Eine exquisite Food-Szene, ein schier unglaubliches Verkehrschaos und viele lässige Ecken, die es zu entdecken gilt. Die peruanische Hauptstadt Lima ist eine facettenreiche Stadt und genau damit konnte sie mich begeistern. Viele Peru-Reisende kennen von Lima nur den Flughafen. Schade, wie ich finde. Wir haben uns als Abschluss unserer zweimonatigen Reise durch Südamerika drei Tage Zeit für Lima genommen und ich möchte keinen einzigen Tag davon missen. Ich fühlte mich in Lima nämlich pudelwohl.
Gereist | von Cusco nach Lima
Viele nutzen Lima dank der guten internationalen Anbindung als Ausgangspunkt für ihre Südamerikareise. Wir dagegen sind von Bolivien her auf dem Landweg mit dem Bus nach Peru eingereist und haben zuerst einige Tage rund um Cusco verbracht. Für die Etappe Cusco – Lima buchten wir einen Flug. Die Strecke ist ebenfalls mit dem Bus machbar. Da wir aber unterwegs keinen weiteren Stopp beabsichtigten, schien uns ein 1.5h Stunden Flug komfortabler als eine zwanzigstündige Busfahrt. Die Strecke Cusco – Lima wird täglich von mehreren Fluggesellschaften bedient: darunter LATAM, Avianca, Star Peru, Peruvian und LC Peru. Die beiden erst genannten sind tendenziell die Verlässlicheren, aber auch diejenigen mit den höheren Ticketpreisen. Bei Star Peru, Peruvian und LC Peru kosten die Tickets für one-way Flüge bei genügender Vorlaufzeit rund 70 CHF pro Person. Bei der Wahl unseres Fluges liessen wir uns in erster Linie von einer passenden Abflugzeit leiten und buchten die Tickets bei Star Peru. Zwei Tage vor dem geplanten Abflug erhielt ich per Mail die Information, dass die Abflugzeit unseres Fluges geändert wurde, und zwar von 13:35 Uhr auf 15:25 Uhr. Eine Verschiebung der Abflugzeit um zwei Stunden dünkt mich bei einer Gesamtflugzeit von 1.5 Stunden ärgerlich. Vor allem, wenn diverse andere Airlines ihre Mittagsflüge durchführen. Aber gerade in der Nebensaison/Regenzeit ist mit solchen kurzfristigen Änderungen zu rechnen. Schlussendlich erforderte diese Flugverschiebung auch noch eine Telefonkonversation mit dem Star Peru Kundendienst (selbstverständlich auf Spanisch, denn meine Frage, ob jemand Englisch spricht, wurde mit einem abweisenden «nein» beantwortet). Der Anruf war nötig, weil wir uns nicht für den Flug einchecken konnten. Da nicht nur die Zeit, sondern auch die Flugnummer geändert hatte, wurden unsere Tickets wohl nicht richtig zugeteilt. Am Ende klappte alles und wir erreichten pünktlich zum einsetzenden Feierabendverkehrschaos Lima.
Auf Empfehlung unseres Hotels konsultierten wir eines der Taxiunternehmen im Innern des Flughafengebäudes (direkt nach der Gepäckausgabe) und zahlten für die Fahrt bis nach Miraflores 60 PEN (rund 18 CHF). Die Fahrt selber dauert beinahe ebenso lang wie der Flug von Cusco nach Lima. Für den Transfer vom Flughafen Lima in den Stadtteil Miraflores müsst ihr in jedem Fall mindestens eine Stunde einrechnen.
Getan | Sehenswürdigkeiten von Lima erkunden
Der Ballungsraum der peruanischen Hauptstadt erstreckt sich über beinahe 2’700 km2 mit 9 Millionen Einwohnern. Auf den ersten Blick scheint Lima nicht wirklich «fassbar» zu sein. Das schreckt eventuell einige Reisende davon ab, sich näher mit der Stadt zu befassen. Wenn man das allgegenwärtige Verkehrschaos grosszügig ignoriert und gezielt einzelne Stadtteile ansteuert, überrascht Lima mit vielen spannenden Sehenswürdigkeiten.
Rund um den Plaza de Armas |
Das Herz von Lima schlägt am Plaza de Armas. Der von prachtvollen Bauten umringte Hauptplatz gehört zu den UNESCO Weltkulturerbe und ist auf jeden Fall sehenswert. Bei unserem Besuch war der Platz aufgrund angekündigter Demonstrationen grossräumig abgeriegelt. Anscheinend kommt das öfters vor, aber Touristen wird der Durchlass in aller Regel gewährt (einzig der Hauptplatz durfte nicht betreten werden). Da ich kein Fan von übermässiger Polizeipräsenz bin, beliessen wir es bei einem kurzen Rundgang und flanierten via Plaza de San Martin direkt weiter zum Parque de la Exposicion. An normalen Tagen hätte ich mir aber definitiv mehr Zeit für die kulturhistorisch wertvolle Bausubstanz rund um den Plaza de Armas genommen.
Lima für KunstliebhaberInnen |
Das Kunstmuseum Lima – MALI – erreicht ihr vom Plaza de Armas gut zu Fuss. Das Kunstmuseum befindet sich mitten im Parque de la Exposicion und bietet einen breiten Einblick in die verschiedenen Kunstepochen Perus (von präkolumbianischer Kunst bis zu Zeitgenössischer). Ich finde auch das Museumsgebäude selbst sehenswert.
Das Museo Arqueológico Rafael Larco Herrera gehört zu den top Sehenswürdigkeiten Limas. Da ich den Zugang zu den präkolumbianischen Kunstwerken bereits in den Museen in Cusco sowie im MALI in Lima nicht wirklich gefunden habe, verzichteten wir darauf, ein Eintrittsticket fürs Larco zu erwerben. Der Abstecher zum Museum lohnt sich dennoch. Zum einen ist es von einem traumhaften Garten umgeben und zum anderen ist das Museumsrestaurant eine hervorragende Lunch Location. Und falls ihr euch für die archäologischen Fundstücke Perus interessiert, dann seid ihr im Larco definitiv im richtigen Ort.
Im Gegensatz zur Archäologie lasse ich mir Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst eigentlich in keiner Stadt entgehen. Das Konzept vom MAC (Museo de Arte Contemporaneo) sieht jeweils drei bis vier parallel stattfindende Temporärausstellungen vor. Bei unserem Besuch war es eine spannende Mischung aus einer interaktiven Video-Installation, Fotografien und Malereien. Während der Eintritt ins MALI pro Person 30 PEN kostet, beträgt der Eintritt ins MAC nur 10 PEN pro Person.
Wer sich für Fotografie interessiert, dem empfehle ich zudem die Besichtigung des Museo Mario Testino (MATE). Das Museum hat der bekannte Modefotograf Mario Testino 2012 in seiner Heimatstadt eröffent. Es zeigt sowohl einen Teil seines internationalen Schaffens als auch Peru-spezifische Wechselausstellungen. Der Abstecher ins MAC sowie ins MATE lassen sich gut mit einem Bummel durch den Stadtteil Barranco kombinieren.
Hip, hipper, Barranco |
Was mich an Lima besonders fasziniert, ist die Vielseitigkeit und der raue Charme. Zuerst gilt es, die hupenden Autos zu ignorieren, die breiten Strassen hastig zu überqueren und Bausünden grosszügig zu übersehen. So auch bei unserem Abstecher von Miraflores ins benachbarte Viertel Barranco. Sind diesen Hürden erst einmal überwunden, entdeckt man links und rechts am Strassenrand manch Wunderbares. Barranco war einst ein verschlafenes Fischerdorf und gilt heute als Künstlerviertel Limas. Nebst meist gut erhaltener Kolonialarchitektur aus dem 19. Jahrhundert vermag Barranco auch Street Art Fans zu begeistern. Die meisten grossflächigen Kunstwerke entdeckt ihr rund um die Seufzerbrücke «Puente de los Suspiros». Nehmt euch einen halben Tag Zeit, um die Gegend zwischen dem Museo de Contemporary Art sowie dem MATE ausgiebig zu erkunden.
Lima off the beaten path |
Die einstig bedeutende Hafenstadt Callao ist heute ebenfalls mit Lima verschmolzen. Lange Zeit galt Callao als einer der Hauptumschlagplätze des Kokainhandels als gefährlicher Fleck. Die von Gangs dominierte Hafenstadt wurde von Auswärtigen gemieden. Noch heute solltet ihr in Callao nicht mit euren Wertsachen hausierend herumspazieren. Doch dank einer privaten Initiative eines Kunstliebhabers, wurde in Callao in den letzten Jahren mit dem Projekt «Monumental Callao» ein Transformationsprozess in Gang gesetzt. Nebst einer aktiven Street-Art Szene umfasst das sehenswerte neue Zentrum einen Mix aus Galerien lokaler Künstler, Coffeeshops und Beizen.
Postkartenmotive in Miraflores |
Wenn der Plaza de Armas das historische Epizentrum Lima ist, Barranco das hippe Ausgehviertel und Callao der aufkeimende Künstler Hotspot, dann übernimmt Miraflores die Rolle der herausgeputzten Küstenpromenade. Während am Morgen jeweils der Nebel vom Pazifik herkommend die Hochhäuser mystisch umhüllt, vertreibt die Sonne die Wolken zumindest in den Sommermonaten meist bis zum Mittag hin. Am schönsten ist es in Miraflores jedoch kurz vor dem Sonnenuntergang. Einfach dem Boardwalk entlang flanieren und dabei den Ausblick auf die Pazifikküste geniessen. Ich finde ja diese steil abfallenden Kliffen, die Miraflores vom Meer trennen, wirken unglaublich imposant.
Restaurants | Lima für Foodies
Lima gilt als kulinarische Hauptstadt Südamerikas und der Gourmet-Boom hat die Restaurantszene beflügelt. Wer in Lima schlecht isst, der macht definitiv was falsch. Wer in einem der top Restaurants dinieren möchte, der sollte sich aber auch rechtzeitig um entsprechende Reservierungen kümmern. Dass in Lima Gutes aufgetischt wird, spricht sich nämlich schnell herum.
Leckere Mittagsstärkung |
Euren Spaziergang durchs Viertel Barranco solltet ihr zeitlich so einteilen, dass ihr gegen den Mittag das Restaurant Isolina (Av San Martin 101) erreicht. In dieser peruanischen Taverne stimmt einfach alles. Das Ambiente, das Essen und der Preis. Meine Empfehlung: die papa rellena – und Obacht, die Portionen sind sehr gross.
Alle Ceviche-Liebhaberinnen sollten sich einen Abstecher ins Restaurant La Mar (Av Mariscal La Mar 770) nicht entgehen lassen.
Und wie oben bereits erwähnt, ist das Restaurant im Museo Larco auch ohne Besichtigung der eigentlichen Museumsaustellung ein empfehlenswerter Mittagsstopp. In dieser Oase könnt ihr nicht nur fein essen, sondern euch auch vom Verkehrschaos erholen.
Fine Dining |
Zu den top Restaurants von Lima zählt das «Maido», wo Chefkoch Mitsuharu Tsumura mit einer japanisch-peruanisch inspirierten Küche überzeugt. Für mich ist das Maido die Nummer eins der von uns ausprobierten Fine Dining Restaurants in Lima und müsste ich mich aus Budget-Gründen für eines entscheiden, dann wäre dies meine Wahl. Wir haben hier das «Nikkei Experience» Tasting Menu bestehend aus 13 Gängen inklusive Weinbegleitung degustiert. Die Verbindung der japanischen Küche mit traditionellen peruanischen Gerichten wie Ceviche und Meerschweinchen fand ich gelungen. Umgerechnet in Schweizer Franken hat uns das Abendessen 500 CHF gekostet. Reserviert haben wir über das online Tool der Webseite, was tadellos klappte.
Ans Restaurant Central von Chefkoch Virgilio Martínez hatte ich hohe Erwartungen. Immerhin rangiert es auf der Liste der besten 50 Restaurants auf Platz 5 (Maido Platz 8). Und mit dem klaren Fokus auf peruanische Produkte, ist es für mich das Pendant zum Restaurant Gustu in Bolivien. Wir entschieden uns auch hier für das Tasting Menu inklusive Weinbegleitung. Das «Mater Elevations» umfasst insgesamt 17 Gänge, die alle sehr aufwendig präsentiert werden. Auch wenn das Ambiente eher dem Fine-Dining Charakter gerecht wird, als im Restaurant Maido (eher Bistro-Stil), wollte bei mir der Funke nicht recht springen. Es ist zwar unglaublich interessant, welche Kräuter, Wurzeln und sonstigen peruanischen Spezialitäten er in den Gerichten kombiniert – aber für meinen Geschmack hat das nicht immer miteinander harmoniert. Die Kosten für unser Abendessen bewegten sich preislich in einem ähnlichen Rahmen wie im Restaurant Maido. Das Tasting Menu ist zwar im Central etwas teurer, dafür ist die Wein-/Drinkbegleitung günstiger als im Maido. In beiden Restaurants gibt es auch günstigere à-la-Carte Optionen.
Der Abstecher in Restaurant Amaz gleich ums Eck von unserem Hotel erfolgte im Gegensatz zu den anderen beiden Abendessen spontan. Hier dreht sich alles um die Produkte aus dem Amazonas. Die Dschungelküche ist zwar sehr trendy und fancy zugleich, aber leider überforderte mich das Restaurant mit einem Menu aus lauter komplizierten Begriffen. Ich bin immer dankbar, wenn die Option eines Tasting Menus besteht. So muss ich mich nämlich nicht um die Wahl der «richtigen» Gerichte kümmern. Ansonsten bietet das Amaz auf jeden Fall nochmals einen anderen, interessanten Zugang zur vielseitigen peruanischen Küche.
Geschlafen | cooles Boutiquehotel in Miraflores
Ausgangspunkt für unsere Sightseeingtour durch Lima war das Hotel de Autor I mitten in Miraflores. Für drei Nächte bezahlten wir inklusive Frühstück umgerechnet 440 CHF. Die Lage des Boutiquehotels ist super, um Miraflores und Barranco zu Fuss zu erkunden. Die Zimmer sind alle individuell mit Liebe zum Detail ausgestaltet. Vom Feeling her ein «Home away from home», das ich sofort wieder buchen würde.
Praktische Tipps für deine Städtereise nach Lima
- Die Taxifahrt vom Flughafen nach Miraflores kostet 60 PEN und dauert plus/minus eine Stunde. In der Regel ist die Rückfahrt von Miraflores zum Flughafen um 10 PEN günstiger. Die Taxipreise werden im vorab ausgemacht und wenn ihr am Flughafen ankommt, nehmt ihr am besten eines von den offiziellen Ständen im Innern (zwischen Gepäckausgabe und Ankunftshalle).
- Für den Transfer zwischen den Stadtteilen haben wir auf Anraten unseres Hotels stets Uber X benutzt, was immer tadellos klappte. Die Fahrkultur in der peruanischen Hauptstadt erfordert nicht nur als Fahrer, sondern auch als Mitfahrer ziemlich Nerven.
- Wir haben in Lima aufgrund der Sperrung des Zentrums an keiner Free Walking Tour teilgenommen. Die Free Walking Tours sind aber ansonsten immer eine gute Option, um etwas Hintergrundwissen zu erhalten.
- Der schönste Sonnenuntergangs-Viewpoint befindet sich im Parque Raul Ferrero.
- Die meisten der gehobenen Restaurants kann man problemlos online reservieren (nutzt dies, da die meisten Restaurants gut besucht sind).
- Ich habe mich in Lima (und vor allem in den Stadtteilen Miraflores und Barranco) sicher gefühlt. Dennoch solltet ihr mit möglichst wenig Wertsachen herumspazieren. Die Kamera haben wir jeweils in einer kleinen Kameratasche verstaut und nehmen sie nur hervor, wenn wir sie effektiv brauchen. In Callao solltet ihr besonders Vorsicht walten lassen. Unser Uber-Fahrer wollte uns nicht einen Strassenzug vom Monumental entfernt aussteigen lassen, da dies gemäss seiner Aussage ein gefährliches Gebiet sei.
Liebe Anita
Danke für Deinen tollen Reisebericht und die Tipps. Gerade zum Verhalten als „Touri“ finde icj sehr wertvoll.
Gute Reise und tolle Eindrücke
Wolfgang
Herzlichen Dank für deinen Kommentar Wolfgang. Freut mich, dass die Infos wertvoll sind :)
Toller Bericht und wunderschöne Fotos! Lima hört sich nach einer kulturell vielfältigen und sehenswerten Stadt an, muss ich wahrscheinlich auch noch auf meine Reiseliste setzen :)
Liebe Elena danke für deinen Kommentar! Ja Lima ist sehr vielfältig :)
Ein toller Bericht, Anita! Vor allem die Fotos haben uns sehr geholfen einige Entscheidungen unseres Reiseplans zu fällen…Hattten z.B. beide Angst nach Callao zu gehen, aber mit deinen Bildern vom Monumental Callao hast du uns überzeugt und es war einfach nur toll. Ich haben deinen Artikel von unserer Reise gelesen, und jetzt noch einmal danach und möchte mich wirklich bedanken für die tollen Inhalte und Tipps die du uns allen mitgeteilt hast :-)
Würde gerne noch etwas bzgl. Abenteuer hinzufügen (für alle Abenteuerliebhaber, wie ich): Habe eine Jeep und Sandboarding tour gemacht, 30 Minuten südlich von Lima und das war klasse. Für einen halben Tag eine tolle Abwechslung und auch echt eine einmalige Sache. Habe das mit Exploor Peru gemacht, 2 deutsche Jungs die hier Tours anbieten und ich sehr empfehlen kann. Haben uns zwar einen Sonnenbrand geholt, aber mit dem Pisco Sour am Abend am Larcomar war das schnell vergessen. Beste Grüße, Rolf
Lieber Rolf herzlichen Dank für dieses Feedback. Freut mich zu hören, dass ihr eine tolle Zeit in Lima hattet und dir meine Tipp weitergeholfen haben. Danke auch für die Ergänzung mit der Jeeptour – behalte ich für ein nächstes Mal gerne im Hinterkopf :)