Durch das Fenster des GoldenPass bewundere ich die tief verschneite Berglandschaft, die an uns vorbeizieht. Der Zug ist an diesem Tag gut gefüllt mit Wintersportlern, die von Zweisimmen in Richtung Schönried und Gstaad unterwegs sind sowie Touristen, die sich auf der panoramareichen Fahrt bis Montreux ein Stück Schweizer Bergwelt anschauen möchten. Bei uns ist es weder das Eine noch das Andere. Unser Ziel befindet sich ännet dem Röstigraben inmitten der Waadtländer Alpen im Pays d‘Enhaut. Im historischen Dörfchen Rougemont hat auf anfangs Wintersaison ein neues schmuckes Hotel seine Türen geöffnet. Mit dem Hotel de Rougemont wird nach intensiven Phasen der Planung und Umsetzung eine Lücke geschlossen, die nach Abbruch des ehemaligen Hotels an gleicher Lage entstanden ist.
Vom Bahnhof Rougemont bis zum Hotel, das sich in einer Selbstverständlichkeit, als stünde es schon seit Jahr und Tag an diesem Südhang, in die Umgebung eingliedert, ist es ein kurzer Fussmarsch. Der Weg führt dabei an der Kirche von Rougemont vorbei, die um 1080 von den Mönchen aus Cluny erbaut wurde. Es lohnt sich, beim Vorbeigehen einen Blick in die Kirche zu werfen.
Heimelige Atmosphäre
„Chez Nous, Chez Vous“ lautet die Philosophie des Direktionsehepaars Christine und Alexander Perper. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Die Lobby strahlt eine lässige Ungezwungenheit aus und von der Rezeption ertönt ein aufmerksames „Bonjour“. Der Gast soll sich hier wohlfühlen, geniessen und erholen. Quasi Chalet-Ferien-Feeling im Boutique Hotel. Ich lasse mich zwischendurch gerne von gelungener Architektur begeistern und schätze die Finessen. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass für die Innenausstattung der Wände und Decken ausschliesslich Altholz verwendet wurde. An manchen Stellen sind noch alte Zimmermannszeichen zu entdecken. Das Hotel de Rougemont trifft mit der konsequenten Verwendung von natürlichen Materialien und der Liebe zum Detail durchs Band meinen Geschmack.
Die Zimmer und Suiten verteilen sich auf zwei Chalets, die nach den gegenüberliegenden Bergen benannt sind – Le Rubli und la Videmanette. Auf uns wartet die Penthouse Suite zuoberst im „la Videmanette“. Ohlala, hier lässt es sich aushalten. Zuallererst gilt mein Blick natürlich dem Panorama, das sich auch bei Schneegestöber sehen lässt. Im Zimmer dominiert ein erdiger Grundton. Einzig im Badezimmer wurde mit den Glas-Elementen und den schwarzen Keramikbeschichtungen ein Kontrast geschaffen. Jetzt fehlt nur noch das Feuer im Kamin, um den Rest des Nachmittags mit Blick auf die dicken Schneeflocken draussen kuschlig auf dem Sofa zu liegen, ein Buch zu lesen oder Domino zu spielen.
Winterplausch zwischen Gstaad und Château-d’Oex
Doch eigentlich wollten wir ja den Nachmittag nicht einfach faul auf dem Sofa verlümmeln. Unser Plan war ursprünglich, einen Abstecher zum Festival International de Ballons ins zehn Minuten entfernte Château-d’Oex zu machen. Doch bei solch intensiven Schneefällen müssen die Ballons leider am Boden bleiben. Stattdessen spazieren wir zuerst durch den idyllischen Kern von Rougemont und bestaunen all die hübschen Chalets und machen danach einen Abstecher zur Saane. Von Château-d’Oex via Rougemont bis nach Saanen gibt’s einen schönen Schneeschuhwanderweg. Der Röstigraben befindet sich dort, wo nicht gepfadet ist.
Direkt vor dem Hotel hält alle 15 Minuten der Skibus und bringt die Gäste in wenigen Minuten zur Gondelbahn Rougemont – Videmanette. Übrigens ein Geheimtipp für Skifahrer; lästiges Anstehen entfällt hier in den allermeisten Fällen. Das Skigebiet ist via Chalberhöni mit Eggli in Gstaad verbunden (Tageskarte Erwachsene 62 CHF – etwas unschön finde ich, dass egal für welches Skigebiet man sich entscheidet, immer das Gstaad Mountain Rides Skiticket gelöst werden muss…). Entlang der Saane verläuft ebenfalls eine Langlaufloipe. Ihr seht, die Region bietet einiges. Sowohl für aktive Wintersportler als auch für gemächliche Spaziergänger.
Pure Erholung
Mit roten Backen und nassen Füssen kehren wir ins Hotel zurück. Ab in den Spa! Das Hotel de Rougemont hat einen kleinen, feinen Wellnessbereich. Herzstück ist die Ruhezone vor dem länglichen Pool. Durch ein Fenster in der Decke hat man vom Pool aus direkten Blick in die Bergwelt. Sauna und Dampfbad runden das Angebot ab. Wobei die Sauna gewöhnungsbedürftig durchlässig ist. Statt wie üblich mit Holz trennt hier nur eine Glaswand von der Aussenwelt.
Ich werde nach diesem schneereichen Tag noch mit einer 50-minütigen Massage verwöhnt. Im Spa des Hotels de Rougemont werden die Pflegeprodukte von Pure Altitude bestehend aus Alpenpflanzen verwendet. Beim Rituel Corps Pure Altitude (150 CHF) wird der Körper von Kopf bis Fuss sanft mit einer Öl-Tinktur massiert, Druckstellen werden gelöst und Muskeln gelockert. Wunderbar entspannend und gleichzeitig belebend. Genau das Richtige nach einem anstrengenden Tag im Pulverschnee.
Unkomplizierter Genuss
Wem nach einem Tag in den Bergen der Magen genauso knurrt, wie mir, der begibt sich ins Restaurant «Le Roc». Das Zepter liegt in der Hand des belgischen Küchenchefs Jean-Luc Daniel. Ihr erahnt es, hier spielen belgische Fritten eine zentrale Rolle. Regionalität trifft auf international inspirierte Genüsse. Auf dem Menu stehen Moules-Frites, rustikale Eintopfgerichte und Fleisch vom Grill, respektiv vom Cheminée, das die alpin urige Atmosphäre komplettiert. Ich wähle zur Vorspeise ein Thon-Tartar und entscheide mich für das halbe Hähnchen, das als Tagesgericht über dem offenen Feuer kross gebraten wurde. Zu guter Letzt gönnen wir uns noch eine Portion «Rougemont Donuts».
Nach dem währschaften Abendessen lassen wir den Abend in der „Bar Roc“ ausklingen. Zentrales Element der Lounge ist ein mächtiges Cheminée, das auf einem aus der Saane stammenden Felsblock steht. Durch den Tag trifft man hier immer wieder auf Gäste, die es sich in den bequemen Sofas hinter der Fensterfront gemütlich gemacht haben und ein Buch lesen. Am späten Abend laden das knisternde Kaminfeuer und die gemütliche Atmosphäre zu einem Absacker ein. Das Barteam kreiert täglich neue ausgefallene Drinks. Drink des Tages ist der Salty Dog. Ich vertraue ganz auf das Können des Barchefs und lasse ihn mir etwas nach seinem Gutdünken zusammenmixen. Gute Wahl. Bestellt hätte ich das Woody-Allen-Kultgetränk „Moscow Mule“ nämlich nicht. Doch oha, schmeckt gut! Ich habe einen neuen Lieblingsdrink.
Das Hotel de Rougemont, das seit Anfang 2015 Mitglied bei Design Hotels ist, hat rundum meinen Geschmack getroffen. Ein tolles Hotel für ein romantisches Wochenende zu zweit oder für die etwas luxuriösere Chalet-Skiferien-Variante. Zimmerpreise ab 320 CHF/Nacht. Jeweils Sonntags wird im Restaurant Le Roc zum Brunch (65 CHF) aufgetischt. Das wäre doch auch mal einen Ausflug wert.
Hinweis: Ich wurde vom Hotel de Rougemont zu diesem Aufenthalt eingeladen – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.