In der Weite des 3-Seen-Landes ist der Hügelzug des Mont Vully zwischen dem Murten- und Neuenburgersee ein prägnantes Wahrzeichen. Auf den aussichtsreichen Gipfel auf 653 Meter über Meer führen viele Wege. Einen davon haben wir an einem (zu heissen) Frühlingstag unter die Lupe genommen und waren positiv angetan. Die Wanderung entlang dem Trans Swiss Trail von Murten via Sugiez über den Mont Vully nach Cudrefin hält für eine «Flachlandwanderung» nämlich einige Highlights bereit. Eines davon ist – und das ist vermutlich wenig überraschend – der fantastische Panoramablick vom Mont Vully über den Murtensee bis in die französischen Alpen.
Startpunkt der Wanderung in Murten
Wir starten die Wanderung über den Mont Vully im hübschen freiburgischen Städtchen Murten. Auf den ersten Blick ein Bijou, auf den zweiten Blick ärgere mich bei jedem Besuch ab der Tatsache, dass in den pittoresken Altstadtgassen mehr Platz für Autoabstellplätze als für die Aussenbestuhlung von Cafés und Restaurants beansprucht wird. So dürfen die Autos selbstverständlich ins Städtchen reinfahren, aber der Wochenmarkt findet draussen vor dem Berntor statt… Ich habe Fragen – viele zugegebenermassen, aber das würde den Rahmen dieses Blogposts sprengen.
Falls du die anstehende Wanderung noch um ein paar Höhenmeter anreichern möchtest, dann empfehle ich dir einen kurzen Umweg über die Deutsche Kirchgasse. Dort findet sich der Eingang zur fast vollständig erhaltenen Ringmauer. Die ist täglich von Sonnenauf- bis -untergang geöffnet und kann kostenlos begangen werden.
Wandern auf dem Trans Swiss Trail über den Mont Vully
Der Wanderweg führt aus der Altstadt heraus zur Schiffsanlegestelle. Wir folgen den Wegweisern der «Route 2» entlang Richtung Sugiez. Bei der Route 2 handelt es sich um den «Trans Swiss Trail», der als Weitwanderweg in 32 Etappen (488 Kilometer) von Porrentruy bis nach Mendrisio führt. Wir absolvieren heute quasi die 7. Etappe (Neuenburg – Murten), aber in umgekehrte Richtung.
Die ersten 5.5 Kilometer führt der Wanderweg dem Ufer des Murtensees entlang bis nach Sugiez. Dieser Wegabschnitt präsentiert sich deutlich «lauschiger», als ich dies erwartet habe. Nach dem Camping Muntelier tauchen wir in einen «grünen Tunnel» ein. Links, rechts und oben: tausende Grünnuancen. Und unter den Füssen ein weicher, federnder Holzschnitzelweg. Wer mehr über den besonderen Lebensraum des Staatswaldes Chablais erfahren möchte, der findet an zehn Informationstafeln am Wegrand Hintergrundwissen zur lokalen Flora und Fauna. Zudem bieten einzelne Aussichtsplattformen einen Blick über den geschützten Schilfgürtel.
Das dichte Blätterdach des «Chablais» schützt einem auch an heissen Tagen vor den sengenden Sonnenstrahlen. Spätestens beim Aufstieg zwischen den Rebbergen von Sugiez in die Anhöhen des Mont Vully sehnt man sich ins angenehm kühle und luftige «Waldtunnel» zurück. Der Aufstieg von Sugiez auf den Mont Vully dauert eine knappe Stunde. Parole: Durchhalten! Die herrliche Fernsicht, die euch oben erwartet, ist die Anstrengung allemal wert.
Naturschutzgebiet Grande Cariçaie
Der Abstieg vom Mont Vully Richtung Broyekanal führt im zick-zack durch die bewaldeten Nordflanken des Mont Vully. Danach werde ich einmal mehr von einem Wegstück überrascht. Ich hatte erwartet, dass wir auf einem breiten Kiesweg dem Broyekanal entlangwandern. Stattdessen «kämpfen» wir uns durch teils hüfthohes Gras und fühlen uns in die Everglades zurückversetzt.
Eine wunderbar «wilde» und artenreiche Uferlandschaft erwartet uns auch hinter dem Weiler «La Sauge». Der Wanderweg führt hier durch die «Grande Cariçaie». Das insgesamt 3’000 Hektar grosse Naturschutzgebiet ist eine bedeutende Zugvogelstation und gehört zu den artenreichsten Landschaften der Schweiz.
Für die Vogelbeobachtung ist der Mittag leider nicht die ideale Tageszeit. Es lohnt sich aber dennoch, einen Feldstecher einzupacken oder aber in der Auberge neben dem Vogelschutzzentrum einzukehren und erst am späteren Nachmittag weiterzuwandern. Alternativ kann man sich in einem «Self-Service-Bereich» direkt neben dem Restaurant mit kühlen Getränken und Snacks versorgen (die Automaten funktionieren nur mit Bargeld!).
Nach knapp 4.5h Gehzeit sichten wir vor uns die «Marina» von Cudrefin. Wer Badehose/Bikini und Badetuch eingepackt hat, kann sich mit einem Sprung in den Neuenburgersee vom Wanderschweiss befreien. Ein fast ebenso schönes Gefühl ist es, die Füsse ins Wasser zu tunken.
Praktische Tipps für deine Wanderung über den Mont Vully
Nachfolgender Karte könnt ihr unseren Routenverlauf der Wanderung von Murten über den Mont Vully nach Cudrefin entnehmen. Die Strecke misst 18.6 Kilometer und verläuft in grossen Teilen flach. Beim Aufstieg von Sugiez auf den Mont Vully fallen mit gut 230 Höhenmeter die meisten Höhenmeter auf einen Schlag an. Die restlichen Höhenmeter verteilen sich in moderaten (kaum wahrnehmbaren) Portionen über den Streckenverlauf. Der Wanderweg führt am BirdLife Naturzentrum la Sauge vorbei, das jeweils von Dienstag bis Sonntag geöffnet hat (Eintritt 8 CHF für Erwachsene, 5 CHF für Kinder).
Der Wanderweg ist technisch einfach (T1/T2) und verläuft mehrheitlich über Naturwege. Beim Auf- als auch Abstieg vom Mont Vully gibt es auch vereinzelte geteerte Wegabschnitte. In Cudrefin bestehen stündliche Busverbindungen Richtung Ins/Bern. Je nach Zeit bzw. Lust kann man von hier aus auch mit dem Schiff nach Neuenburg rüberfahren.
Eckdaten der Tour Murten – Mont Vully – La Sauge – Cudrefin
Ausgangspunkt | Bahnhof Murten (450 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 18,7 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 320 m ↘ 330 m |
Dauer | 4:45 h |
Zielort | Bushaltestelle Cudrefin, place de la Tour (430 m ü. M.) |
Verpflegung | Auberge de la Sauge (direkt beim Vogelschutzzentrum) |
Extratipp: Glamping am Murtensee
Nach Möglichkeit versuche ich, Wanderungen mit Kurzaufenthalten in hübschen Unterkünften oder mit einer Einkehr in einem guten Restaurant zu kombinieren. Der Genussfaktor soll schliesslich nicht zu kurz kommen. Hier gönnten wir uns am Vorabend der Tour ein feines Abendessen und eine besondere Übernachtung. Das Restaurant La Pinte du Vieux Manoir habe ich schon länger auf dem Radar. Während das einstige 5-Sterne Haus «Vieux Manoir» 2013 seinen Betrieb einstellte (Gründe waren unter anderem die aufgrund der aktuellen Bau- und Zonenordnung verunmöglichte Erweiterung) wurden zwischenzeitlich neue Projekte umgesetzt; ein Glasdiamant inmitten der Baumkronen, die Reaktivierung eines einstigen Bahnwärterhauses sowie das «Haus am See» als exklusive Ferienwohnung. Dazu kommt die hervorragende Küche des Restaurants Pinte du Vieux Manoir für die seit anfangs 2020 Michel Hojac verantwortlich ist.
Wir haben für eine Nacht im Bahnwärterhaus eingecheckt (Kostenpunkt 430 CHF) und einen traumhaft lauen Frühlingsabend auf der Restaurantterrasse genossen. Bei schönem Wetter definitiv «the place to be». Aufmerksamer Service, ein feines saisonales Menü mit regionalen Produkten und Blick auf den Sonnenuntergang hinter dem Murtensee. Ja, da kommen Feriengefühle auf!