Einen Abstecher in das grösste zusammenhängende Weinanbaugebiet für Qualitätswein gehört bei einem Bordeaux Besuch dazu. Und da ich keine Weinexpertin bin, fiel die Wahl nicht aufgrund intensiver Recherche nach den exklusivsten Weingütern, sondern auf Basis der hübschesten Ortschaften der Gegend. Logisch, oder?! Und da hat eindeutig Saint-Emilion die Nase vorn. Das Weinanbaugebiet des malerischen Städtchens, das von der UNESCO 1999 zum Weltkulturerbe gekürt wurde, gehört zusammen mit Pomerol zum Kerngebiet des rechten Ufers der Gironde und Dordogne. Hier kommen Weinbanausen und Weinliebhaber gleichermassen auf ihre Kosten.
Ich fühlte mich zwischen den edlen Holzfässern und klassierten Weinen zugegebenermassen wie eine Banausin. Immerhin nahm es der Patron vom Château Laniote mit Humor, als ich ihm nach einem kräftigen Schluck seines «Grand Cru Classé» Weins trocken entgegnete, dass ich kein Merlot Freund sei. Das war selbstverständlich überspitzt formuliert. Für mein loses und fadengrades Mundwerk bin ich ja durchaus bekannt. Zuvor waren wir im Château Franc-Mayne und haben dort an zweierlei Variationen Bordeauxweinen genippt. Beide haben mich etwa ähnlich stark vom Hocker gehaut, wie derjenige vom Château Laniote. Für meinen Geschmack zu «kompliziert». Das mag an meiner mangelnden Begeisterungsfähigkeit für Merlot-Weine liegen (meine Präferenz liegt beim Pinot) oder an meiner Unfähigkeit die einzelnen Geschmacksnoten herauszuschmecken. Einen Tag später, beim Nachtessen im le Bouchon Bordelais, stellte sich heraus, dass die Schubladisierung von Bordeauxweinen nicht per se in «mag ich nicht» erfolgen kann. Der ausgeschenkte Château Le Grand Verdus aus der fruchtigen Médoc-Gegend schmeckte mir nämlich hervorragend.
Die Erkenntnisse daraus: eine halbtägige Weintour ins Herzen der Anbaugebiete des Bordeauxweines ist kein Garant für das Testen herausragender Weine. Aber es gibt zumindest einen ersten Einblick in die Vielfalt all der Weingüter. Spätestens beim Flanieren durch die hübschen Gassen von Saint-Emilion verzieh ich dem degustierten Wein seinen herben Geschmack.
Hinweis: Unsere Reise nach Bordeaux wurde von Bordeaux Tourisme unterstützt. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Liebe Anita, danke für deine tollen Berichte. In wenigen Tagen werden wir in Bordeaux sein und bin auf der Suche nach Weinausflüge auf deinen Bericht gestossen. Wie seit ihr von der Stadt nach St. Emilion gekommen?
Gruss Fiona
Liebe Fiona oh toll! Bordeaux ist eine super schöne Tag. Wir hatten für den Abstecher nach St. Emilion an einer geführten Halbtagestour mit Kellerei-Besichtigung teilgenommen. Die genaue Tour gibt es so leider nicht mehr, aber auf der Website von Visit Bordeaux findest du zahlreiche Tourenangebote. Alternativ gibt es auch Zug-/Busverbindungen nach St. Emilion. Die sind aber etwas umständlicher, da man mehrmals umsteigen muss.