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Capanna Bovarina – Capanna Cadagno: 3-tägige Hüttentour am Lukmanier

Mitte August verbrachten wir drei herrliche Wandertage im Grenzgebiet zwischen den Bündner- und Tessiner Alpen rund um den Lukmanierpass. Gemeinsam mit meinen Eltern unternahmen wir eine Hüttentour, die in groben Zügen dem Alpenpässe-Weg vom Bleniotal in die Leventina folgte. Eine Mehrtageswanderung, die mit einigen knackigen Anstiegen, herrlichen Weitblicken und gemütlichen Hüttenabenden punktete. Prädikat nachahmenswert!

1. Wandertag: über den Pass Cristallina zur Capanna Bovarina

Während sich der Alpenpässe-Weg vom bündnerischen Vrin aus über die wunderschöne Greina Hochebene Richtung Capanna Bovarina im Val di Campo schlängelt, haben wir uns für den ersten Tourentag eine deutlich weniger oft begangene Route vom Val Medel aus über den «Pass Cristallina» rausgesucht (nicht zur verwechseln mit dem Sentiero Cristallina). Wie wenig begangen realisiere ich, als im gut gefüllten Postauto Richtung Lukmanier Passhöhe bei der Haltestelle Pardatsch ausser uns niemand aussteigt. Na dann – mal schauen, ob uns unterwegs noch jemand begegnen wird.

Der Bergwanderweg folgt von Pardatsch aus die ersten 4.5 Kilometer einer langsam ansteigenden, taleinwärts führenden Schotterstrasse. Lauftechnisch nicht besonders prickelnd – aber perfekt, um sich warmzulaufen. In den Sommermonaten wird das Val Cristallina alpwirtschaftlich genutzt. Gleichzeitig macht uns am Taleingang eine Tafel darauf aufmerksam, dass das Militär hier manchmal Schiessübungen durchführt bzw. dass es sich um einen Test-Schiessplatz handelt. Es empfiehlt sich daher, sich vorgängig zu erkunden, ob der Zugang zum Tal aufgrund Militärübungen temporär geschlossen bleibt. Die Infos werden in der Regel frühzeitig auf der entsprechenden VBS-Website publiziert.

Cristallinatal

Wir sind zwischenzeitlich warmgelaufen und freuen uns, als der öde Schotterweg in einen «richtigen» Wanderpfad übergeht. Dieser steigt nun steil und teilweise auch nicht so gut markiert via Plaun Grond zu den «Lajets» auf. Bis zum höchsten Punkt der Tour – dem 2’400 Meter hohen Pass Cristallina – ist es nun nicht mehr weit. Und ist der Passübergang endlich erreicht, wird man mit einem phänomenalen Blick auf den Lago Retico belohnt. Wow, welch prächtige Kulisse!

Cristallinapass Aufstieg
Lajets Pass Cristallina
Lago Retico

Das ideale Setting für eine Picknickpause, bevor wir den steilen Abstieg ins Val di Campo zur Capanna Bovarina in Angriff nehmen. Hier auf der Südseite des Passübergangs präsentiert sich die Landschaft bereits Mitte August in einem herbstlichen Gelb. Der trockene Sommer hat seine Spuren auf den Alpweiden hinterlassen. Wie das hier wohl in zwei Monaten aussehen wird, wenn die Lärchen golden leuchten werden?

Der Abstieg bis zur Capanna Bovarina dauert eine knappe Stunde und ist insgesamt weniger mühselig, als es die ersten 15 Minuten im steilen Gelände vermuten lassen.

Fluss Bovarina
Wanderung Pass Cristallina Capanna Bovarina
Sonnenuntergang Capanna Bovarina

Begegnet sind uns unterwegs übrigens tatsächlich nur eine Handvoll Personen. Auch in der Capanna Bovarina ist trotz des guten Wetters und der Tatsache, dass es sich um einen Freitagabend handelt, überraschend wenig los. Wir sind zu sechst in einem 8er Schlag untergebracht – ganz komfortabel!

Eckdaten der Tour Pardatsch – Pass Cristallina – Capanna Bovarina

Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung von Pardatsch (Val Medel) via Val Cristallina und Pass Cristallina ins Val di Campo entnehmen. Es handelt sich um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2/T3. Die ersten vier Kilometer entsprechen eher einem gelb markierten Wanderweg (T1). Der Aufstieg zum Lago Retico ist dann aber nur spärlich markiert und der Weg ist nicht überall sofort intuitiv sichtbar. Beim Abstieg vom Lago Retico zur Capanna Bovarina können im teils rutschigen und von tiefen Erdfurchen durchzogenen Pfad Stöcke von Vorteil sein.

AusgangspunktBushaltestelle Pardatsch (1’560 m ü. M.)
ErreichbarkeitAusgangspunkt mit dem öV erreichbar, Zielort nicht
Länge12,0 Kilometer
Höhenmeter↗ 964 m ↘ 654 m
Dauer4:30 h
ZielortCapanna Bovarina (1’870 m ü. M.)
VerpflegungUnterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeiten

2. Wandertag: auf dem Alpenpässe-Weg über den Lukmanier weiter zur Capanna Cadagno

Während sich am Vorabend die gegenüberliegenden Adula-Alpen im sanften Abendrot von ihrer Schokoladenseite präsentierten, verstecken sie sich an diesem Morgen hinter einer Nebelschicht. Die vom Bleniotal reindrückenden Wolken sorgen für eine tolle Morgenstimmung und einen willkommenen Kontrast zum in diesem Sommer allgegenwärtigen stahlblauen Himmel.

Capanna Bovarina
Morgenstimmung Capanna Bovarina

Heute folgen wir der Etappe 11 des Alpenpässe-Wegs über zwei Passübergänge ins Val Piora. Konditionell ist dies der anspruchsvollste der drei Wandertage. Dementsprechend starten wir zeitig mit dem ersten von zwei Aufstiegen. Von der Capanna Bovarina aus führt der Wanderweg über die Alpe di Bovarina hinauf auf den auf 2’433 m ü. M. liegenden Passo di Gana Negra. Der Name ist hier Programm: Links und rechts des Pfades liegen eindrucksvolle tiefschwarze Steinblöcke, die – so scheint es – irgendeine gewaltige Kreatur hier platziert haben muss.

Wandern Alpe di Bovarina

Auf dem Passübergang angekommen, erwartet uns einmal mehr ein gewaltig schönes Bergpanorama. Gleichzeitig realisieren wir aber auch, was uns heute noch alles bevorsteht. Der Wegverlauf ist nämlich von hieraus bestens sichtbar. Und zwar geht es für uns zuerst talwärts zur Lukmanierpassstrasse und im Anschluss auf der gegenüberliegenden Talseite wieder alles hoch, bis wir wiederum auf fast gleicher Höhe wie jetzt stehen werden.

Zumindest ist uns vor dem erneuten Aufstieg unten auf dem Wanderparkplatz bei Casaccia einen Erfrischungsstopp gegönnt. Wir hatten uns darauf eingestellt, dass es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit gibt uns sind umso erfreuter, als wir feststellen, dass im Infocenter auf Höhe der Passstrasse kühle Gazosas, Kaffee und Kuchen an hungrige und durstige Wandervögel (und natürlich auch an alle anderen, die hier vorbeikommen) verkauft werden.

Aussicht auf den Lukmanierpass

Gestärkt queren wir den Brenno del Lucomagno an dessen Ufer an diesem schönen Sommertag zahlreiche Ausflügler ihre Liegestühle aufgestellt haben und steigen danach durch einen lichten Nadelwald zu den Zinnen des Pizzo Columbe auf. Von der Alpe Casaccia aus führt auch eine Rundwanderung via Passo delle Columbe und Passo del Sole einmal rund um diese markanten Dolomitfelsen.

Casacia Lukmanierpass

Wir folgen dem Wegweiser Richtung Passo delle Columbe und kommen zügig voran. Einzig die sehr steilen letzten 200 Höhenmeter von der Hochebene Piano dei Canali zum Lago dei Campanitt fordern mich etwas heraus. Doch nun ist’s geschafft!

Von hier aus ist unser Ziel – die Alpe di Piora – bereits in Sichtweite. Und auf dem mehrheitlich eher breiten Pfad bzw. abschnittsweise sogar als Schotterweg ausgebauten Bergweg wandert es sich flott talwärts. Wir erreichen die Capanna Cadagno kurz nach 14:00 Uhr und geniessen für den Rest des Nachmittags das herrliche Wetter auf der Sonnenterrasse. Zu unserer Freude bekommen wir hier sogar einen 8er-Schlag zur Alleinnutzung zu viert. Die im Jahr 2013 vollständig renovierte SAC-Hütte ist sehr grosszügig und komfortabel ausgebaut.

Alpe di Piora Wandern
Capanna Cadagno

Eckdaten der Tour Capanna Bovarina – Capanna Cadagno

Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung auf dem Alpenpässe-Weg (Etappe 11) von der Capanna Bovarina zur Capanna Cadagno entnehmen. Es handelt sich um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2/T3. Der Abstieg vom Passo di Gana Negra zur Lukmanierpassstrasse ist im ersten Drittel ebenfalls recht steil. Ansonsten hält der Weg keine technisch schwierigen oder besonders abschüssigen Partien bereit.

Falls eure Kondition nicht für die doch recht fordernde Wegstrecke ausreicht, dann habt ihr die Möglichkeit die Wanderung auf Höhe Alpe Casaccia abzubrechen. Von dort aus habt ihr nämlich einen Busanschluss via Lukmanier Passhöhe nach Disentis. Die Wegstrecke Capanna Cadagno bis Alpe Carorescio wird auch öfters von Bikern genutzt, da die Bike-Route 65 (Gottardo Bike) darüber verläuft.

AusgangspunktCapanna Bovarina (1’870 m ü. M.)
Erreichbarkeitnicht mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar
Länge17,0 Kilometer
Höhenmeter↗ 1’200 m ↘ 1’090 m
Dauer6:15 h
ZielortCapanna Cadagno (1’987 m ü. M.)
VerpflegungBeim Infocentro Casaccia gibt’s Getränke und Kuchen

3. Wandertag: via Lago Ritom talwärts nach Airolo

Die anstrengenden Partien haben wir definitiv hinter uns. Auf der heutigen Wanderung, die mit Ausnahme eines Schlenkers rund um den Lago Cadagno grossmehrheitlich ebenfalls dem Routenverlauf des Alpenpässe-Wegs (Etappe 12) folgt, erwarten uns deutlich mehr Höhenmeter bergab als bergauf. Nichtsdestotrotz starten wir die Tour pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Ganz bewusst bauen wir eine Extraschlaufe um den fotogenen Lago Cadagno ein. Der See gilt als besonders fischreich und zieht dementsprechend bereits in den frühen Morgenstunden Angler an.

Sonnenaufgang Capanna Cadagno
Lago Cadagno Bergsee
Lago Cadagno Alpe Piora
Panorama am Lago Cadagno

Eindrucksvoll ist auch die nun folgende Wegpartie an den Südufern das Lago Ritom entlang zum Rifugio an dessen Ende. Der Ritomsee wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von den Schweizerischen Bundesbahnen zu einem Stausee ausgebaut und wird seither zur Stromgewinnung genutzt.

Am Ende des Stausees angelangt, bieten sich uns zwei Möglichkeiten: Entweder mit der Ritom-Standseilbahn nach Piotta runterfahren. Oder aber den alten Saumpfaden nach Airolo hinunter folgen. Wir entscheiden uns für Zweiteres. Somit lassen wir nach drei abwechslungsreichen Tagen die schroffen Berggipfel hinter uns uns und tauche in die Weilerstruktur der Leventina ein. «Was für eine landschaftlich unglaublich vielfältige Mehrtageswanderung», halten wir am Bahnhof Airolo auf den Zug wartend dann auch als Fazit fest.

Vom Lago Ritom nach Airolo

Eckdaten der Tour Capanna Cadagno – Rifugio Lago Ritom – Airolo

Nachfolgender Karte könnt ihr den Routenverlauf der Wanderung auf dem Alpenpässe-Weg (Etappe 12) von der Capanna Cadagno an den Bahnhof Airolo entnehmen. Es handelt sich um einen weiss-rot-weiss markierten Bergwanderweg der Schwierigkeitsstufe T2/T3. Der Weg hält keine technisch schwierigen oder besonders abschüssigen Partien bereit. Die Zusatzschlaufe um pittoresken Lago Cadagno lohnt sich bei gutem Wetter in jedem Fall!

Kurz vor dem Dorf Altanca führt der Wanderweg je nach Saison über Kuhweiden bzw. über die Weide eines Stiers. Bitte seid an dieser Stelle vorsichtig und umgeht die Stelle, falls euch eine (oder auch mehrere Kühe) im Weg stehen. Wir mussten die Erfahrung machen, dass einzelne Tiere kampflustig eingestellt sind.

AusgangspunktCapanna Cadagno (1’987 m ü. M.)
ErreichbarkeitAusgangspunkt nicht mit dem öV erreichbar
Länge15,6 Kilometer
Höhenmeter↗ 290 m ↘ 1’130 m
Dauer4:30 h
ZielortBahnhof Airolo (1’142 m ü. M.)
VerpflegungRifugio Lago Ritom

Praktische Tipps für deine Wanderung auf dem Alpenpässen-Weg

  • Die Mehrtageswanderung verläuft auf technisch mehrheitlich einfachen Bergwanderwegen in Höhenlagen zwischen 1’100 und 2’400 Meter über Meer.
  • Der zweite Wandertag ist konditionell der Anspruchsvollste.
  • Den Ausgangspunkt der Mehrtageswanderung «Pardatsch» erreicht man im Sommerhalbjahr (Mitte Juni bis Mitte Oktober) vom Bahnhof Disentis aus mit dem Postauto (Linie 481) Richtung Lukmanier Passhöhe
  • Die Capanna Bovarina hat ganzjährig geöffnet. Die Übernachtung mit Halbpension kostet hier 70 CHF. SAC-Mitglieder bezahlen für die Übernachtung 5 CHF weniger.
  • Die Capanna Cadagno ist von anfangs Juni bis Mitte Oktober bewartet. Für nicht SAC-Mitglieder kostet die Übernachtung mit Halbpension 60 CHF. SAC-Mitglieder zahlen 57 CHF.
Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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