San Pedro de Atacama hat etwas Magisches an sich. Die Oasenstadt ist von bizarren Landschaften umgeben und eignet sich hervorragend als Ausgangsort für Entdeckungstouren in der Atacama-Wüste. Nach einem Monat Patagonien reisten wir via Santiago de Chile und der Küstenstadt Antofagasta nach San Pedro de Atacama weiter. Für uns ein Akklimatisierungsstopp für die darauffolgenden Wochen in der «Puna», die sowohl die argentinische als auch bolivianische Hochebene (Altiplano) umfasst.
3 Tage Roadtrip rund um San Pedro de Atacama
In der frühen Planungsphase unserer sechsmonatigen Reise prüfte ich kurz einmal die Mietwagenpreise für San Pedro de Atacama und war positiv überrascht. In San Pedro de Atacama hat es zwar aktuell nur einen Mietwagenanbieter (Europcar), die Preise schienen mir aber mit rund 50 bis 70 Franken pro Tag (je nach Fahrzeugtyp) vernünftig. Leider machte ich damals den Fehler, nicht gleich einen Mietwagen zu reservieren. «Wir haben ja noch reichlich Zeit», dachte ich mir und vertagte diese Pendenz auf einen späteren Zeitpunkt.
Als ich gut einen Monat vor unserer Ankunft in San Pedro de Atacama die Sache definitiv anging, stellte ich fest, dass zu meinem gewünschten Zeitpunkt keine Autos mehr verfügbar sind. Die direkte Nachfrage beim Mietwagenanbieter bestätigte dies. Tja, sehr doof. Vor allem weil ich mich darauf eingestellt hatte, die vielfältigen Landschaften rund um San Pedro de Atacama als Selbstfahrer auf eigene Faust und nicht mit Touren zu erkunden. Die einzige Lösung, doch noch an ein Auto zu kommen, war die Anmietung am Flughafen Calama (der Hauptausgangspunkt für Reisen in der Atacama-Wüste) mit einem entsprechenden Aufpreis für die Einwegmiete, da wir von San Pedro de Atacama aus mit dem Bus nach Argentinien weiterreisten. Preislich bedeutete dies schlussendlich einen Mietpreis von gut 100 CHF pro Tag. Und rein rechnerisch wären wir mit der Teilnahme an Touren günstiger gefahren, wobei wir nicht gleich viel von der Region gesehen hätten. So oder so: Lernt aus meinem Fehler und reserviert euer Mietauto so früh als möglich. Mehr Flexibilität habt ihr, wenn ihr in Calama anmietet und euer Auto auch dort wieder zurückgebt. In Calama stehen euch nebst Europcar weitere lokale Mietwagenanbieter zur Auswahl.
Tag 1: Abstecher zu den Piedras Rojas und in die Salar de Atacama
Am ersten Tag folgten wir der Ruta 23 gut 150 Kilometer in südliche Richtung zur Salar de Aguas Calientes (teilweise auch als Salar de Talar bezeichnet). Bei den Touranbietern wird der Ort mit «Piedras Rojas» angepriesen – ebenselbe Bezeichnung findet ihr auch auf Google Maps als Anhaltspunkt. Für mich landschaftlich die schönste und vielfältigste Strecke, die wir in diesen drei Tagen gefahren sind. Leider war jedoch bei unserem Besuch der Zugang zu den Piedras Rojas und zur Salar stark eingeschränkt. Vor Ort «überwachten» Einheimische die Zugangspunkte und gewährten uns nur zu einem Aussichtspunkt den Zugang. Der Grund dafür ist, dass wenige Wochen vor unserem Besuch ein Brasilianer die schwachsinnige Idee hatte, auf der Lagune zu Kitesurfen. Der lokalen Bevölkerung ist der Schutz der fragilen Ökosysteme der Atacama-Wüste ein grosses Anliegen. Zudem haben viele Orte auch eine religiöse oder zumindest kulturhistorisch grosse Bedeutung für die Atacamabewohner. Das pietätlose Verhalten des Brasilianers führte dazu, dass Piedras Rojas für zwei Wochen komplett für alle Besucher gesperrt wurde und aktuell an Tagen, wo Einheimische patrouillieren, nur ein Aussichtspunkt zugänglich ist. Piedras Rojas ist die letzte Sehenswürdigkeit der Region, die noch nicht durch die CONAF-Behörde kontrolliert wird und kein Eintrittsticket gekauft werden muss. Ich gehe davon aus, dass hier in den nächsten Monaten Trails angelegt werden (analog zu den anderen Sehenswürdigkeiten rund um San Pedro) und dann der Zugang klar geregelt wird.
Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Abstecher zu den Lagunen Miscanti und Miñiques, die sich auf einer Höhe von gut 4’100 m ü. M. am Fusse des Vulkan Miscanti befinden. Der Eintrittspreis beträgt 3’000 chilenische Pesos pro Person. Eine beeindruckende Hochebene, nur leider spielte bei uns das Wetter nicht mit.
Je näher wir auf dem Rückweg der Salar de Atacama kamen, desto freundlicher war uns Petrus gestimmt. Ich finde es unglaublich beeindruckend, wie hier grüne Hochebenen fliessend in karge Salzwüsten übergehen. Aufgrund der Regensaison war der Kontrast bei uns deutlich grösser, als wenn wir die gleiche Reise in der Trockenzeit gemacht hätten. Kurz vor der Rückkehr nach San Pedro de Atacama hängten wir noch einen Bogen zur Laguna Chaxa an (Eintrittspreis 2’500 chilenische Pesos). Für alle, die Flamingos aus der Nähe bestaunen wollen, ist dieser Abstecher ein «must-do». Mich hat hier vor allem das Farbenspiel beeindruckt. Ist das nicht einfach total surreal?
Tag 2: Morgenausflug zu den Geyser del Tatio
Das Geysirfeld am Fusse des Vulkans El Tatio ist nach jenem im Yellowstone-Nationalpark und Dolina Geiserow in Russland das drittgrösste der Welt. Es liegt rund 80 Kilometer nördlich von San Pedro de Atacama auf einer Höhe von 4’000 m ü. M. und ist über die ungeteerte B-245 erreichbar (rund 1.5 Stunden Fahrzeit). Die meisten Tour Operators haben Sonnenaufgangstouren im Angebot, weil da die Aktivität und Stimmung am Geysirfeld am intensivsten ist. Ich war zu Beginn etwas unschlüssig darüber, ob eine Fahrt im Dunkeln auf einer nicht asphaltierten Strasse wirklich eine schlaue Idee ist. Schlussendlich stellten wir den Wecker doch auf 04:30 Uhr und fuhren kurz vor 05:00 Uhr in der Früh in San Pedro los. Da um diese Zeit auch diverse Tour Operators losfahren, hängte ich mich strategisch geschickt an einen Minibus. Mit wenigen Ausnahmen verlief die Fahrt problemlos (kritische Minivan-Überholmanöver brachten mich zwischenzeitlich ins Schwitzen). Wir waren eines der ersten Fahrzeuge vor Ort und konnten uns ohne grosse Warteschlange am Eingangstor registrieren und den Eintrittspreis (10’000 chilenische Pesos pro Person) bezahlen.
Nebst der tollen Morgenstimmung bei den Geysiren war für mich die Rückfahrt nach San Pedro de Atacama ein Highlight dieses dreitägigen Roadtrips. Während ich bei der Hinfahrt im Dunkeln nichts von der beeindruckenden Landschaft rundherum wahrnahm, konnte ich mich auf dem Rückweg kaum ab der rauen Schönheit sattsehen. Bei Machuca und Guatin gibt es abzweigende Täler, die sich zu Fuss erkunden lassen. Bei Guatin seht ihr zudem eine grössere Ansammlung der bis zu 10m hohen «Echinopsis atacamensis» Kakteen.
Tag 3: Valle Arcoiris und Valle de la Luna
Die Regenbogen-Berge im Valle Arcoiris gehören zu den unbekannteren Sehenswürdigkeiten rund um San Pedro de Atacama. Das Tal befindet sich nordwestlich von San Pedro und ist über die Ruta 23 erreichbar. Google Maps lotst einem über eine etwas holperige Kiesstrasse, die am offiziellen Eingangstor vorbeiführt. Wir waren zugegebenermassen ziemlich überrascht, als wir den Ort erreichten und nirgends ein CONAF Gebäude sahen und keinen Parkeintritt zahlen mussten. Ein markierter Trail führt in gut 30 Minuten rund um die faszinierenden Gesteinsformationen. Wie überall rund um San Pedro de Atacama sollte man die Markierungen beachten und sich nicht ausserhalb von denen bewegen.
Der letzte Abstecher führte uns ins Valle de la Luna. Das ist die Sehenswürdigkeit, die am nächsten bei San Pedro liegt und die viele Touristen mit dem Velo erkunden. Ehrlich: mir wäre das unter der sengenden Wüstensonne zu heiss. Der Eintritt kostet hier wiederum 3’000 chilenische Pesos pro Person und dafür bekommt man eine informative Karte mit allen Trails und Fotopoints im Tal. Wer alle Wanderungen und Fotospots im Detail abklappern möchte, der kann gut vier bis sechs Stunden im Valle de la Luna einplanen. Einen sehr schönen Überblick über die mondartige Szenerie bekommt ihr von der «Duna Mayor».
Praktische Tipps für San Pedro de Atacama
- Hauptausgangspunkt für Reisen Richtung San Pedro de Atacama ist die Wüstenstadt Calama auf gut 2’250 m ü. M.. Da ich von Nordchile noch etwas mehr sehen wollte, buchte ich einen Flug an die Küstenstadt Antofagasta. Von dort reisten wir einen Tag später mit dem Bus nach Calama (gut 3 Stunden Fahrt).
- San Pedro de Atacama befindet sich auf einer Höhe von 2’400 m ü. M. – die meisten Sehenswürdigkeiten rundherum auf Höhen bis weit über 4’000 Höhenmeter. Gönnt euch genügend Zeit, um euch an die Höhe zu gewöhnen. Genügend trinken und sich immer gut vor der Sonne schützen (auch an wolkigen Tagen).
- In San Pedro de Atacama buchte ich für 3 Nächte ein Doppelzimmer mit Bad im Hostal Montepardo, das sich in der Nähe des Busterminals befindet. Der Preis für 3 Nächte betrug 230 CHF inkl. Frühstück – meiner Meinung nach ein super Preis-Leistungsverhältnis. Die Zimmer sind zwar relativ klein, dafür wird ein super Frühstück offeriert (und wenn eine Tour früh startet, stellt der Besitzer extra ein Lunchpaket bereit).
- Wer im Hostal Montepardo bucht, der geniesst bei einem spezifischen Tour-Anbieter (Flamingo Tours) auf die meisten Touren einen Rabatt von 10-30% (je nach Tour). Das brachte uns zwar nichts, ist aber eine nette Geste für alle Gäste, die nicht als Selbstfahrer unterwegs sind.
- Kulinarisch hat uns San Pedro de Atacama mit Ausnahme der Heladería Babalú (unbedingt das Rica-rica Glacé probieren) und dem Restaurante Baltinache (fixes Menü mit lokalen Produkten) nicht aus den Socken gehauen.
- In San Pedro de Atacama gibt es eine Tankstelle und die befindet sich mitten im Zentrum, was mich fahrtechnisch an den Rand der Verzweiflung brachte. Die Gassen sind super eng und teilweise tricky zu fahren.
- Die Tourenpreise bewegen sich gemäss Preisliste unseres Hotels im folgenden Rahmen (Parkeintritte nicht inklusive):
Tagesausflug Piedras Rojas: 45’000 chilenische Pesos
Geysir del Tatio: 22’000 chilenische Pesos
Halbtagesausflug Valle Arcoiris: 28’000 chilenische Pesos
3 Stunden Valle de la Luna: 15’000 chilenische Pesos - Wir sind von San Pedro de Atacama aus mit dem Bus nach Salta (Argentinien) weitergereist. Die Fahrt über den Paso de Jama quer durch den Los Flamencos Nationalpark dauert zwar 10 bis 12 Stunden, ist aber landschaftlich eine der grossartigsten Busfahrten in ganz Südamerika. Da es keine täglichen Busverbindungen gibt und die Busse meist gut ausgebucht sind (bei unserer Ankunft in San Pedro de Atacama an einem Mittwoch waren erst wieder für den kommenden Dienstag freie Busplätze verfügbar), lohnt es sich, die Bustickets früh online zu reservieren. Über die Webseite recorrido.cl könnt ihr die Tickets online kaufen. Je nach Anbieter müsst ihr das online Ticket danach beim Busbetreiber in «richtige» Boletos umtauschen. Wir buchten die Tickets bei Andesmar. Alternativ bedient das Busunternehmen Geminis dieselbe Strecke. Und für die lange Busfahrt noch einen Extratipp: Am meisten Platz habt ihr im Bus oben ganz vorne – via recorrido könnt ihr die Sitzplätze aussuchen und wenn ihr früh dran seid, dann sichert euch diese Plätze.
Hallo Anita, vielen Dank für die tollen Infos zu deinem Trip in die Atacama Wüste. Wir wollen den Norden Chiles im Dezember bereisen, genau wie du mit dem Auto. Was hattest du für ein Auto gemietet? Benötigt man einen Allrad-Antrieb? Wir wollen bis hoch nach Putre und dann in den Lauca Nationalpark fahren und wieder zurück nach San Pedro. Hast du darüber Informationen?
Vielen Dank, ich werde deine Seite auf jeden Fall weiterverfolgen. Toll!
Silke
Hoi Silke freut mich, dass dir mein Beitrag weiterhilft. Ich hatte ursprünglich – da wir quasi «lastminute» unterwegs waren – ein normales Auto angemietet aber dann zum Glück einen Ford Escape mit Allrad-Antrieb erhalten (zum gleichen Preis). Für die von mir beschriebenen Strecken benötigt mein rein aufgrund der Strecke nicht zwingend ein Allrad-Antrieb. Die Strasse zum Tatio hoch ist aber nicht geteert und somit hast du bei einem Unfall ein Versicherungs-Problem. Europcar Chile erlaubt nur mit Allrad-Antrieb das Befahren von non-paved Strecken. Ich würde dir daher zu Allrad raten. So weit hoch sind wir leider nicht gekommen und haben uns effektiv nur rund um San Pedro rum bewegt. Zur Strecke nach Putre hoch / Lauca Nationalpark kann ich dir daher keine weiteren Infos geben. Ich weiss einzig, dass die Ruta 5 gut ausgebaut ist :)
Hallo Anita
Vielen Dank für deinen tollen Bericht. Ich fliege in einem Monat auch in den Norden von Chile und habe mich über deine Tipps sehr gefreut.
Denkst du es wäre ratsam eigenständig mit dem Auto nach Salta (Argentinien) zu fahren? Wir würden es gerne einplanen, sind uns aber noch unsicher.
Danke schon mal und weiter so!
Liebe Grüße
Judit
Hoi Judith danke für deinen Kommentar – wir haben für diese Strecke den Bus genommen. Von den Strassenverhältnissen etc. her ist es gut möglich, selbst hinüber nach Salta zu fahren. Ich habe mich aber nicht erkundigt, ob die Autovermieter hier oben ein Permiso Argentino ausstellen (in Patagonien sind wir auch mit dem Mietauto zwischen Chile und Argentinien hin- und hergefahren). Wenn ein solches ausgestellt wird, dann sollte das eigentlich gut machbar sein.
Ein wahnsinnig toller und informativer Blogpost. Wir bereiten gerade unsere Reise in die Atacama Wüste vor und sind bei dir herausgekommen. Vielen Dank für deine Informationen!
Hoi :) freut mich zu hören, dass euch mein Blogpost bei der Reiseplanung weiterhilft!
Hallo! :)
You have some amazing photos from Atacama, one of the places I like the most in the world.
Thank you for linking to my article. Shame is for this terrible news of a Brazilian doing bad stuff around the globe… :(
Anyway, nice to meet you.
Auf Wiedersehen. xoxo