Barcelona zum ersten, zum zweiten, zum dritten Mal! Es gibt sie diese Orte, an die wir immer wieder zurückkehren. Mein erstes Mal Barcelona war mit 16 Jahren zusammen mit meinem Mami. Ein richtiger Mutter-Tochter-Ausflug. In lebhafter Erinnerung bleibt mir der Moment, wo wir nach einer Stunde Zugfahrt bemerkten, dass wir ja nicht wie geplant die Costa Brava hochgefahren sind, sondern die Endstation kurz vor Montserrat erreicht haben. Das zweite Mal war eine relative spontane Aktion, wo ich übers Wochenende Freunden nachgereist bin, die dorthin einen Geburtstagstrip unternommen hatten. Und nun stand diesen November erneut Barcelona auf dem Programm. Gerade in der Nebensaison eine super Destination, um kurz dem Novembergrau zu entfliehen, um im sonnigen Spanien ordentlich Vitamin D zu tanken. Ab Zürich gibt es zahlreiche direkte Flugverbindungen mit Swiss und Vueling. Wir entschieden uns für den frühen Freitagmorgenflug mit der Swiss. Zürich ab 07:15, Barcelona an 09:05. So konnten wir die drei Tage des verlängerten Wochenendes in vollen Zügen vor Ort auskosten.
Nach einer beinah pünktlichen Landung lösten wir am Flughafen das Hin- und Rückfahrt Ticket für den Aerobus (10.20 Euro statt je 5.90 Euro für die Einzelfahrt) und fuhren damit direkt zum Plaça de Catalunya. Nachdem wir beim ersten Mal ausserhalb von Barcelona übernachtet haben und ich beim letzten Mal ein Hotel im Eixample gebucht hatte, befand sich unsere Unterkunft dieses Mal an der Rambla del Raval. Das ehemalige Hafenquartier (und ganz früher Vorort des historischen Barcelonas hinter den Stadtmauern) liegt westlich angrenzend an die Rambla zwischen dem Barri Gotic und dem Poble Sec. Ein vielschichtiges Stadtviertel, das immer noch an seiner Vergangenheit als Rotlichtmilieu zu nagen hat und gleichermassen von Künstlern, Kreativen und Hipstern neu entdeckt wird. Es ist aber auch ein Viertel, das abseits der Touristenströme liegt und trotzdem viel zu bieten hat. Kultur, gutes Essen, Shoppingmöglichkeiten, hier kommt jeder auf seine Kosten. Das Barcelona für Fortgeschrittene eben. Denn obwohl ich die Stadt bereits zum dritten Mal besuchte, war Raval für mich totales Neuland.
Geschlafen – Barceló Raval
Barceló Raval | Rambla del Raval, 17-21
An der Rambla del Raval ziehen zwei Bauwerke die Aufmerksamkeit auf sich. Da ist zum einen die dicke „el gato de Raval“, ein Werk des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero und Symbol für den Stadtteil. Zum anderen ist es ein Gebäude mit eigenartigem ovalen Grundriss und einer Metallfassade, das alle anderen Gebäude überragt. Die spanische Hotelkette Barceló hat im Rahmen der städtebaulichen Erneuerungsprojekte im Viertel die Gunst der Stunde genutzt und einen interessanten Hotelbau realisiert. Im Erdgeschoss befindet sich die Rezeption, die fliessend in die sogenannte B-Lounge übergeht. Das Schmuckstück ist aber die Dachterrasse, die hoch über dem Häusermeer Barcelonas einen 360-Grad-Panoramablick bietet. Bei den Zimmern wurden mit Farbkontrasten und Mustern interessante Akzente gesetzt. Gewöhnungsbedürftig ist das Metallgitter vor dem raumhohen Fenster. Mit dieser Fassadengestaltung wollte der Architekt keine Käfig-Wirkung provozieren sondern die Herausforderungen der Besonnung und der Einblicke in die Zimmer lösen.
Wir kamen in den Genuss einer Junior Suite, die einen ca. doppelt so grossen Grundriss wie ein Superior Zimmer aufweist. Die Aussicht ist aber von jedem Zimmer phänomenal. Ein grosser Pluspunkt des Hotels ist nebst der Dachterrasse die zentrale Lage, die es erlaubt, zu Fuss viele Sehenswürdigkeiten im Barri Gotic und auch in Raval selbst zu entdecken. In der Nebensaison kosten die Superior Zimmer ab 85 Euro/Nacht.
Getan – Sehenswürdigkeiten
Allerlei Skurrilitäten erbummelt |
Da ich die meisten Touristenspots bereits bei meinen früheren Besuchen abgeklappert hatte, widmeten wir uns dieses Mal etwas intensiver dem Stadtteil Raval. Für Vintage Freaks und Liebhaber kleiner Shops, ist das Quartier eine wahre Fundgrube. Da reihen sich historische Geschäfte (die erkennt man ab der Bodenplatte mit Gravur vor dem Eingang) an Lebensmittelgeschäften aus aller Welt (Libanesisch, Russisch, Pakistanisch…) und an Vintage-Brillen-Läden oder Graffiti Shops. Standard und 0815-Ketten sucht man hier vergeblich.
Stadtgeschichte gesehen | Monestir Sant Pau del Camp, Carrer de Sant Pau
Das 1117 erbaute Monestir Sant Pau del Camp befindet sich inmitten von Raval. Man muss sich mal vorstellen, was dieses Gebäude schon alles miterlebt hat. Interessant ist, dass der Boden vor der Klosteranlage rund einen Meter tiefer liegt als die heutige Strassenfläche.
In den Markttrubel eingetaucht | Mercat de la Boqueria, la Rambla
Die Markthallen des Mercat de la Boqueria liegen direkt an der Rambla. Ich empfehle, nicht mit hungrigem Magen an den überladenen Obst-, Gemüse-, Fleisch-, Fisch- und Süsswarenständen vorbei zu spazieren. Weil selbst wenn man die Markhalle nicht hungrig betritt, man wird sie garantiert hungrig verlassen. Zum Glück gibt es zahlreiche Stände, wo auch Häppchen gekauft werden können.
Gaudí’s Geheimnis gelüftet| Palau Güell, Carrer Nou de la Rambla
Das was ich euch jetzt dann gleich verraten werde, ist ein echter Geheimtipp. Als Nummer 1 Gaudi-Ziel wird meistens das Casa Batlló angepriesen. Der Eintritt kostet dort ohne Vergünstigungen 21.50 Euro. Wenn man Pech hat, steht man zudem noch lange in der Warteschlange vor dem Haus. Im Viertel Raval befindet sich der Palau Güell. Ebenfalls eines von Gaudi’s Meisterwerken nur viel weniger bekannt. Dies liegt vielleicht daran, dass der Palau für aufwendige Renovationsarbeiten mehrere Jahre geschlossen blieb. Der Eintritt kostet dort 12 Euro und was man dafür zu sehen bekommt ist in meinen Augen weit beeindruckender als im Casa Batlló.
P.S Fotos von Innern des Gebäudes habe ich zwar gemacht, aber es ist leider nicht erlaubt, diese öffentlich zu publizieren.
360° gestaunt | Barceló Raval, Ramblas del Raval
Zum Pflichtprogramm in Raval gehört der Abstecher auf die Dachterrasse vom Barceló. Wir hatten das Glück, dass sich unser Zimmer nur zwei Etagen unter dieser Aussichtsplattform befand und wir selbstverständlich den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang von dieser exklusiven Lage genossen haben. Die Terrasse ist aber auch öffentlich zugänglich. Es gibt oben Liegestühle und Tische. Der perfekte Ort, um nach einem gefüllten Tag, mit einem Drink gechillt in den Abend zu starten.
Gegessen – Restaurants
Für Naschkatzen | Chök Carrer del Carme 3
In Raval gibt es aber nicht nur viel zu sehen, sondern auch viel zu essen. Das Viertel trumpft mit kleinen, feinen Restaurants. Zum Beispiel ist Raval der einzige Ort weltweit, wo man einen „Krönut“ essen kann. Die Mischung aus Croissant und Donut ist eine Erfindung der innovativen Chocolate Kitchen Chök, die sich in einem historischen Schokoladengeschäft eingenistet hat und dort eine kunterbunte Auswahl an Donuts und andere Spezialitäten verkauft.
Hamburguesas | La Informal Rambla del Raval 32
Ein Gourmetburger Schuppen, der’s drauf hat. Die Burger kosten zwischen 5 und 8 Euro und kommen mit vielen Extras wie zum Beispiel Ziegenkäse (habe ich bestellt). Ein gemütlicher und unkomplizierter Ort für den Mittagsstopp.
Tapas und Drinks
Vor 9 Uhr abends hat kaum ein Restaurant in Raval die Küche geöffnet. Wer schon vorher ein leichtes Knurren im Magen verspürt, der schafft dem am besten mit einem Drink und Tapas Abhilfe. Die Locals treffen sich zum Beispiel in der Bar Raval und starten den Abend mit einem Tinto (Rotwein). Ich dagegen bestellte mir eine Margerita. Wenn schon, denn schon. Gute Tapas und Drinks gibt es aber auch in der B-Lounge im Barceló.
Like a Local | Suculent Rambla del Raval 43
Wenn dir der Kellner mit einem entschuldigenden Lächeln die Katalanische Karte vorsetzt und dir im charmantesten Spanisch erklärt, was man sich unter dem Katalanischen Kauderwelsch vorstellen muss, dann ist eines klar, man befindet sich an einem Ort, wo auch die Einheimischen essen gehen. Das Tapas-Restaurant Suculent war mein kulinarisches Highlight in Raval. Unser Abendessen mit Tapas, zwei Hauptgängen, Dessert, Cava und Bier kostete 75 Euro.
Ebenso eine gute Wahl ist das „Las Fernández“ (Carrer de les Carretes, 11). Wer einen Tisch haben möchte, der sollte mindestens einen Tag vorher reservieren. An der Bar findet man mit etwas Glück noch ein Plätzchen ohne Reservation.
Raval Brunch | Barcelo Raval
Am Sonntag trifft man sich im Barceló. Hier findet jeweils zwischen 12:00 und 16:00 Uhr der beliebte Raval Brunch statt. Für 25 Euro pro Person kann man sich an einem umfangreichen Buffet mit Salaten, Tapas und sündigen Süssspeisen verpflegen. Zum Abschluss habe ich die Wahl zwischen einem Glas Cava oder Mimosa. Ich entscheide mich für die Mimosa, mit der ich mich gesättigt und gefüllt mit vielen neuen Eindrücken nochmals auf die Dachterrasse begebe. Salud Barcelona, Hasta la próxima vez!
Hinweis: Ich wurde vom Barceló Raval zu diesem Aufenthalt eingeladen – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Wow, hammer Bilder und Bericht. Das nächste Mal Barcelona muss unbedingt Raval auf die Liste. Danke
danke anita dass du heute diesen artikel erwähnt hast – super tips für meinen trip nach barcelona mit tourismusstudierenden des feusi bildungszentrums im april
Freut mich, dass die Tipps weiterhelfen und viel Spass in Barcelona!
Verdammt! Wär ich doch bloß nicht über diesen Bericht gestolpert! Wir waren 2010 – 2012 dreimal in dieser schönen Stadt und dreimal in exakt diesem Hotel. Schon wieder viel zu lange her. Wir sind noch nicht fertig mit dieser schönen Stadt. Als Unterkunft wurde uns mittlerweile auch das «The5rooms» empfohlen.