Hinweis: dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG
«Dort drüben beim Grübelekopf treffen Tag für Tag die ersten Sonnenstrahlen auf Schweizer Boden», erzählt mir Martin Hangl und zeigt auf die Gipfelspitze nordöstlich der Alp Trida. Gemeinsam mit dem ehemaligen Schweizer Skirennfahrer und Samnauner Lokalmatador stehe ich bei der Bergstation Alp Trida Sattel und lasse das imposante Bergpanorama des östlichsten Zipfels der Schweiz auf mich wirken!
«Schmugglernest» «zollfrei shoppen» und «liegt Samnaun nicht in Tirol?» Die Reaktionen auf meinen Abstecher ins versteckte Engadiner Hochtal sind unterschiedlicher Natur. Vielen ist Samnaun zwar ein Begriff, aber kein Ort, den sie ohne zu zögern auf der Karte verorten könnten. Auch ich muss mir die Lage zuerst vergegenwärtigen, bevor ich anfangs Februar den Weg ins Samnauntal in Angriff nehme. Ursprünglich über Saumwege vom Engadin her besiedelt, orientierten sich die Samnauner aufgrund der besonderen topografischen Lage talauswärts Richtung Tirol. Erst mit der Fertigstellung der Samnaunerstrasse im Jahr 1912 wurde Samnaun direkt ans Schweizer Strassennetz angeschlossen. Zuvor führte der einzige fahrbare Weg über österreichischen Boden. Das brachte Samnaun den zollfreien Sonderstatus ein. Dieser wurde trotz Eröffnung der «Zweiterschliessung» beibehalten. Seither schlängelt sich vom Inntal her sowohl auf der Schweizer als auch auf der österreichischen Seite des Schergenbachs eine Strasse bergwärts Richtung Samnaun. Diejenige auf Schweizer Seite ist mit teils einspurigen Tunnels einen Hauch abenteuerlicher als das österreichische Pendant.
Ich hatte vor Reiseantritt abgesehen von ein paar Schlagworten keinen Plan «wie» Samnaun wirklich sein würde. Nun – nach dem Augenschein vor Ort – kann ich mich den begeisterten Aussagen all der Leute anschliessen, die Martin Hangl in meinem Beisein auf der Piste mit folgender Frage konfrontiert hatte: «Wieso kommst du zum Skifahren nach Samnaun?» «Weil es das beste Skigebiet weit und breit ist». Simpel – und für alle, die etwas mehr Argumente benötigen, habe ich fünf schlagkräftige Gründe für Skiferien in Samnaun zusammengetragen.
Weil das einstige Schmugglernest das Beste der Engadiner und Tiroler Kultur vereint
Doch spulen wir an den Anfang zurück. Wir haben uns im Vorfeld mit Petrus abgesprochen und Neuschnee bestellt. Gerade genug, dass sich das Hochtal im frischen Wintergewand von seiner besten Seite präsentieren kann. Die Rechnung geht perfekt auf. Wir erreichen Samnaun an einem Mittwochmittag, als gerade die letzten Schneeflocken fröhlich vom Himmel tanzen. Die Sonne lässt nicht mehr lange auf sich warten und wir können es ebenso kaum erwarten, durch die frische Winterpracht zu stapfen.
Samnaun besteht aus verschiedenen Weilern, die im Winter über einen schönen Winterwanderweg miteinander verbunden sind. Rund eine Stunde dauert die kurzweilige Tour von Samnaun Dorf über Ravaisch und Plan nach Laret/Compatsch. Unterwegs lassen sich die verschiedenen kulturellen Einflüsse sowohl an der Sprache der Lokalbevölkerung als auch an den architektonischen Besonderheiten der Gebäude ausmachen. Im Gegensatz zum im Unterengadin nach wie vor sehr präsenten Rätoromanisch wird in Samnaun ein Dialekt gesprochen, der dem Tirolerischen gleicht. Und das im Erdgeschoss mit Sgraffiti reich verzierte Talmuseum weist im Obergeschoss eine für Tiroler Bauernhäuser typische Holzstruktur auf.
Im Restaurant Almrausch am Ende der Talabfahrt in Samnaun Compatsch stärkt man sich mit Käsespätzle und in der Talsennerei gleich ums Eck werden aus dem Samnauner Bergkäse unter anderem Fonduemischungen abgepackt. Senner Peter Mair ist einer der täglich zwischen zwei Kulturkreisen pendelt. Der Produktionsleiter der Sennerei Samnaun hat mit der «Che Chaschöl» ein zweites Standbein in Tschlin. Was ihm besser gefalle, will ich wissen. «Die Abwechslung», entgegnet Peter Mair lachend.
Auf dem Rückweg machen wir einen Stopp bei Astro Whisky & More. Das Spirituosengeschäft mit Bar befindet sich vis-à-vis der Sennerei und steht exemplarisch für die gehobeneren und sorgfältig kuratierten Duty-free Geschäfte von Samnaun. Als shoppingfaule Person war bei mir das Argument des zollfreien Einkaufserlebnisses nicht matchentscheidend. Im Gespräch mit Sommelier Christian Heis, der mit leidenschaftlichem Engagement das Spirituosengeschäft führt und zu jeder Flasche im Raum eine Geschichte zu erzählen weiss, realisiere ich, dass es um weit mehr als billigen «Ramsch» geht.
Bei den Zahlungsmitteln ist man in Samnaun übrigens ebenso flexibel zwischen zwei Kulturen unterwegs – Euro, Schweizer Franken. Wird beides vollwertig akzeptiert. Nur ich bin zwischenzeitlich irritiert und ertappe mich, wie ich auf Hochdeutsch antworte und mein Euro-Portemonnaie zücke, obwohl ich mit beiden Beinen auf Schweizer Boden stehe.
Weil das Pistenangebot wahrlich grenzenlos ist
Am nächsten Morgen sind wir mit Martin Hangl zum Skifahren verabredet. 1989 krönte der Samnauner seine Profi-Skifahrerkarriere mit dem Super-G Weltmeistertitel in Vail. Nach dem Ende seiner Skikarriere widmete er sich mit gleicher Leidenschaft dem familiengeführten Sportfachgeschäft in Samnaun Dorf und seiner Tätigkeit als Geschäftsleiter der 1. Schweizer Ski- und Snowboardschule.
Ausgerüstet mit Mietski und voller Vorfreude auf den Neuschnee machen wir uns gemeinsam mit Martin Hangl auf den Weg nach Alp Trida Sattel. Die Bergstation der Doppelstockbahn Samnaun liegt auf fast 2’500 m ü. M.. Hier oben erwartet einem eine grosszügige Weite. Die Gipfel rundherum bewegen sich alle in ähnlichen Höhenlagen und machen uns an diesem strahlend schönen Februarmorgen die Sonne nicht streitig. Vor uns liegen 239 bestens präparierte, abwechslungsreiche Pistenkilometer, die uns über die Grenze bis nach Ischgl bringen. Die Silvretta-Bergbahnen, die mit 51% die Aktienmehrheit an der Samnaun Bergbahn AG besitzen, ziehen mit den Schweizern am gleichen Strick und investieren Jahr für Jahr in den Komfortausbau der Liftanlagen. Sitzheizung, Windschutzhaube – fast bei jeder Anlage Standard.
Während sich die sonnenhungrigen Wintersportler am Vormittag von Ischgl her gerne nach Samnaun «arbeiten», sind wir in die entgegengesetzte Richtung unterwegs. Der Vorteil: Trotz traumhaften Bedingungen geniessen wir überall freie Fahrt und können da und dort am gesicherten Pistenrand die ersten Spuren in den Neuschnee ziehen.
Nach einem Kaffeestopp auf der Idalp fahren wir bis zur Talstation der Velilleckbahn. Eine Abfahrt, die es mir besonders angetan hat. Und auch die Aussicht von der Sesselbahn auf das blendend weisse Hochtal zwischen Pardatschgrat und den österreichisch-schweizerischen Grenzbergen ist definitiv ein Erinnerungsfoto wert. Via Viderjoch geht’s für uns am Mittag zurück auf die Schweizer Seite. Im Restaurant La Marmotte auf der Alp Trida gibt’s die wohlverdiente Stärkung in Form eines – überaus grosszügig beladenen «Plättlis». Nicht nur beim Skiticket, sondern auch beim Verpflegungsangebot am Pistenrand profitiert der Schweizer Gast von der Leitwährung Euro – im Quervergleich punktet Samnaun mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Angebot.
Danach geht’s über den Palinkopf und den legendären Duty-Free-Run zurück nach Samnaun. Keine Talabfahrt ohne Zwischenstopp in der «Schmuggleralm» direkt am Pistenrand in Samnaun Dorf. Das Après-Ski Pendant zu Ischgl – wobei es hier deutlich ruhiger zu und hergeht. Rambazamba, weit gefehlt. Samnaun zieht sportliche Gäste an, die beim Après-Ski schon voller Vorfreude Ski-Pläne für den nächsten Tag schmieden. Weil eines ist klar: Ein Tag reicht nicht, um all die tollen Abfahrten auszuprobieren.
Weil hier Sport & Entspannung fliessend ineinander übergehen
Samnaun ist aber nicht nur ein Eldorado für sportliche Winterfans, sondern auch ein Ort, wo man nach einem anstrengenden Skitag die brennenden Oberschenkel ohne schlechtes Gewissen hochlagern kann. Wir logieren während unseres Besuchs im Relais & Château Chasa Montana Hotel & Spa, das sich direkt neben dem Musellalift in Samnaun Dorf befindet. Das charmante 4-Sterne-Superior Haus zählt zu den besten Adressen im Tal und ist die richtige Anlaufstelle für alle, die Skifahren und Wellness kombinieren möchten. Die grosszügige Spa-Landschaft umfasst 7 verschiedene Saunen und Dampfbäder, ein Aussen-Solebad mit phänomenaler Bergsicht und ein wunderschön helles Sportbad mit Sprudelbecken. Da erstaunt es nicht, dass der Freund und ich den Après-Ski zugunsten einer herrlich entspannten Stunde im Spa abgekürzt haben, oder?
Weil für genussreiche Momente gesorgt ist
Ein weiteres Argument, das für das Chasa Montana spricht, ist das kulinarische Angebot. Zum Hotel zählen vier Restaurants – das La Pasta mit einer italienisch angehauchten Küche, das Raclette- und Fondue-Stübli la Grotta, das Halbpensionsrestaurant «Chasa Montana» und das Gourmet Stübli la Miranda.
Wer uns kennt, weiss, dass wir uns leidenschaftlich gerne durch raffinierte Küchenkunst probieren – und da wollen wir beim mit einem Michelin-Stern und 16 Gault Millau Punkten ausgezeichneten «La Miranda» keine Ausnahme machen. Doch bevor wir in den Genuss des Überraschungsmenüs kommen, legen wir einen Zwischenstopp im Weinkeller ein. Über 1’000 Weinpositionen aus 16 Ländern umfasst die beeindruckende und sorgfältig kuratierte Weinliste des Chasa Montana.
Zurück im La Miranda nimmt uns Küchenchefs Bernd Fabians kreative Küchenkunst in den Bann. Die Apéro-Häppchen sind bunt, verspielt und – das Wichtigste – alle sehr lecker. Mein Favorit des Abends folgt an zweiter Stelle – die Alpengarnele aus Hall in Tirol mit Kalbstatar, Petersilie und Birne. Einfach, pfiffig und schmackhaft – genau mein Gusto. Sehr fein ist auch die «japanische Schweinerei» mit einer Kombination aus Schweinebauch und Miesmuschel mit Gurke, Dashi und Finger Limes. Nicht restlos überzeugt bin ich vom Ziegenkäse, der zur Lachsforelle serviert wird und den Geschmack meiner Meinung nach zu fest dominiert. «My kitchen, my rules» entgegnet der sympathische Küchenchef augenzwinkernd. Diese unverblümte Direktheit passt zu seinem unübersehbar auf dem Hals platzieren #nofilter Tattoo.
Der genussvolle Abend wird von einer ausgefallenen Kombination an Friandises gekrönt. Als Inspiration diente Bernd Fabian hier das Thema «Jahrmarkt» und ich winde ihm ein Kränzchen für den Fakt, dass ich hier tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben Zuckerwatte probiert habe!
Weil für ein abwechslungsreiches Programm gesorgt ist
Grenzenloses Pistenvergnügen, entspannte Wellnessmomente und genussvolle Abende – das auf den ersten Blick beschauliche Samnaun hat überraschend viel zu bieten. Wer gerne polysportiv unterwegs ist und nebst den Winterwanderwegen und Langlaufloipen vor Ort noch etwas Besonderes ausprobieren möchte, dem empfehle ich einen Abstecher nach Sur En unweit von Scuol. Dort wird jeweils im Winter ein Waldpfad in einen drei Kilometer langen Eisweg transformiert. Schlittschuhe und Helme können vor Ort gemietet werden. Für die ersten zwei, drei Züge auf dem glatten Untergrund braucht es Mut – danach überwiegt aber der Zauber, durch diese wunderbar stille Winterlandschaft zu Gleiten.
Praktische Tipps für deine Winterferien in Samnaun
- Die Anreise führt von Zürich mit dem öffentlichen Verkehr via Scuol-Tarasp und Martina in gut 4 Stunden nach Samnaun. Wer ohne Ballast reisen möchte, der hat die Möglichkeit, das Gepäcktransportangebot «Domizil da Vacanzas» zu nutzen (Update 13. Dezember 2020: Das Angebot ist aktuell nicht verfügbar).
- Die Grundwährung der Bergbahnen Samnaun AG ist der Euro, da die Skipasspreise mit der Silvretta Seilbahnen AG in Ischgl abgestimmt sind. Die grenzüberschreitende Tageskarte kostet 52 Euro, was zurzeit rund 60 CHF entspricht. Aktuelle Informationen zu den Skipass-Angeboten und -Preisen findet ihr auf der Website von Samnaun Tourismus.
- Kinder unter 10 Jahren dürfen in Begleitung eines Elternteils die Anlagen kostenlos nutzen.
- Die Saison im Skigebiet Samnaun/Ischgl dauert jeweils von Ende November bis Anfang Mai.
- Die Übernachtungspreise im Hotel Chasa Montana variieren je nach Saison und Kategorie. Der Zimmerpreis beginnt bei 125 CHF pro Person und inkludiert das Frühstück sowie den Zugang zum Spa-Bereich.
- Im Gourmet-Stübli La Miranda gibt es sowohl à la Carte Optionen als auch 3-, 4- oder 5-gängige Überraschungsmenüs. Das 3-gängige Überraschungsmenü kostet 99 CHF.
- Nebst dem La Miranda findet sich in Samnaun Ravaisch ein zweites Gourmetlokal und zwar das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Homann.
- Beim zollfreien Shoppen in Samnaun lässt sich Geld sparen. Denkt aber daran, dass ihr die gekaufte Ware bei Überschreitung der Freimenge bei der Rückreise in die Schweiz – die unabhängig von der Strasse, die ihr nehmt, über eine Grenze führen wird – deklarieren müsst.
Liebe Anita
Wow, was für ein toller Bericht über Samnaun!
Vielen herzlichen Dank, ich bin Samnaunerin und liebe deinen Blog, verfolge deine Beiträge und bin immer wieder begeistert.
Liebe Roswitha herzlichen Dank für dein Feedback – freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt! :) uns hat es bei euch im Tal supergut gefallen!