Es schneit und schneit und schneit. Würden wir uns an diesen Tagen auf dem ehemals viel begangenen Saumweg von Gargellen über das Schlappinerjoch Richtung Schweiz und Italien aufmachen, es wäre kein leichtes Unterfangen. Der Winter hat sich im Montafon eingenistet und die alten Schmugglerpfade tief unter sich begraben. Nebst den präparierten Pisten in den vier Skigebieten Silvretta-Montafon, Gargellen, Golm und Kristberg, lockt die Region mit Skisafaris, grenzüberschreitenden Skitouren, Schneeschuhtouren und Fackelwanderungen.
Schnee, Schnee, Schnee im Skigebiet
Meine Oberschenkel brennen. Doch Günther kennt kein Erbarmen und wedelt flink durch den tiefen Pulverschnee talwärts. Insgeheim bin ich ein klitzekleines bisschen froh, dass uns der intensive Schneefall und die damit folgende hohe Lawinengefahr die Pläne durchkreuzt hat. Wie hätten sich meine Oberschenkel bloss nach der eigentlich angedachten Madrisa Rundtour angefühlt? Die Skitour durchs Rätikon führt durch die herrliche Bergwelt des Grenzgebietes Schweiz-Österreich. Gestartet wird mit einem rund einstündigen Aufstieg vom Skigebiet Gargellen auf das St. Antönier Joch. Dort folgt eine steile Tiefschnee-Abfahrt nach Küblis. Zurück Richtung Montafon geht’s mit dem Madrisalift in Klosters und von dort zu Fuss weiter aufs Schlappinerjoch, wo die berühmt berüchtigten Schmugglerpfade durchführten. Spätestens auf der rasanten Abfahrt durchs Valzifenz-Tal zurück nach Gargellen, hätten sich wohl meine Oberschenkel beschwert.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben und beschweren will man sich ja nicht, wenn Frau Holle endlich die richtig dicken Schneeflocken tanzen lässt. Anstelle der eigentlichen Tour erkunden wir zusammen mit Skiguide Günther die Pisten von Gargellen. Was für ein Gaudi. Am schönsten fährt es sich an diesem Tag auf der Nr. 1 vom Bergrestaurant Schafberg Hüsli hinunter zur Talstation Gargellen.
Als im Verlauf des späteren Nachmittags die Sicht langsam besser wird, wagen wir uns auf einer Variantenabfahrt – eine gesicherte, aber unpräparierte Abfahrt – in den Tiefschnee. Günther zeigt wenig Mitleid mit meinen brennenden Oberschenkeln und meint nur «Mädel, du fährst, als würdest du dein Hirschgeweih am Boden nachziehen! In die Knie! Vorlage!». Der Freund auf dem Snowboard grinst schadenfroh, will er – der seit 20 Jahren Snowboad fährt – mir doch sonst immer weismachen, wie ich meinen Skifahrstil verbessern kann. Sei’s drum. Ich schaffe es ohne Sturz bis zur Kesselhütte, wo wir mit Holundersirup und Jägertee auf den schneereichen Tag anstossen. Und dann – Holundersirup sei Dank – verziehen sich die Wolken auf unserer allerletzten Talfahrt allmählich und geben das Panorama frei. Besser hätte unser Skitag in Gargellen nicht enden können.
Schneeschuhtour zum Berggasthof Grabs
Der morgendliche Wettercheck aus unserem Zimmer im Montafoner Hof in Tschagguns bestätigt die Wettervorhersagen. Weiterhin wolkenverhangene Berghänge und Schneefall. Im Gegensatz zum Skifahren, wo gute Sicht von Vorteil ist, spielt das für die heute anstehende Schneeschuhtour eine untergeordnete Rolle. Wir fahren mit dem Bus zur Talstation der Golmerbahn – Treffpunkt der geführten Schneeschuhtour zum Berggasthof Grabs oberhalb von Latschau. «BergAktiv» führt täglich solche geführten Gruppentouren durch, die Preise variieren zwischen 20 und 25 Euro und beinhalten den Mietpreis für Schneeschuhe, Stöcke und Lawinenschutzgerät.
Nachdem jeder sein Material gefasst hat, stapfen wir los. Latschau ist beliebter Ausgangspunkt für Schneeschuh-, Ski- und Schlittentouren. Nebst dem Aufstieg zum Berggasthof Grabs lockt der Neuschnee die Ausflügler ins Gauertal. Viele ziehen ihren Schlitten bis hoch zur Lindauer Hütte. Die bewältigten Höhenmeter werden an sonnigen Tagen mit einem phänomenalen Panorama belohnt. Wir dagegen stärken uns nach dem Aufstieg mit einem wohlverdienten Stück Apfelstrudel im Berggasthof Grabs und setzen beim talwärts wandern juchzend frische Spuren in den jungfräulichen Schnee. Ein Wintertag, wie er im Buche steht.
Praktische Infos und Tipps zum Winterplausch im Montafon:
- Die Anreise mit dem Zug nach Tschagguns/Schruns dauert rund 2.5 h (1x umsteigen in Bludenz). Schampar praktisch und vor allem schnell. Wer will da noch durch den Arlberg nach Tirol fahren?
- Übernachten zum Beispiel im Montafoner Hof in Tschagguns – gute Küche und praktisch gelegen – oder im Löwen Hotel Schruns – stilvolle Zimmer und grosser Spa-Bereich
- Die Tageskarte für Gargellen kostet 45.50 Euro. Die Preisübersicht aller Montafoner Skigebiete gibt es hier
- Die Madrisa Rundtour wird täglich angeboten (sofern keine Lawinengefahr) und kostet 85 Euro inkl. Skilehrer
- Im Haus des Gastes in Schruns ist aktuell eine Ausstellung zu Ernest Hemingway – vor 90 Jahren machte der amerikanische Schriftsteller zum ersten Mal Winterferien im Montafon. Die Erlebnisse fanden den Weg in zwei seiner weltberühmten literarischen Werke
Hinweis: Mein Winterwochenende im Montafon wurde von Montafon Tourismus unterstützt. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Klasse Schneebilder.
Auf den Schmugglerpfaden konnte man den nun Skifahren oder wäre das eher etwas für Schneeschuhwanderungen. Bin da nicht ganz gestiegen?
Dankeschön :) die Madrisa Rundtour führt in Teilen über die alten Schmugglerpfade im Grenzgebiet Schweiz/Österreich und Gargellen hat sich zu damaligen Zeiten einen Namen als «Schmugglerhochburg» gemacht. Es gibt auch Schneeschuhtouren in Gargellen, die diesen Wegen folgen – somit geht beides :)