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Polen Geheimtipp: 7 gute Gründe für Ferien in der Kaschubei

Unweit der polnischen Ostseeküste versteckt sich ein von Wäldern und Seen durchzogenes Naturparadies; die Kaschubei. Landwirtschaftlich geprägte Dörfer, durch die teilweise nur chaussierte Wege führen, tiefblaue Seen mit unbebauten Ufern und eine Ruhe, wie man sie heutzutage viel zu selten vorfindet. Mitten im Herzen dieses Landstrichs – in der sogenannten Kaschubischen Schweiz – habe ich im Juli ein paar herrlich entspannte Sommertage verbracht.

Ich gestehe, ich hatte zuvor keinerlei Erwartungen an unsere Sommerferiendestination. Mitunter liegt es daran, dass sich die Kaschubei für mich zu einer der überraschendsten Reiseentdeckungen der letzten Jahre entpuppte. Und genau deshalb habe ich in diesem Beitrag für alle, bei denen die Kaschubei bisher ebenfalls nicht auf dem Reiseradar aufgetaucht ist, sieben richtig gute Gründe für einen Abstecher nach Nordpolen mitgebracht. Wer weiss, vielleicht zieht es euch nächsten Sommer ja auch einmal in die entgegengesetzte Himmelsrichtung.

Ferien in der Kaschubei – unsere Reise im Überblick

Doch zuvor möchte ich euch noch einen kurzen Überblick über unsere Reiseroute durch Nordpolen geben. Wir sind von der Schweiz aus mit dem Zug via Berlin nach Danzig gereist. Danzig diente uns als Start- und Endpunkt unserer insgesamt zehntägigen Reise durch die Woiwodschaft Pommern, die auch die Kaschubei umfasst. Wir teilten unsere Reiseroute wie folgt auf:

2 Nächte in Danzig
3 Nächte im Dorf Pierszczewko inmitten der Kaschubischen Schweiz
3 Nächte im Badeort Łeba an der Ostseeküste
1 Nacht in Danzig

Um möglichst flexibel unterwegs zu sein, mieteten wir vor Ort ein Auto. Grundsätzlich ist aber sowohl Pierszczewko (bzw. das 30 Fussminuten davon entfernte Krzeszna) als auch Łeba von Danzig aus mit dem Zug erreichbar.

Während es in der Kaschubischen Schweiz auch in Hochsaison (Juli/August) sehr beschaulich zu und hergeht, ist in den grösseren Badeorten an der Küste deutlich mehr los. Wer es auch an der Küste lieber ruhiger mag, der sollte sich möglichst frühzeitig nach einer Unterkunft in und rund um Smołdzino umschauen. Für uns war der Mix aus Ruhe und Beschaulichkeit in Pierszczewko und dem klassischen Badeort-Feeling in Łeba aber schlussendlich ganz stimmig.

1. Weil man im Stare Gospodarstwo herrlich zur Ruhe kommt

Doch was genau ist nun ausschlaggebend dafür, dass mich unsere diesjährige Sommerferiendestination regelrecht ins Schwärmen versetzt? Zu meinen Highlights zählt der dreitägige Aufenthalt im Gästehaus «Stare Gospodarstwo» in Pierszczewko.

Die Gastgeber Kasia und Michael haben auf dem Gelände eines einstigen Bauernbetriebs eine bemerkenswerte Ruheoase geschaffen. Hierzu wurde die Scheune aus dem 18. Jahrhundert zu einem Gästehaus mit vier gemütlichen Zimmern und einem Gemeinschaftsraum umgenutzt. Die Scheune ist eingebettet in einen weitläufigen Garten, wo Hängematte, Hollywood-Schaukel und eine Art Wintergarten das perfekte Setting für chillige Tage bieten. Nebst dem nächtlichen Bad im Hotpot bildet das Entdecken all der frisch zubereiteten Frühstücksspeisen den jeweiligen Tageshöhepunkt. Die meisten aufgetischten Produkte stammen dabei aus dem hauseigenen Garten.

Jezioro Patulskie Kaschubei
Stare Gospodarstwo Zimmer
Stare Gospodarstwo Frühstück

Wir haben ja in puncto Frühstück schon sehr vieles gesehen – im «Stare Gospodarstwo» haben mich die Detailliebe und täglich wechselnden Kombinationen regionaler Spezialitäten aber echt aus den Socken gehauen. «Next Level», wie man so schön auf Neudeutsch sagt.

2. Weil die Kaschubische Schweiz ein Paradies für Naturliebhaber ist

Wir haben im «Stare Gospodarstwo» aber nicht nur in aller Ausgiebigkeit gefrühstückt und uns danach in der Hängematte baumelnd die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Nein, nein! Kasia und Michael bieten ihren Gästen auch das perfekte Setting für aktive Tage in der Kaschubei. Vom Gästehaus ist man zu Fuss in wenigen Minuten an den Ufern der beiden nahegelegenen Seen Jezioro Patulskie und Jezioro Ostrzyckie. Diese lassen sich am besten mit einem der beiden Kanus erkunden, die Kasia und Michael für ihre Gäste am Seeufer Jezioro Patulskie lagern. Da die beiden Seen mit einem kleinen Kanal miteinander verbunden sind, lassen sich nach Belieben kürzere oder längere Kanurunden unternehmen.

Wir haben zum Beispiel einen Halbtagesausflug nach Ostrzyce unternommen und sind dort zum Mittagessen in die Gartenwirtschaft «Smażalnia Ryb u Edzia» eingekehrt. Auch dies ein Tipp vom Gastgeberpaar. Sowieso: Die Restaurantstipps, die Kasia und Michael für ihre Gäste aufbereitet haben, sind Spitzenklasse – doch dazu später noch mehr!

mit dem Kanu durch den Kaschubischen Landschaftschutzpark
Kaschubische Schweiz Paddeln

Die Kaschubei ist nicht nur ein Paradies für Wassersportler, sondern punktet auch mit verschiedenen Velorouten. Vom «Stare Gospodarstwo» lohnt sich die kurze Tour auf den 329 m hohen Wieżyca – seines Zeichens höchster Berg im nördlichen Polen. Quasi «on top» lassen sich 35 Höhenmeter auf die Aussichtsplattform des dortigen Aussichtsturm erklimmen.

Velotour Kaschubische Schweiz
Wiezyca Kaschubei Aussicht

Der Aussichtsturm ist in den Sommermonaten jeweils ab ca. 09:00 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet (Bei unserem Besuch schloss er um 20:00 Uhr). Der Eintritt kostet 10 PLN (Stand 2022).

3. Weil mehrere hundert Seen darauf warten, entdeckt zu werden

Die Landschaft der Kaschubei mit ihren sanften Hügeln und lang gestreckten, verzweigten Seen wurde am Ende der letzten Eiszeit geformt und bildet eine von insgesamt vier polnischen Seenplatten. Viele der Seen sind mittels kleinerer Flussläufe miteinander verbunden. Damit sind zum Beispiel auch mehrtägige Kanutouren möglich.

Kaschubischer Landschaftschutzpark

Nebst dem Erkunden der Seen direkt vor der «Haustür» unseres Gästehauses, haben wir auch einen Abstecher an den grössten See der Region, den Jez. Wdzydze (Weitsee), unternommen. Dieser wird von den Einheimischen gerne auch als «Kaschubisches Meer» bezeichnet und lässt sich vom Aussichtsturm im Dorf Wdzydze Kiszewskie bestens überblicken.

Wdzydze Landscape Park

4. Aufgrund der spannenden sprachlichen und kulturellen Eigenständigkeit

Die Kaschubei ist nicht nur eine geografische Region, sondern auch die Heimat der Kaschuben. Die Kaschuben sind Nachkommen westslawischer pommerschen Stämme, die sich ab dem Mittelalter in dem Gebiet zwischen der Oder und der Weichsel ansiedelten. In der Kaschubei konnte sich diese eigene Kultur als auch Sprache bis heute halten. Einen sehr spannenden Einblick in die Geschichte der Kaschuben bietet diese Analyse der Bundeszentrale für politische Bildung. Im Jahr 2005 wurde das Kaschubisch formalrechtlich als Sprache anerkannt, was unter anderem ermöglichte, zweisprachige Ortsschilder aufzustellen.

Einen breiten Einblick in das bäuerliche Leben der Kaschuben bietet das Freilichtmuseum «Kashubian Ethnographic Park» in Wdzydze. Dieses wurde vor über hundert Jahren als erstes Freilichtmuseums Polens gegründet. Das Gelände ist weitläufig und wer sich alle Häuser und Informationen im Detail anschauen möchte, der sollte für den Besuch mindestens einen halben Tag einrechnen. Wir sind für rund 1.5 Stunden übers Gelände gebummelt, was für einen groben ersten Überblick ausreicht.

Das Museum ist ganzjährig geöffnet (In den Sommermonaten von 09:00 Uhr bis 16:00 Uhr und in den Wintermonaten von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr). Der Normaleintritt für Erwachsene kostet 17 PLN pro Person.

Sehenswrüdigkeit (Kaszubski Park Etnograficzny
(Kaszubski Park Etnograficzny

Ein weiteres Museum, das sich dem kulturellen Erbe der Kaschuben widmet ist das Muzeum Kaszubskie in Kartuzy. Kartuzy gilt auch als Hauptstadt der Kaschubei und ist ihr kulturelles Zentrum.

Nebst der spannenden Geschichte der Kaschuben gibt es in den tiefen, süsslich nach Harz duftenden Kiefernwälder der Kaschubei aber noch weitere sagenumwobene Plätze zu entdecken. Dazu zählen die Steinkreise von Węsiory, die mit einem Gotenstamm in Verbindung gebracht werden. Die Steinkreise sind mit einem kurzen rund 15-minütigen Spaziergang zu erreichen und ein lohnender Zwischenstopp auf dem Weg von der Kaschubei Richtung Slowinzischer Nationalpark an der Ostseeküste.

5. Weil Foodies hier definitiv auch auf ihre Kosten kommen

Ich habe ja bereits im Zusammenhang mit dem Frühstück im «Stare Gospodarstwo» von der guten lokalen Küche geschwärmt. Sowohl in der Kaschubei wie auch an der Ostseeküste haben wir durchwegs fein gegessen. Wer Ferientage im «Stare Gospodarstwo» verbringt, der sollte unbedingt im Restaurant Gościniec Malinówka einkehren und die hausgemachten Teigtaschen (pierogi) oder auch den Fisch probieren. Toll gegessen haben wir auch beim Abstecher an den Weitsee – und zwar in der Bar «Drewutnia» (ebenfalls ein Tipp von Kasia und Michael).

Pirogi Teigtaschen Polen

Beim Tagesausflug zur «Wydma Czołpińska» im Slowinzischen Nationalpark sind wir in ein auf den ersten Blick eher unscheinbares, direkt an der Strasse gelegenes Restaurant namens «Bistro przed Wydmą» eingekehrt. Und auch dort gab es hervorragendes Essen.

Entgegen dem Vorurteil der «fleischlastigen» Küche lässt sich für die Kaschubei und die Ostseeküste zusammenfassen, dass sich – zumindest in den Sommermonaten – auf den Speiskarten sehr viele Gemüsegerichte und regionaler Fisch findet.  

6. Weil die Ostseeküste mit dem Slowinzischen Nationalpark nur ein Katzensprung entfernt ist

Der Kaschubische Landschaftsschutzpark mit seinen Hügeln, Wälder und Seen befindet sich rund 70 Kilometer von der Ostseeküste entfernt. Vom «Stare Gospodarstwo» aus erreicht man die weitläufigen Sandstrände mit dem Auto in knapp 1.5 Stunden. Somit lässt sich sowohl ein Strandtag als auch das Erkunden der sogenannten «polnischen Sahara» durchaus auch als Tagesausflug durchführen.

Alternativ – und das wäre mein Tipp: Hängt man an die entspannten Tage im kaschubischen Hinterland noch ein paar Küstentage an. Wir haben hierfür unsere Basis von Pierszczewko nach Łeba verlegt und dort im einzigen, direkt am Sandstrand gelegenen Hotel eingecheckt. 1907 wurde dieses im Schloss-Stil erbaute Hotel eröffnet. Und auch wenn heute einiges etwas aus der Zeit gefallen wirkt (insbesondere für ein Hotel, das als 4-Sterne-Haus eingestuft ist), würde ich jederzeit wieder hier direkt mit Blick auf die hinter der Ostsee aufgehenden Sonne einchecken.

Leba Castle
Sonnenuntergang in Leba
Wanderdüne im Slowinzischen Nationalpark

Łeba ist dann auch eine tolle Basis, um die weitläufigen Sandstrände und die eindrucksvollen Wanderdünen im direkt an die Ortschaft angrenzenden Slowinzischen Nationalpark zu erkunden. Folgende Sehenswürdigkeiten sollte ihr euch nicht entgehen lassen:

  • Mit dem Velo von Łeba aus zur Wydma Łącka (die grösste Wanderdüne an der pommerschen Ostseeküste) radeln. In Łeba gibt es verschiedene Fahrradvermieter und die Velos können unkompliziert halbtage- oder tageweise gemietet werden. Es lohnt sich, den Ausflug früh am Morgen zu unternehmen, damit man die Wartezeiten am Nationalparkeingang umgeht.
  • Einen Abstecher zum Czołpino Leuchtturm sowie der Wydma Czołpińska im Westen des Nationalparks unternehmen. Dieser Teil des Nationalparks ist deutlich weniger überlaufen, als die Strecke von Łeba zur Wydma Łącka.
  • Sehr schöne Sandstrände finden sich östlich von Łeba auf Höhe Leuchtturm Stilo. Vom Leuchtturm aus gibt’s zudem einen imposanten Weitblick über den Küstenstreifen. Falls euch nach dem Aufstieg zur Aussichtsplattform der Magen knurren sollte, dann lohnt sich ein Zwischenstopp im Restaurant Ewa Zaprasza in nahgelegenen Dorf Sasino.
Wandern im Słowiński Park Narodowy

7. Weil sich dies bestens mit einem Besuch der facettenreichen Dreistadt kombinieren lässt

Wie einleitend geschrieben, ist die Kaschubei ein südwestlich der Städte Danzig, Gdynia und Sopot gelegener Landstrich der Woiwodschaft Pommern. Da ist es naheliegend, die Reise in die Kaschubei mit einem Zwischenstopp in der sogenannten «Dreistadt» zu verbinden. Meine Tipps hierzu findest du in diesem Blogbeitrag: Danzig: meine top Tipps für eine Städtereise in die «Dreistadt»

Praktische Tipps für deine Reise in die Kaschubei

  • Wer wie wir mit dem Zug von der Schweiz nach Nordpolen reist, der sollte für die Anreise rund 1.5 Tage einplanen. Von Berlin aus gibt es eine tägliche Direktverbindung nach Danzig.
  • In der Kaschubei finden sich nicht viele klassische Sehenswürdigkeiten. Statt Sightseeing-Stress erwarten euch hier viel Natur und verschlafene Ortschaften «off the beaten path».
  • Ich empfehle, für die Kombi Kaschubei und Ostseeküste mindestens eine Woche einzuplanen. Wer sich zusätzlich noch die Dreistadt ansehen möchte, der sollte idealerweise mehr als eine Woche Zeit mitbringen (wir waren insgesamt 10 Tage unterwegs).
  • Kasia und Michael im «Stare Gospodarstwo» verstehen Englisch. Je ländlicher die Gegend bzw. je kleiner die Ortschaft, desto schwieriger wird die Verständigung. Wir sind aber mit Englisch relativ gut durchgekommen.
  • Die Doppelzimmer im «Stare Gospodarstwo» kosten inklusive phänomenalem Frühstück und der Nutzung der Kanus, Fahrräder etc. je nach Zimmer umgerechnet zwischen rund 60 bis 70 CHF pro Tag.
  • Für ein Restaurantessen haben wir in der Kaschubei nirgends mehr als umgerechnet 10 bis 15 CHF pro Person bezahlt. Die Region ist somit auch ein durchaus preiswertes Reiseziel.
  • Noch mehr Eindrücke und Tipps rund ums Gästehaus «Stare Gospodarstwo» erhält ihr auf der Website von Poland Soul Travel.

Hinweis: diese Reise wurde von Poland Soul Travel unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind die unseren.

Über den Autor

Artikel

Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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