Der heutige Wandertipp bringt uns ins Urserental am Gotthard. Hier zwischen dem Furka-, Gotthard- und Oberalppass wartet ein alpines Wanderparadies sondergleichen darauf, entdeckt zu werden. Zwei der beliebtesten Wanderungen – der Nepali Highway zwischen der Sidelenhütte und der Albert-Heim-Hütte sowie der Urschner Höhenweg – lassen sich dabei zu einer abwechslungsreichen Zweitageswanderung kombinieren. Die perfekte Tour für alle, die sich auf rot-weiss-rot markierten Bergwanderwegen wohl fühlen und sich mit einer weiss-blau-weiss markierten Strecke herausfordern möchten.
Alpine Zweitageswanderung vom Furkapass über den Nepali Highway nach Andermatt
Der Urschner Höhenweg ist Teil des Furka-Höhenwegs, der in zwei Etappen von Oberwald über den Furkapass bis nach Andermatt führt. Diese aussichtsreiche Wanderung lässt sich mit einem Abstecher ins raue, hochalpine Gelände rund um die höchsten Gipfel der Urner Alpen kombinieren. Das Resultat: Eine vielseitige Hüttentour, die von Moränenlandschaften über Blockstein-Gelände bis hin zu saftig grünen Alpweiden, tiefblau leuchtenden Bergseen und Weitblicken übers Urserental alles beinhaltet. Die Details zu den einzelnen Etappen entnimmst du den nachfolgenden Zeilen.
Und falls du dich jetzt fragst: «Ist diese Tour für mich geeignet?» – dann liess doch bitte die praktischen Tipps am Ende des Beitrags.
1. Wandertag: Aufstieg zur Sidelenhütte
Wer eine Streckenwanderung mit Start auf dem Furkapass plant, der wird früher oder später feststellen, dass die Postautos nicht gerade häufig auf dieser Strecke verkehren. Von Andermatt aus fahren pro Tag gerade mal zwei Kurse direkt über den Pass. Und so bleibt uns – obwohl uns an diesem ersten Tag eine Wanderstrecke von «nur» 8 Kilometer bevorsteht, nichts anderes übrig, als uns kurz nach 5 Uhr aus dem Bett klingeln zu lassen. Aufgrund der ab dem Mittag angekündigten Gewitterfronten sind wir aber gar nicht mal so unglücklich darüber, dass wir unser Tagesziel Postauto-bedingt voraussichtlich zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr erreichen werden. Lieber einen gemütlichen Nachmittag in einer Hütte verbringen, als am späten Nachmittag das Etappenziel verregnet und durchnässt zu erreichen.
Kurz nach 9:00 Uhr erreichen wir die Passhöhe des Furkapasses und damit den Ausgangspunkt unserer Tour. Eigentlich würde der Aufstieg zur Sidelenhütte eine Station früher – beim Hotel Furkablick – starten. Da wir aber sowieso mehr als genug Zeit haben und mir die Vorstellung gefällt, dass wir das Urserental so in der gesamten Länge durchschreiten werden – nehmen wir diese knapp 500 zusätzlichen Meter gerne in Kauf. Die Strecke ist ideal, um sich «einzulaufen» und beim Furkablick «eingewärmt» Richtung Sidelenhütte aufzusteigen.
Mit Blick auf den mächtigen Galenstock folgen wir dem sanft ansteigenden Pfad zuerst über Wiesen und nach der Überquerung des Sidelenbaches über stetig steiniger werdendes Gelände bergauf. Wir kommen flott voran und erreichen nach gut einer Stunde die Sidelenhütte mit ihrer markanten und von weit her sichtbaren A-förmigen Front. Selbstverständlich haben wir hier einen Kuchen-Stopp eingeplant und bewundern dabei die phänomenale Aussicht, die sich uns von der höchstgelegenen Hütte des Kantons Uris aus präsentiert.
Weiter auf dem Nepali Highway zur Albert-Heim-Hütte
Gestärkt geht es nach einer knapp halbstündigen Verpflegungspause weiter Richtung Albert-Heim-Hütte. Der Nepali-Highway startet direkt hinter der Sidelenhütte und leitet einem ohne nennenswerte Steigungen an den Flanken des Bielenhorns entlang in rund zwei Stunden Wanderzeit zur Albert-Heim-Hütte. Seinen Namen verdankt der Weg gemäss dem SAC einstigen nepalesischen Mitarbeitern auf beiden Hütten. Diese suchten nach dem schnellsten/einfachsten Weg, um sich gegenseitig zu besuchen und etablierten dabei die nun als «Nepali Highway» bekannte Route.
Die weiss-blau-weiss markierte Strecke ist dank weniger technisch anspruchsvollen Partien ein toller Einstieg ins Alpinwandern für alle, die sich etwas Kraxelei und Blocksteingelände zutrauen. Im ersten Abschnitt sind zwei nicht besonders exponierte Felsstufen zu überwinden. Die technisch schwierigste Partie bildet eine gut 100 Meter lange Hangquerung über gestapelte Blocksteine auf Höhe des in der Karte ersichtlichen «Seeleins». Die grundsätzliche Wegrichtung ist aber auch hier dank gut sichtbar angebrachten Wegmarkierungen immer klar ablesbar. Einzig der Entscheid, wie ich nun von einem Blockstein zum Nächsten balanciere, bleibt mir überlassen. Ich schaffe es aber diesmal ohne Dramamomente. Somit zahlt sich das stetige Herausfordern der persönlichen Komfortzone aus, oder der Weg ist im Quervergleich zu anderen in den letzten Jahren absolvierten weiss-blau-weiss Strecken wirklich leichter. Ich vermute eher Zweiteres.
Bevor zum Abschluss der kurze Gegenanstieg zur auf einem Felssporn thronenden Albert-Heim-Hütte folgt, muss man nochmals eine Felskante hinabsteigen. Wer sich hier nicht wohl fühlt, kann diese aber auch umgehen.
Den Rest des Nachmittages geniessen wir von der Albert-Heim-Hütte aus die imposante Bergkulisse. Die Hütte wurde im 2018 umfassenden renoviert und präsentiert sich modern und dementsprechend komfortabel. Die Mehrbettzimmer sind in kleine Einheiten unterteilt. Darunter gibt es auch ein Doppelzimmer, das wir uns frühzeitig reserviert hatten.Spannend ist auch der Gästemix: die Hütte ist sowohl bei Tagesbesuchern, Familien, Kletterern und Hochtourengehern beliebt.
Eckdaten der Wanderung Furkapass – Sidelenhütte – Albert-Heim-Hütte
Ausgangspunkt | Postautohaltestelle Furka, Passhöhe (2’429 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 8,0 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 625 m ↘ 516 m |
Dauer | 3:00 h – 3:30 h |
Zielort | Albert-Heim-Hütte (2’539 m ü. M.) |
Verpflegung | Sidelenhütte |
2. Wandertag: dem Urschner Höhenweg entlang nach nach Andermatt
Während die Hochtourengeher am darauffolgenden Morgen bereits um fünf in der Früh losmarschieren, drehen wir uns nach einem kurzen Blick aus dem Fenster nochmals im Hüttenschlafsack um und dösen bis 7:00 Uhr weiter. Wäre das Wetter etwas besser gewesen, dann wären wir für den Sonnenaufgang zum Gipfelkreuz des Schafbergs direkt vor der Hütte aufgestiegen.
Nach dem Frühstück ist uns für den Abstieg Richtung Lochberg doch noch etwas Sonne in Kombination mit einer mystischen Wolkenstimmung gegönnt.
Doch kaum treffen wir auf den Urschner Höhenweg wird alles um uns herum vom Nebel verschluckt. Tja, das wird wohl nichts mit dem aussichtsreichen Genusswandern. Nichtsdestotrotz macht das Auf und Ab auch bei wolkenverhangenen Talflanken Spass. Zumal bei diesem Wetter ausser uns kaum jemand unterwegs ist. Und für die letzten vier Kilometer von Hospental nach Andermatt gibt’s dann zur Belohnung fürs «Durchhalten» doch noch den einen oder anderen schönen Blick aufs Urserental.
Eckdaten der Wanderung Albert-Heim-Hütte – Andermatt
Ausgangspunkt | Albert-Heim-Hütte (2’539 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Hütte nur zu Fuss erreichbar (schnellster Aufstieg ab Tiefenbach) |
Länge | 15,4 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 368 m ↘ 1’472 m |
Dauer | 4:30 h |
Zielort | Bahnhof Andermatt (1’435 m ü. M.) |
Verpflegung | Es bestehen auf der Strecke Albert-Heim-Hütte – Andermatt keine Einkehroptionen |
Für mich auch ohne prächtigen Sonnenunter- und -aufgang eine rundum gelungene Hüttentour. Und wer wie wir frühzeitig bucht, der kann im «Chräiennest» (so heisst das einzige Doppelzimmer) eine richtig komfortable und gemütliche Hüttennacht verbringen. Ideal für alle, die sich die wohlverdiente Nachtruhe nicht von Schnarchnasen verderben lassen möchten.
Praktische Tipps für deine Wanderung auf dem Nepali Highway
- Beim Aufstieg zur Sidelenhütte und dem zweiten Wandertag auf dem Urschner Höhenweg handelt es sich um rot-weiss-rot markierte Bergwanderwege der Schwierigkeit T2.
- Der blau-weiss-blau markierte Nepali-Highway ist gemäss SAC-Berg- und Alpinwanderskale als T3+ eingestuft (anspruchsvolles Bergwandern/Alpinwandern). Bei unserer Begehung war die Route komplett schneefrei. Wenn ihr anfangs Saison unsicher seid, ob es noch Schneefelder auf der Strecke gibt, dann erkundigt euch am besten im Vorfeld bei den Hüttenwarten der Sidelen- oder Albert-Heim-Hütte. Mit Altschneefelder sind insbesondere die Blockstein-Partien schwieriger zu passieren.
- Wir haben mehrere Familien angetroffen, welche den Nepali-Highway mit ihren Kindern machen. Auch hier gilt: Die Tour ist für Kinder machbar, sofern diese über die dafür erforderliche Erfahrung/Kondition sowie Trittsicherheit mitbringen.
- Die Sommersaison der Albert-Heim-Hütte dauert von Mitte Juni bis Mitte Oktober (je nach Schneefall/Wintereinbruch im Herbst). Die Übernachtungspreise variieren je nach Zimmerkategorie. Wir haben als nicht-SAC-Mitglieder fürs 2er Zimmer 145 CHF pro Person inkl. Halbpension bezahlt. Aktuelle Preisinformationen entnehmt ihr der Website der Albert-Heim-Hütte.
- Die Sidelenhütte ist ebenfalls von Mitte Juni bis Mitte Oktober geöffnet.
- Beachtet, dass sich beide Hütten in Höhenlagen über 2’500 Meter über Meer befinden. Der Schnee bleibt hier länger liegen und im Herbst kann hier auch schnell mal wieder Neuschnee fallen. Generell sollte man im Vorfeld der Tour die Wetterprognosen konsultieren.