Üppig grüne Wälder, golden leuchtende Reisfelder, prunkvolle Tempelanlagen einstiger Königreiche und unglaublich herzliche Menschen – unsere 9-tägige Reise durch Nordthailand war vollgepackt mit Höhepunkten und bewegenden Begegnungen mit engagierten Thais.
Nun bin ich endlich dazu gekommen, all diese Eindrücke zu verarbeiten, sortieren und die Essenz davon in einen Blogpost zu packen. Gar nicht so einfach – denn Nordthailand hat uns sowohl aus kultureller als auch aus landschaftlicher Perspektive echt begeistert! Und das will was heissen – 2008 waren wir bereits einmal in Thailand unterwegs. Klassische Strandferien in Khao Lak. Das fanden wir zwar ganz nett, aber insgesamt hat es uns damals nicht «den Ärmel reingezogen». Dementsprechend lag Thailand – respektive Südostasien generell – in den darauffolgenden Jahren nie besonders in meinem Reisefokus.
Als wir letzten September die Gelegenheit erhielten, auf einer individuellen Recherchereise die kulturelle Vielfalt von Nordthailand kennenzulernen und dabei auf unbekannteren Pfaden unterwegs zu sein, Dorfgemeinschaften zu besuchen sowie lokales Handwerk auszuprobieren, entschieden wir, dem Land des Lächelns eine zweite Chance zu geben. Zum Glück!
Nordthailand Reise – Routenübersicht
Das Programm für unsere 9-tägige Nordthailand Reise wurde durch Local Alike zusammengestellt. Als regional verankerter Reiseveranstalter setzt Local Alike konsequent auf die Integration lokaler Gemeinschaften (community based tourism) und engagiert sich für einen fairen und nachhaltigen Tourismus.
Unsere Reise startete im nördlichsten Zipfel Thailands – im sogenannten «Golden Triangle». Von dort reisten wir via Chiang Rai und Chiang Mai südwärts in die kleinste Provinz Nordthailands «Lamphun». Danach ging es Richtung Süden weiter in die Provinzhauptstadt Lampang. Und zum Abschluss erkundeten wir das Hinterland sowie die historischen Stätten des ersten grossen thailändischen Königreichs Sukhothai.
Alle im Text erwähnten Highlights und auch all unsere Unterkünfte und sonstigen empfehlenswerten Entdeckungen am Wegrand, sind in der nachfolgenden Karte verortet.
Wir unternahmen diese Reise mit einem privaten Fahrer sowie einer Reiseführerin. Fahrer Golf und Guide Nemo waren die perfekte Reisebegleitung für diese Tour. Unter anderem auch dank ihnen beiden bleibt uns diese Reise noch lange in Erinnerung! An dieser Stelle «khop khun kah» liebe Nemo und lieber Golf.
Nordthailand lässt sich auch individuell mit Zug, Bussen und Sammeltaxis (oder mit dem eigenen Mietwagen) erkunden. Aufgrund der Sprachbarriere sind ohne Thai-Kenntnisse der Kontakt und Austausch mit der lokalen Bevölkerung – insbesondere ausserhalb der Städte Chiang Mai und Chiang Rai jedoch schwierig.
Start der Reise ganz im Norden von Thailand beim mystischen Goldenen Dreieck
Die Anreise von der Schweiz nach Nordthailand führt uns mit Thai Airways über Bangkok nach Chiang Rai. Von dort ist es gut eine Stunde Fahrzeit bis zur Ortschaft Ban Sop Ruak, die sich beim Zusammenfluss von Ruak und Mekong im sogenannten Goldenen Dreieck zwischen Thailand, Laos und Myanmar befindet. Einen schönen Überblick über das Dreiländereck bietet der Aussichtspunkt beim Golden Triangle Park.
Es ist noch gar nicht all zu lange her, dass die Bauern ihr Geld hier vorwiegend mit dem Anbau von Schlafmohn und damit verbunden mit der Opium- resp. Heroinerstellung und dem Drogenhandel verdienten. In der Golden Triangle Park Hall of Opium wird der geschichtliche Hintergrund als auch die unternommenen Massnahmen gegen den Opiumhandel gut aufbereitet vermittelt. Heute ist der Anbau von Schlafmohn in Thailand illegal – stattdessen wird versucht, der Tourismus in dieser Gegend zu stärken, um der lokalen Bevölkerung alternative Einnahmequellen zu erschliessen.
Während am laotischen Ufer klotzige Casino-Resorts um thailändische Besucher buhlen (in Thailand sind Glücksspiele illegal), finden sich auf der thailändischen Seite einige versteckte, exquisite Unterkünfte. Die sind perfekt, um nach einer langen Anreise erstmal richtig anzukommen oder eine Nordthailand-Reise mit der nötigen Portion Entspannung abzurunden. Für uns ist Ersteres angesagt und hierfür dürfen wir für eine Nacht im wunderschön in die Landschaft eingebettete Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort direkt gegenüber der Hall of Opium einchecken.
Das Hotel begeistert nicht nur mit einem Infinity Pool mit Blick übers grüne Blätterdach bis zum Mekong, sondern bietet auch Elefanten, die hauptsächlich aus illegalen Holzfällercamps oder Elefantenshows gerettet wurden, eine neue Heimat. Das Thema Elefanten (und insbesondere auch Elefantenreiten) wird in Nordthailand kontrovers diskutiert und ist per se ein schwieriges Thema.
Ich finde es toll, dass sich Local Alike als Reiseveranstalter gegen die Unterstützung von Angeboten ausspricht, die Elefantenreiten beinhalten. Wieso es Camps, wie dasjenige im Anantara, braucht und welche Herausforderungen im Zusammenspiel Elefanten – Mensch – Tourismus bestehen, erzählt uns Elephant Guide Nissa am nächsten Morgen bei einem Spaziergang mit den zwei sympathischen Elefantendamen Lanna und Yui und dem Bullen Mae Moo. Wir nahmen bereits im Frühling in Botswana an einem empfehlenswerten «Walking with Giants» Erlebnis teil und ich finde auch bei demjenigen im Anantara lohnt sich die Teilnahme für alle, die sich ein umfassendes Bild zur Thematik machen möchten.
Kreativ-Reisen zum Ersten: Abstecher ins Baan Pang Ha Village
Doch das Goldene Dreieck ist weit mehr als eine Ansammlung von Luxusunterkünften mit fotogenen Infinity Pools, wie wir am nächsten Tag feststellen. Heute geht es für uns in rund 15 Kilometer flussaufwärts gelegene Dorf Pang Ha. Die Thailändische Tourism Authority hat in den vergangenen Jahren konsequent den Aufbau von gemeinschaftlich organisiertem Kreativ-Tourismus unterstützt. Und so finden sich in Nordthailand einige Dorfgemeinschaften, die mittels verschiedener Aktivitäten einen Einblick ins lokale Landleben und das traditionelle Handwerk ermöglichen. So auch Pang Ha – hier lernen wir, wie man aus der Rinde des Papiermaulbeerbaums wunderschön gemasertes Papier herstellt.
Später komme ich noch in den Genuss die im Ort hergestellte Ceilk Gold Mask auszuprobieren. Gleichzeitig staune ich, wie so ein kleines Dorf eine derart hochwertige Kosmetiklinie auf den Markt bringt. Trotz zahlreicher Auszeichnungen ist es für die Dorfgemeinschaft aber dennoch schwierig, ihre Produkte international zu platzieren. Umso mehr freuen sie sich über unseren Besuch – zu meinem Erstaunen sind an jenem Nachmittag nebst uns nur eine Handvoll weitere Gäste vor Ort – die meisten davon Thais.
Meine anfängliche Befürchtung, dass wir bei diesen Dorfbesuchen mit Touristenmassen und «liebloser» Abfertigung konfrontiert werden würden, löst sich bereits hier in Luft auf. Mir liegt die Wertschätzung und Berücksichtigung der Privatsphäre von Dorfgemeinschaften am Herz und ich habe extrem Mühe mit voyeuristischer «Ausbeutung». Umso bemerkenswerter finde ich, wie in Pang Ha (und auch bei den weiteren Gemeinschaften, die wir in dieser Woche besuchen werden) der Fokus ganz klar auf den kreativen Aktivitäten und dem Austausch mit der lokalen Bevölkerung liegt.
Im Dorf gibt es auch einige schöne Homestays. Dazu zählt das Auykham – das grosszügige Zimmer mit privatem Bad für umgerechnet rund 15 – 17 CHF pro Nacht anbietet. Die Tochter der Besitzer hat sich gegen ein Grosstadtleben in Bangkok entschieden und unterstützt nun ihre Eltern beim Ausbau des Gästehauses und des dazugehörenden Restaurants (wo man übrigens sehr fein isst!).
Besinnliches und Trubeliges rund um Chiang Rai
Von Pang Ha geht es für uns im Anschluss via Khun Nam Nang Non Forest Park zurück nach Chiang Rai. In diesem Waldreservat befinden sich die Tham Luang Karsthöhlen, die aufgrund der spektakulären Rettungsaktion von zwölf eingeschlossenen Kindern im 2018 weltweites mediales Interesse erhalten hat. Das hat kurzfristig zu einem regelrechten Besucheransturm – in erster Linie durch Thais – geführt. Zwischenzeitlich ist die Popularität bereits wieder am Abflachen. Bei unserem Besuch wirken viele der Souvenirstände verweist. Ein netter Zwischenstopp – bei mir weckt der Spaziergang durch den lauschigen tropischen Mischwald die Lust, mehr von diesen grün überzogenen Hügelzügen im Grenzgebiet Thailand/Myanmar zu entdecken.
Zurück in Chiang Rai gibt es beim Check in im The Legend eine witzige Überraschung. General Manager Peter Schnyder ist nicht nur Schweizer, sondern war in der gleichen Sek-Klasse wie mein Vater. Die Welt ist eben doch ein Dorf.
Das im für die Region traditionellen Lanna Stil gebaute The Legend liegt am Ufer des Mae Nam Kok und bietet eine idyllische Basis, um die nördlichste Provinzhaupstadt Thailands zu erkunden. Wer wie wir am Sonntag in Chiang Rai ist, der sollte der Sunday Night Market auf keinen Fall verpassen. Jeden Sonntagabend verwandelt sich die San Khong Noi Road in eine Fussgängerzone, wo sich ein Food Stand an den nächsten reiht. Man kann sich hier aber nicht nur durch all die exotischen Gerichte probieren, sondern sich auch unter die tanzenden Thais auf dem Quartierplatz mischen. Auf dem Weg dorthin lohnt sich ein Stopp beim Wat Phra Kaew – hier wurde der Legende nach das National-Heiligtum Thailands – der Smaragd-Buddha – gefunden.
Während ich sowohl auf dem Sunday Night Market als auch beim Wat Phra Kaew mit Erstaunen feststelle, dass wir gefühlt die einzigen ausländischen Touristen vor Ort sind, werde ich am nächsten Morgen beim Wat Rong Khun eines Besseren belehrt. Hier wimmelt es von chinesischen Gästen, die sich in allen erdenklichen Posen vor dem berühmten Weissen Tempel (der kein Tempel im klassischen Sinn ist, sondern eigentlich eine im Stile einer buddhistischen Tempelanlage gebaute private Kunstsammlung/Kunstinstallation darstellt). Unerwartet ist der Menschenauflauf indes nicht – der Wat Rong Khun zählt nämlich zu den top Sehenswürdigkeiten von Chiang Rai.
Best of Tempelhopping in Chiang Mai
Um alle Märkte und Tempelanlagen von Chiang Rai zu besichtigen, ist eine Übernachtung vor Ort definitiv zu kurz. Doch auch unser nächstes Ziel – Chiang Mai – hat jede Menge Tempel im Angebot. Auf dem Stadtgebiet der grössten und kulturell bedeutendsten Stadt Nordthailands stehen mit über 300 Tempel so viele Tempel pro Einwohner und Quadratkilometer wie sonst nirgends in Thailand. Da geht fast etwas unter, dass Chiang Mai auch mit einer ursprünglichen mit Mauer und Wassergraben eingefassten Altstadt punktet. Der rechteckige Stadtkern zeichnet sich auf Karten klar ab.
Ich habe in den letzten Jahren gefühlt unzählige Berichte, Bilder und Eindrücke von Chiang Mai gesehen und hatte meine Vorstellungen, wie die Stadt sein wird. Die Realität war anders. Besser. Authentischer. Und einmal mehr stellte ich fest: Es hat ja fast keine ausländischen Touristen!
Von den vielen Tempelanlagen, die es in Chiang Mai zu besichtigten gibt, schauten wir uns als Erstes den Wat Phra That Doi Suthep an. Dieser befindet sich östlich der Stadt auf einem Hügel und präsentiert sich im Abendlicht besonders stimmungsvoll. Kurz nach dem Eindunkeln sind wir zurück in der Altstadt und gönnen uns vor dem Abendessen im lässigen The House by Ginger eine traditionelle Thai Massage im Zira Spa. Auf Anraten von Nemo setze ich mein Kreuz bei «soft» und bin über ihren Tipp sehr dankbar. Die junge Masseurin dehnt und streckt meine Körperteile nämlich mit vollem Körpereinsatz – wie sich das wohl anfühlen würde, wenn ich wagemutig auf mehr Druck gesetzt hätte…
Am nächsten Morgen macht sich die Massage mit Muskelkater bemerkbar. Dieser verfliegt beim morgendlichen Spaziergang durch den Altstadtkern von Chiang Mai. Wir lassen uns der Samlarn Road entlang einmal quer durch die Innenstadt treiben und besichtigen drei Tempelanlagen, die sich am Weg befinden: der etwas versteckt liegende Wat Phuak Hong mit einem wunderschönen mit Pflanzen überwuchertem Chedi, der prunkvoll golden leuchtende Wat Phra Singh und der Wat Lok Mo Li als eines der ältesten Gebäude der Stadt.
Danach schauen wir uns auch noch den Wat Sri Suphan – auch bekannt als «Silber Tempel» – an. Der Tempel ist sowohl aussen als auch innen komplett mit einer fein ausgearbeiteten Silberschlicht überdeckt, wobei die Besichtigung des Innenraums den Männern vorbehalten ist. Die aufwändig gestalteten Ornamente werden in den Werkstätten rund um den Tempel angefertigt. Die Künstler lassen sich bei ihrer Arbeit gerne über die Schultern blicken. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das traditionelle Kunsthandwerk im Rahmen eines kurzweiligen Workshops selbst auszuprobieren (Kostenpunkt rund 200 Baht pro Person).
Ein Nachmittag voller thailändischer Herzlichkeit
Nachdem wir unser handwerkliches Geschick im Silber Workshop bewiesen haben, steuern wir für ein schnelles Mittagessen das Restaurant Khao Soi Samerjai an. Dort gibt es unter anderem eines der typischsten Gerichte Nordthailands: Kokus-Curry Suppe mit Weizennudeln und Hühnerfleisch. Ganz nach meinem Geschmack.
Danach fahren wir in die rund 20 Kilometer nordöstlich gelegene Ortschaft Ban Luang Nuea. Auf Google Maps ist das Lernzentrum der dort ansässigen Tai Lue Community nur auf Thailändisch erfasst (ศูนย์การเรียนรู้ภูมิปัญญาไทยไตลื้อ บ้านใบบุญ). Die Tai Lue sind einer der vielen verschiedenen Volksstämme Nordthailands, die ihre kulturelle Vergangenheit mit stolz nach aussen tragen und weitervermitteln. Auch in diesem Dorf haben Gäste die Möglichkeit an zahlreichen Aktivitäten teilzunehmen und so einen Einblick in das Dorfleben und das traditionelle Handwerk zu erhalten. Mir haben hier die Herzlichkeit und das Engagement der ins Projekt involvierten Dorfbewohner einen bleibenden Eindrück hinterlassen und ungemein berührt!
Wer den Austausch mit der lokalen Bevölkerung schätzt, dem kann ich das «farm to table» Erlebnis mit Besichtigung der landwirtschaftlichen Flächen und anschliessendem gemeinsamen Kochen empfehlen. Bauern Toi, der uns die Felder gezeigt hat, plant in naher Zukunft die Einrichtung eines «farmstays».
Nordthailand off the beaten path: Lamphun & Lampang
Während Chiang Rai und Chiang Mai vielen ein Begriff sein dürfte und zumindest eine der beiden Städte in vielen Thailand-Rundreisen integriert wird, besuchen deutlich weniger ausländische Gäste die südlich davon gelegenen Provinzen Lamphun und Lampang. Etwa einen Kilometer ausserhalb vom Stadtzentrum von Lamphun lohnt sich ein Stopp beim Wat Chamathewi. Der dortige Mahaphon-Chedi ist eines der letzten architektonischen Beispiele der Dvaravati-Periode.
Zwischen dem Wat Chamathewi und dem Wat Phra That Hariphunchai mitten im historischen Zentrum von Lamphun haben wir auf halbem Weg noch ein richtig authentisches, nettes Cafe entdeckt – schaut auf jeden Fall bei Boran Cafe vorbei, wenn ihr in dieser Gegend seid.
Die Besichtigung der Altstadt von Lamphun und der Tempelanlagen nimmt rund einen halben Tag in Anspruch. Im Anschluss geht’s für uns weiter nach Lampang. Ein Kleinod findet sich hier im nördlich des Wang-Flusses gelegenen Stadtteil. Der dortige Wat Pong Sanuk Nua wurde aufgrund seiner sorgfältigen Restauration von der UNESCO honoriert. Zudem ist dies auch einer der wenigen Tempel Nordthailands mit liegendem Buddha.
Ebenfalls spannend ist die Besichtigung des Dhanabadee Keramikmuseum. Die sogenannten «Chicken Bowls» aus Lampang sind in ganz Thailand der Inbegriff für qualitativ hochwertige Keramikschalen. Im Fabrikladen neben dem Museum gibt’s nebst der traditionelle Produktepalette noch jede Menge wunderschönes modernes Dekomaterial. Falls ihr auf der Suche nach einer schönen Vase seid, dann könntet ihr hier fündig werden.
Die Nacht verbringen wir in der lauschig gelegenen Lampang River Lodge. Der Standard der Holzhäuschen ist einfach aber charmant und die Anlage ist von einem üppigen grün umgeben. Die Lodge ist auch praktisch gelegen, um den südwestlich der Stadt gelegenen Wat Phrathat Lampang Luang zu besichtigen.
Der Tempel ist über eine imposante Naga-Treppe zugänglich. Hinter dem filigran ausgearbeiteten Haupttor verbirgt sich eine weitläufige Anlage. Bis man jedes einzelne Gebäude und jeden Chedi besichtigt hat, sind schnell mal ein, zwei Stunden um. Wer sich im Anschluss wie wir auf den Weg Richtung Phrae/Sukhothai macht, der findet kurz vor der Kreuzung der beiden Hauptstrassen linkerhand eine willkommene Stärkung im «Home Cafe». Wir entdecken das versteckte Hinterhof-Cafe dank einem Google Maps Location Tag und waren entzückt, ab der coolen – koreanisch inspirierten – Einrichtung.
Zu Gast bei Thais – Homestay in Ban Na Ton Chan
Egal ob ihr euch vor der Weiterreise im Cafe stärkt oder direkt losdüst – einen weiteren kulinarischen Zwischenstopp solltet ihr auf dem Weg Richtung Sukhothai auf jeden Fall einplanen, und zwar im unscheinbaren, direkt an der Route Nr. 11 gelegene Don Fai Restaurant. Das Restaurant gehört zu einem Shiitake-Anbaugebiet und serviert die frisch geernteten Pilze mit selbstgemachten Reisnudeln in den Lampang-Chicken-Bowls. Kleines Extra am Rande: funktionierendes wifi ist hier auch vorhanden.
Kurz bevor die Strasse Nr. 101 auf die 102 trifft, biegen wir linkerhand ins Hinterland ab. Nach rund 20 Minuten Fahrzeit treffen wir in Ban Na Ton Chan ein. Ähnlich wie in Pang Ha beteiligt sich auch hier ein Grossteil der Dorfbewohner am gemeinschaftlich organisierten «gemeindebasierten Tourismus». Die Initiative für diese Projekt ging von Sangiam Sawaenglap aus, die sich 1989 mit anderen Bäuerinnen zusammenschloss, um gemeinsam selbst hergestellte Produkte zu verkaufen. Später kamen Workshops und Homestays dazu. In den vergangenen Jahren wurde das Projekt von diversen touristischen Organisationen mehrfach ausgezeichnet. Speziell ist sicherlich, dass die Dorfbewohner ihre Aktivitäten und Unterkünften auf einer gemeinsam aufgebauten Plattform anbieten – das heisst, sie konkurrenzieren sich nicht untereinander, sondern die Homestays werden in einem Rotationsprinzip vermietet, so dass jeder mal zum Zug kommt.
Heute empfängt uns Pa-Pong in ihrem Haus, das sich direkt neben dem Gemeindezentrum befindet, wo die im Dorf hergestellten Produkte (u.a. sogenannte «mud cloth» Stoffe) verkauft werden und wo es auch ein nettes Cafe gibt. Die Unterkunft ist einfach, aber sehr nett. Und die Gastfreundschaft von Pa-Pong ist sowieso unschlagbar. Später radeln wir mit Leihvelos durch das Dorf und wandern gemeinsam mit Pa-Pong durch die Reisfelder. Wer hätte gewusst, dass sich in Reisfeldern auch Flusskrebse wohlfühlen?
Zu den Aktivitäten, die vor Ort angeboten werden, gehört auch eine Sonnenaufgangswanderung auf einen der umliegenden grünen Hügelzüge. Wir wandern im Dunkeln los und erreichen den Aussichtspunkt pünktlich zur einsetzenden Morgendämmerung – definitiv der zauberhafteste Moment dieser 9 Tage.
Zurück im Dorf wartet auf uns noch ein deftiges – und wunderschön zubereitetes Frühstück. Pa-Pong hattet am Vortag beobachtet, wie wir das Essen fotografierten und nahm dies als Anlass, uns alles «picture perfect» herzurichten. Und das sagt vermutlich schon genug darüber aus, mit welcher Leidenschaft sich die Leute an diesem Dorfprojekt beteiligen. Die wenigen anderen Gäste, die wir vor Ort angetroffen haben, waren übrigens alles Thais.
Weiterführende zum Dorf, den Aktivitäten vor Ort und den Homestays findet ihr auf dieser Seite: homestaynatonchan.blogspot.com (Infos auf Englisch und Thai). Eine Übernachtung in einem der Homestays in Ba Na Ton Chan kostet zwischen 700 – 1’100 Baht inklusive Halbpension und Velomiete (rund 25 – 35 CHF).
Velotour durch den Sri Satchanalai Historical Park
Von Ban Na Ton Chan ist es nicht weit bis zur ersten historischen Stätte des einstigen Königreichs Sukhothai. Der Si Satchanalai historical Parc ist gemeinsam mit dem Kamphaeng Phet historical Parc und dem Sukhothai historical park als UNESCO Welterbe klassiert. In all diesen Parkanlagen kann man die Ruinen bedeutender Städte zur Zeit des Sukhothai Königreichs (13. bis 15. Jahrhunderts) besichtigen. Da die Parkanlagen relativ weitläufig sind, lohnt es sich, im Eingangsbereich ein Velo zu mieten (Kosten Velomiete rund 30 Baht/Parkeintritt 100 Baht) und sich damit auf Erkundungstour zu begeben. Mir hat diese Anlage – auch im Quervergleich zu derjenigen in Sukhothai – unglaublich gut gefallen. Das mag daran liegen, dass sie sehr ursprünglich gehalten ist und vor Ort quasi nichts los war. Nebst uns war lediglich eine Gruppe Schüler unterwegs, die hier ihren freien Nachmittag verbrachten.
Sukhothai – die alte Königsstadt als krönenden Abschluss
Auch in Sukhothai gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich kreativ mit dem traditionellen Handwerk auseinanderzusetzen. Durch das Pflegen der einzigartigen lokalen Kultur in Handwerksprodukten, traditionellen Textilien wurde Sukhothai Ende 2019 in die Liste der «Creative Cities» aufgenommen. Damit honoriert die UNESCO Destinationen, welche Kreativität aktiv in die Stadtentwicklung integrieren und fördern. Einer, der sein Wissen gern weitergibt ist der Amulet Maker Kob. Er ist in 8. Generation in der Herstellung von sogenannten Votive Tablet (buddhistische Amulette) tätig und bietet im Rahmen von Workshops einen Einblick in dieses traditionelle Handwerk.
Mit einem selbstgemachten Amulett als Souvenir schwingen wir uns kurz vor Sonnenuntergang nochmals aufs Rad. In Sukhothai ist die Velomiete zwar 20 Baht teurer als in Satchanalai, dafür beschert uns der Himmel eine wundervolle Stimmung zum Abschluss dieser Reise. Den letzten Abend geniessen wir einmal mehr feines Street Food auf dem Nachtmarkt südlich vom Wat Sa Si (direkt am Rand vom Historical Parc). Hier gibt es nicht nur Foodstände, sondern auch traditionelle Sitzgelegenheiten. Ein stimmiges Ende einer faszinierenden Reise durch Nordthailand.
Praktische Tipps für deine Reise durch Nordthailand
Die Hauptsaison ist von November bis Februar. Dann ist es in Nordthailand mehrheitlich sonnig und angenehm warm. Ab März bis Mai steigen die Temperaturen kontinuierlich an – auf die schwül-warme Hitzeperiode mit Temperaturen bis zu 40° folgt ab Juni bis Oktober die Regenzeit. Wir waren Ende September – während der Regenzeit – in Nordthailand und hatten durchgehend super Wetter. Wer der Hauptsaison in den Wintermonaten ausweichen möchte, dem kann ich das Ende der Regenzeit sehr empfehlen.
SchweizerInnen benötigen für die Einreise nach Thailand einen für die Dauer des Aufenthaltes gültigen Reisepass. Für Aufenthalte von weniger als 30 Tage ist kein Visum erforderlich.
Von Zürich aus gibt es mehrmals täglich direkte Flüge nach Bangkok. Wir sind mit Thai Airways via Bangkok nach Chiang Rai geflogen. Alternativ gibt es von Bangkok aus auch Zugverbindungen nach Lamphun und Chiang Mai (Fahrzeit rund 11 Stunden).
Die thailändische Währung heisst Baht (BHT). 100 Baht entsprechen rund 3.20 CHF.
In den touristischen Hotspots kann man sich mit Englisch verständigen. Beim Kontakt mit der lokalen Bevölkerung und auch bei Besuchen von Dörfern/Homestays ist es hilfreich, wenn man einige wenige Wörter Thai beherrscht oder einen Guide dabei hat, der einem beim Übersetzen hilft.
Beim Betreten eines Tempelgebäudes sind die Schuhe auszuziehen zudem sind die Oberarme und Beine zu bedecken (keine Tops, ärmellose Shirts oder Shorts/Hotpants). Zudem sollte man darauf achten, dass man mit den Füssen auf keine Buddha-Statuen und auch nicht auf andere Menschen zeigt (Füsse gelten als unrein).
Fotografieren ist in den Tempelanlagen in der Regel erlaubt – in manche Tempelgebäude haben nur Männer Zutritt (war bei 2 spezifischen Tempelgebäuden auf unserer Reise der Fall).
Wer bei seinem Thailand Aufenthalt auf Google etwas nachschaut wird feststellen, dass völlig andere Jahreszahlen ausgespuckt werden. Das liegt an der buddhistische Zeitrechnung, die nicht mit dem gregorianischen Kalender gleichgeschaltet ist. Das Jahr 2020 entspricht dem Jahr 2563.
Hinweis: diese Reise fand auf Einladung von Amazing Thailand statt – vielen Dank hierfür! Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren.
Traumhaft! Danke vielmals!
Liebe Esther herzlichen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir der Beitrag zu unserer Nordthailand Reise gefällt!
hallo anita, traumhafte bilder die bei mir viele erinnerungen und emotionen hochbringen. darf ich fragen was für eine kamera du verwendest? antworte mir bitte per mail.
grüsse aus bern
bruno
Hoi Bruno danke für deinen Kommentar – die Mailantwort ist unterwegs zu dir
Hallo Anita
Schönen Beitrag hast du über mein Heimat verfasst. Komme aus Chiang Rai und bin froh zu sehen das Touristen die Stadt nicht nur als Tagesausflug im Programm haben. Vielleicht bin ich voreingenommen aber ich bin immer etwas enttäuscht das soviele Touristen an meiner Heimatstadt nicht besonders finden, dafür aber alle nach Chiang Mai pilgern weil sie meinen dort «das richtige Thailand» zufinden.
Für die Anreise nach Chiang Rai empfehle ich den Bus vom Mochit Busterminal in Bangkok, einfachste und günstigste Variante in den Norden zu kommen.
Hallo Anita,
super Beitrag und Fotos über diese Reise! Genau dies möchten wir mit meiner Partnerin in Februar uns organisieren. Ich wäre sehr sehr dankbar, wenn du evtl. die detaillierte Reiseplanung per Mail schicken könntest (wenn möglich). Ich werde noch den Kontakt auch mit der Guide Nemo aufnehmen, danke für den Tipp!
Viele Grüsse aus Zürich,
Balazs
Lieber Balazs – freut mich, dass dir der Beitrag und die Fotos gefallen. Im Beitrag ist der Reiseanbieter (Local Alike), der uns die Reise zusammengestellt hat, verlinkt. Bitte melde dich dort, für das Zusammenstellen eines detaillierten Reiseprogramms. Beste Grüsse
Hallo Anita,
ein wirklich schöner Beitrag der mir bei der Planung sehr geholfen hat.
Kannst du mir vielleicht sagen wo genau das Cafe liegt bei dem es Nudeln mit den frischen Shitake Pilzen gab?
Wir sind dort bald in der Gegend und das klingt nach etwas tollen zum probieren leider ist es nicht einfach zu finden :)
Grüße Viola
Liebe Viola danke für deinen Kommentar. Zuoberst im Beitrag hat es eine Karte, wo alle Tipps verortet sind – so auch das Don Fai Restaurant :)
Liebe Anita
Vielen Dank für das Teilen Deiner tollen Rundreise. Ich hätte eine kleine Frage, die Reiseführerin Nemo und den Fahrer hast Du auch über Local Alike gebucht?
Grüsse Tatjana
Liebe Tatjana ja, die Reiseführerin und der Fahrer wurden auch via Local Alike vermittelt.