Meinen Blog gibt’s seit Sommer 2012 und eines ist mir in diesen vergangenen Wochen mit stark eingeschränktem Bewegungsradius mehr denn je bewusst geworden; auch wenn ich nicht vollberuflich blogge, ist das Bloggen über all die Jahren zu einem festen Bestandteil meines Alltages herangewachsen. Witzig finde ich in diesem Zusammenhang, dass durch die «Corona-Situation» einige von euch in den letzten Wochen auf einem meiner allerersten Blogbeiträge gelandet sind. Der Beitrag «Stadtwandern – Spazieren in Zürich – Teil 1» vom August 2012 schien wie gemacht für den aktuellen Bedarf nach Ideen für kurzweiligen Spazierrunden in der unmittelbaren Nachbarschaft. Als ich darauf in meiner Insta-Story den Link zu den inzwischen auf 25 Stück angewachsenen Stadtspaziergängen «Züri z’ Fuess» postete, musste ich mir subito herbe Kritik anhören. «Was ich mir dabei eigentlich denke». «Damit schadest du deinem Ruf!». «stay the fuck home!».
Dabei war gerade das Unterstützen des «zu Hause Bleibens» meine Motivation, euch diese Quartierspaziergänge nochmals ans Herz zu legen. Sie bieten nämlich eine gute Grundlage, um «unsere Nachbarschaft» aus einem neuen, spannenden und vielleicht da und dort überraschenden Blickwinkel kennenzulernen. Sie ermöglichen uns Streifzüge zu frühen Morgenstunden oder nach Einbruch der Dunkelheit. Und sie gewähren uns das Beibehalten eines gesunden Bewegungsradius, ohne dass wir an Seeufern flanieren, uns in Stadtpärken zum Picknick treffen oder mit dem Auto 100 Kilometer in den Alpstein fahren müssen… Und ja, ich bin nun seit mittlerweile sechs Wochen weder in ein Zug noch in ein Auto gestiegen, sondern war mehrheitlich stadtwandernd unterwegs oder habe kurze Velorunden unternommen. Wie viele von euch vermutlich auch, hoffe ich, dass wir in den kommenden Wochen/Monaten unseren Bewegungsradius mit gutem Gewissen Stück für Stück wieder erweitern dürfen. Bis es so weit ist, habe ich euch hier drei selbst erprobte Ideen zusammengestellt, wie ihr auch beim x-ten Stadtspaziergang neue Blickwinkel von Zürich entdecken könnt.
Spaziergang in Zürich #1: Geologische Spuren auskundschaften
Eine schöne Grundlage, um neue Ideen und Routen durch den Stadtdschungel zu finden, bietet das Geografische Informationssystem des Kantons Zürich. Das GIS beinhaltet unglaublich viele spannende Layers – darunter die historischen Verkehrswege der Schweiz, das Natur- und Landschaftsschutzinventar und das geologisch-geomorphologische Inventar. Wieso sich also nicht einmal auf dem GIS eine Route entlang der historischen Verkehrswege zusammenstellen oder zu einem Landschaftsschutzobjekt in der Stadt Zürich marschieren. Eine solche Entdeckungstour führte mich an einem frühen Samstagmorgen via Burgwies ins Stöckentobel.
Der Bach, der durch dieses Tobel fliesst ist allgemein unter dem Begriff «Elefantenbach» bekannt. Wie der Bach genau zu seinem exotischen Namen kam, ist nicht geklärt – klar ist, dass er schon 50 Jahre bevor 1898 ein aus dem Rüssel speiender Beton-Elefant mitten in den Bach gestellt wurde mit diesem Namen auf Karten auftauchte.
Das weitgehend naturbelassene Tobel gilt als eines der regional gut erhaltenen Zeitzeugen der eiszeitlichen Moränenbedeckung und ist gleichzeitig Teil einer abwechslungsreichen Rundwanderung, die in einer ersten Etappe von Burgwies dem Elefantenbach entlang bis hinauf nach Witikon führt. Nach der Durchquerung des Dorfkerns von Witikon (wo sich oben bei der markanten Kirche ein wunderbar lauschiger Aussichtspunkt versteckt), geht’s via Werenbachtobel – ebenfalls Teil des geologisch-geomorphologischen Inventars – wieder talwärts zum Ausgangspunkt.
Wanderroute Werenbachtobel-Weg
Den Verlauf der gut sieben Kilometer langen Rundwanderung ist in nachfolgender Karte eingezeichnet. Die Route beinhaltet einen Anstieg von 240 Höhenmetern von Burgwies bis nach Witikon. Der Zeitbedarf beträgt bei normalen Gehtempo knapp zwei Stunden.
Der Weg entlang dem Elefantenbach ist zusätzlich von den Zürcher Wanderwegen als Familien-Wanderweg ausgeschildert. In regelmässigen Abständen finden sich auf kleinen Plaketten tierische Rätsel, die bei den Mini-Wanderer für Unterhaltung sorgen.
Spaziergang in Zürich #2: Kunst im öffentlichen Raum entdecken
Weitere Anregungen, um neue Wege und Ecken in Zürich aufzuspüren, bietet das Themenfeld «Kunst im öffentlichen Raum». Auf dem digitalen Stadtplan (ZüriPlan) sind unter dem Icon «K» über 400 Kunstwerke im öffentlich zugänglichen Stadtraum räumlich verortet. Wieso also den Fokus bei einem Stadtspaziergang nicht einmal auf die Kunstwerke im öffentlichen Raum legen? Vielleicht werdet ihr wie ich erstaunt feststellen, an wie vielen Kunstwerken wir im Alltag, ohne davon bewusst Notiz zu nehmen, vorbeilaufen.
Für insgesamt sechs Quartiere hat die Stadt Zürich in Zusammenarbeit mit dem Künstler Matteo Hofer sogenannte «Art Loops» entwickelt. Ähnlich den Stadtspaziergängen Züri z’Fuess lotsen einem die Art Loops auf wenig frequentierten Quartierstrassen und -wegen kreuz und quer durch die Zürcher Stadtquartiere. Spannend finde ich hier, dass das Kartenmaterial bewusst abstrakt gehalten ist und man sich anhand einer «Text-Partitur» orientieren muss. Dies führt unweigerlich zu einer Entschleunigung und einem bewussteren Wahrnehmen des Umfeldes.
Wir haben kürzlich die Art Loop 09 als Grundlage für einen ausgedehnten Sonntagmorgenspaziergang durch Altstetten und Albisrieden genommen und uns dabei einer Schnitzeljagd ähnlich auf die Suche nach den aufgeführten zeitgenössischen Kunstwerken gemacht. Ein durch und durch erhellender und erheitender Start in den Tag.
Zürcher Art Loops im Überblick
Nebst Altstetten/Albisrieden gibt es auch für Wiedikon, Aussersihl, Unter- und Oberstrass, Zürich-Nord und Schwamendingen Art Loops. Die Rundgänge starten alle beim Hauptbahnhof Zürich – es ist aber problemlos möglich, direkt im Quartier einzusteigen. Wir haben für unsere Route durch Altstetten/Albisrieden auch nicht den Bogen über den Hauptbahnhof gemacht. Die Übersicht der einzelnen Kunst-Rundgänge findet ihr hier: Art Loops Zürich
Spaziergang in Zürich #3: Durch historisch gewachsene Stadtquartiere flanieren
Die insgesamt 25 Stadtspaziergänge habe ich eingangs schon erwähnt. Nebst den Routen, die durch die historisch gewachsenen Stadtquartiere führen, gibt es auch interessante Themenspaziergänge (2000-Watt-Spaziergang, rund um den Fussball, mit Kindern etc.) sowie solche, die zusätzlich mit einem Hörspiel untermalt werden können. Je nach Lust und Laune lassen sich die Routen auch kombinieren.
Eine meiner liebsten Stadtrundgänge ist eine Kombination der Wege durch Wipkingen sowie Unter- und Oberstrass. Ein solcher Streifzug führt mich vom Escher-Wyss-Platz durch den Kern von Wipkingen bis zum Bucheggplatz. Von dort folge ich der Guggachstrasse und Milchbucktrasse Richtung Strickhof. Dort bietet der sogenannte «Monte Diggelmann» einen schönen – schon fast ländlichen – Ausblick auf die Stadt. Der noch schönere Ausblick gibt’s aber rund 15 Fussminuten entfernt au dem Spazierpfad zwischen Resiweiher und Rigiblick.
Die Wanderpfade am Zürichberg entlang (zwischen Monte Diggelmann und Rigiblick) bieten viele schöne, teils auch leicht versteckte, «Aussichtsnischen». Und wer dort nicht gerade zwischen 13:00 – 15:00 Uhr unterwegs ist, wird keine Probleme haben, genügend Abstand zu anderen Spaziergängern oder Joggern zu wahren.
Bei der Station Rigiblick folge ich dem Treppensteig talwärts bis zum Rigiplatz. Von dort geht’s via Neumühlequai und Lux-Guyer-Weg (ebenfalls einer der eher wenig frequentierten Wegen in Limmatnähe) zurück nach Wikpingen.
Eine Route ganz nach der Devise: immer der Nase nach – Hauptsache eine Stunde Bewegung an der frischen Luft!
Noch mehr Anregungen zu schönen Naturoasen und lustvollen Kurzwanderungen in unserer Region findest du in diesem Beitrag: 9 Ausflugsziele rund um Zürich