Wiesn, Bier und Schickeria – diese drei Stichworte verband ich mit München. Und da es für mich Spannenderes gibt, war die Landeshauptstadt Bayerns lange Zeit nicht als potenzielles Städtereiseziel auf meinem Radar. Etwas Ignorant, wenn man selbst in Zürich wohnt – einer Stadt, die mit ähnlichen Vorurteilen kämpft und die trotzdem mit klischeefreien coolen & lässigen Orten punktet. Genauso ist das auch in München. Wir haben uns das schönste Frühlingswetter ausgesucht und die Stadt an einem verlängerten Märzwochenende ausgiebig erkundet. Fazit: Ich werde wiederkommen – drei Tage sind definitiv zu kurz, um all die spannenden Ecken der Stadt zu erkunden.
Nachfolgend habe ich unsere top Tipps für einen München-Wochenendtrip zusammengefasst. Darunter sind einige klassische Sehenswürdigkeiten, aber auch zahlreiche Spots, die auf keiner Top 10 Liste zu finden sind und München in einem neuen Licht präsentieren.
München Tipp #1 Alter Peter mit Überblick
Meinen Rundgang durch München starte ich an einem «Hotspot». Den Marienplatz als zentraler Platz Münchens und Ausgangspunkt der weitläufigen Fussgängerzone möchte ich mir nicht entgehen lassen. Direkt angrenzend zum Marienplatz befindet sich der ebenso bekannte Viktualienmarkt mit seinen zahlreichen verlockenden Food-Ständen und der Alte Peter. Die älteste erwähnte Pfarrkirche der Stadt zählt zu Münchens Wahrzeichen und bietet mit ihrer Aussichtsplattform einen der besten (und kostengünstigsten) Blicke über die Stadt. Der Eintritt kostet 3 Euro plus etwas Schweiss (die über 300 Treppenstufen lassen sich nur zu Fuss überwinden).
München Tipp #2 Werksviertel-Mitte: ein Quartier im Umbruch
Kräne, Bagger und Gerüste dominieren südöstlich vom Bahnhof München Ost das Stadtbild. Das einst rein industriell geprägte Werksviertel befindet sich mitten im Umbruch und zählt zu Münchens spannendsten Baustellen. Da ich beruflich selbst immer mal wieder mit Arealumnutzungen zu tun habe, konnte ich mir einen Rundgang durch das Viertel nicht entgehen lassen. Mit Glück tüpfte ich genau einen der Freitage, an dem einer der gefragten Geländerundgänge durch das Werksviertel-Mitte stattfand (zur Terminübersicht).
Auch ohne Führung lohnt sich ein Abstecher ins Werksviertel-Mitte. Wo einst Pfanni Kartoffeln zu küchenfertigen Produkten verarbeitete, entsteht Stück für Stück ein neues, bunt durchmischtes Stadtquartier. Wohnraum, Ateliers, Gewerbeflächen, Sport- und Freizeitnutzungen sowie das neue Konzerthaus des Bayerischen Rundfunks sollen dereinst hier angesiedelt werden. Bemerkenswert finde ich das ausgeklügelte Zwischennutzungskonzept. Dazu zählt das Container Collective, das seinen Standort dem Baufortschritt anpasst. Diesen Frühling ergänzt ein Riesenrad auf dem Baufeld des Konzerthauses die Attraktionen vor Ort. Die nächsten ein, zwei Jahre lässt sich hiermit die Stadt (und das Dach vom Werk 3, wo Schafe beheimatet sind) überblicken. Allemal spannend und für mich in vielerlei Hinsicht ein äusserst erhellender Abstecher.
München Tipp #3 Alternativ shoppen im Glockenbachviertel
Das Pendant zur Zürcher Bahnhofstrasse ist in München die Maximilianstrasse. Ähnlich wie in Zürich, haben sich aber auch in München zwischenzeitlich viele alternative und kleine Labels eingenistet. Die Frage ist nur, wo man diese findet. Einen guten Überblick gibt der dreistündige Slow Down Walk durchs Glockenbachviertel. Die Tour wird diesen Frühling vom Münchner Stadtmagazin MUCBOOK im Sinne einer «Pilotphase» durchgeführt und zeigt interessierten Münchnerinnen und Münchner (und auswärtigen Gästen) ausgewählte Shops im Glockenbachviertel. Unser Rundgang startet beim Shop «About Given», wo fair und organische produzierte Bekleidung verkauft wird. Inhaberin Brigitte von Puttkamer legt grossen Wert darauf, dass alle Produkte auch praktisch und beständig sind – etwas, dass ich unglaublich wichtig finde. Ausgefallenere Teile finden sich bei Akjumii einen Strassenzug weiter nördlich. Im Store mit Atelier fertigen die beiden jungen Label-Gründerinnen auf Nachfrage auch massgefertigte Kleider an.
Vintage-Liebhaberinnen dürfen sich auf keinen Fall die Wunderkammer von Alva Morgaine entgehen lassen. «Die meisten Leute kommen zwei- bis dreimal, bis sie sich zum ersten Mal etwas kaufen», erzählt uns Alva. Beim ersten Mal ist fast jeder erschlagen ab der Flut an Sammelstücken und bunte bemusterten Unikaten.
Bio-Café, Bio-Fashion-Store und Shop für aussergewöhnliche Geschenkideen in einem ist das Phasenreich in der Reichenbachstrasse. Ein wunderbarer Ort, um zu Stöbern und das eine oder andere schöne Stück zu shoppen.
München Tipp #4 Einblick & Weitblick im Olympiapark
Nach dem gemütlichen Morgenspaziergang durchs Glockenbachviertel stehen am Nachmittag schnellere Tempi im Fokus. Man glaubt es kaum, aber zu Münchens Hauptattraktionen zählt die geschäftige BMW Welt im Norden des Stadtzentrums. Die kombinierte Ausstellungs-, Auslieferungs- und Eventhalle des Autobauers direkt neben der U-Bahn-Haltestelle Olympiazentrum kann kostenlos besichtigt werden. Wir sind auf dem Weg zum dahinterliegenden BMW Museum kurz durchspaziert. Während die Besichtigung der BMW Welt gratis ist, kostet der Eintritt ins Museum 10 Euro. Interessante Einblicke rund ums Thema der Elektromobilität bietet hier die aktuelle Wechselausstellung «BMW i. Visionary Mobility». Den Rest des Museums hat mich nicht aus den Socken gehauen, ich bin aber auch kein Auto Freak.
Der Abstecher zum Olympiazentrum lohnt sich aber nicht nur wegen der BMW Welt und dem Museum, sondern auch wegen des weitläufigen Olympiageländes und des Olympiaturms. Zum einen kann ich euch den frei zugänglichen Spazierweg hoch zum Olympiaberg empfehlen. Zum anderen gibt es den besten Ausblick vom 291 m hohen Olympiaturm (Kosten 9 Euro). Unterhalb der dreistöckigen Aussichtsplattform befindet sich ein Drehrestaurant. Es lohnt sich, für den Abstecher bei schönem Wetter den Sonnenuntergang anzuvisieren.
München Tipp #5 Kultur kompakt: Kunstareal München
In der zentral gelegenen Maxvorstadt mitten in München findet sich in einem Perimeter von 500 x 500 Meter ein kompaktes Angebot von rund 25 Museen, Ausstellungshäusern und kulturellen Einrichtungen. Überraschenderweise ist vielen nicht bekannt, mit welcher Fülle an namhaften Kunstwerken und Institutionen das Kunstareal München punktet. Und so empfängt uns am frühen Sonntagmorgen vor der Alten Pinakothek gähnende Leere – einzig auf der weitläufigen Wiese davor hat sich jemand bereits sein Sonnenplätzchen gesichert. Ein idealer Zeitpunkt also, um die imposanten Räumlichkeiten der Gemäldegalerie im Obergeschoss zu bewundern (der Eintritt kostet am Sonntag jeweils nur einen Euro).
Nebst der Alten Pinakothek lohnt sich auch der Blick in die Pinakothek der Moderne (schon nur wegen der imposanten zwölfteiligen Glaskuppel in der Eingangshalle) sowie der Besuch des Museums Brandhorst, das sich der modernen und zeitgenössischen Kunst widmet.
Insgesamt spannend ist der Architekturmix im Kunstareal, der einiges über die Vergangenheit Münchens verrät. Nebst modernen Museumsgebäuden finden sich rund um den Königsplatz Bauten des europäischen Klassizismus, denkmalgeschützte Stadtvillen wie der Lenbachpalais, Zeitzeugen des Nationalsozialismus und direkt daneben das 2015 eröffnete streng kubisch gehaltene NS-Dokumentationszentrum.
Tipp: nehmt euch einen halben Tag Zeit für einen Bummel durchs Kunstareal. Startet beim Königsplatz und pickt euch danach zwei oder drei Museen raus. Einen schönen Überblick über das Areal bietet das Café im Vorhoelzer Forum (nicht leicht zu finden, da es sich zuoberst im Gebäude befindet) und feines Eis gibt’s direkt vis-à-vis vom Museum Brandhorst beim Ballabeni Icecream Stammhaus.
München Tipp #6 Hier lohnen sich Umwege
Architekturfans finden in München einige spannende Fotospots, die sich teils von aussen unscheinbar in Innen- oder Hinterhöfen verstecken.
Kein Geheimnis ist, dass es in München einige schön gestaltete U-Bahn-Haltestelle gibt. Wer hier fotografieren möchte, der besorgt sich am Besten im Vorfeld eine Fotogenehmigung.
Weniger bekannt dürfte Münchens endlose Treppe sein. Das Kunstwerk des dänischen Künstlers Olafur Eliasson versteckt sich in der Ganghoferstrasse 29 und gibt ein tolles Fotomotiv ab.
Ein spannendes Sujet bietet auch das Jüdische Museum beim Sankt-Jakobs-Platz. Interessant ist hier die stimmige Ensemble-Wirkung aus Synagoge, Museum und Gemeindehaus und der zusammenhängenden Platzfläche dazwischen.
In jedem Fall sehenswert sind die zentral gelegenen Fünf Höfe. Die Einkaufspassage mitten in historischer Bausubstanz wurde von Herzog & de Meuron umgesetzt und begeistert mit schön gestalteten und mit Kunstwerken ausgestatteten Innenhöfen. Selbst Shoppingmuffel, zu denen ich mich zähle, können hier beim Durschlendern Spannendes entdecken (dabei immer mal wieder den Blick nach oben richten).
München Tipp #7 Hang Loose im Englischen Garten
Definitiv eine der top Sehenswürdigkeiten von München und bei schönem Wetter ein «must» ist ein Spaziergang oder eine Velofahrt durch den englischen Garten. Ich empfehle einen Stopp bei der Eisbachwelle, wo sich wagemutige Surfer in die heimtückische Welle stürzen sowie einen Schlenker zum Biergarten beim Chinesischen Turm – ein schlicht kurioser Anblick.
München Restaurant-Tipps: Bayrische Küche mit Twist
Wir haben es tatsächlich geschafft, bei unserem dreitägigen Besuch in München in keinem einzigen Biergarten eine Pause einzulegen. Dafür haben wir euch an dieser Stelle einige Restaurant-Tipps, die die Bayerische Küche neu interpretieren und bei denen lokale Produkte im Vordergrund stehen.
So zum Beispiel im Meisterstück im Stadtteil Haidhausen. Im klein gehaltenen Lokal dreht sich alles um ausgewählte Münchner Brau- und Metzgermeister. Das Fleisch der Handwerksbetriebe wird entweder gegrillt oder im Smoker zubereitet und dazu gibt’s Brote der Brotmanufaktur Schmidt. Im Hinterhof wird zudem das hauseigene Bier namens Hopfenhäcker gebraut. Wenn ihr Fleisch und Bier mögt, dann empfehle ich euch, einen Roten Münchner und dazu die Feuer Combo bestehend aus Haidhauser Bratwurst, Irschenberger Käsekrainer, Sauerkraut und Kartoffelsalat zu bestellen. Gut und gemütlich.
Update 2022: leider hat das Restaurant Meisterstück dauerhaft geschlossen
Grösser und gedrängter ist es im Bapas. Das innovative Restaurant überzeugt aber mit einem gut aufgeteilten Raumkonzept und einer gluschtigen Karte, die Bayerische Spezialitäten in «klein» beinhaltet. So kann man ohne schlechtes Gewissen der Figur gegenüber häppchenweise Mini Schweinebraten, Kasspatzn, Leberkäse und Reiberdatschi probieren. Wer etwas mehr Hunger und Durst mitbringt, der kann sich ans Beerpairing Menu wagen. Wir haben hier nur den letzten Gang (Mini Schokogugelhopf mit Riedenburger Dolden Dark) probiert und fanden die Kombi absolut klasse.
Moderne bayerische Küche auf einem gehobenen Niveau gibt’s im Schwarzreiter, wo aktuell Deutschlands jüngste Sternenköchin Maike Menzel wirkt. Das Restaurant befindet sich im Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski an nobelster Adresse – doch sympathischerweise kann man dort auch problemlos in Freizeitkleidung mit dem Velo vorfahren und wird ebenfalls nett empfangen (wir haben’s getestet). Es gibt eine Fine Dining und eine Casual Dining Karte. Das nachfolgend abgebildete Gericht ist ein Gang von der Casual Dining Karte (Geräucherter Saibling Königssee) und kostet 17 Euro.
Auch wenn es sowohl im Meisterstück als auch im Schwarzreiter vegetarische Optionen gibt, empfehle ich Vegetariern an dieser Stelle einen Lunch im Tian München. Nachdem sich das Tian in Wien bereits 2014 einen Michelin Stern erkochte, wurde nun auch die Münchner Filiale mit einem Stern beehrt. Am Mittag bietet der Tian Light Lunch (3 Gänge 47 Euro) einen schönen Auszug der vegetarischen Gourmetküche.
Eine schnelle & gesunde Mittagsstärkung findet ihr bei Urban Soup direkt am Viktualienmarkt. Wir sind dort mit dem Slow Down Walk vorbeigekommen und durften einige Suppen «testschlürfen». Fazit: sehr lecker!
Nebst dem Meisterstück habe ich zwei weitere empfehlenswerte kulinarische Stopps in Haidhausen ausfindig gemacht. Und zwar das True & 12 Handmade Ice Cream (Rosenheimer Str. 14 ) für die süsse Pause zwischendurch und die lässige Juliet Rose Bar ( Rosenheimer Str. 15) für den Absacker nach dem Abendessen im Meisterstück.
Hotel Tipp: lässige Bleibe in bahnhofsnähe
Übernachtet haben wir auf Empfehlung von München Tourismus im Ruby Lilly beim Stiglmaierplatz, wo sich auch der alteingesessene Löwenbräukeller befindet. Ursprünglich hatte ich als mögliche Unterkunft das 25hours Hotel Bavaria oder das Roomers in Betracht gezogen. Das Ruby Lilly entpuppte sich aber als perfekte Alternative. Das Hotel liegt in fussläufiger Distanz zum Königsplatz (Kunstareal), Maximiliansplatz sowie Hauptbahnhof. Die Lobby überzeugt mit einem lässig, luftigen Design, das Frühstücksbuffet ist Klasse (das sage ich selten) und das Ganze kostet auch kein Vermögen. Die Zimmerpreise variieren je nach Saison, Auslastung sowie Zimmerkategorie (es gibt vier Kategorien) und beginnen bei rund 140 CHF pro Nacht / Zimmer.
Weitere praktische Tipps für München
- Die Anreise von Zürich nach München dauert mit dem Zug 5 und mit dem Fernbus (ohne Stau) 4 Stunden. Wir sind auf dem Hinweg mit dem Zug und auf dem Rückweg mit dem IC Bus gereist – beide Tickets waren gleich teuer.
- Wer in München mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs sein möchte und gleichzeitig von Rabatten bei Sehenswürdigkeiten profitieren möchte, der ist mit der München Card (offizielle Gästekarte der Stadt München) gut bedient. Die München Card «Innenraum» (Stadtgebiet ohne Flughafen) kostet für einen Tag 9.90 Euro. Alternativ gibt es den München City Pass für 39.90 Euro für einen Tag. Hiermit hat man nicht nur freie Fahrt, sondern auch freien Eintritt in 45 Museen, Schlösser und sonstigen Attraktionen.
- Ebenso rasch und unkompliziert ist man in München mit dem Velo unterwegs. Im Ruby Lilly können Fahrräder für 15 Euro pro 24 Stunden gemietet werden.
- Und wer München im Slow-Travel-Modus erleben möchte, dem kann ich eine Stadtwanderung auf der Ost-West-Passage empfehlen. Auf dieser Tour erhält man nochmals ganz neue Blickwinkel auf die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt.
Hinweis: diese Reise wurde von München Tourismus unterstützt. Alle Eindrücke und Meinungen sind wie immer die unseren
Toller Post! München ist einfach so eine schöne Stadt :) Würde da gerne mal für ein paar Wochen wohnen und sie richtig entdecken
Liebe Grüße
Pauline <3
http://www.mind-wanderer.com
Hallo, da sind ja tolle Tipps dabei, die habe ich mir gleich aufgeschrieben. War leider noch nie in München, werde das aber sicher demnächst nachholen.
Liebe Grüße, Nina
Hallo, ich als Münchnerin finde deine Tipps wirklich Klasse – vor allem da es nicht die immer gleichen gängigen sights sind. Top! Nur am Biergartenbesuch sollte man nicht sparen….😁
Liebe Sandra das Feedback freut mich sehr – und beim nächsten Mal nehmen wir uns dann auch Zeit für die eine oder andere Biergarteneinkehr :)
Danke für die Tipps! Wir haben auch ganz was tolles in München entdeckt: eine ganz kleine Handwerksbrauerei, wo man nicht nur Brauereiführung bekommt, sondern auch Verkostung und wenn man etwas mehr Zeit hat, kann man sogar selbst Bier brauen vor Ort!
LG, Magdalena
Super interessanter Blog, auch für «Bestandsmünchner» sind hier noch Interessante Informationen zu lesen! Vielen Dank dafür!