Lust auf eine Städtereise abseits der Besuchermagnete Paris, London oder Amsterdam? Wie wäre es stattdessen mit einem Abstecher nach Ulm? Die sogenannten «Zweilandstadt» bietet mit ihrer fussläufigen mittelalterlichen Altstadt, dem bis heute höchsten Kirchturm der Welt, vielen netten kleinen Geschäften und gemütlichen Restaurants die perfekte Basis für einen richtig entspannten Städtetrip. In den nachfolgenden Zeilen erläutere ich dir im Detail, welche Gründe meiner Ansicht nach für einen Abstecher nach Ulm sprechen.
Die Sehenswürdigkeiten von Ulm im Überblick
Der mittelalterliche Kern der Stadt Ulm liegt an der Donau im süddeutschen Bundesland Baden-Württemberg. Im Jahr 854 erstmals urkundlich erwähnt, kann Ulm auf eine lange und traditionsreiche Stadtgeschichte zurückblicken. Spannend sind auch die wechselhaften Zugehörigkeiten – seit 1810 ist Ulm getrennt von seinem ehemaligen Gebiet rechts der Donau, das bei Bayern blieb und auf dem sich die Stadt Neu-Ulm entwickelte. Darauf bezieht sich auch der Begriff der «Zweilandstadt». Wer Ulm besucht, kann mühelos zwischen zwei deutschen Bundesländern hin und her schlendern.
Die Hauptattraktion von Ulm ist das von weitem sichtbare Ulmer Münster mit seinem 161,53 Meter hohen Kirchturm. Damit überragt das Ulmer Münster um etwa 4 Meter den Kölner Dom. Ebenfalls sehenswert ist das Ulmer Rathaus mit seinen beeindruckenden Fassaden-Wandmalereien. Das aufmerksame Auge kann hier auch den einen oder anderen Schweiz-Bezug entdecken. Beide Bauten befinden sich mitten in der Altstadt. Von der mittelalterlichen Stadtmauer können noch Teilabschnitte im Süden und Nordosten begangen werden – ebenso sind drei der einst sieben Stadttore erhalten.
Einen Steinwurf vom Rathaus entfernt beginnt das Fischerviertel, das mit seinen charmanten, schmalen Gassen und den hübschen, teils windschief stehenden Fachwerkgebäude der Besuchermagnet der Ulmer Altstadt bildet.
Eine weitere Spezialität von Ulm sind die niedlichen Grabenhäusle, die im 17. Jahrhundert im Zuge der Verdichtung direkt auf der Stadtmauer errichtet wurden.
Und dann ist da natürlich noch die schöne Donaupromenade, auf der es sich sowohl auf baden-württembergischer wie auch auf bayerischer Seite bestens spazieren lässt.
In nachfolgender Karte seht ihr die in diesem Beitrag erwähnten Sehenswürdigkeiten sowie unsere Einkehrtipps verortet.
1. Weil die mittelalterliche Innenstadt zum Flanieren einlädt
So, und jetzt schauen wir uns die Gründe, die meiner Ansicht nach klar für eine Städtereise nach Ulm sprechen, im Detail an. Dazu zählt unbestritten die verkehrsberuhigte Altstadt, die sich vom Ulmer Hauptbahnhof bis zur Münchner Strasse erstreckt. Diese lässt sich grob in drei Gevierte aufteilen:
- Die als Fussgängerzone gestaltete Bahnhof- und Hirschstrasse als klassische Einkaufsmeile. Wer vom Bahnhof zum Münster spaziert, kommt hier automatisch durch.
- Das bereits unter den Sehenswürdigkeiten erwähnte Fischerviertel im südlichen Teil der Altstadt, dessen Besuch sich kaum ein Tourist entgehen lässt. Hier gibt es einige lauschig am Wasser gelegene traditionelle Lokale, die man für eine wohlverdiente Zwischenstärkung ansteuern kann. In diesem Stadtviertel steht auch Ulms schiefstes Haus (das angeblich gleichzeitig das schiefste Hotel der Welt ist).
Aber mein eigentlicher Favorit ist das nordöstlich davon gelegene Quartier Platzgasse, das die Raben-, Kohl-, Herrenkellergasse umfasst. Hier finden sich kleine inhabergeführte Geschäfte und nette Restaurants. Für mich das authentischste Altstadtviertel und somit definitiv einen Abstecher wert!
2. Weil sich in Ulm der (noch) höchste Kirchturm der Welt bestaunen lässt
Das Ulmer Münster ist eine imposante Erscheinung! Und bis zur Fertigstellung der Sagrada Familia in Barcelona darf sich das im gotischen Stil erbaute Gotteshaus noch mit dem Rekord des höchsten Kirchturms der Welt schmücken. Aktuell ist sowohl der Zugang zum Turm als auch die Aussicht aufgrund von Sanierungsarbeiten eingeschränkt. Bei unserem Besuch war nur die 1. Aussichtsplattform auf 70 m Höhe zugänglich. Wobei schon die von hier gebotene Sicht über Ulm und das Umland eindrücklich war. Wäre es noch weiter hochgegangen, hätte ich aufgrund der Höhendifferenz vermutlich ein flaues Gefühl im Magen erhalten. Der reguläre Eintritt für Erwachsene kostet 7 Euro. Das Ticket lässt sich an einem Automaten direkt beim Treppenaufgang beziehen. Beachte, dass du hierfür das passende «Münz» benötigst.
Empfehlenswert ist übrigens auch der Blick ins Innere des Münsters. Dieses beeindruckt mit prächtigen Buntglasfenstern.
Öffnungszeiten Turmbesteigung: 10:00 bis 16:00 Uhr (Oktober bis März) | Weiterführende Informationen unter ulmer-muenster.de
3. Weil man in Ulm zwischen zwei Bundesländern hin und her hüpfen kann
Südlich angrenzend an die Altstadt befindet sich die Donau. Wer auf der Gänstorbrücke die Donau überquert, wird mit einer Bodenmarkierung darauf aufmerksam gemacht, dass er das Bundesland wechselt und sich von Baden-Württemberg nach Bayern begibt. Abgesehen von diesem Funfact, ist das Donauufer mit seinen zahlreichen Sitzgelegenheiten ein beliebtes Naherholungsziel der Ulmer Stadtbevölkerung. Den schönsten Blick auf die Ulmer Stadtkulisse bestehend aus der Stadtmauer mit dem Metzgerturm, dem Ulmer Münster, dem Rathaus und der Stadtbibliothek in Form einer modernen Glaspyramide erhält man von der Neu-Ulmer Seite aus.
Auf der Ulmer Seite kann man dafür über ein rund 70 Meter langes Teilstück der Stadtmauer flanieren. Weiter sind hier auch der lauschige Rosengarten zwischen Herd- und Gänstorbrücke und der zu Ehren von Albrecht Ludwig Berblinger errichtete Berblinger Turm sehenswert. Die über eine schwindelerregende, spiralförmig angelegte Treppe erreichbare Aussichtsplattform ist rund um die Uhr kostenlos zugänglich.
4. Weil die Zweiländerstadt auch eine Kunst- und Kulturstadt ist
In Ulm kommen auch Kunst- und Kulturfans auf ihre Kosten. Und das nicht erst in jüngster Vergangenheit. Die Ursprünge der Stadtbibliothek gehen zum Beispiel auf das Jahr 1516 zurück. Sie gilt damit als älteste öffentliche Kulturinstitution der Stadt. Der heutige Neubau – die «gläserne Pyramide» ist das Resultat eines im Jahr 1998 durchgeführten Architekturwettbewerbs. Es lohnt sich meiner Meinung nach, einen kurzen Blick ins Innere zu werfen. Das äussere Erscheinungsbild hat mich hingegen weniger überzeugt.
Umso gelungener dünkt mich die Umgestaltung der «neuen Mitte» rund um den Hans und Sophie Scholl Platz. Durch eine optimierte Verkehrsführung wurde hier Raum für neue Nutzungen geschaffen. Dazu zählt die Kunsthalle Weishaupt, mit der eine Privatsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst öffentlich zugänglich gemacht wurde. Die Kunsthalle Weishaupt ist zudem baulich mit dem städtischen Kunstmuseum – dem Museum Ulm – verbunden.
Dienstag bis Sonntag 11:0 bis 17:00 Uhr | regulärer Eintritt 8 Euro | weiterführende Infos: kunsthalle-weishaupt.de | wichtiger Hinweis: bis Herbst 2025 bleibt das Museum Ulm aufgrund eines Umbaus geschlossen
5. Weil der Ulmer Panoramaweg mit einem Blick bis in die Alpen lockt
In Ulm locken nicht nur verwinkelte Gassen und geschichtsträchtige Baudenkmäler, sondern auch ein Umland mit Weitblick bis in die Alpen. Wir haben das schöne Wetter für eine Wanderung auf dem Ulmer Panoramaweg genutzt. Diese führt über zwei Wegvariationen vom Eselberg nordwestlich der Altstadt bis in den nordöstlich des Stadtzentrums gelegene Stadtteil Böfingen. Unterwegs kommt man auch an der Wilhelmsburg, dem Hauptwerk des Ulmer Festungsgürtels vorbei und geniesst herrliche Weitblicke über die Stadt, das Umland und bei entsprechender Witterung bis zur Alpenkette.
Ausgangs- und Zielort sind vom Stadtzentrum aus mit dem Tram erreichbar. Wir haben für die gesamte Strecke der Südroute inklusive Sightseeing-Stopps rund 2.5 Stunden gebraucht. Die Details kannst du nachfolgender Karte entnehmen. Weiterführende Informationen findest du auf der offiziellen Website der Stadt Ulm. Dort kannst du die Karte auch als PDF herunterladen oder die GPX-Daten beziehen.
6. Weil Ulm vom Biergarten bis Fine Dining die ganze kulinarische Bandbreite bespielt
Das sich Ulm mit Leichtigkeit einen Platz in unserem Herz erobert hat, liegt nicht nur an der entspannten Atmosphäre, sondern auch an den vielfältigen kulinarischen Optionen. Im und rund ums Fischerviertel finden sich verschiedene Lokale, in denen man sich nach Lust und Laune durch die schwäbische Küche schlemmen kann. Wer dazu noch das passende Bier probieren möchte, der ist in der Barfüsser Hausbrauerei Ulm gut aufgehoben. Ebenfalls empfehlenswert ist das Traditionslokal «Wilder Mann», das bei uns mit seiner gemütlichen, direkt am Flussarm der «Grosse Blau» gelegenen Aussenterrasse gepunktet hat. Nebst den Klassikern wie Schlutzkrapfen und Maultaschen stehen hier auch Flammkuchen zum Teilen auf der Speisekarte.
Die Foodies unter euch sollten sich zudem das Restaurant «bi:braud» vormerken. Das seit diesem Jahr mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant wird von der 32-jährigen Alina Bebrout geführt und hat sich zu einer der angesagtesten Adressen der Stadt entwickelt. Zur Auswahl stehen zwei Menüs. Eins ohne Tier und eins mit Tier. Wir haben uns für die vegetarische Variante (99 CHF) entschieden und waren von A bis Z begeistert. Tolle Geschmackskombinationen, perfekt auf das Menü abgestimmte Weine und ein zuvorkommender Service – was will man mehr? Ich würde sogar behaupten, dass «bi:braud» ist Grund genug, um eine Städtereise nach Ulm anzuzetteln. Beachtet, dass am Abend in der Regel zwei Seatings angeboten werden.
Wir haben bei unserem Besuch noch ein zweites der total drei mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Lokale getestet. Das Restaurant Siedepunkt im Best Western Plus Atrium Hotel, das sich an aussichtsreicher Lage ausserhalb des Stadtzentrums befindet. Ein Pluspunkt ist hier die Sonnenterrasse, von wo aus man eine schöne Aussicht geniesst. Das Menü «Heimat & Kräuter» in vollen Zügen (174 Euro) hat uns aber nicht aus dem Hocker gehauen. Insbesondere im Quervergleich mit dem «bi:braud».
7. Weil Ulm auch einen Hauch Italianità versprüht
Wer am Fusse des Ulmer Münster mit einem richtig guten italienischen Kaffee und einem Cornetto con crema al pistacchio in den Tag starten möchte, der checkt am besten im Abbate Boutique Hotel (*Partnerlink) ein. Der Slogan des kleinen Hotels mitten in der Ulmer Innenstadt: Sizialianische Gastfreundschaft trifft auf Ulmer Charme – und das trifft den Nagel auf den Kopf. Im Zimmerpreis (wir hatten eins mit Münsterblick) ist der morgendliche Kaffee mit Cornetto in der hoteleigenen Caffèbar & Cucina SPRESSO im Preis inbegriffen – ebenso erhält man täglich eine Wasserflasche aufs Zimmer.
Die Zimmer sind funktional eingerichtet und man sieht, dass nicht mehr alles nigelnagelneu ist. Aber insgesamt fanden wir bei einem Übernachtungspreis ab 119 Euro pro Nacht (abhängig von der Zimmerkategorie), das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut fair.
ps. Vom Abbate Boutique Hotel ist man zu Fuss in fünf Minuten im Restaurant bi:braud.
Weitere Tipps für deine Städtereise nach Ulm
- Wir sind von Zürich aus mit dem Zug nach Ulm gereist. Die schnellsten Verbindungen führen über den Hauptbahnhof München (ca. 3 Stunden Reisezeit). Wir wollten bewusst die viel frequentierte ICE-Strecke meiden und sind stattdessen via Schaffhausen nach Ulm gereist (ca. 4 Stunden Reisezeit)
- Die Sehenswürdigkeiten von Ulm lassen sich gut in einem bis 1.5 Tagen besichtigen. In Kombination mit einer Wanderung auf dem Ulmer Panoramaweg ist ein Zeitbudget von 2 bis 2.5 Tagen ideal.
- Von Ende November bis Heiligabend findet jedes Jahr auf dem Münterplatz der traditionsreiche Ulmer Weihnachtsmarkt statt. Er zählt zu den schönsten Weihnachtsmärkten im süddeutschen Raum.
Noch mehr Ideen und Tipps für Städtereise in unser Nachbarland findest du in meiner Deutschland-Kategorie oder unter dem Stichwort «Städtereisen».