Für den Titel des höchsten Juragipfels auf Schweizer Boden fehlen dem La Dôle gerade mal zwei Höhenmeter. Auch wenn er diesbezüglich dem 1’679 hohen Mont Tendre unterliegt, in puncto Panorama dürfte der la Dôle im direkten Vergleich die Nase vorn haben. Überprüfen lässt sich das auf einer landschaftlich reizvollen Wanderung von La Givrine übers aussichtsreiche La-Dôle-Massiv bis nach St-Cergue.
Start in La Givrine
Wir haben diese Panorama-Wanderung an einem sonnigen Oktobertag gemeinsam mit meinen Eltern und meinem Bruder unternommen. Zuvor hatten wir mit Start in Le Pont zwei Etappen auf dem Jura-Höhenweg zurückgelegt und dabei auch den Mont Tendre bezwungen. Somit waren wir für eine Gegenüberstellung der beiden fast gleich hohen Erhebungen der Jurakette bestens vorbereitet.
Am dritten und letzten Wandertag wählten wir bewusst eine alternative Route und verzichteten auf die Fortsetzung des Jura-Höhenwegs, dessen finale 16 Etappe ebenfalls auf den Gipfel des La Dôle führt. Stattdessen entschieden wir uns für den abwechslungsreicheren Chemin de La Dôle, auf dem man das La-Dôle-Massiv von drei Seiten aus erleben kann. Startpunkt unserer Tour ist der unscheinbar mitten in einer typischen Jura-Landschaft gelegene Bahnhof La Givrine.
Über den Chemin de la Dôle auf den zweithöchsten Juragipfel
Der Chemin de La Dôle ist an den Wegweisern mit der Routennummer 116 gut sichtbar ausgeschildert und dementsprechend fällt uns das Navigieren über die mit mächtigen Tannengruppen gesäumten Weiden leicht. Im Winter wird hier auf der Nordseite des La Dôle Wintersport betrieben. Während der Sommersaison stehen die Anlagen des Skigebiets La Dôle/Les Tuffes aber still. Dementsprechend ruhig und beschaulich ist es.
Der anfänglich breite Kiesweg geht nach gut einer Stunde Gehzeit in einen schmaleren und steil ansteigenden Pfad über. Kurz nach dem Höhenmarker von 1’434 Meter über Meer weichen wir vom Routenverlauf des Chemin de la Dôle ab und zweigen linker Hand auf den Wanderweg Richtung Col de Porte ab. Diese «Direttissima» auf den Passübergang von der Nord- auf die Südseite des La-Dôle-Massiv ist zwar noch etwas steiler, dafür profitiert man – einmal auf der Passhöhe angekommen – von einem herrlichen Gratweg bis zum Gipfel.
Panorama-Wanderung par excellence
Auf den letzten Metern leiten einem die markanten und weitum sichtbaren weissen Kuppeln (Anlagen einer Wetterstation sowie der Luftraumüberwachung des Flughafen Genfs) zielgerichtet den Weg zum höchsten Punkt des La Dôle. So können wir den Blick unbeschwert in alle Richtungen schweifen lassen. Was für ein beeindruckendes Panorama! Auf der einen Seite breitet sich der Genfersee inklusiv der dazugehörenden Alpenkulisse vor uns aus. Auf der anderen Seite überblicken wir die scheinbar unendliche Weite des Juras. Einfach grossartig!
Nach einer kurzen Pause (der böige Wind treibt uns voran) folgen wir dem Chemin de La Dôle weiter Richtung St-Cergue. Der Wanderweg schlägt hier einen leichten Bogen über alpine Weiden und umgeht damit die steil abfallenden Südhänge direkt unterhalb des Gipfels. Der Pfad, der von zahlreichen groben Steinblöcken und lockerem Schotter durchzogen ist, gestaltet den Abstieg anstrengender als erwarte. Doch sobald das Chalet de La Dôle in Sichtweite rückt, wird die Wegbeschaffenheit wieder besser. Und damit hebt sich auch die zwischenzeitlich etwas angeschlagene Stimmung unserer Wandertruppe.
Durch Laubmischwälder nach Saint-Cergue
Im letzten Drittel dieser Panorama-Wanderung erwartet uns nochmals ein kurzer Aufstieg zur Erhebung «La Barillette», die zum La-Dôle-Massiv gehört. Hier thront ein weitum gut sichtbarer, von der Swisscom betriebener Sendeturm. Danach taucht der Wanderweg in einen Laubschmischwald ein, der ganzjährig seinen ganz eigenen Reiz entfaltet. Bei unserer Tour im Oktober haben wir uns ab dem Farbenspektakel erfreut, das einen wunderbaren Kontrast zu den dunklen, mächtigen Tannen bot.
Und zum Schluss noch folgender Tipp: Bevor man am Zielort St-Cergue ankommt, erwartet einem unterhalb der Ruinen des einstigen Schlosses auf der Höhe «Vieux Châteaux» ein malerischer Rastplatz mit Blick auf den Genfersee.
Eckdaten der Wanderung La Givrine – La Dôle – Saint-Cergue
Nachfolgender Wanderkarte könnt ihr den Routenverlauf unserer Wanderung von la Givrine über den La Dôle nach Saint-Cergue entnehmen. Es handelt sich durchgehend um einen gelb markierten Wanderweg (T2). Auf kurzen Wegstücken ist der Pfad etwas ausgesetzter und der Abstieg vom La Dôle bis Chalet de la Dôle kann die Knie herausfordern. Das Mitnehmen von Wanderstöcken kann sich dementsprechend lohnen. Ansonsten ist die Wanderung technisch nicht weiter schwierig, erfordert aber aufgrund der Länge und der Höhenmeter eine gewisse Grundkondition.
Auf dem La Dôle besteht keine Restauration. Das markante Observatorium wird als Wetterstation genutzt und dient auch der Luftraumüberwachung des internationalen Flughafens Genf. Das Restaurant La Barillette unterhalb des Swisscom-Sendeturms ist die einzige direkt am Wanderweg gelegene Einkehrmöglichkeit (Saisonstart gemäss Website ab Mai). Da wir die Wanderung an einem Montag unternommen haben, hatte das Restaurant aber leider geschlossen (Ruhetag). Weitere Einkehrmöglichkeiten gibt es in Saint-Cergue.
Die Panorama-Wanderung empfiehlt sich ab Anfang Mai bis Ende Oktober. Bei einem milden Winter ohne Aprilwetter-Kapriolen ist der Gipfel bereits im April schneefrei. Ich empfehle, im Vorfeld die Webcam zu konsultieren – dann seht ihr, was euch erwartet.
Ausgangspunkt | Bahnhof La Givrine (1’207 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar |
Länge | 15,8 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 710 m ↘ 871 m |
Dauer | 4:45 h |
Zielort | Bahnhof St-Cergue (1’044 m ü. M.) |
Einkehrmöglichkeit | Café-Restaurant La Barillette (Saisonstart ab Mai, Montag/Dienstag Ruhetage) |
Weitere Wanderungen in der Region
Wir haben in den letzten Jahren weitere Wanderungen und Ausflüge im Waadtländer Jura unternommen. Nachfolgend ein paar alternative Tipps, die sich ebenfalls lohnen:
Zudem führt auch die 16. und gleichzeitig letzte Etappe des Jura-Höhenwegs von Saint-Cergue aus über den La Dôle. Das «Auslaufen» bis nach Nyon zieht sich aber ziemlich in die Länge und ist landschaftlich nicht besonders prickelnd.