Einige Bilder von letztem Herbst habe ich euch bis jetzt vorenthalten – und zwar aus gutem Grund: So wie wir im Schloss Plars in Südtirol im späten Herbst bei herrlichem Sonnenschein den Sommer gefühlt verlängerten, ist dies ebenso ein ideales Plätzchen, um den Frühling vorzuziehen. Wenn ich euch bereits Ende Oktober von unserer wunderbaren Auszeit vorgeschwärmt hätte, wäre das eventuell im Weihnachtstrubel untergegangen. Jetzt aber sehnen sich bestimmt einige von euch die wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings herbei. Und deshalb verrate ich euch heute, wo ihr ein genussvolles Frühlingswochenende verbringen könnt.
Der Logenplatz in Algund
Wir reisen für einmal mit dem Auto anstelle der öffentlichen Verkehrsmittel nach Südtirol und hintersinnen diesen Entscheid, während wir mit dem zähflüssigen Verkehr durchs Vinschgau rollen. «Wann sind wir endlich da?» Just in dem Moment, wo die letzten Sonnenstrahlen des Tages den mit Weinreben und Obstplantagen überzogenen Südhang von Algund golden erstrahlen lassen, erreichen wir die Eingangspforten vom Schloss Plars. Die Geschichte des Anwesens lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Doch verstaubt ist hier gar nichts. Heute bewirtschaftet die dritte Generation der Familie Theiner das Schloss Plars und hat daraus ein einzigartiges Bed & Breakfast mit zwölf individuell gestalteten Zimmern und Suiten geschaffen. Ein wunderbares Kleinod, das mit vielen Extras und Details besticht und wo wir uns vom ersten Moment an wohlfühlen. Jedes der zwölf Zimmer ist nach einem Wein benannt. Wir sind in der «Lagrein» Suite untergebracht und haben von hier aus einen herrlichen Ausblick Richtung Meran.
Genussmomente rund ums Schloss Plars
Wie toll der Zimmerausblick wirklich ist, zeigt sich am nächsten Morgen. Einzelne Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolkenschicht und präsentieren das Meranerland von seiner schönsten Seite. Das weckt die Lust, rauszugehen und die Natur rundherum zu erkunden. Doch zuerst wartet auf uns unten im Salon ein fantastisches Frühstücksbuffet, bei dessen Anblick ich mir unweigerlich wünsche, meine Auszeit möge doch bitte mindestens eine Woche lang dauern. Alle aufgetischten Kuchen sind hausgemacht. Ebenso die Konfitüren. Und was nicht hausgemacht ist, wird von den Höfen der Umgebung bezogen. Ebenso der Kaffee. Anstelle von einem normalen Cappuccino schlägt uns die gute Fee des Hauses – Eva – charmant den frisch gebrühten Filterkaffee mit Bohnen aus der Vinschger Kaffeerösterei Kuntrawant vor. Wer bei dieser Auswahl bei Cappuccino bleibt, der erhält von mir ein mitleidiges Lächeln. Ihr wisst nicht, was ihr verpasst!
Nach einem so feinen und reichhaltigen Frühstück kommt es uns gerade recht, dass der Algunder Waalweg direkt oberhalb vom Schloss Plars beginnt. Dieser führt in gut 6 Kilometern von Algund in den Meraner Stadtteil Gratsch. Eine schöne, gemütliche Kurzwanderung (rund zwei Stunden), die sich im Anschluss mit einem Bummel durch die Gassen von Meran kombinieren lässt.
Danach lockt das süsse Nichtstun im Schloss Plars; sich mit einem Buch in den lauschigen Garten setzen oder auf den Sonnenliegen vor dem Infinity Pool Sonne auftanken. Bei unserem Besuch im Herbst war der Pool noch unbeheizt und ich drückte mich aufgrund der frischen Brise vor einem Schwumm. Ab diesem Jahr jedoch – ihr ahnt es – wird der Pool beheizt. So braucht es definitiv weniger Mumm, um hier drin einige Runden zu drehen.
Später werfen wir einen Blick in den historischen Weinkeller, wo Trouvaillen aus vergangenen Zeiten lagern. Während wir hier alte Weinfässer vorfinden, nutzt Winzer Andreas Theiner zur Verarbeitung der neuen Weine moderne Technologien im neuen Gärkeller auf der gegenüberliegenden Schlossseite. Wir stossen im Salon mit einem Glas aromatischen Sauvignon Marzan an und geniessen danach ein währschaftes Nachtessen im Restaurant Leiter am Waal. Das Restaurant liegt in fünf Minuten Gehdistanz zum Schloss Plars und hat urgemütliche Stuben.
Architektur & Wein: Bijoux entlang der Weinstrasse
Das Schloss Plars ist ein schönes Beispiel für die spannende Kombination von Architektur und Wein. Historische Gemäuer, modern interpretierte und renovierte Räumlichkeiten und eine Weinproduktion, die die Tradition fortlebt. Am nächsten Tag führt mich mein Interesse an dieser Kombination der Südtiroler Weinstrasse entlang bis nach Tramin. Dieser Ausflug war der Hauptgrund, wieso wir dieses Mal mit dem Auto anreisten. Wer mehr Zeit mitbringt, kann die Tour natürlich auch mit dem Velo (oder Töff) unternehmen.
Biodynamische Überraschung: Weingut Manicor |
Als Erstes stoppe ich beim Weingut Manicor bei Kaltern. Auch hier gliedern sich die Rebhänge um einen historischen Gutshof, der 1609 erbaut wurde. Wein wurde hier schon immer angebaut, aber zu früheren Zeiten wurde dieser nicht auf dem Hof eingekellert, sondern direkt weiterverkauft. Dies änderte sich, als Micheal Goess-Enzenberg den Betrieb übernahm und in enger Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Architekten Walter Angonese ein Kellereigebäude entwickelte, das sich kaum wahrnehmbar in die bestehende Topografie integriert und so das Landschaftsschutzgebiet Kalterer See optisch nicht beeinträchtigt. Was mir nebst dem sensiblen Umgang mit dem Neubau besonders imponierte, ist, dass der Betrieb nach biodynamischen Prinzipien geführt wird. «Nachhaltigkeit» ist hier keine blosse Floskel, wie mir im Gespräch mit Micheal Goess-Enzenberg schnell klar wird, sondern ein integraler Teil der Produktionsphilosophie. Im Verkostungsraum könnt ihr euch selbst davon überzeugen, dass der biodynamische Ansatz die Qualität der Wein in keinster Weise schmälert.
Moderne trifft Tradition: Elena Walch |
Vis-à-vis vom Weingut Manicor befindet sich das ursprünglich als Jagdschlösschen erbaute Castel Ringberg, das zum renommierten Weingut Elena Walch gehört. Dass hier Architektur und Weinproduktion fliessend ineinander übergehen, erscheint logisch, wenn man den beruflichen Hintergrund von Elena Walch kennt. Als Architektin hat sie sich in eine der bedeutendsten Weinfamilien der Region eingeheiratet und mit ihrem Flair für Design moderne Konzepte in den traditionellen Betrieb eingebracht. Sowohl im Castel Ringberg als auch beim Kellereigebäude in Tramin hat sie den Grödner Architekten David Stufflesser mit der Planung der Erweiterungsarbeiten beauftragt.
Im Castel Ringberg erfolgte eine Umgestaltung und umfassende Renovierung. Das Herzstück bildet die gelungene Integration eines Verkaufraumes in Form einer umgekehrten Pyramide in den historischen Gewölbekeller. Mit dieser Formensprache ist es dem Architekten gelungen, alt und neu mit minimalen Berühungspunkten miteinander zu verbinden. In Tramin realisierte David Stufflesser eine elegante Vinothek, die sich selbstverständlich in den historischen Dorfkern eingliedert. Gleichzeitig wurde 2015 das Kellereigebäude um einen modernen Gärkeller erweitert. Beeindruckend finde ich, dass in der Zwischenzeit Elenas Walchs Töchter in der fünften Generation die Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Ein Besuch lohnt sich sowohl auf Castel Ringberg (in den Sommermonaten werden zweimal wöchentlich Führungen angeboten) als auch im Bistro in Tramin (nebst Wein hat das Bistrot feine Plättli im Angebot).
Zur Entspannung: die schönste Terrasse am Kalterer See |
Nebst geschichtsträchtigen Weingütern habe ich bei Kaltern noch ein weiteres architektonisches Bijou entdeckt. Das Seehotel Ambach direkt am Ufer des Kalterer Sees gelegen besticht nicht nur mit seiner Sonnenterrasse (und dem himmlischen Essen), sondern auch mit seinem zeitlos modernen Erscheinungsbild. Der Entwurf der 1970er Jahren stammt aus der Feder von Othmar Barth, dessen Gesamtwerk als wegweisend für die Entwicklung moderner Architektur in Südtirol gilt. Viele Details im Seehotel Ambach sind noch im Originalzustand vom Eröffnungsjahr 1974 erhalten. Ein durch und durch faszinierender Bau, dessen Besichtigung sich bestens mit einem Mittagessen mit Seeblick kombinieren lässt.
Extratipp für Musikfans: Kaltern Pop |
Als wir letzten Herbst in Südtirol unterwegs waren, erwischten wir zufälligerweise genau das Wochenende, an dem das Kaltern Pop Festival stattfand. Da Freunde von uns vor Ort waren und Schweizer Acts auf dem Programm standen (Julian Sartorius und Mario Batkovic) ergab sich für uns spontan die Gelegenheit, Kaltern Pop Luft zu schnuppern – echt ein einzigartiges Ambiente! Falls ihr Musikfestivals im intimen Rahmen mögt, dann solltet ihr euch das Kaltern Pop 2018 unbedingt vormerken.
Praktische Infos zum Schloss Plars
- Anreise mit dem Auto ab Zürich über den Ofenpass nach Algund rund 4.5 Stunden. Mit den öffentlichen Verkehrsmittel entweder ebenfalls über den Ofenpass oder via Brenner/Bozen – der Zeitbedarf beträgt rund 8 Stunden.
- Die Übernachtungspreise variieren je nach Zimmertyp zwischen 92 bis 119 Euro pro Person/Nacht in der Nebensaison.
Hinweis: Diese Reise wurde vom Schloss Plars und Südtirol Marketing unterstützt. Alle Meinungen und Eindrücke sind wie immer die unseren.
Wahnsinnig tolle Bilder, wie immer.