Nördlich von Flaach im Zürcher Weinland mündet die Thur in den Rhein. Die Thurauen bilden hier mit einer Fläche von rund 400 Hektaren das grösste Auengebiet des Schweizer Mittellandes. In den letzten 10 Jahren wurde das Flussbett der Thur renaturiert – nun kann sich der Fluss auf den letzten Kilometern vor der Mündung wieder frei mäandrierend bewegen und die umliegende Auenlandschaft bei Hochwasser überfluten. Wir haben den ersten schönen Märztag für einen Abstecher in die Thurauen genutzt. Den Ausflug kombinierten wir mit einer kurzweiligen Wanderung von Rheinau via Ellikon bis zum Naturzentrum Thurauen in der Gemeinde Flaach. Ein durchwegs empfehlenswerter Frühlingsausflug.
Auf der ViaRhenana von Rheinau zu den Thurauen
Der Ausgangspunkt unserer Wanderung befindet sich fast am nördlichsten Zipfel des Kantons Zürichs. Die kleine Gemeinde Rheinau wird von einer Doppelschleife des Rheins umfasst und beherbergt mit der Klosterkirche eine der bedeutendsten Sakralbauten der Schweiz. Bei unserer Ankunft hängen noch schwere Nebelschwaden über dem Rheinufer. Nichtsdestotrotz lassen wir uns den kurzen Fussmarsch von der Bushaltestelle Unterdorf hinunter zur Klosterinsel nicht nehmen. Was für eine mystische Stimmung! Leider ist heute nicht Samstag – sonst hätten wir noch einen Blick in den Hofladen der hier ansässigen Stiftung geworfen und uns im Kafi Klosterplatz mit einem Kaffee «to go» für die anstehende Wanderung gestärkt.
So starten wir halt ohne extra Koffein-Kick in die fünfte Etappe der «ViaRhenana». Wir folgen den Wegweisern, die uns durch den Dorfkern auf die gegenüberliegende Seite der Rhein-Schlaufe zur Rheinbrücke leiten. Wir bleiben auf der Schweizer Seite des Rheins und folgen dem Flussufer vorbei am «Stadtgraben» von Rheinau bis zum Unteren Kraftwerk. Der Stadtgraben ist ein Überbleibsel eines durch die Kelten errichteten Verteidigungswalls und ein Zeitzeuge aus der Epoche, als Rheinau ein bedeutender Umschlagplatz von Handelsgütern war.
Ab dem Unteren Kraftwerk ist nun für gut 20 Minuten Gehzeit die Geduld gefragt. Der Wanderweg folgt hier nämlich einem nicht sehr attraktiven Teersträsschen, das vermutlich auch dem Unterhalt des Kraftwerks dient und dementsprechend ausgebaut ist. Doch kurz bevor mich die Motivation verlässt, geht der Wanderweg in einen Naturweg über und taucht in den Wald ein.
Nach weiteren rund 20 Minuten lohnt sich ein kurzer Schlenker zur römischen Warte Strickboden, die sich Linkerhand des Wanderwegs befindet. Die Ruine eines spätrömischen Wachtturms ist ein weiterer Zeuge der einst wichtigsten Wasserstrasse der Schweiz vom Untersee bis nach Basel.
Nach der römischen Warte folgt ein lichter Waldabschnitt, der auf der Topokarte als «Strickboden» bezeichnet ist. In diesem Abschnitt befinden sich wunderschöne Waldlichtungen, die zu den artenreichsten des Kantons zählen. Wir sind leider zu früh dran, um die Blütenpracht zu bestaunen – aber ich kann mir vorstellen, dass der Waldboden mit fortschreitendem Frühling von einem märchenhaften Blütenmeer überzogen wird.
Unser Streifzug durchs grösste Auengebiet des Mittellands
Nach dem hübschen Weiler Ellikon am Rhein beginnt das Auenschutzgebiet der Thurauen. Unser Wanderweg führt mitten durch das Schutzgebiet durch. Dabei passieren wir auch einen der Naturbeobachtungspunkte, von wo aus man die Tierwelt im geschützten Uferbereich beobachten kann. Zusätzlich gibt es hier aber noch weitere ausgeschilderte Wanderwege sowie einen interaktiven Erlebnisweg, der sich an Kinder richtet.
Je nach Lust, Laune und Zeit kann man hier somit gut noch die eine oder andere Zusatzschlaufe einlegen. Auf der Website des Naturzentrums könnt ihr euch im Vorfeld informieren, welche Tier- und Pflanzenarten aktuell zu beobachten. Wir hatten ja gehofft, Biber zu erspähen. Die gehören nebst dem Eisvogel zu den prominentesten Vertretern der hier lebenden, geschützten Tierarten und sind im Winter besser zu erspähen als im Sommer. Hierfür hätten wir aber vermutlich deutlich früher (oder später) unterwegs sein müssen. So oder so lohnt es sich, die Feldstecher einzupacken.
Praktische Tipps für dein Wanderung durch die Thurauen
Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf unserer Wanderung von Rheinau via Ellikon durch die Thurauen. Die Strecke misst rund 12.9 Kilometer und beinhaltet keine nennenswerten Steigungen. Einige Teilabschnitte führen über geteerte Strassen – die Mehrheit des Wanderweges verläuft aber auf schönen Wald- und Kiespfaden (nicht hindernisfrei). Wir benötigten für die gesamte Strecke gut drei Stunden, waren aber gemütlich unterwegs und legten auch da und dort einen Beobachtungsstopp ein. Es handelt sich durchgehend um einen einfachen Wanderweg der Schwierigkeit T1 (gelb markiert), der auch mit Kindern machbar ist. Alternativ kann man die Wanderung beim Naturzentrum Thurauen starten und von dort aus eine Rundwanderung durch die Thurauen unternehmen.
Ein Abstecher in die Thurauen lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Während der Wintermonate ist es hier ruhig und das Naturzentrum bleibt geschlossen. Dank Informationsstelen sowie übersichtlich gestalteten Informationsbroschüren, die kostenlos aufliegen und einem zu den Beobachtungsposten leiten, findet man sich aber gut zurecht.
In der Sommersaison (ab Ende März bis Ende Oktober) hat das Naturzentrum inklusive dazugehörendem Erlebnispfad jeweils von Mittwoch bis Samstag am Nachmittag (ab 13:00 Uhr) und an Sonn- und Feiertagen von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Direkt neben dem Naturzentrum befindet sich übrigens das Freibad der Gemeinde Flaach (perfekt für heisse Sommertage) sowie ein 4-Sterne TCS Campingplatz – man kann den Abstecher in die Thurauen somit auch mit einem Hauch Exotik (zum Beispiel beim Glamping im Safarizelt) kombinieren. Mehr Infos zu den Eintrittspreisen, Führungen etc. findet ihr direkt auf der Website des Naturzentrums Thurauen.
Und zum Abschluss noch eine Tipp für Spargelfans: Flaach gilt als das Schweizer Spargelgebiet par excellence und der Abstecher zum Flaacher Spargelhof mit Hofbeizli (Boden 1) schlägt nur mit 10 zusätzlichen Gehminuten zu Buche.
Eckdaten der Tour Rheinau – Ellikon – Flaach Ziegelhütte
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Rheinau, Unterstadt |
Erreichbarkeit | mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 12,9 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 129 m ↘ 132 m |
Dauer | ca. 3:00 h |
Zielort | Bushaltestelle Flaach, Ziegelhütte |
Verpflegung | Verpflegungsmöglichkeiten in Rheinau (Klosterinsel), Ellikon sowie im Naturzentrum Thurauen (Flaach) |
Weitere regionale Ausflugs- und Wandertipps findest du hier: Sehenswürdigkeiten im Kanton Zürich
könnte man das mit einem anderen Ausflug zu einer zweitäger kombinieren? falls ja welcher empfiehltst du? und wo würdest du übernachten. liebe grüsse caroline