Spontanität hat seine Tücken. Eine kurzfristige wetterbedingte Absage eines länger geplanten Ausfluges konfrontierte uns mit einem «Wochenende ohne Pläne» und dementsprechend mit viel zu vielen Optionen, was wir alles unternehmen könnten. Und so diskutierten wir am Freitagabend zig Wandervarianten durch: Suonenwanderung im Wallis? Oder auf einen Gipfel? Hmmm, eigentlich hatte ich mir für dieses Jahr noch die Schrattenfluh vorgenommen – aber wird das Wetter halten? Für die Ostschweiz ist das Wetter am besten gemeldet… Ja, aber dort gibt es kein Bergpanorama! Eben doch Wallis…? Da fährst du drei Stunden hin und wirst danach garantiert verregnet.
Es war ein ewiges Hin und Her. Ich hätte wirklich gerne im Wallis eine hochalpine Tour unternommen, aber schlussendlich siegte die Vernunft. Und statt dramatisch schroffe Gipfel begrüssten uns am Samstagmorgen im nordöstlichsten Zipfel der Schweiz liebliche Hügelzüge. Der Randen zieht sich vom Kanton Schaffhausen bis nach Baden-Württemberg und gehört zur Tafeljura-Landschaft, die sich von Basel bis nach Coburg erstreckt. Er befindet sich innerhalb des Regionalen Naturparks Schaffhausen, der sich seit 2014 in der Einrichtungsphase befindet. Ich weiss nicht, wie es euch geht: Ich kenne Schaffhausen, den Rheinfall und Stein am Rhein – aber die idyllische und vor allem vielseitige Tallandschaft hinter Schaffhausen war mir bis dato gänzlich unbekannt. Nur bin ich mir im ersten Moment nicht sicher, ob wir mit diesem Ausflug den Wetterpoker verspielt haben. Auf den ersten Kilometern durchs Doschdetaal marschieren wir geradeaus auf dunkle Wolken zu. «Super!», denke ich mir, als ich den ersten zaghaften feuchten Tropfen spüre.
Je weiter wir uns den Randenflanken entlang hocharbeiten, desto mehr blaue Flecken können wir durchs Blätterdach erahnen. Und bei der ersten grossen Lichtung – der Langackerhaalde – blenden uns doch tatsächlich die Sonnenstrahlen. Herrlich!
Wir kommen auf den breiten Kieswegen zügig voran, passieren einen Picknickplatz sowie kurz darauf die Wirtschaft Schlossranden (grundsätzlich hätte die einfache Waldwirtschaft an den Wochenendtagen geöffnet – aber wir sichteten um 11:00 Uhr morgens noch niemanden…) und folgen dann dem schmalen Pfad hinauf zum Schleitheimer Randenturm. Während wir unterwegs viele verschiedene Grünnuancen bewundern, bietet der Aussichtsturm den erhofften Weitblick übers Blätterdach hinaus bis ins Mittelland. Von hier oben lässt sich auch erahnen, wie toll der Anblick des Laubmischwaldes im farbenfrohen Herbstgewand sein wird. Hat durchaus «Indian Summer Feeling» Potenzial.
Ab hier folgt der Abstieg über weichen Waldboden bis zum Strickhof und von dort den bewirtschafteten Feldern entlang hinunter nach Schleitheim. Witzig finde ich das «Strick-Rad» am Wegrand. Mein Treffer lautete «Gönne dir ein Gläschen mit dem Randenwirt» – Tja, schade haben wir den oben nicht angetroffen. Der ist wohl auch von einer anderen Wetterprognose ausgegangen und hat sich einen freien Samstag gegönnt.
Als Tipp für alle, die wie ich mit knurrendem Magen in Schleitheim eintreffen (wir nehmen für so kurze Wanderungen normalerweise keinen Proviant mit): Entweder es fährt grad ein Bus zurück nach Schaffhausen und ihr vertröstet euren Magen um eine halbe Stunde oder ihr kehrt im sympathischen Gasthof Post an der Schwarzwaldstrasse 4 in Schleitheim ein. Ihr müsst dafür einfach in westliche Richtung durchs lang gezogene Dorf navigieren, bis ihr zur Hauptstrasse kommt. Die Spezialität des Hauses sind Forellen – und die sind echt gut. Ergänzt wird das kleine Menü mit saisonalen Gerichten (aktuell hat es Wild im Angebot). Was für den Gasthof Post spricht, sind das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und die nette Bedienung.
Praktische Infos zur Wanderung über den Randen
Der Routenverlauf von unserer Wanderung von Merishausen über den Randen nach Schleitheim kann nachfolgender Karte entnommen werden. Die Distanz beträgt rund 10.5 Kilometer. Dabei ist bis zum Randenturm eine Steigung von 450 Höhenmeter zu überwinden. Der Abstieg nach Schleitheim beträgt 400 Höhenmeter. Wer für die Wanderung drei Stunden einrechnet hat genügend «schpazig» um die Aussicht vom Schleitheimer Randenturm in vollsten Zügen zu geniessen – wir waren bei zügigen Marschtempo inklusive Turmaufstieg gut 2.5 Stunden unterwegs. Den Ausgangspunkt der Wanderung in Merishausen erreicht man ab Zürich mit einmal Umsteigen in Schaffhausen in einer Stunde und 15 Minuten (Buslinie Nr. 23 nehmen und bei Haltestelle Merishausen im Kerr aussteigen). Ab Schleitheim gibt es eine stündliche Busverbindung zurück nach Schaffhausen.
Wanderung Merishausen – Randenturm – Schleitheim: Eckdaten unserer Tour
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Merishausen, Im Kerr |
Länge | 10,4 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 441 m ↘ 391 m |
Dauer | 3:00 h |
Zielort | Bushaltestelle Schleitheim, Poststrasse |
Liebe Anita,
vielen Dank für die tolle Empfehlung. Heute gehen meine Freundin und ich zwar seit langem wieder über dem Grad des Uertlibergs und den dortigen Bauernhöfen, aber die von Dir vorgeschlagene Tour ist perfekt für die nächsten Indian Summer – Wochen.
Liebe Grüsse
Wolfgang
Oh der Uetliberg-Grat ist natürlich auch toll – mir fehlt dort noch die Teilstrecke Albispass-Uetliberg (habe erst die Etappe Sihlwald-Albispass bewältigt) :)
Danke für deinen ausführlichen Bericht.
Die Gegend ist auch mir gänzlich unbekannt, obwohl es nur wenige Kilometer von mir entfernt liegt.
Werde ich in Angriff nehmen..
Da geht’s uns ja allen gleich, dass wir die nahen Ecken am wenigstens gut kennen ;) freut mich, wenn dir der Bericht gefällt :)