Ende August verbrachten wir ein Wochenende im Engadin. Dies unter anderem, um das neue Gourmetrestaurant in der Krone La Punt zu testen und zum anderen für die jährliche Dosis «Engadiner Wanderglück». Das Wetter spielte dann grossmehrheitlich auch richtig gut mit und bescherte uns zwei tolle Wandertage. Nachfolgend findet ihr die Routenbeschriebe der zwei absolvierten Wanderungen. Beide Touren führen an wunderschönen Bergseen vorbei.
Tipp 1: vom Muottas Muragl nach La Punt
Für die erste Wanderung geht’s zuerst hoch hinaus. Und zwar steuern einen der bekanntesten Aussichtsberge des Oberengadins – den Muottas Muragl – an. Wir haben uns diese Tour für den Anreisetag herausgesucht, da sie uns direkt (bzw. über steinige 19 Kilometer) zur Krone La Punt führt. Für mich ist es der erste Abstecher auf den Muottas Muragl während der Sommersaison. Bisher war ich immer im Winter oben und wow – die Aussicht dünkt mich im Sommer noch fast etwas imposanter, als wenn man auf die eingeschneite Engadiner Seenplatte runterguckt.
Wir folgen von der Bergstation des Muottas Muragl nicht der beliebten Senda Segantini talwärts Richtung Pontresina, sondern steigen einem angenehm zu gehenden Pfad folgend Richtung Lej Muragl auf. Bis ans Ufer des stahlblau schimmernden Bergsees dauert es eine knappe Stunde. Ab hier steht uns noch ein kurzer, knackiger Aufstieg über Geröllfelder zum Passübergang Fuorcla Muragl bevor. Ausser uns scheint sich an diesem Tag niemand für diese Tourenvariation zu interessieren. Mit ein Grund dürfte die Streckenlänge sein. Vom Passübergang sind es nämlich noch fast 14 Kilometer, bis man die erste öV-Haltestelle in La Punt erreicht.
Wir sind uns das aber bewusst und geniessen in den nächsten Stunden die Weite und Abgeschiedenheit, die uns hier hinten im Val Prüna erwartet. In der Ferne sichten wir ein paar Gämsen – mit Glück kann man hier auch Steinböcke beobachten. Der Abstieg führt uns an der Alp Prüna vorbei zur Alp Serlas, wo schon von Weitem der eindrucksvolle Maiensäss-Bau aus dem 19. Jahrhundert ins Auge sticht. Das Gebäude ist ein Denkmalschutzobjekt, das aber – so weit wir das gesehen haben – leer steht.
Die letzten sechs Kilometer von Serlas durchs Val Chamuera talauswärts nach La Punt erfordern etwas Durchhaltewille. Der Bergwanderweg geht hier nämlich in einen eher breiten und nicht besonders spannenden Kiesweg über. Dafür gibt es an dieser Strecke an zwei Stellen sehr nette Feuerstellen mit Picknicktischen (Brennholz ist ebenfalls vorhanden).
Eckdaten der Tour Muottas Muragl – Fuorcla Muragl – Serlas – La Punt
Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung vom Muottas Muragl über den Fuorcla Muragl nach La Punt entnehmen. Es handelt sich bis auf Höhe Alp Prüna um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2. Der Abschnitt von der Alp Prüna via Serlas nach La Punt ist eher einem gelb markierten Wanderweg der Schwierigkeitsstufe T1 zuzuordnen (von la Punt bis nach Serlas und retour kann der Weg auch mit dem Kinderwagen begangenen werden). Trittsicherheit ist punktuell beim Aufstieg vom Lej Muragl auf den Passübergang gefordert. Ansonsten ist der Weg technisch nicht weiter anspruchsvoll – zu beachten ist, dass aufgrund der Streckenlänge eine Grundkondition wichtig ist.
Die Standseilbahn auf den Muottas Muragl ist während der Sommersaison von anfangs Juni bis Ende Oktober (23. Oktober) in Betrieb. GA und Halbtax sind hier leider nicht gültig. Eine einfache Bergfahrt kostet für Erwachsene während der Sommersaison 28 CHF (Preisstand 2022).
Ausgangspunkt | Bergstation Muottas Muragl (2’454 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Mit der Standseilbahn erreichbar |
Länge | 19 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 605 m ↘ 1’370 m |
Dauer | 5:45 h |
Zielort | Bahnhof La Punt Chamues-ch (1’685 m ü. M.) |
Verpflegung | Picknick (ausser beim Ausgangspunkt auf dem Muottas Muragl keine Einkehroptionen) |
Tipp 2: auf der Via Albula über den Fuorcla Crap Alv
Wir haben uns nicht nur für den Anreisetag, sondern auch den Abreisetag eine passende Wanderung rausgesucht. Der Ausgangspunkt für diese Tour ist im Nachbardorf Bever. Ursprünglich wollten wir die Tour in Spinas starten. Da es aber nur wenige schnelle Verbindungen von La Punt nach Spinas gibt und diese zeitlich nicht so ganz in unseren «Fahrplan» passen, entscheiden wir uns die Tour einfach um die gut 4 Kilometer, die es von Bever nach Spinas sind, zu verlängern.
Etwas, dass ich euch in jedem Fall weiterempfehlen kann: Der sogenannte Märchenweg wird seinem Namen gerade in den frühen Morgenstunden wirklich mehr als gerecht. Eine tolle Strecke, um sich «warm zu laufen» und dabei die Natur rundherum zu geniessen. Mit dem fortschreitenden Herbst und den sich gelb färbenden Lärchen wird dieser Streckenabschnitt bestimmt noch spektakulärer.
Beim Gasthaus Spinas genehmigen wir uns eine kurze Kaffeepause, bevor wir den Aufstieg der Via Albula folgend Richtung Fuorcla Crap Alv fortsetzen. Auf den nächsten Kilometer versetzt mich die Schönheit des Val Bever Schritt um Schritt ins Staunen. Wie schön es hier ist! Landschaftlich definitiv mit einer der schönsten Wanderungen in diesem Jahr.
Beim Passübergang staunen wir etwas aber der ausgeschilderten Zeit. Nur noch 1 ¾ Stunden soll es bis ans Ziel nach Preda dauern? Das ist definitiv eine sehr sportliche Zeitangabe, wie wir später am Bahnhof Preda feststellen werden. Ohne Pause und in normalem (bzw. eher zügigem) Gehtempo werdet ihr gut zwei Stunden benötigen. Abgesehen von der seltsamen Zeitangabe erwarten uns auf dieser Seite des Passübergangs eine deutlich kargere Landschaft und der Tiefblick auf die türkisen Lais digl Crap Alv.
Wir queren die Albulapassstrasse und wandern der rechten Hangkante folgend talwärts zum Bauernhof Crap Alv und von dort durch einen verwunschenen Arvenwald ans Ufer eines der schönsten Bergseen der Schweiz: der Lai da Palpuogna.
Was für eine prächtige Kulisse zum Abschluss dieser Tour!
ps. rechnet für die verbleibende Strecke zum Bahnhof Preda mindestens 30 Minuten Zeit ein. Der Wanderweg führt nämlich im Zick-zack um den Bahnhof und bei einem stündlichen Bahnanschluss ist es doof, wenn man den Zug deswegen um 5 Minuten verpasst. Falls es euch dennoch wie uns ergehen sollte, dann kann ich euch empfehlen, zur Zeitüberbrückung ein Plätzchen auf der Sonnenterrasse des Hotels Preda Kulm zu suchen. Uns hat die dortige Getränke- und Menü-Auswahl (als auch die Qualität) positiv überrascht.
Eckdaten der Tour Bever – Spinas – Fuorcla Crap Alv – Preda
Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von Bever via Spinas nach Preda entnehmen. Es handelt sich hierbei um eine Etappe der Via Albula/Bernina (Route 33). Der Wanderweg ist durchgehend als weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg markiert, wobei der erste Abschnitt (Bever – Spinas) eher den Charakter eines gelb markierten Wanderwegs aufweist. Der Aufstieg vom Val Bever auf den Passübergang Fuorcla Crap Alv ist in der Tendenz eher ausgesetzt. Wer nicht schwindelfrei ist, könnte sich punktuell etwas unwohl fühlen.
Ausgangspunkt | Bahnhof Bever (1’710 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 16,3 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 958 m ↘ 880 m |
Dauer | 5:30 h |
Zielort | Bahnhof Preda (1’780 m ü. M.) |
Verpflegung | Gasthaus Spinas |
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