«Und was machst du an Silvester?» Eine Frage, mit der man sich gegen Jahresende des Öfteren konfrontiert sieht. Da ich persönlich nicht wahnsinnig viel davon halte, ein «tamtam» rund um den Jahreswechsel zu veranstalten, haben wir uns in den letzten Jahren stets vorsorglich ins Ausland «abgesetzt». Dabei hat sich der Fokus auf nördliche Reiseziele etabliert; Helsinki, Edinburgh, Belfast, Sankt Petersburg und letztes Jahr das beschauliche Torshavn auf den Färöern. Für den Auftakt ins 2020 machte wiederum Dänemark das Rennen – und zwar dehnten wir die praktisch gelegenen Feiertage zu einem 10-tägigen Roadtrip durch Dänemark inklusive Silvester-Boxenstopp in Dänemarks Hauptstadt – Kopenhagen – aus.
Für mich ist dies bereits die dritte Städtereise nach Kopenhagen. Bereits 2006 – direkt nach der Matur – besuchte ich die dänische Hauptstadt im Rahmen einer Interrail-Reise durch Schweden und Dänemark (damals leider noch ohne Blog) und 2014 unternahmen wir eine Büroreise nach Kopenhagen und studierten während 3 Tagen das Erfolgsmodell der Fahrradstadt. Insofern galt es beim dritten Besuch nicht, möglichst viele Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Vielmehr wollten wir ohne jegliche Hektik durch die Fussgängerzonen von Kopenhagen schlendern und uns durch die fantastische Food Szene durchprobieren.
Hat tadellos geklappt. Und so habe ich euch von meinem jüngsten Aufenthalt sieben Tipps für entspannte (Silvester-)Tage in Kopenhagen mitgebracht.
1. Zentral in Kopenhagen logieren
Fans lässiger Boutique- und Design-Hotels kommen in Kopenhagen voll auf ihre Kosten. Im Stadtzentrum finden sich einige richtig tolle Unterkünfte. Wir haben uns nach einigem Hin und Her fürs Nobis Kopenhagen entschieden. 2017 hat die schwedische Nobis Hospitality Group das Nobis Kopenhagen als erste ausländische Niederlassung im einstigen «königlich dänischen Konservatorium für Musik», direkt neben der Ny Carlsberg Glyptotek gelegen, eröffnet. Beim über 100-jährigen Bau handelt es sich um das erste Gebäude der Stadt, das aus Beton errichtet wurde. Der innovative Architekturspirit wird vom Nobis weitergetragen. Mit klaren Farben, Formen und bewusst platzierten dänischen Klassikern spannt das Nobis gekonnt den Bogen zwischen den historischen Räumlichkeiten und zeitgemässen Wohnen. Ausschlaggebend für uns war die zentrale Lage – Bahnhof, Rathaus und Tivoli gleich ums Eck und die weitläufigen Fussgängerzonen der Innenstadt in fussläufiger Distanz. Top!
2. Frühmorgens durch die Strøget schlendern
Kopenhagen gilt als eine der coolsten Hauptstädte Europas und punktet trotz Wachstum mit einem Charme, den ich sonst nur Kleinstädte zuschreiben würde. Mit seiner internationalen Ausstrahlungskraft hat sich Kopenhagen aber auch zu einem beliebten Städtereiseziel gemausert und das bekommen wir an Silvester zu spüren. Am späteren Nachmittag herrscht entlang der Strøget – eine der längsten Fussgängerzonen Europas – geschäftiges Treiben und vor dem Rundetårn hat sich gar eine Warteschlange gebildet.
Ganz anders die Stimmung frühmorgens. Während das sanfte, nordische Winterlicht die prunkvollen Fassaden der Kanalbauten golden schimmern lässt, bummeln wir auf der Suche nach einem netten Café der Strøget entlang in den Altstadtkern von Kopenhagen. Während zahlreiche kleinere Coffee-Shops über Weihnachten und Silvester geschlossen bleiben, ist das Original Coffee im obersten Geschoss des Illum Einkaufszentrums in der Stadtmitte eine sichere Anlaufstelle für einen cremigen Flat White mit Bananenbrot. Eine weitere sichere Anlaufstelle ist das Atelier September, das sogar am Neujahrsmorgen als eines der ersten Cafés der Stadt seine Türe um 9 Uhr in der Früh öffnete. Hier lohnt es sich, bei Zeiten einzutrudeln, da das Café in vielen Guides empfohlen wird und dementsprechend gut frequentiert ist.
Nach der Kaffeestärkung sind wir ready für einen Aufstieg zur Aussichtsplattform des Rundetårns. Das Besondere an dem ursprünglich als astronomisches Observatorium gebauten runden Turm mitten im Stadtzentrum ist sein langer spiralförmiger Gang, der anstelle einer Treppe die Höhendifferenz von gut 25 Meter bis zur Aussichtsplattform überwindet. Das Eintrittsticket kann man direkt beim Eingang lösen. Es kostet für Erwachsene 25 DKK.
3. Die Ny Carlsberg Glyptotek besichtigen
Wer Silvester in Kopenhagen feiert, der sollte sich im Vorfeld gut über die Öffnungszeiten der Museen und sonstigen Attraktionen informieren. Während die meisten Museen von Kopenhagen am Montag geschlossen bleiben, sind die Öffnungszeiten über Silvester und Neujahr weniger einheitlich geregelt. Fakt ist aber, dass die meisten Institutionen an Neujahr geschlossen bleiben. Wir hatten insofern Glück, dass Silvester auf einen Dienstag fiel und die Ny Carlsberg Glyptotek jeweils am Dienstag einen kostenfreien Eintritt in die Sammlung gewährt. Ein Tipp, den ihr euch unbedingt merken solltet. Der Besuch der Glyptotek lohnt sich nämlich nicht nur, wenn man an der umfangreichen antiken Skulpturensammlung interessiert ist, sondern auch, um das wunderschöne, mit tropischen Pflanzen bestückte, Atrium zu bestaunen. Bei schlechtem Wetter kann man problemlos auch mehrere Stunden im dortigen Café verweilen.
4. Einen Foodie Stopp im Meatpacking District einlegen
Westlich angrenzend an den Hauptbahnhof Kopenhagen befindet sich eines der aktuell hipsten Viertel der Stadt; das Szeneviertel Vesterbro mit seinem Meatpacking District. Der ursprünglich stark industriell geprägte Stadtteil hat sich zu einem Eldorado für Foodies gemausert. Die einstigen Schlachthäuser beherbergen nun Restaurants, Cafés, Bars, Galerien und Clubs und theoretisch könnte man hier locker einen vollen Tag verbringen und von einer Köstlichkeit zur Nächsten hüpfen. Wir haben hier fürs Mittagessen wohlwissend um die Begehrtheit der Sitzplätze einen Tisch in der Kødbyens Fiskebar reserviert. Das mit einem Bib Gourmand ausgezeichnete Restaurant serviert einfache, aber frische Seafood-Gerichte in top Qualität. Für den anschliessenden Espresso ziehen wir zwei Häuser weiter zur Prolog Coffee Bar. Auch diese ist bis auf den letzten Platz gefüllt – aber den frisch gerösteten Kaffee gibt’s hier bei mangelnden Sitzgelegenheiten zum Glück auch «to go».
5. Die Blue Hour am Hafen geniessen
Kurz vor Sonnenuntergang zieht es uns noch einmal in die Innenstadt. Wir spazieren der Havnepromenade entlang und bewundern die architektonischen «Landmarks» des gegenüberliegenden Ufers von Christianshavn. Bei meinem letzten Besuch im 2014 war die moderne Fuss- und Velobrücke «Inderhavnsbroen» gerade in Fertigstellung. Zwischenzeitlich hat sie sich zu einem festen und beliebten Bindeglied zwischen dem Zentrum und den Neubauvierteln in Christianshavn etabliert.
Bei einem Abendspaziergang durch die Hafenanlagen von Kopenhagen darf ein Stopp im Nyhavn – dem Postkarten-Motiv schlechthin – natürlich nicht fehlen. Nicht weit davon entfernt, lässt sich in einer der besten Cocktail-Bars der Stadt – im Ruby – gemeinsam auf den Abend anstossen.
6. Die neue nordische Küche kosten
Zahlreiche namhafte dänische Küchenchefs haben im letzten Jahrzehnt zum internationalen Durchbruch der «neuen nordischen Küche» beigetragen. Ganz vorne mit dabei ist René Redzepi, dessen Restaurant Noma in den Jahren 2010, 2011, 2012 und 2014 viermal es bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet wurde. Freunde der gehobeneren Gourmetküche haben in Kopenhagen die Qual der Wahl – 15 Restaurants sind mit einem oder mehreren Michelin-Sternen ausgezeichnet.
Wer über die Feiertage in die dänische Hauptstadt reist, der muss sich jedoch mit einem limitierten Angebot begnügen. Einige Gourmetlokale, darunter das Geranium, das Noma oder das Relae bleiben über Neujahr geschlossen. Eine tolle – und überraschend legere Alternative – bietet das Formel B. Auch hier stehen saisonale regionale dänische Produkte im Fokus. Und dies zu einem sehr fairen Preis. Alle à la Carte Gerichte bewegen sich zwischen 150 und 200 DKK (zwischen 20 und 30 CHF). Meiner Meinung nach eine hervorragende Adresse, für ein entspanntes Fine Dining Erlebnis.
7. Sich einen Platz fürs Gourmet-Silvesterdinner sichern
Wie oben erwähnt, ist etwas Recherche unumgänglich, wenn man über Weihnachten und Silvester in einem der Kopenhagener Gourmet Lokale einkehren möchte. Dank frühzeitiger Planung konnten wir uns zwei Plätze fürs Silvester-Dinner im Restaurant 108 (geschlossen) sichern. Hinter diesem hellen, ebenfalls sehr legere gehaltenen Restaurants in einer alten Lagerhalle in Christianshavn steckt ebenfalls Noma-Gründer René Redzepi. Das Silvester-Menü beinhaltete 10 Gänge sowie eine dazu passende Weinbegleitung mit 6 Weinen und war so konzipiert, dass das Essen vor Mitternacht fertig ist – der Preis: 390 CHF pro Person. Für mich ein rundum gelungener Jahresabschluss!
Und hier startet Kopenhagen ins neue Jahr
Um 18 Uhr starten in Dänemark die Neujahrfeierlichkeiten traditionell mit der Neujahrsansprache von Königin Margarethe. Danach feiern die Dänen Silvester am liebsten im Freundeskreis in den Gassen und Plätzen der Innenstadt. So wie wir reservieren sich viele einen Tisch in einem Restaurant (daher denkt daran: früh buchen!) und pilgern danach zum Rathaus. Dort zählt man gemeinsam um Mitternacht die 12 Glockenschläge und prostet sich danach mit einem Glas Sekt zu. Auffällig ist, dass fast auf allen öffentlichen Plätzen der Stadt Privatpersonen eigenhändig Feuerwerke starten. Das ist in meinen Augen nicht ungefährlich und der Concierge im Nobis hat uns explizit davon abgeraten auf den Rathausplatz zu gehen, weil «zu riskant» (aufgrund nicht kontrolliert abgehender Böller). Da ich eh keine Pyrotechnik-Befürworterin bin, beliessen wir es bei einem nächtlichen Bummel durch die Innenstadt zurück zu unserem Hotel und stossen dort – mit Blick auf die Turmuhr des Rathauses – aufs neue Jahr an.
Praktische Tipps für Silvester in Kopenhagen
- Nebst dem Rathausplatz ist auch das Tivoli ein beliebter Ort, um gemeinsam mit Freunden ins neue Jahr zu starten.
- Zu einem traditionellen Neujahrsessen gehört in Dänemark Dorsch sowie der Kranzkuchen «Kransekage»
- An Neujahr bleiben viele Attraktionen geschlossen oder haben verkürzte Öffnungszeiten. Hier lohnt sich zum Beispiel ein Tagesausflug nach Malmö oder einen Abstecher ins Camp Adventure in Rønnede.
- Wer sich für moderne Kunst interessiert, dem kann ich einen Abstecher ins Arken Museum für Moderne Kunst im Südwesten der Stadt empfehlen.
- Architektur-Interessierte sollten sich den Besuch des «Blox» nicht entgehen lassen. Das von Rem Koolhaas entworfene Gebäude am Hafen beherbergt das Danish Architecture Center, das den Fokus auf die zukünftige bauliche Entwicklung von Kopenhagen legt. Alle, die mit dem Auto in die Innenstadt fahren (eine teure Angelegenheit), können hier auch die vollautomatisierten Parking-Boxen austesten.
Meine Kopenhagen Top Spots auf einen Blick
Auf nachfolgender Karte findet ihr auf einen Blick alle im Beitrag erwähnten Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Cafés, Museen und sonstigen top Spots in Kopenhagen verortet.
Einfach toll – Dein Schreibstil, die fabelhaften Fotos, die guten Tipps!
Herzliche Gratulation!
Du bist wohl nach Kopenhagen geflogen, ich kann das begreifen: die schönen Nachtverbindungen mit den Schlafwagen (aus München und Basel) gibt’s schon längere Zeit nicht mehr. Schade!
Mit lieben Grüssen (schreibt ein alter Nachtzug-Fan)
Johann
Lieber Johann, herzlichen Dank für deinen Kommentar und freut mich, dass dir der Beitrag gefällt. Wir sind nicht geflogen, sondern haben den Direktzug von Zürich nach Hamburg genommen und sind von dort mit dem Mietauto weiter. Alles zur Anreise und zu unseren weiteren Stopps in Dänemark findest du bei Interesse in diesem Beitrag: https://www.travelita.ch/daenemark-roadtrip-tipps/