. Dieser führt in einem steilen Zickzackverlauf beinahe 500 Höhenmeter zum zweiten Bergsee dieser Tour – dem Traualpsee – hinauf. Das bergwärts Wandern unter den sengenden Sonnenstrahlen bringt uns bald einmal ins Schwitzen.
Schritt für Schritt bewältigen wir die Höhenmeter und erreichen schneller als gedacht die Hochebene beim Traualpsee. Hoch über dem See thront unser Tagesziel, die Landsberger Hütte. Fast noch beeindruckender sind die schroffen Felsmassen der sich dahinter auftürmenden Lachenspitze. Das letzte Wegstück dieses Tages braucht nochmals unsere vollste Aufmerksamkeit. Durch den Dauerregen der letzten Tage ist das Gestein im felsigen Abschnitt zwischen Traualpsee und Landsberger Hütte ziemlich glitschig. Zum Glück hat es fest montierte Seile, an denen man sich «hinaufangeln» kann. Oben angekommen wartet auf uns einen entspannten Restnachmittag auf der gut besuchten Sonnenterrasse vor der Hütte. Wem das zu langweilig ist, kann in der verbleibenden Zeit bis zum Abendessen entweder Gipfel sammeln (Aufstieg zur Lachenspitze gut zwei Stunden) oder den Klettersteig entlang der Lachenspitze Nordwand (Schwierigkeit C/D) bezwingen.
Wandertag 2: via Deutschland zurück zum Vilsalpsee
Nach einem überraschend guten Schlaf im voll besetzten Matratzenlager (fragt nach dem hintersten Doppelstockbett – das ist super!), begrüsst uns der Himmel mit einem ähnlich beeindruckenden Farbenspiel, wie wir es schon am Vorabend bewundert hatten. Das für die dramatische Wolkenstimmung verantwortliche Gewitter streifte uns zum Glück nur kurz. Ich bin in Hütten immer früh auf den Beinen und so sind wir nach dem Frühstück die Ersten, die die Wanderschuhe schnüren, den Rucksack schultern und die zweite Etappe in Angriff nehmen. Die erste Stunde führt uns der Pfad dem Grat der Roten Spitze entlang bis zum westlichen Lachenjoch nochmals gut 200 Höhenmeter bergwärts. Links und rechts vom Wanderweg sorgen blökende Schafe und neugierige Haflinger für Unterhaltung und oben auf dem Lachenjoch muss ich einmal kurz japsen: «Wow!» Das Panorama ist schlichtweg gigantisch. Von hier geht’s in einem abwechslungsreichen Auf und Ab quer durch eine wunderbare Berglandschaft weiter Richtung Kirchendachsattel. Dort entnehmen wir einem windschief stehenden Schild mit der Aufschrift «Achtung Staatsgrenze», dass wir nun einen kurzen Schlenker hinüber nach Deutschland unternehmen. Kurz darauf bleibe ich erneut abrupt stehen. «Schau – der Schrecksee!»
Zum Glück tendiere ich öfters dazu, Tourenbeschriebe nur grob zu überfliegen. Sonst wären meine Wanderungen nämlich gänzlich frei von Überraschungen, was total Schade wäre. Ich war mir nicht bewusst, dass unsere Tour an einem der fotogensten Bergseen des Allgäus vorbeiführen würde. Während wir im Abschnitt von der Landsberger Hütte bis zum Kirchdachsattel ausser vielen Kühen und Schafen niemanden begegneten, deuten die zahlreichen Zelte und noch zahlreicheren Menschen darauf hin, dass der Schrecksee ein beliebtes Fotosujet ist. Eine wirklich tolle Kulisse, die hoffentlich noch lange bewahrt bleibt, ohne dass die Zeltler überhandnehmen. Wir bleiben in der Höhe und folgen dem Wanderweg hoch über dem Schrecksee Richtung Rauhhorn. Gut eine Stunde unter dessen Gipfel zweigt unsere Route dem Jubiläumsweg folgend rechter Hand ab. Ambitionierten und trittsicheren Wanderern bietet sich hier die Gelegenheit, einen zusätzlichen Schlenker auf das Rauhhorn zu unternehmen. Mit dem Wissen, dass wir noch gut 1’000 Höhenmeter talwärts wandern müssen, verzichten wir darauf und wählen die Diretissima zum Vilsalpsee hinunter. Der Abstieg hat es teilweise in sich. Schutthalden mit lockerem Gestein und abschüssige Passagen fordern zum Schluss nochmals vollste Aufmerksamkeit. Zurück im Tal kehren wir zur Belohnung im s’Höf Bräuhaus ein und genehmigen uns ein zünftiges Plättli. Ein perfekter Abschluss einer rundum schönen Bergtour. Der Abschnitt Landsberger Hütte – Schrecksee gehört mit zum Schönsten, was ich diesen Sommer gewandert bin.
Foodie Tipps fürs Tannheimer Tal
Ein top kulinarisches Erlebnis bietet die Tannheimer Stube im Hotel Hohenfels. Das Haubenlokal ist in einer urig eingerichteten kleinen Stube (fünf Tische) im Hotel Hohenfels integriert. Das Gourmetmenü wird nur abends serviert – wir sind am Mittag eingekehrt und haben uns je eine Tagessuppe, Vitello Tonnato, Wiener Schnitzel und eine Nachspeise von der Tageskarte bestellt. Fazit: fantastisch!
Mit einem lässiges Ambiente und besten regionalen Produkten überzeugt uns der Jungbrunn Grill im gleichnamigen Hotel. Das Konzept erinnert an amerikanische Grills und auf dem Menü finden sich ausgewählte lokale Fleischspezialitäten, die auf den Punkt genau auf dem offenen Grill kross gebraten werden.
Hinweis: Diese Reise wurde von Österreich Tourismus und der Tirol Werbung unterstützt. Alle Meinungen und Eindrücke sind wie immer die unseren.
Wahnsinn!! Die Bilder sind irre schön!! Wunderbarer Blog, da stöbere ich gleich noch ein bisschen durch.
lg Sabi von http://www.smilesfromabroad.at
Danke – das freut mich!
Hallo Anita,
Was für ein toller Wandertipp!!!: ich bin ganz verliebt und höchst wahrscheinlich werde ich genau deine Strecke mit einer Freundin auch wandern! Doch hierzu zwei Fragen, meinst du es ist machbar diese Strecke um Ostern herum zu begehen? Oder ist es dann noch zu kalt und rutschig? Meine zweite Frage dreht sich um den Schwierigkeitsgrad. Ich gehe viel, aber das wäre meine erste richtige Wandertour. Ist das machbar?
Hallo Anne, herzlichen Dank für deinen Kommentar und freut mich, dass mein Beitrag deine Wanderlust weckt :) Um Ostern liegt in diesen Höhenlagen in der Regel noch eine ordentliche Schneedecke. Die Landsberger Hütte startet die Saison jeweils auch erst Ende Mai. Somit würde ich davon abraten, die Tour vor anfangs Juni in Angriff zu nehmen. Die Tour ist technisch nicht weiter schwierig, bedingt aber eine gewisse konditionelle «Grundfittheit». Wenn du aber grundsätzlich fit bist (von Zeit zu Zeit Sport machst), sollte dies gut machbar sein.