Die Schiffe und Leuchttürme hinter den Fensterscheiben erinnern daran, wo wir uns befinden – auf Suomenlinna, umgeben von einer stürmischen See und einem gnadenlos pfeifenden Wind. Da wirken die hell erleuchteten Fensterscheiben schon fast wie Rettungsanker. Im Sommer ist die „Schwedenburg“, eine im 18. Jahrhundert entstandene Festung (gebaut von den Schweden als Schutz gegen die Russen), die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ein beliebtes Picknickziel der Bevölkerung von Helsinki. An diesem grauen Januartag können wir uns das nur schwer vorstellen.
Während der 20 minütigen Überfahrt (Fährverbindung ab Marktplatz Kauppatori / im Winter ca. alle 40 Minuten) haben wir uns im beheizten Innenraum aufgewärmt. Vor lauter Nebel und Nieselregen haben wir die vorbeiziehende Küstenlandschaft und Inselchen kaum wahrgenommen. Eigentlich schreit alles nach einem gemütlichen Museumsnachmittag in Helsinki, aber wenn ich mir mal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann hält mich auch garstiges Wetter nicht davon ab.
Suomenlinna besteht aus verschiedenen Inseln, die mit Brücken miteinander verbunden sind und einen eigenständigen Stadtteil von Helsinki bilden. Die Inseln sind nicht nur eine historische Anlage sondern es leben hier auch ca. 850 Menschen. Eine spannende und einzigartige Konstellation. Das Zentrum wirkt somit selbst an diesem grauen Tag, wo nur wenige Touristen der Insel einen Besuch abstatten, nicht verwaist, sondern sehr einladend.
Auf Suomenlinna hat es nebst dem Besucherzentrum noch drei verschiedene Museen, die Eintritt kosten. Das Spazieren durch die Anlagen ist kostenfrei (ohne Museumsbesuch). Wir entscheiden uns für einen Spaziergang entlang der 6 Kilometer langen Mauern. Unterwegs sorgen die Gebäude für willkommene Farbtupfer in der grauen finnischen Winterlandschaft (die ja eigentlich weiss sein sollte…). Ansonsten kämpfen wir gegen den Wind. Je weiter wir uns vom Zentrum entfernen, desto ungemütlicher wird es. Dafür verstehen wir ganz gut, wieso die Festungserbauer Hobbit-ähnliche Häuser gebaut haben. So ein eingedecktes Häuschen wirkt bei diesem Wetter richtig einladend.
Irgendwann kommen wir aber doch an unsere Grenzen. Der Wind hat seinen Tribut gefordert. Uns sind die Hände und Füsse durchgefroren. Mir ist absolut unverständlich wie der Freund das ohne Kappe überlebt hat… Beim Königstor angekommen, machen wir uns auf den Rückweg in Richtung Zentrum.
Bevor wir die Fähre zurück nach Helsinki nehmen, genehmigen wir uns im ultragemütlichen Café Vanille eine süsse Pause. Wir haben Glück und ergattern einen der vier kleinen Tische. Bei Tee, Kaffee und Kuchen tauen wir langsam wieder auf.
Dennoch, es war keine Schnappsidee, die Festungsanlage bei diesem Winterwetter zu besuchen. Schliesslich haben wir folgendes gelernt:
- Hobbithäuser gibt es auch in Finnland
- Mütze mitnehmen lohnt sich
- Kaffee und Kuchen schmecken nach Wind und Wetter noch ein Spürchen besser als sonst
Hinweis: Mein Aufenthalt in Helsinki wurde von VisitFinland unterstützt. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.