Seit unserem Abstecher in die Provence ist bereits über ein halbes Jahr vergangen. Höchste Zeit also, die schönen Erinnerungen hier auf dem Blog niederzuschreiben. Und wer weiss, vielleicht überlegst du ja gerade, ob du diesen Sommer einen Abstecher in die Provence unternehmen sollst und suchst noch nach Tipps? Dann bist du hier genau richtig.
In diesem Beitrag haben wir dir unsere Highlights rund um Saint-Rémy-de-Provence zusammengestellt. Die charmante südfranzösische Kleinstadt eignet sich nämlich bestens als Basis, um die vielfältigen Sehenswürdigkeiten im Dreieck Avignon – Arles – Luberon zu erkunden.
Beschauliche Basis: Saint-Rémy-de-Provence
Saint-Rémy-de-Provence befindet sich rund 20 Kilometer südlich von Avignon am Fusse der Alpilles. Die Kalksteinkette ist auch Namensgeberin des gleichnamigen Regionalen Naturparks, der sich von Cavaillon bis nach Arles erstreckt und sich durch weitläufige Weinberge, Olivenplantagen, Obstgärten und Zypressenhecken auszeichnet. In dieser Idylle wurde bereits 500 Jahre vor Christus unter dem Namen «Glanum» eine Stadt gegründet. Das heutige Saint-Rémy-de-Provence gilt damit als eine der ältesten Städte Frankreichs.
Für kunstinteressierte Provence-Besucher/-innen ist diese geschichtliche Komponente eher zweitrangig. Sie folgen in Saint-Rémy-de-Provence den Spuren von Vincent van Gogh. Dieser hielt sich ein Jahr im Sanatorium Saint-Paul-de-Mausole auf und schuf in dieser Zeit einige seiner bedeutendsten Werke. Der zwei Kilometer lange Themenweg «Les Paysages de Vincent van Gogh» führt an insgesamt 19 Orten vorbei, wo der bekannte Künstler während seiner Zeit in Saint-Rémy-de-Provence von Mai 1889 bis Mai 1890 seine Staffelei aufstellte. Der Themenweg startet vor dem Musée Estrine mitten in der pittoresken Altstadt.
Fein Essen in Saint-Rémy-de-Provence
Saint-Rémy-de-Provence ist für mich das perfekte Beispiel einer entspannten provenzalischen Kleinstadt; in den Sommermonaten zwar gut besucht, aber nicht überlaufen. Wir haben uns beim Schlendern durch die hübschen Altstadtgassen sofort wohlgefühlt. Der ausschlaggebende Grund, wieso wir uns für Saint-Rémy-de-Provence als Basis entschieden haben, war aber weder die geschichtsträchtige Vergangenheit noch Vincent van Gogh. Nein – wer uns gut kennt, der weiss, dass wir uns bei Reiseentscheiden oftmals von der kulinarischen Komponente leiten lassen. Und das war hoch hier der Fall! Mit der l’Auberge de Saint-Rémy-de-Provence sowie dem Restaurant de Tourrel punktet die Kleinstadt mit gleich zwei erstklassigen Sternerestaurants.
Und in einer davon – der l’Auberge de Saint-Rémy-de-Provence – steht mit Fanny Rey endlich einmal eine weibliche Spitzenköchin im Fokus. Das hat uns derart begeistert, dass wir in der l’Auberge de Saint-Rémy-de-Provence nicht nur einen Tisch reservierten, sondern auch gleich im dazugehörenden Hotel für zwei Nächte eincheckten (Zimmerpreise ab 270 Euro/Nacht (Partnerlink).
Allen Foodies da draussen kann ich nur wärmstens empfehlen, bei einem Abstecher in die Provence einen Zwischenhalt in der l’Auberge de Saint-Rémy-de-Provence einzuplanen. Das Ambiente, der Service sowie das grossartige gemüselastige Degustationsmenü waren rundum perfekt!
Leider ist mir eine Aussage, welches der beiden Sternerestaurant im direkten Vergleich die Nase vorne hat, nicht möglich, da das Restaurant de Tourrel just an unserem zweiten Abend eine geschlossene Gesellschaft empfing. Tja Schade. Wir wichen stattdessen auf die «Dachterrasse» aus, wo ebenfalls ein Menü serviert wird. In puncto Raffinesse logischerweise meilenweit vom l’Auberge de Saint-Rémy-de-Provence entfernt, aber dennoch eine richtig chillige Location, um die lauen Sommerabende über der Provence so richtig zu zelebrieren.
Und wer stilvolle Design Hotels mag, der wirft am besten einen kurzen Blick auf die Website des Hotels de Tourrel. Die Unterkunft sieht nämlich richtig schick aus (Zimmerpreise ab 280 CHF/Nacht)!
Sehenswürdigkeiten rund um Saint-Rémy-de-Provence
Wir haben die Provence mit dem Mietauto erkundet. Und in diesem Fall eignet sich Saint-Rémy-de-Provence wirklich bestens als Basis. Direkt vor der Altstadt (ca. fünf Fussminuten von der l’Auberge de Saint-Rémy-de-Provence entfernt) befindet sich ein grosser (kostenloser) Parkplatz. Praktischer geht’s eigentlich nicht. Von hier aus ist man in je knapp dreissig Minuten in Arles – Kunst- und Kulturmekka sowie Ausgangspunkt zur Camargue – und Avignon. Nicht viel länger dauert die Fahrt zu einigen der schönsten Dörfer des Luberon.
Mit dem öffentlichen Verkehr sind nicht mehr alle Sehenswürdigkeiten in der Umgebung gleichermassen praktisch erreichbar. Die Verbindungen führen in diesem Fall von Saint-Rémy-de-Provence aus mit dem Bus sternförmig über Avignon. Wenn ihr hierfür genügend Zeit einrechnet und flexibel seid, ist aber auch dies grundsätzlich möglich.
Nachfolgend zeige ich euch diejenigen Sehenswürdigkeiten, die wir von Saint-Rémy-de-Provence aus erkundet haben.
Tipp 1: Facettenreiches Arles
Einst Provinzhauptstadt des römischen Reichs, steigt das an der Rhone gelegene Arles gerade wieder in die Ränge der international beachteten Städtereiseziele auf. Impulsgeberin ist hier unter anderem die Schweizer Kunstmäzenin Maja Hofmann. Im Jahr 2010 erwarb sie eine Industriebrache in unmittelbarer Nähe des historischen Stadtzentrums und entwickelte dies in Zusammenarbeit mit namhaften Architekten und Künstlern zum Kunst- und Kulturkomplex «LUMA Arles», das im Sommer 2021 eröffnet wurde.
Der damit erhoffte «Bilbao Effekt» wirkte zumindest bei mir. Für mich war klar, dass wir einen Tag unserer Provence-Reise in Arles verbringen «müssen». Und diese Zeit war auch absolut richtig eingesetzt. Für mich zählt Arles mit seinen eindrucksvollen architektonischen Zeitzeugen aus der Epoche des römischen Reichs, dem LUMA sowie der Fondation Vincent Van Gogh zu den absoluten Provence-Sightseeing-Highlights.
Ein Stadtrundgang durch Arles startet man am besten direkt vor dem monumentalen Amphitheater von Arles. Das bedeutende Bauwerk und die bisherige Hauptattraktion von Arles ist eines von sechs römischen und romanischen Denkmälern, die seit dem Jahr 1981 zu den UNESCO Weltkulturerbe zählen. Direkt daneben könnt ihr zudem das Antike Theater, das Forum mit unterirdischem Bogengang (Kryptoportikus) sowie die ehemalige Kathedrale Saint-Trophime besichtigen.
Die Eintrittsticket könnt ihr direkt vor Ort kaufen. Wir entschieden uns für das 9 Euro teure Kombiticket mit dem man Zutritt zum Amphitheater sowie zum Antiken Theater erhält. Wenn ihr alle antiken Sehenswürdigkeiten besichtigen möchtet, dann lohnt sich u.U. der Kauf des «Pass Liberté» (12 Euro für wahlweise vier Eintritte).
Wir wollten unsere Zeit hingegen lieber für eine ausgiebige Besichtigung des LUMA einsetzen. Dank des markanten von Frank Gehry entworfenen 56 m hohen Turms ist das neue Kunstmekka kaum zu übersehen. Das Tolle am LUMA ist, dass der Eintritt kostenlos ist! Der Turm – von dem man übrigens eine geniale Aussicht über Arles geniesst – die Kunstausstellungen sowie die Parkanlagen sind für alle frei zugänglich. Voraussetzung ist einzig, dass man ein «Ticket» reserviert. Dies dient der Besucherlenkung (pro Stunde ist die Anzahl «Tickets» auf 200 limitiert). Es lohnt sich somit, frühzeitig sein Ticket zu reservieren.
LUMA Arles | Eintritt gratis | Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr | Weitere Infos: luma.org
Wir hätten locker einen vollen Tag im LUMA verbringen können. Zumal während unseres Aufenthalts zusätzlich noch das jährliche «Les Rencontres de la Photographie» mit weiteren Ausstellungen stattfand. Am frühen Nachmittag lotste uns der knurrende Magen aber retour in die Altstadt von Arles, wo wir ein leichtes, aber sehr köstliches Mittagsessen im Restaurant «L’Antonelle le Bistrot» genossen.
Zu guter Letzt statteten wir noch der Fondation Vincent van Gogh einen Besuch ab. Nebst einigen wenigen Werken von Vincent van Gogh zeigt das Museum schwerpunktmässig Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler, die auf ihre Art und Weise in einem Kontext mit dem Schaffen von Vincent van Gogh stehen. Meiner Ansicht nach absolut sehenswert – wer hier vor allem van Gogh Bilder erwartet, ist jedoch am falschen Ort!
Fondation Vincent van Gogh | Eintritt 10 Euro | Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr | Weitere Infos: Accès & horaires
Tipp 2: Römischer Zeitzeuge – Pont du Gard
Ein weiteres UNESCO Welterbe, das sich gut von Saint-Rémy-de-Provence aus besichtigen lässt, ist die Pont du Gard. Sie gilt als weltweit höchstes Aquädukt und ist ein weiteres eindrucksvolles Bauwerk aus der Zeit des römischen Reichs. Der Zugang zur Pont du Gard ist ähnlich geregelt wie beim Le Mont-Saint-Michel, den wir bei unserem Frankreich Roadtrip im Winter 2021/2022 besuchten. Und zwar gibt es beidseits des Flusses in Gehdistanz zur Pont du Gard offizielle Parkplätze, deren Benutzung unabhängig von der Anzahl Personen im Auto und der Dauer des Aufenthalts 9 Euro pro Tag kostet.
Die Parkplätze sind entsprechend ausgeschildert. Wir haben denjenigen auf der «Rive Gauche» genutzt. Der Fussmarsch von da bis zum Flussufer dauert gut zehn Minuten. Wie ihr den Bildern entnehmen könnt, wird im Sommer auch gerne direkt neben dem Aquädukt im Gardon gebadet.
Tipp 3: Die Brücke (und mehr) von Avignon
Während wir sowohl bei der Pont du Gard als auch in Arles gut einen Parkplatz fanden und auch sonst positiv überrascht waren, dass sich der Menschenauflauf in einem überschaubaren Rahmen hielt, gestaltete sich das Ganze in Avignon etwas herausfordernder. Im ersten Anlauf statteten wir dem Fort Saint-André auf der gegenüberliegenden Seite von Avignon eine Stippvisite ab. Von der Festungsanlage aus geniesst man einen schönen Blick auf Avignon. Mit Teleobjektiv ausgestattet (was wir nicht waren), wäre dies einer der top Fotospots für Postkarten-Sujets von der Altstadt von Avignon.
Beim zweiten Anlauf wollten wir uns am späten Nachmittag auf dem Rückweg von Arles die Innenstadt von Avignon ansehen, scheiterten aber bei der Parkplatzsuche. So machten wir uns am nächsten Morgen (früh) nochmals auf den Weg in die einstige «Papststadt» und reüssierten. Dass in Avignon so viel los war, lag eventuell auch daran, dass wir während des Festival d’Avignon vor Ort waren. Das Theater-, Tanz- und Gesangsfestival findet jeweils in den letzten drei Juli-Wochen statt.
Vom Parking «Allées de l’Oulle», das sich ausserhalb der massiven Stadtmauern befindet, spazierten wir zuerst zur Aussichtsplattform auf dem Jardin des Doms. Auf dem Weg dorthin erhascht man schöne Blicke auf die berühmte «Pont d’Avignon» (die eigentlich Pont Saint-Bénézet heisst). Oben auf der Aussichtsplattform wird der Aufstieg mit einem Rundblick über die Stadt belohnt.
Danach nehmen wir die Treppenstufen hinunter zur päpstlichen Festung von Avignon. Zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert residierten hier verschiedene Päpste. Heute gilt der Papstpalast als eines der grössten gotischen Gebäude Europas und ist zweifelsohne die bedeutendste Sehenswürdigkeit von Avignon.
Fans begrünter Fassaden kann ich in Avignon zudem einen Abstecher zur Les Halles d’Avignon empfehlen. Der vertikale Garten ist ein Werk von Pionier Patrick Blanc. Und falls ihr auf der Suche nach einem Café auf einem lauschigen Platz seid, dann stattet doch dem Grand Café Barretta einen Besuch ab.
Wir waren insgesamt knapp einen halben Tag in Avignon. Das reicht, um einen ersten Eindruck der verwinkelten Altstadt zu erhalten und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von aussen zu bestaunen. Wer mehr sehen möchte, der sollte sich auch für Avignon (mindestens) einen vollen Tag einplanen.
Tipp 4: Tagesausflug in den Luberon
Nach zwei mit kulturellen Highlights vollgestopften Sightseeing-Tagen in Arles und Avignon folgten wir am dritten Tag von Saint-Rémy-de-Provence aus den Landstrassen in nordöstliche Richtung in den Luberon. Die Hochebene mit ihren sanften Hügelzügen, Lavendelfeldern, und hübschen Dörfern zählt zu den malerischsten Gegenden der Provence. Von Saint-Rémy-de-Provence aus lässt sich in einem Tag entweder eine Art «Miniroadtrip» durch den Luberon unternehmen oder aber – so haben wir es gemacht – ihr wählt die Route durch den Luberon so, dass ihr hiermit eure nächste Destination im Nachbardepartement Alpes-de-Haute-Provence erreicht.
Unter den Dörfern des Luberon zählen fünf zu den sogenannten «Les plus beaux villages de France»; Gordes, Ansouis, Lourmarin, Ménebres sowie Roussillon. Für uns lagen Gordes und Roussillon auf dem Weg. In Gordes stoppten wir nur kurz beim «Gordes Lookout Parking» (findet ihr mit dieser Bezeichnung auf Google Maps). Ich stellte mich auf ein Autochaos ein – überraschenderweise war dies nicht der Fall. Eventuell war dies aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Lavendelblüte bereits vorbei war. Nicht weit vom Lookout entfernt befindet sich nämlich ein sehr beliebter Lavendelblüte-Fotospot…
Im ockerfarbenen Roussillon war schon etwas mehr los. Wir parkierten beim «Parking des Sablons» und spazierten von dort zum Ausgangspunkt des Sentier de Ocres. Da uns die Einkehrmöglichkeiten hier nicht so richtig überzeugen wollten, machten wir uns nach einem kurzen Ortsrundgang auf den Weiterweg in die Anhöhen.
Bei der Suche nach interessanten Restaurants am Weg hatte ich das «Le Bistrot de Lagarde» mitten im Nirgendwo entdeckt. Die Fahrt dorthin führt uns über eine kurvenreiche, schmale Passstrasse. Fahrtechnisch aber überhaupt kein Problem, weil uns auf der ganzen Strecke kein einziges Auto entgegenkommt. Das Bistrot ist dann auch ein echter Volltreffer. Wer abseits vom Trubel auf einer Passhöhe von einem jungen, ambitionierten, sehr freundlichen Gastgeberpaar bewirtet werden möchte – der ist hier genau am richtigen Ort!
Mein Tipp: Am besten ruft ihr im Vorfeld kurz an und fragt nach einem freien Tisch. Damit bewahrt ihr euch vor einer allfälligen Enttäuschung. Die Kontaktangaben findet ihr auf der Website des Restaurants.
Weitere Tipps rund um Saint-Rémy-de-Provence
- Wir haben Saint-Rémy-de-Provence Ende Juli besucht. Die Sommermonate sind hier heiss und wasserarm (Waldbrandgefahr). Ich fand den Reisezeitpunkt insofern ideal, dass wir so in den Genuss ein paar richtig schöner Sommertage gekommen sind und mir die Gegend gleichzeitig nicht so voll schien, wie insgeheim befürchtet. Das liegt vermutlich daran, dass die Lavendelblüte schon vorüber war.
- Mit Ausnahme von Avignon fanden wir überall problemlos freie Parkplätze. Wir wählen dabei jeweils bewusst kostenpflichtige Parkplätze am Stadtrand und mieden die Innenstädte.
- Die in diesem Beitrag beschriebenen Orte und Sehenswürdigkeiten haben wir innerhalb von drei Tage besichtigt. Dabei mussten wir Schwerpunkte setzen – das war uns aber bewusst.
- Wer von Arles aus noch einen Abstecher in die Camarque oder Richtung Nîmes unternehmen möchte, der sollte seinen Aufenthalt auf mindestens fünf Tage ausdehnen.
- Als weitere sehenswerte Orte im Umkreis sind an dieser Stelle Châteauneuf-du-Pape sowie das Abbaye de Montmajour zu nennen.
Hallo Anita,
habe mit Interesse deinen Bericht über die Provence gelesen. Wir waren schon sehr oft in Avignon und haben stets, und das immer wieder über viele Jahre hinweg, am P+R Les Italiens unser Auto stehen gelassen. Von dort aus kommt man wunderbar mit dem Shuttle mitten in die Stadt rein – und dies alles für umsonst. Wir fahren auch nicht gerne mit dem Auto in Innenstädte und freuen uns deshalb sehr über solche Angebote und teilen gerne unser Wissen mit anderen «Reisesüchtigen».
Herzlich, Karin
Liebe Karin herzlichen Dank für diesen Tipp. Den Parkplatz hatten wir tatsächlich überhaupt nicht «auf dem Radar». Wir hatten es alternativ noch beim Parking Island Relay Piot probiert – aber dort war auch alles vollgeparkt gewesen…