Es scheint, als wäre man direkt in einem Postkartenmotiv gelandet. Unser Blick schweift vom Bahnhof Pontresina zum gegenüberliegenden Dorfkern, der sich geschmeidig an die südliche Talflanke des Berninamassivs schmiegt. Umrahmt von Arvenwälder und einem organisch gewachsenen Mix aus prunkvollen Hotelbauten der Belle Epoque und alten Engadinerhäusern verleiht dem Engadiner Bergdorf ein charmantes Erscheinungsbild. Pontresina liegt strategisch günstig an der Berninalinie. Der Pass war bereits im Mittelalter bei Handelsleuten und Reisenden gut frequentiert. Die Geschichte des historischen Hotels Saratz passt perfekt in diese geschichtsträchtige Umgebung.
Gian Saratz kehrte im 19. Jahrhundert nach Wanderjahren als Zuckerbäcker in seine Heimat zurück und bezog ein Bauernhaus vis-à-vis der Dorfkirche. Der aufstrebende Tourismus im Engadin weckte sein Flair für das Gastgewerbe und animierte ihn dazu, den Heustall zur Pension umzubauen. Die sogenannte Chesa Veglia – das Stammhaus – existiert auch heute noch. Das Hotel Saratz hat aber seit der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stetig in die Erweiterung und Erneuerung der Anlage investiert. Im Rahmen umfangreicher Renovierungsarbeiten zwischen 1995 bis 2010 in Zusammenarbeit mit den Architekten Hans-Jürg Ruch und Pia Schmied wurden die historischen Bereiche gekonnt generalüberholt und mit Neubauten komplettiert. Das Resultat bildet einen interessanten Kontrast von Tradition und Moderne.
Nach einem Willkommensdrink im Empfangsbereich der Chesa Nuova, dem Belle Epoque Bau, nehmen wir unser Komfortzimmer in Augenschein, das sich im Neubau Ela Tuff befindet. Die verwinkelten Gänge zwischen den verschiedenen Gebäuden wirken auf den ersten Blick verwirrend. Ob wir je wieder auf dem direktesten Weg den Ausgang finden werden?
Das Komfortzimmer überzeugt mit einem grosszügigen Grundriss und genügend Stauraum. Gerade bei Winterferien mit viel Material ideal. Für Familien mit Kindern werden in den Komfortzimmer bis zu zwei Zustellbetten organisiert. Erwähnenswert ist die im Preis inkludierte Minibar, die mit einer Auswahl an Schweizer Getränken (Sinalco, Flauder, Rivella, Elmer Citro…) überzeugt. Prächtig ist auch der Ausblick über den Hotelpark bis ins Val Roseg.
Die Pitschna Scena soll immer einen Besuch wert sein, las ich diesen Herbst beim Wanderhotelier. So machten wir uns mit knurrendem Magen auf die Suche nach dem legendären Lokal, das sich im Stammhaus des Saratz befindet. Auf dem kurzen Hotelrundgang wurde zwar erwähnt, welcher Gang direkt hinüber ins Stammhaus führt, doch ich kann mich nur noch vage daran erinnern. Selbst der Chef de Service des Jugendstil Restaurants findet die Verbindung nicht auf Anhieb, öffnet uns aber charmant mit einem Schlüssel den Zugang zu «seinem» Geheimgang von der Chesa Nuova in die Chesa Veglia. Schwups stehen wir praktisch mitten in der gut gefüllten Pitsche Scena. Zum Glück haben wir einen Platz reserviert. In der heimeligen Stube lassen wir es uns mit dem bestellten Pitschna Burger mit Bio Angus Rind (24 CHF) und einer Portion Älpler Maccaroni (18 CHF) gut gehen. Übrigens, den Verbindungsgang haben wir am nächsten Tag dann doch noch gefunden – er befindet sich im zweiten Obergeschoss der Chesa Nuova.
Am nächsten Morgen gilt mein erster Blick dem Bergpanorama. Eigentlich war für heute Schnee angesagt, doch der lässt noch etwas auf sich warten. Da wir uns schlussendlich dazu entschlossen hatten, die Ski aufgrund der unsichern Wetterlage zu Hause zu lassen und ein entspanntes Wochenende zu verbringen, lassen wir den Tag gemütlich angehen. Es lohnt sich, genügend Zeit fürs Frühstück einzuplanen. Das Hotel Saratz bietet ein umfangreiches Buffet mit vielen lokalen Produkten – unter anderem verschiedenste Bergkäsesorten, eine reiche Auswahl an Bündner Salsiz sowie eine äusserst leckere hausgemachte Apfel-Marroni-Konfitüre.
Auch für nicht Skifahrer bietet Pontresina Einiges. Praktisch vor der Haustüre beginnt zum Beispiel ein Langlaufparadies mit unzähligen Loipenkilometer durch die wunderschöne Landschaft. Fussgänger und Schneeschuhläufer finden auf dem „Hausberg“ Muottas Muragl ein Winterwanderparadies. Die Aussicht von dort oben über das Oberengadin ist schlichtweg bombastisch. Ansonsten bietet sich eine Zugfahrt mit dem Bernina Express über einen Teil der UNESCO Welterbestrecke an.
Nachdem sich die Schneeflocken nach einem viel zu kurzen Intermezzo wieder zugunsten der Sonne verabschieden, wagen wir uns an die frische Luft. Vorbei an den zwei hübschen Damen, die vor dem Hotel auf einen Gast warten, machen wir uns mit dem Zug auf den Weg zum Ospizio Bernina, dem höchstgelegensten Bahnhof der Rhätischen Bahn. Nach einem kurzen Marsch dem Lago Bianco entlang, genehmigen wir uns im Ospizio einen Punsch. Weitere tolle Stopps an dieser Strecke sind die Alp Grüm und die Endstation Tirano – insbesondere für den Genuss eines richtigen italienischen Aperitivos.
Vom starken Wind ordentlich durchgehudelt, wärmen wir uns zurück im Hotel im Wellnessbereich wieder auf. Nebst dem Hallenbad mit Whirlpool und Ruheraum mit Blick in die Bergwelt, einer Sauna und einem Dampfbad, befindet sich zudem in einem abgetrennten Bereich das orientalisch angehauchte Sarazenenbad. Von der Grundkonstruktion her ist der Raum einem Hamam nachempfunden. Wir gönnen uns für 25 CHF pro Person ein Rhassoul. Hierbei wird der ganze Körper mit drei unterschiedlichen Heilschlämmen eingesalbt. Ein gleichermassen lustiges und erholsames Vergnügen. Die Haut fühlt sich danach seidenweich an.
Am zweiten Abend begeben wir uns spontan fürs Abendessen in die Stüva. Das Restaurant ist als Empfehlung im Guide Michelin gelistet und befindet sich im Hotel Müller in Fussdistanz vom Hotel Saratz. Das Amuse Bouche Menu (7 Gänge) kostet 79 CHF und überzeugt von A bis Z. Toller Service, fantastische Gerichte und ein gemütliches Ambiente.
Zurück im Hotel genehmigen wir uns im Salon Rouge neben dem gemütlichen Cheminée einen Absacker. Hach, perfekt! Genauso fühlen sich relaxte Bergferien an.
Wer eine tolle Ausgangslage für aktive Winterferien im Engadin sucht, ist im Hotel Saratz am richtigen Ort. Charmantes Personal und das breite Angebot sorgen für einen unkomplizierten Aufenthalt. Die Komfortzimmer kosten in der Wintersaison ab rund 365 CHF / Nacht inkl. Frühstück.
Hinweis: Ich wurde vom Hotel Saratz zu diesem Aufenthalt eingeladen – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Traumhafte, wunderschöne Bilder!
Sie strahlen winterliche Ruhe aus, die man sonst nur über den Wolken empfindet. Da bekommt man gleich wieder Lust auf das Skifahren. Winterlandschaften haben etwas ganz Besonderes. Sie sind zauberhaft, unberührt und unschuldig – wie aus einer anderen Welt. Die Berge strahlen Ruhe, Entspannung und eine gewaltige Kraft aus. Wer die Bilder eine längere Zeit auf sich wirken lässt, weiss, was ich meine…Weiter so!
Schöner Text und wunderschöne Fotos. Kompliment.
Vielen Dank Thomas!