Als sich die Wettertendenzen über Pfingsten langsam abzeichneten, buchten wir verhältnismässig kurzfristig exakt vor einer Woche zwei Nächte in Locarno. Es sah aus, als ob das Tessin an Pfingsten tatsächlich die «Sonnenstube» der Schweiz sein würde. Locarno kenne ich von diversen «GA-Reisli» gut. Ich habe aber bisher weder einen Ausflug nach Ascona noch ins wild-romantischen Verzascatal unternommen. Das Wetter hielt sich an die Vorhersagen und bescherte uns zwei Prachtstage. Am ersten Tag erkundeten wir Locarno und Ascona. Am zweiten Tag verzichteten wir zugunsten eines frühen Wanderstarts aufs Hotelfrühstück und fuhren mit dem Postauto kurz nach sieben Uhr in der Früh bis nach Sonogno. Der Sentiero Verzasca führt in zwei Etappen quer durchs Verzascatal. Das laute Gurgeln des Flusses begleitet einem auf Schritt und Tritt. Vereinzelt lassen Waldlichtungen und Weiden einen Blick auf die faszinierende smaragdgrüne Farbe und die ausgewaschenen Steinformationen zu.
Unsere ersten Höhepunkte des Tages erlebten wir auf der Postautofahrt. Auf die beeindruckende Staumauer vom Lago di Vogorno (weltbekannt dank dem James-Bond-Film «Goldeneye») folgt linker Hand, oberhalb des Sees, Corippo. Die Gesamtanlage des geschlossenen Dorfkerns ist denkmalgeschützt und gehört zu den schönsten Tessiner Dörfer. Ohne die Flexibilität eines eigenen Autos blieb es bei einem bewundernden Blick durchs Postautofenster. Die zweite Etappe des Sentiero Verzasca führt durch Corippo. Wir wollten jedoch zuerst einmal die erste Etappe abwandern.
Start der Wanderung in Sonogno
Auf den ersten Kilometern von Sonogno bis kurz vor Brione waren wir alleine unterwegs. Der Wanderweg führt abwechslungsreich durch bewaldete Gebiete, über offene Felder und vorbei an vor sich hinbröckelnden Rustici. Kurz nach Brione liess uns eine Gruppe Boulderer, die an einer rausragenden Felswand im Flussbett rumkraxelten, stoppen. Wenige Meter weiter unten bereitete sich ein Gruppe Kajaker auf den wilden Ritt vor. Beim Blick ins wilde Flussbett konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie man sich das freiwillig antut. Interessanterweise brauchten sie für die Strecke Brione – Lavertezzo mit dem Kajak in etwa gleich lang wie wir zu Fuss.
Ende der Wanderung in Lavertezzo
Auf dem zweiten Wegabschnitt war wesentlich mehr los, als auf dem Ersten. Uns kamen die ersten Wanderer entgegen, die den Sentiero in die umgekehrte Richtung abmarschieren. Und je näher wir an Lavertezzo kamen, desto mehr Ausflügler kamen uns mit Kind und Kegel entgegen. Das schöne Wetter in Kombination mit dem Pfingstwochenende machte sich beim Blick von der Ponte dei Salti hinunter ins Flussbett deutlich bemerkbar. Es ging hier zu und her wie in einem Freibad an einem schönen Sommertag. Die ruhigere und vor allem schattigere Alternative zum Sonnenbad auf den Felsen liegt gleich ännet der filigranen Bogenbrücke. Im Grotto al Ponte werden Tessinerplättli aus dem Tal serviert. Trotz der vielen Leute rund um Lavertezzo war der Sentiero Verzsaca für uns eine super Vorbereitung für die anstehenden Bergtouren im Sommer.
Wer die Schönheit dieses Ortes alleine geniessen möchte, der sollte früh aus den Federn. Genau das taten wir am darauffolgenden Morgen und fuhren extra nochmals nach Lavertezzo hoch. Die Stimmung kurz nach 8 Uhr am Morgen war für mich reizvoller als der Trubel am Sonntagnachmittag.
Praktische Infos und Tipps zur ersten Etappe des Sentiero Verzasca
Der Routenverlauf kann nachfolgender Karte entnommen werden. Die Distanz von Sonogno nach Lavertezzo beträgt rund 13 Kilometer. Wer talwärts wandert, hat ein Gefälle von rund 600 Höhenmetern und eine Steigung von rund 200 Höhenmetern zu bewältigen. Wir sind talwärts gewandert – ich würde im Nachhinein die bergwärts-Version wählen, so hätten wir die Ponte dei Salti in Lavertezzo am frühen Morgen für uns alleine gehabt. Die Wanderzeit beträgt rund 3.5 Stunden ohne Pausen (ausgeschildert sind 4.15 h in Sonogno). Das Verzascatal ist ab Locarno mit dem Postauto erreichbar. Das fährt jedoch sehr unregelmässig und wer mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, sollte die Wanderzeit mit dem Postautofahrplan abgleichen. Wer genügend Zeitreserve hat, dem empfehle ich die Strecke bis nach Corippo auszudehnen.
Eckpunkte der ersten Etappe des Sentiero Verzasca von Sonogno nach Lavertezzo
Ausgangspunkt | Sonogno |
Länge | 13.4 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 216 m ↘ 600 m |
Dauer | 3:30 h |
Zielort | Lavertezzo, Paese |
Einkehrmöglichkeit | Grotto al Ponte |
Liebe Anita,
wunderschöne Fotos – wie immer hier bei dir. Besonders die Schlucht mit dem herrlichen türkisblauen Wasser – großartig. Da würden wir am liebsten gleich wieder loswandern. Wir waren letztes Wochenende in der Schweiz und sind noch immer ganz hingerissen vom Panorama am Jungfraujoch. Das Tessin habe ich als eine wunderschöne Ecke in Erinnerung, Ascona haben wir wirklich ins Herz geschlossen. Wir kommen ganz sicher wieder und freuen uns dann über so schöne Tipps wie diese hier.
Liebe Grüße
Anke
Liebe Anita, es wäre schön authentische Fotos zu sehen anstelle von HDR. Ich kenne das Gebiet sehr gut und es kommt in voller Pracht auch ohne HDR so toll rüber dass einem die Spucke wegbleibt. Echt schade um die Bilder, denn das Auge für gute Bilder hast Du wirklich.
Das sind keine HDR-Fotos… Die Bilder sind mit der Sony A7 RII gemacht und es war an diesem Tag sehr grelles Tag. Ich selbst mag HDR überhaupt nicht und es käme mir niemals in den Sinn, die Bilder nachträglich im pseudo-HDR-Stil zu bearbeiten.
Liebe Anita
Ich habe deinen Blog erst kürzlich entdeckt und bin einfach BEGEISTERT. Die Texte und vor allem auch die Fotos – einfach überwältigend!
Habe ihn auf meinem Facebook-Konto empfohlen. Vielen Dank für deine riesige Arbeit, es lohnt sich extrem!
Herzliche Grüsse
Esther Naef
Liebe Esther herzlichen Dank für deinen netten KOmmentar! Freut mich, wenn der Blog gefällt :)
Schöne Erinnerungen an meine Jugendzeit als ich auch ein paar Mal von der Brücke ins Wasser gesprungen bin.