Erfrischt vom Schwumm im Lungernsee und dem hausgemachten Eistee auf der Terrasse des Hotels Kaiserstuhl, geht die Entdeckungstour durch die Brünig-Region eine Station weiter. Der Luzern-Interlaken-Express bringt uns zusammen mit zahlreichen durchs spiegelnde Zugfenster knipsenden Touristen auf den Brünigpass. Von der Foto-Euphorie angesteckt, gelingt uns dieser Schnappschuss vom roten Flitzer vor dem türkis schimmernden Lungernsee. Eine schöne Kulisse.
Bei der Haltestelle Brünig-Hasliberg steigen wir aufs Postauto um. Keine 10 Minuten später nähern wir uns bereits unserem Tagesziel. Doch der Postauto-Chauffeur scheint meinem gedrückten Stopp keine Folge leisten zu wollen und düst, ohne auch nur annährend abzubremsen, an der Haltestelle vorbei. Nach einer forschen „ich habe Stopp gedrückt“ Intervention meinerseits und einer darauf folgenden abrupten Bremsaktion, dürfen wir dann doch noch aussteigen.
Geruht: im Hotel Wetterhorn
Seit anfangs des 20. Jahrhunderts thront das Hotel Wetterhorn vor dem prächtigen Panorama der Berner Alpen. Würde hinter dem Hotel nicht die Strasse nach Reuti durchführen, wäre es ein Hideaway par excellence. Aber auch so ist das Hotel Wetterhorn der perfekte Rückzugsort für ein paar gemütliche, unkomplizierte Tage in der Natur. Dem altehrwürdigen Sommerhaus wurde vor rund drei Jahren mit aufwendigen Renovierungsarbeiten frischen Wind eingehaucht. Das Resultat lässt sich sehen. Die Zimmer sind in einem ähnlichen Stil gehalten wie im Partnerhotel Kaiserstuhl. Helle Grundtöne, viel Holz und grosse Fenster in Richtung Wetterhorn und Engelhörner. Ein herrliches Plätzchen zum einen Gang runterfahren und entspannen.
Getrunken: allerlei Heuschnaps
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages kitzeln uns im Nacken, während wir uns mit einem Heu-Sour und einem Freien Hasliberger zuprosten. Beide Drinks wurdem mit der Erfindung des Hauses – Heuschnaps – aufgepeppt. Dazu bestellen wir ein Apéro-Plättli mit lokalen Produkten, hausgemachtem Kräutersalz und der absolut leckersten Tomaten-Pesto ever. Auf der Wetterhornwiese findet übrigens jeden Mittwoch ab 17:00 Uhr ein Wurst & Bier Event und jeden Donnerstag ein Picknick-Plausch statt. Und wer mich kennt, der weiss spätestens jetzt, dass das Hotel Wetterhorn mit diesen Angeboten mein Herz im Sturm erobert hat. Innovative Ideen, keine 0815 Drinks und Produkte, die im hauseigenen Garten gepflückt oder von lokalen Produzenten eingekauft werden – Chapeau!
Nachdem sich der letzte Sonnenstrahl das Tages hinter dem Brünig verabschiedet hat, setzen wir uns auf die Hotelterrasse und schlemmen uns mit Blick auf die rot gefärbten Berggipfel durch ein bodenständiges 4-Gang-Menü. Als Start wird uns eine leckere Sauerkrautcremesuppe serviert, darauf folgt der grossartige «Wetterhorn-Salat» (Kompliment an den Koch für die Sauce). Als Hauptgang wird ein Kalbssteak mit Steinpilzsauce und Kartoffelstock aufgetischt. Der Abend endet romantisch mit flackerndem Kerzenlicht, dem aufgehenden Mond und einer köstlichen Apfel-Sauerrahmcrème mit Zimt. Das Essen wird jeweils auf Platten serviert und in der Mitte des Tellers zum Teilen hingestellt. Ein schönes Konzept.
Als Absacker genehmige ich mir in der Bar, die sich gegen 22 Uhr langsam mit lokalen Gästen füllt, noch einen Heu-Mojito. Favorit aus der Heuschnaps-Drink-Reihe bleibt vorerst der Heu-Sour. Das Testen des Heu-Luz und des puren Heuschnaps habe ich mit Rücksicht auf die geplante Wandertour auf ein anderes Mal verschoben.
Gewandert: von Käserstatt zum Alpen Tower
Gut ausgeschlafen startet der nächste Tag mit einem schnellen Frühstück. Wir wollen mit der ersten Gondel von Hasliberg Twing nach Käserstatt hoch. Dort folgen wir dem ansteigenden Wanderweg Richtung Planplatten. Vorbei an Kühen, Esel und Pferd erreichen wir die Alp Hääggen mit Blick auf die Mägisalp. Hier wird der Hääggenalpkäse produziert und direkt verkauft. Wem es also nichts ausmacht, einen Laib bergwärts zu schleppen, sollte sich unbedingt mit dem würzigen Käse eindecken. Die Höhenmeter bis zum höchsten Punkt der Wanderung, dem Alpen Tower auf 2‘250 m ü. M., ziehen sich unter der gleissenden Sonne in die Länge.
Für eine schöne Aussicht auf den Gauligletscher, die grosse Scheidegg und das Panorama rund um den Brienzersee folgen wir beim Alpen Tower dem Wanderweg Richtung Gummenalp und biegen danach auf den Muggestutz ab, um zur Mägisalp zu gelangen. Insgesamt eine gemütliche Rundtour, die bei schönem Wetter prächtige Ausblicke auf die Zentralschweizer und Berner Alpen garantiert.
Hasliberg wandern: Praktische Infos und Tipps
Der Routenverlauf kann nachfolgender Karte entnommen werden. Die Wanderung von Käserstatt via Planplatten auf die Mägisalp ist rund 10.5 Kilometer lang, beinhaltet eine Steigung von 600 Höhenmetern und ein Gefälle von 725 Höhenmetern. Die reine Laufzeit beträgt rund 3.5 Stunden. Käserstatt erreich man ab Hasliberg, Twing mit dem Gondeli. Die Mägisalp ist ab Reuti ebenfalls mit der Seilbahn erreichbar. Wer zwei Seilbahnfahrten plant, der kauft am besten eine Tageskarte. Die 2-Zonen-Karte kostet mit GA 20 CHF, die Einzelfahrt 12 CHF. Ab Reuti und Twing gibt’s stündliche Postautoverbindungen zum Bahnhof Brünig-Hasliberg und nach Meiringen.
Kostenpunkt Übernachtung inkl. Hasliberger-Frühstück im Hotel Wetterhorn: Nebensaison ab 180 CHF pro Nacht/Doppelzimmer, Hauptsaison ab 210 CHF pro Nacht/Doppelzimmer. Auch kulturell geht hier die Post ab. Das Herbstprogramm lockt jeweils Freitags mit tollen Konzerten (u.a. mit Lina Button, Sina und Fusion Square Garden). Die Tickets inkl. 4-Gang-Menu kosten je nach Veranstaltung um die 80 bis 1oo CHF. Das sollte man sich nicht entgehen lassen!
Weitere empfehlenswerte Wanderungen in der Region:
- Panoramaweg Hasliberg von Reuti zum Brünigpass
- Gibelweg (vom Gibel gibt’s einen tollen Blick über den Lungernsee)
- Horizontweg vom Alpentower zum idyllischen Engstlensee
Die jeweiligen Routenbeschriebe findet ihr hier: Tourenvorschläge Hasliberg
Hinweis: Mein Aufenthalt in Hasliberg wurde von der Sinnvoll Gastro unterstützt. Vielen Dank hierfür! Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.