Rund neun Stunden müssen für die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Zürich nach Kals am Grossglockner eingerechnet werden. Mit dem Auto dauert’s – ohne Stau – knapp sechs Stunden. Und dabei sagt man doch gerne, dass es nach Tirol nur einen Katzensprung ist. Doch Obacht, Tirol gliedert sich in einen nördlichen und einen östlichen Teil. Der östliche nennt sich „Osttirol“ und liegt – ich erlaube mir diesen Ausdruck – am Arsch der Welt. Vor einem Jahr habe ich auf der Durchfahrt nach Slowenien das erste Mal Bekanntschaft mit Osttirol gemacht und mir den Bezirkshauptort Lienz – eine schmucke Kleinstadt – angeschaut.
Letzte Woche hatte ich im Rahmen der zweiten atb_experience (eine Veranstaltung der Österreich Werbung, die 100 internationale Reiseveranstalter, Meinungsbildner und Journalisten aus insgesamt 28 Nationen mit rund 100 österreichischen Gastgebern zusammenbringt) erneut Gelegenheit, Einblicke in die beeindruckende Bergwelt Osttirols zu erhalten. Und eins war von Beginn weg klar, die Location passte perfekt zum Konferenzthema „Nature Reloaded“. Denn Osttirol ist definitiv anders als das Tirol ännet dem Arlberg. Es ist reduzierter, ursprünglicher, authentischer und entschleunigend.
Wo Natur auf Design trifft
Wie gesagt, Kals am Grossglockner liegt nicht gerade ums Eck. Die Ortschaft punktet mit ihrer einmaligen Lage direkt am Fusse des höchsten Bergs Österreichs, hatte aber bis vor wenigen Jahren mit Abwanderung zu kämpfen. Die Trendwende kam mit der Eröffnung des Gradonna****S Mountain Resort Châlets & Hotel. Die Hotelanlage liegt eingebettet in die alpine Umgebung oberhalb des Dorfkerns. Auffällig ist einzig das elfstöckige Turmgebäude des Haupthauses, das sich keck aus dem Wald erhebt. Bei der Architektur wurden neue Massstäbe punkto Nachhaltigkeit und Verwendung lokaler Ressourcen gesetzt. Erwähnenswert sind zum Beispiel die Fassaden, die mit Holzschindeln eingekleidet wurden.
Die innovative Herangehensweise wurde 2014 mit der Nominierung für den Staatspreis Architektur 2014 für Tourismus und Freizeit honoriert. Leider blieb mir aufgrund des dicht gefüllten Aktivitätenprogramms der Konferenz kaum Zeit, um die Vorzüge des Hotels auszukosten und auf den Wasserbetten mit Bergblick gebührend zu relaxen. Für mich wäre das Hotel aber definitiv Grund genug, extra dafür die lange Anreise in Kauf zu nehmen. Wer einen stilvollen Rückzugsort weit ab vom Schuss sucht, ist hier an der richtigen Adresse.
Frühstück mit Grossglocknerblick
Hotelgäste des Gradonna geniessen im Winter die Vornehmlichkeiten eines Ski-In & Ski-Out-Ressorts und im Sommer locken über 250 Kilometer Wanderwege im Nationalpark Hohe Tauern. Ein Paradies für Outdoor-Liebhaber. Auf keinen Fall verpassen sollte man die Adler Lounge auf 2‘500 m ü. M., die man ab Kals entweder zu Fuss oder bequem mit der Seilbahn erreicht. Wir haben hier oben mit Blick auf das beeindruckende Bergpanorama mit einem ausgiebigen Frühstück den Tag eingeläutet. Als hätten wir es bei Petrus bestellt, enthüllten die Wolken pünktlich um 8:00 Uhr den Gipfel des Grossglockners. Bei klarem Wetter beinhaltet der Panoramablick über 60 Dreitausender.
Der schönste Talschluss der Ostalpen
Von den Lienzer Dolomiten über das Hochpustertal bis hin zu der Nationalparkregion und dem Defereggental gibt es in Osttirol unzählige Ausflugsmöglichkeiten für Wanderer und Biker. Die Programmwahl fiel mir auch dementsprechend schwer. Schlussendlich fiel mein Entscheid auf den Kutschenausflug nach Innergschlöss. Das Gschlösstal ist ein Seitental des Tauerntals und gehört zum Gemeindegebiet von Matrei in Osttirol. Wer motorisiert anreist, muss sein Auto beim Matreier Tauernhaus am Taleingang parken. Von hier aus geht’s nur zu Fuss oder mit der Pferdekutsche Richtung Talschluss.
Besonders reizvoll sind die beiden Almsiedlungen Aussergschlöss und Innergschlöss und die dazwischenliegende Felsenkapelle (zu Fuss in ca. 1h 15 min erreichbar). Am liebsten hätte ich mich gleich in einer diesen schmucken Almhütten einquartiert. Weitere 30 Minuten dauert’s bis zum Talschuss, wo man quasi direkt vor der imposanten Gletscherwand des Grossvenedigers steht. Gestärkt haben wir uns im Anschluss mit Käsespätzle im Venedigerhaus.
Bei meiner Reisebloggerkollegin Lea gibt’s übrigens einen ausführlichen Osttirol-Reiseführer. Lesenswert!
Ich war auf Einladung von Österreich Tourismus in Kals. Vielen Dank hierfür! – Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Ich war selber erst anfangs Juni das erste Mal in Österreich und dabei gleich mit dem Motorrad auch über die Hochalpenpanoramastrasse des Grossglockner (Die Fahrt kostet ein kleines Vermögen an Strassenmaut, dafür können Schweizer Passstrassen aber einpacken) gefahren. Von Norden nach Süden. Leider war es bei der Tour eher stark bewölkt bis leicht regnerisch doch liessen sich die Bergmassive erkennen.
Wie so oft bleibt das links und rechts von der Strasse mit dem Motorrad nicht immer einsehen. Darum umso schöner noch einige Bilder mit anderer Sichtweise zu sehen. Auch für mich wird der Grossglockner wieder einmal besucht. Lässt sich übrigens super mit einem Abstecher in die Dolomiten verbinden ;)
Ja oder mit einem Abstecher nach Slowenien ;) Das einzige Problem der Gegend ist halt, dass sie für ÖV-Reisende wirklich schampar abgelegen liegt. Aber schön ist es da!