Ein Velo, zwei wasserfeste Satteltaschen und vier prächtige Frühlingstage haben mich Ende März am Vierwaldstättersee erwartet. Nachdem ich in den letzten Jahren das Wandern dem Velofahren vorgezogen habe, soll in diesem Jahr der Drahtesel wieder mehr zum Zug kommen. Mit dem Velo lässt sich nämlich eine Region nach Lust und Laune in zügigem Tempo oder «genussradelnd» erkunden – der Vorteil gegenüber dem Wandern: Man ist bei gleicher Flexibilität deutlich flotter unterwegs. Die Velotour-Premiere bringt uns in die Zentralschweiz. Das Ziel der Reise: In vier Tagen den Vierwaldstättersee umrunden.
Eins vorweg: Ich dachte vor der Reise, dass ich die Zentralschweiz und ihre «Highlights» kenne. Hier auf dem Blog habe ich auch schon das eine oder andere Zentralschweizer Ausflugsziel vorgestellt. Auf dieser Velotour habe ich die Region dennoch nochmal aus einem anderen Blickwinkel erlebt und mir bis dahin unbekannte Ecken entdeckt.
Tag 1: Vitznau – Amsteg – Vitznau
Das Hotel Terrasse am See hat letztes Jahr gemeinsam mit drei weiteren Zentralschweizer Swiss Historic Hotels ein Velo-Package bestehend aus einer Mehrtagestour mit Übernachtungen geschnürt. Die Velotour führt in vier Tagesetappen von Vitznau über Amsteg nach Flüeli-Ranft und von dort über Luzern zurück nach Vitznau. Das Hotel Terrasse am See stellt hierfür die E-Bikes (zwei Flyer der Rent a Bike Flotte) mit Helm und Satteltaschen zur Verfügung.
Eigentlich führt die erste Etappe der Velotour von Vitznau der SchweizMobil Route 38 (Luzerner Hinterland – Rigi) und 3 (Nord-Süd-Route) entlang bis zum Hotel Stern & Post in Amsteg. Da das Hotel Stern und Post jedoch erst an Ostern in die Saison startet, adaptieren wir unsere Route so, dass wir von Vitznau bis nach Amsteg radeln, dort eine Mittagspause einlegen und danach den ersten Teil der zweiten Etappe bis nach Bauen abstrampeln. Gut 65 Kilometer gilt es für uns somit an diesem ersten Tag zu bewältigen. Ein ordentliches Stück – aber E-Bike sei Dank sind wir flott unterwegs. Wir lassen Vitznau hinter uns und folgen der wenig befahrenen Verbindungsstrasse nach Brunnen. Mit Ausblicken auf den Vierwaldstättersee wird auf diesem Abschnitt nicht gegeizt und in Gersau lohnt sich ein kurzer Stopp bei der schön gestalteten Uferpromenade. Wer als Velofahrer tapfer dem Autoverkehr trotz, der folgt in Brunnen weiter der Route 3, die nun parallel zur viel befahrenen Axenstrasse verläuft. Der erste eher ungemütliche Abschnitt lässt sich mit einer kurzen Zugfahrt von Brunnen bis nach Sisikon überbrücken. Mit dem GA kostet das Veloticket für diese Strecke 2.20 CHF.
In Sisikon solltet ihr den Zug unbedingt wieder verlassen. Wenn ihr das nicht tut, verpasst ihr den wohl spektakulärsten Abschnitt der Veloroute Vitznau – Amsteg. Der Veloweg wird hier abseits des Durchgangsverkehrs auf der alten Axenstrasse geführt, die beeindruckende Aus- und Tiefblicke verspricht. Fantastisch! Ebenso kurzweilig ist die anschliessende Fahrt durch die Reussebene bis nach Amsteg. Obwohl die Landschaft hier von zahlreichen massiven Infrastrukturbauten durchschnitten wird, führt der Veloweg galant daran vorbei. Zu meinem Erstaunen begleitet uns hier sogar das Rauschen der Reuss und nicht das monotone Brummen der Autobahn.
Wer im Hotel Stern und Post übernachtet, dem empfehle ich, die verbleibende Zeit bis zum Abendessen für einen Abstecher zum Arnisee oder Golzernsee zu nutzen. Uns reicht die Zeit an diesem Tag leider nicht, denn wir sollten das letzte Schiff von Bauen nach Vitznau zurück erwischen. Doch wir sind gut in der Zeit und gönnen uns auf dem Rückweg eine Pause beim idyllischen Reussdelta zwischen Flüelen und Seedorf.
Die letzten Kilometer des Tages folgen wir der Bikeroute 403 bis nach Isleten. Das restliche Teilstück bis nach Bauen ist nicht mehr als Veloweg ausgeschildert, aber die Strasse ist so wenig befahren, dass sich die Strecke auch so bestens bewältigen lässt.
Pünktlich mit der prächtigen Abendstimmung sind wir zurück im Hotel Terrasse am See und lassen uns von den Gastgebern verwöhnen. Wenn im Hotel Terrasse am See noch mehrere freie Zimmer vorhanden sind, überlässt Gastgeberin Pia Nussbaumer ihren Gästen jeweils den Schlüsselkorb. Man kann so einen Blick in jedes der unterschiedlich gestalteten Zimmer werfen und sein «Lieblingszimmer» wählen. Keine leichte Aufgabe, denn jedes Zimmer ist ein kleines Bijou.
Tag 2: Vitznau – Flüeli-Ranft
Frisch gestärkt starten wir mit einer Schifffahrt in den zweiten Tag der Velotour. Nach einer kurzen Überfahrt von Vitznau nach Beckenried müssen wir wieder selbst in die Pedalen treten. Die zweite Etappe bringt uns von Beckenried über Stans bis ins Hotel Paxmontana in Flüeli-Ranft. Zwischen Beckenried und Buochs radeln wir direkt am See entlang und bewundern die ersten blühenden Kirschbäume. An heissen Sommertagen findet ihr hier auch das eine oder andere schöne Badeplätzchen. In Stans legen wir auf dem Dorfplatz einen Zwischenstopp ein. Die bekanntesten Fotomotive dürften hier der Winkelriedbrunnen sowie das Winkelrieddenkmal am Rande des Dorfplatzes darstellen. Bei schönem Sommerwetter lohnt sich ein Abstecher aufs Stanserhorn. Bei unserem Besuch zeigt sich dieses oben an der Spitze jedoch noch im Wintergewand und so radeln wir weiter Richtung Kerns.
Während wir bisher stets auf asphaltierten Haupt- oder Nebenstrassen unterwegs waren, folgt kurz vor Kerns der erste Abschnitt mit Naturbelag. Hier führt der Veloweg auf idyllischen Kieswegen durch den Kernwald. Ein toller Abschnitt, der sich auch für eine längere Mittagsrast anbietet. Da wir die Hälfte dieser Tagesetappe bereits am Vortag bewältigt haben, verlängern wir unsere Route mit der Sarnerseerundfahrt (Route 702) spontan um 18 Kilometer. Statt direkt nach Flüeli-Ranft hochzuradeln (einer der Streckenabschnitte, für die ich um die elektronische Unterstützung meines Drahtesels dankbar bin), fahren wir nach Sachseln hinunter und folgen dort der ausgeschilderten Sarnerseerundfahrt einmal um den See bis nach Sarnen.
Danach haben wir uns das «Sünnelä» auf der Sonnenterrasse des Hotels Paxmontana wohlverdient. Ich habe hier auf dem Blog schon einmal über das einzigartige Jugendstilhotel an beneidenswerter Lage hoch über dem Sarnersee berichtet und kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: ein toller Ort, um runterzukommen, fein zu essen und die phänomenale Aussicht zu geniessen.
Tag 3: Flüeli-Ranft – Luzern
Am dritten Tag machen sich die Waden und der Po (trotz lobenswert bequemer Flyer-Sättel) bemerkbar. Doch nichts da mit jammern – weiter geht’s! Und beim dritten Tag mit strahlendem Sonnenschein in Folge radeln wir trotz zwickender Muskeln beschwingt Richtung Luzern. Wir folgen zuerst der Route 703 (Wichelsee-Rundfahrt), die uns auf einer spannenden Streckenführung zwischen Naturschutzgebiet und Militärflugplatz bis nach Alpnachstad leitet. Am idyllisch gelegenen Wichelsee lassen sich diverse Wasservögel beobachten und bei der Flugplatzüberquerung (die mittels Barrieren gesichert wird, wenn ein Flugzeug auf der Startbahn steht) kommen Aviatik-Freunde auf ihre Kosten.
In Alpnachstad besteht wie in Stans die Möglichkeit, die Velotour mit einem Abstecher auf einen der bekanntesten Gipfel rund um den Vierwaldstättersee zu kombinieren. Nebst der tollen Aussicht lässt sich auf dem Pilatus auch sonst noch allerhand erleben. Wir legen bei der Uferpromenade in Alpnachstad lediglich einen kurzen Halt ein, bewundern das Panorama und fahren danach weiter bis nach Hergiswil. Direkt neben Glasi befindet sich das Seerestaurant Belvédère, wo Fabian Inderbitzin auf Sterne Niveau kocht (ausgezeichnet mit 17 Gault Millau Punkte und 1 Michelin Stern). Ein lohnender Mittagsstopp für alle, die sich einen Gourmet Lunch zu einem fairen Preis (2 Gänge 44 CHF / 3 Gänge 58 CHF) gönnen möchten. Eine einfachere Küche serviert Fabien Inderbitzin im Seebistro direkt daneben (gleicher Eingang).
Von Hergiswil bis ins Stadtzentrum von Luzern ist es nicht mehr weit. Trotzdem lohnt es sich, für diesen Abschnitt genügend Zeit einzurechnen. Euch erwarten unterwegs einige schöne Badeplätze. Ende März ist es uns für einen Schwumm im Vierwaldstättersee noch eine Spur zu frisch, doch zwischen Winkel und Tribsche haben sich an diesem schönen Samstagnachmittag schon einige Sonnenhungrige auf den Liegewiesen installiert.
Im Zickzack führt uns der Veloweg am Bahnhof vorbei in die Altstadt von Luzern. Hier an bester Lage befindet sich das historische Hotel Wilden Mann. Die Hotelgänge sind verwinkelt, die Treppenstufen knarren und jedes Zimmer erzählt seine ganz eigene Geschichte. Definitiv ein Haus mit Charakter mitten in Luzern – zudem gibt es hier die besten Luzerner Chügelipastete weit und breit.
Kurz vor Sonnenuntergang schwingen wir uns nochmals auf unsere Velos und fahren zum Schloss Meggenhorn am Stadtrand von Luzern. Hier befindet sich eines der schönsten Plätzchen der Region, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Das hat uns Pia Nussbaumer zwei Tage zuvor als Tipp mit auf den Weg gegeben. Und sie hat so was von Recht! Wer dem Wanderwegzeichen Richtung Christusstatue folgt, wird direkt am Fusse der Statue eine Sitzbank finden, die einen Logenplatz für den Sonnenuntergang garantiert!
Tag 4: Luzern – Vitznau
Während wir am Vortag mitten im Samstagsnachmittagstrubel in Luzern eingefahren sind, geniessen wir am Sonntagmorgen freie Fahrt in der Altstadt. Heute folgen wir der Route 38 durchs Luzerner Hinterland via Küssnacht und Weggis zurück nach Vitznau. Diese Ecke ist Neuland für mich. Der Veloweg führt von Luzern Richtung Verkehrshaus und schlängelt sich danach durch Oberseeburg den Hügelzug hinauf in den Meggerwald. Es lohnt sich, früh zu starten. Die Stimmung im Wald ist am Morgen schlicht zauberhaft. Die Vögel zwitschern und die Sonnenstrahlen lassen den Waldboden golden leuchten. Kaum ist der Meggerwald durchquert, gibt es von der Anhöhe einen tollen Panoramablick über sattgrüne Weiden Richtung Bürgenstock und Rigi.
Nach zwei kurzen Trinkpausen in Küssnacht und Weggis sehen wir auch schon das Ortsschild von Vitznau vor uns. So flott, wie wir unterwegs waren, gingen die vier Tage vorbei. Uns hat die Velotour nicht nur von A bis Z richtig Spass gemacht, sondern wir haben auch festgestellt, dass man unterwegs unglaublich viel erleben und sehen kann. Von der Rigi übers Stanserhorn bis zum Pilatus, von der Glasi Hergiswil übers Kunstmuseum Luzern bis zum Verkehrshaus und dann sind da noch die zahlreichen schönen Badeplätze und leckeren Einkehrmöglichkeiten. An lohnenswerten Stopps mangelt es definitiv nicht.
Mit dem Velo rund um den Vierwaldstättersee – Praktische Tipps für deine Velotour
- Das Angebot «E-Bike Tour zu den Zentralschweizer Swiss Historic Hotels» kostet pro Person im Doppelzimmer 653 CHF. Wer sein eigenes Velo, Helm und Satteltaschen mitnimmt, zahlt 189 CHF weniger. Weitere Infos zum Angebot findet ihr hier: E-Bike-Tour Hotel Terrasse am See
- Die Velotour rund um den Vierwaldstättersee folgt mehrheitlich ausgeschilderten SchweizMobil Velorouten und ist gut ausgeschildert. Einzig bei der Fahrt von Amsteg Richtung Bauen muss man vor dem Reussdelta auf die richtige Abzweigung zur Bike-Route 403 (Isenthal Bike) achten.
- Die zwei E-Bikes vom Hotel Terrasse am See sind Flyer der neusten Generation und verfügen über eine Akku-Reichweite von ca. 120 Kilometer. Uns hat der Akku auf jeder Strecke problemlos gereicht.
- Die Strecke Amsteg – Bauen – Beckenried – Flüeli-Ranft empfehle ich so einzuteilen, dass ihr den Mittagsrast in Bauen macht. Dort gibt es mit dem Zwyssighaus und Fischli am See zwei tolle Einkehrmöglichkeiten (Reservation empfehlenswert).
- Die beiden Satteltaschen von Ortlieb fassen alles notwendige für die viertägige Velotour. Am besten packt ihr so, dass ihr keinen zusätzlichen Rucksack benötigt und eurer Rücken unbelastet bleibt.
Nachfolgende Karte zeigt die Standard-Route der Velotour um den Vierwaldstättersee. Für den Abschnitt Bauen-Beckenried nimmt man das Kursschiff – auf diesem Abschnitt besteht kein Veloweg (Kosten fürs Velo: 8 CHF – die SBB Velotageskarte ist auf dem Vierwaldstättersee nicht gültig). Die ausführlichen Routenbeschriebe der einzelnen Streckenabschnitte könnt ihr bei SchweizMobil – Veloland Schweiz nachlesen.
Hinweis: diese Reise wurde von den Zentralschweizer Swiss Historic Hotels unterstützt – wie immer sind alle Eindrücke und Meinungen die unseren
Velofahren macht glücklich, gäll, Anita? Total schöner Bericht und – wie immer! – umwerfende Fotos. Sehr gluschtig beschrieben, darum wandert die Route jetzt auf meine Möchtegernliste für diesen Sommer :-)
Hallo Doro danke für deinen Kommentar – ja total – Velofahren macht eine gute Laune :) freut mich, dass der Bericht Lust auf die Route weckt.
Ausführliche Reisebericht. Guter Tipp für den nächsten Kurzurlaub.
liebe travelita!
danke für die tolle inspiration! wir haben es diese woche gemacht – war hammer, auch wenn das wetter nich so toll war wie bei deiner reise!
ganz liebe grüsse
Liebe Caroline herzlichen Dank fürs Feedback – das freut mich sehr!