«Um Himmelswillen, wo sind wir hier denn gelandet?!» Nach 14 Tagen auf Kauai und Big Island, sorgte das Menschenaufkommen am Flughafen Maui Kahului für einen kurzen Schocker. Um uns herum wuseln ganze Sippschaften, bei den Gepäckbändern herrscht Hektik und für den Transfer zu den Mietwagenanbietern müssen wir uns in eine unerwartet lange Schlange reihen. Vage erinnert mich das Treiben an den Zustand in Pauschaltouristenorten rund ums Mittelmeer während der Hochsaison. Irgendwie hatte ich mich hier mitten im Pazifik nicht auf dieses Szenario eingestellt. Die zweitgrösste Insel des Hawaii-Archipels zählt als «Allrounderin» jedoch zu den Beliebtesten und so ist es eigentlich logisch, dass eine Woche vor Ostern Hochbetrieb herrscht. Auf Maui sind im Gegensatz zu Kauai und Big Island weit mehr Resorts und Hotelketten präsent, die klassische All-Inclusive Angebote und Apartments mit direktem Meeranstoss bieten. Gerade für Amerikaner mit wenig Ferientagen bietet Maui somit die perfekte Kombination aus luxuriösem Strandurlaub gepaart mit vielfältigen Ausflugsmöglichkeiten.
Mir war Maui in diesen ersten Minuten am Flughafen überhaupt nicht sympathisch. Im Verlauf unserer fünf Tage vor Ort hat sich unser Verhältnis dann doch noch zum Guten gewendet. Immerhin verwöhnte aus Maui nach 20 sehr durchzogenen Tagen mit perfekten Strandwetter. Trotzdem; Maui bleibt für mich nach Kauai und Big Island die dritte Wahl. Selbstverständlich lohnt sich der Abstecher nach Maui bei einem entsprechend grosszügigen Zeitbudget. Müsste ich mich aber aus Zeitgründen auf zwei Inseln beschränken, würde mir der Verzicht auf Maui nicht schwerfallen.
Heavenly Hana
Mauis Inselform ist von zwei Vulkanen geprägt. Im Westen erhebt sich der rund zwei Millionen Jahre alte Puu Kukui, der jüngere Haleakala formt den Osten der Insel. Die beiden Vulkane werden durch ein schmales Tal verbunden, wo sich auch der Flughafen Kahului befindet. Wir nehmen direkt vom Flughafen aus eines der Highlights von Maui in Angriff. Während viele Hawaii-Urlauber die «Road to Hana» im Rahmen eines Tagesausfluges abfahren, haben wir uns entschieden, die Unterkünfte aufzuteilen und die ersten zwei Nächte in Hana zu verbringen. Nachdem wir nach gut 45 Minuten Wartezeit endlich im Besitz unseres Mietwagens sind, steuern wir direkt den Hana Highway an. In der Zwischenzeit knurrt mein Magen und der Plan sieht vor, dass wir bei Mama’s Fish House an der Nordküste einen Mittagsstopp einlegen. Offensichtlich sind wir nicht die einzigen mit diesem Plan. Der Parkplatz vor dem Restaurant ist restlos überfüllt und ohne Reservierung ist gar nichts zu machen (beim späteren Versuch eine Reservierung für zwei Tage später online zu organisieren stellt sich heraus, dass Mama’s Fish House scheinbar extrem beliebt ist und man in der Hochsaison gut fünf Tage im Voraus reservieren sollte).
Somit bleibt es bei einem kurzen Stopp beim Hookipa Lookout, bevor wir die zahlreichen Haarnadelkurven und einspurigen Brücken in Angriff nehmen. Ehrlich gesagt hatte ich mir die Road to Hana spektakulärer oder zumindest aussichtsreicher vorgestellt. Die Strasse verbindet viele sehenswerte Wasserfälle und tolle Strandabschnitte, führt aber mehrheitlich durch dicht begrüntes Gebiet und bietet nur punktuell Panoramablicke auf die Nordküste. Mein knurrender Magen wird ein zweites Mal enttäuscht. Auch der Abstecher auf die Ke’Anae Peninsula ist erfolglos, da der Aunty Sandy’s Banana Bread Stand bereits geschlossen hat. Fündig werden wir kurz vor dem schönen Black Sand Beach bei «Hana Farms». Die Hana Farms verkauft direkt am Strassenrand zahlreiche Produkte der lokalen Bauern und hat auch frisch gebrühten Kaffee im Angebot. Mit gefülltem Energiespeicher fahren wir an diesem ersten Tag noch bis zum Hamoa Beach, den wir kurz vor Sonnenuntergang für uns allein haben. Jetzt endlich spüre ich die Magie von Hana!
Durch Bambuswälder wandern
Wer wie wir in Hana übernachtet, geniesst das Privileg die Strände und Sehenswürdigkeiten rund um Hana in den Morgen- und Abendstunden ohne Hektik zu besichtigen. Fürs Frühstück steuern wir nochmals kurz die Hana Farms an und besorgen uns dort Kaffee und Bananenbrot. Danach folgen wir der Hana Road weiter bis zum Kipahulu Visitor Center. Kipahulu gehört zum Haleakalā-Nationalpark. Der Parkeintritt kostet pro Auto 25 Dollar. Das Ticket ist drei Tage gültig und ist somit auch für die andere Seite des Nationalparks (Haleakalā Krater) einsetzbar. Lange bevor die Tagesausflügler das Kipahulu Visitor Center erreichen, schnüren wir unsere Wanderschuhe und marschieren los. Zuerst steuern wir den 15-minütigen Rundweg zu den Seven Sacred Pools an. Baden ist während unseres Aufenthalts aufgrund der Wassermengen leider nicht gestattet. Danach nehmen wir den Pipiwai Trail in Angriff. Der rund 1,7 Meilen lange Trail führt durch imposante Bambuswälder stets leicht ansteigend bis zu den Waimoku Falls. Definitiv eine lohnenswerte Wanderung und für mich das Highlight rund um Hana.
Die Sache mit dem Wetter
Nach zwei Tagen in Hana, haben wir uns für Wailuku als Basis für die verbleibenden drei Tage entschieden. Wailuka befindet sich in Flughafennähe und ist als Ausgangspunkt praktisch, um sowohl den Süden als auch den Westen von Maui im Rahmen von Tagesausflügen zu erkunden. Bei einem nächsten Mal würde ich mir eher ein Apartment in unmittelbarer Strandnähe rund um Wailea oder Kaanapali suchen. Die Infrastruktur an den Stränden von Maui ist aufgrund der zahlreichen Resorts für Individualreisende schlecht bis inexistent (kaum Duschen / stickige Toi Toi Toiletten / keine Umkleidemöglichkeiten). Das mag jetzt vielleicht nach Jammern auf hohem Niveau scheinen – aber Kauai war in dieser Hinsicht schlicht fabelhaft.
Auch wenn das Wetter auf Maui besser war als auf Kauai und Big Island, liess es uns am entscheidenden Morgen im Stich. Den Sonnenaufgang vom Gipfel des Haleakala aus zu bewundern, gehört mit zu den Highlights eines Maui-Besuchs. Seit dem 1.2.2017 ist hierfür eine Reservierung nötig. Bis zu 60 Tage vorher kann man via online Formular die Reservierung vornehmen. Die Kosten hierfür betragen 1.50$. Wer sich mehrere Optionen offenhalten möchte, der reserviert am besten gleich mehrere Daten.
Mit Blick auf die grundsätzlich positiv gestimmte Wettervorhersage stellen wir den Wecker am besagtem Morgen auf 03:30 Uhr und machen uns im Dunkeln auf den Weg Richtung Gipfel. Am Eingang zum Nationalpark wird per Namen überprüft, ob eine Reservierung vorliegt. Danach ist Warten angesagt – ich bleibe so lange wie möglich im Auto, da draussen ein beissend kalter Wind bläst. Wir befinden uns auf 3’000 m ü. Meer und der Temperatursturz ist nicht zu unterschätzen. Das Mitnehmen von Handschuhen ist übrigens keine schlechte Idee. Leider ist unser Ausflug nicht mit Erfolg gesegnet. Die Wolkenschicht hält sich bedeutend länger, als dies der Wetterbericht prognostiziert hat. Tja – der Blick in den Krater ist aber auch bei bedecktem Himmel lohnenswert. Auf eine Wanderung verzichten wir jedoch, da es uns schlicht zu kalt und diesig ist.
Traumstrand gefunden
Das Positive am frühen Aufstehen ist, dass der Tag dann unglaublich viele Stunden hat. Nach einem Frühstücksstopp bei Grandma’s Coffeehouse steuern wir den Süden von Maui an. In der Zwischenzeit hat sich die Wolkenschicht doch noch leicht gelockert und je weiter wir gegen Süden fahren, desto schöner wird es. Der Freund hat sich das Ahihi-Kinau Natural Area Reserve zum Schnorcheln rausgesucht. Auf dem Weg dorthin passieren wir einige unglaublich tolle Minibuchten. Weisser Sandstrand, Palmen, türkisfarbenes Wasser; perfekt! Doch alle Buchten sind schon besetzt und die Parkplätze überstellt. Zeitig aufstehen lautet die Lösung für dieses Problem – aber dann liegt der Haleakala nicht drin. Bei der Ahihi Bay hat es zum Glück noch einige freie Plätze und die felsige Küste ist echt ein toller Schnorchelspot.
Kurz nach dem Mittag verschieben wir uns Richtung Makena Beach, der alle Anforderungen eines Traumstrandes erfüllt! Mit Glück finden wir eine Parklücke und geniessen den Rest des Tages das schöne Wetter. Hätte es hier noch eine Dusche und Umkleide, dann gäbe es nichts zu bemängeln.
Abenteuerlicher als die Road to Hana
Am vierten Tag unseres Aufenthaltes auf Maui nehmen wir uns den westlichen Inselteil vor. Auf Anraten unseres Bed & Breakfast Gastgebers starteten wir die Umrundung im Uhrzeigersinn. «Der Kahekili Highway habe seine Tücken und es sei angenehmer, wenn man sich mit dem Auto auf der Innenseite befindet», meint er. Wir folgen diesem Rat gerne und passieren somit zuerst die Hauptstadt Lahaina, die im 18. und 19. Jahrhundert gar Hauptstadt des Königreichs Hawaii war. In Kaanapali machen wir einen kurzen Stopp, um der Strandpromenade vor all den Resorts entlang bis zum Black Rock Beach zu spazieren. Danach fahren wir weiter Richtung North Shore und steuern Mokuleia Bay und Honolua Bay an. Die beiden Buchten befinden sich zwar direkt nebeneinander, sind aber grundverschieden. Mokuleia Bay besticht mit einem wunderschönen Sandstrand und tollen Wellen – ideal fürs Bodysurfen. Honolua Bay dagegen ist ruhig gelegen und eignet sich zum Schnorcheln. Wir haben an verschiedenen Orten Schildkröten sowohl vom Strand aus, als auch im Wasser gesichtet und uns dabei immer an die empfohlenen Abstände gehalten (Minimum 10 feet). So richtig gute Fotos sind uns so nie gelungen. In der Honolua Bay hatte der Freund das Glück, das direkt vor ihm ganz unerwartet eine Schildkröte auftauchte und ihm das nachfolgende Bild gelang.
Nach der Honolua Bay beginnt der abenteuerliche Part entlang der Nordküste. Ich würde ja an dieser Stelle salopp sagen «vergesst die Road to Hana, macht den Kahekili Highway!» Hier gibt es fantastische Panoramablicke auf die wilde Nordküste, imposante «Blowholes» und Nerven zerrende einspurige Strassenabschnitte. Von der Steilküste aus haben wir sogar Waale erspäht. Wir haben den Streckenabschnitt gegen den Abend (zwischen 16:00 und 17:30 Uhr) befahren und hatten so das Glück, dass uns kaum ein Auto entgegenkam. Im Gegensatz zur Road to Hana, wo einzig die Brücken einspurig sind, wartet der Kahekili Highway mit zwei drei längeren einspurigen Passagen auf. Je nach Gegenverkehr erfordert das entsprechende Rückwärtsfahrmanöver. Der Kahekili Highway führt auch am Waihe’e Ridge Trail vorbei, der nebst dem Pipiwai Trail eine meiner favorisierten Wanderstrecken auf Maui gewesen wäre. Aufgrund des äusserst matschigen Bodens (wegen der anhaltenden Regenfälle) verzichteten wir schlussendlich auf diese Wanderung.
Sehenswertes in der Inselmitte
Bei all den Attraktionen entlang der Küste von Maui, gehen die Sehenswürdigkeiten in der Inselmitte gerne vergessen. Die Hauptattraktion hier ist der Iao Valley State Park mit der grünen «Iao Needle» – eines der Markenzeichen von Maui. Der Parkplatz kostet 5$ und die Anzahl der Parkplätze ist beschränkt. Die wenigsten Touristen halten sich hier jedoch länger als dreissig Minuten auf, daher könnt ihr mit Glück bereits nach kurzer Wartezeit einen freien Platz ergattern.
Architektur-Fans kann ich zudem ein kurzer Abstecher in den King Kamehameha Golf Club empfehlen. Das auffällig pinke Clubhouse hat der bekannte amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright im Auftrag von Arthur Miller für dessen damalige Frau – niemand geringeres als Marilyn Monroe – entworfen.
Unweit des Golfclubs erwartet uns noch einen kulinarischen Höhepunkt. Im Restaurant der Maui Tropical Plantation (The Mill House) werden hervorragende Gerichte aus lokalen Produkten aufgetischt. Ich empfehle, den Tisch im Vorfeld online zu reservieren.
Mahalo Maui!
Ich glaube, die Ausführungen machen deutlich, dass Maui in puncto Sehenswürdigkeiten und tollen Stränden Kauai und Big Island die Stange halten kann. Wenn es jedoch ums Flair und die Atmosphäre geht, haben für mich die beiden anderen Inseln klar die Nase vorn. Maui beglückte uns dafür mit traumhaften Sonnenuntergängen. Ich dachte ja im Vorfeld, dass solche Stimmungen auf Hawaii zum fixen Tagesprogramm gehören. Doch die Tage vergingen und Abend für Abend behielt der bedeckte Himmel die überhand. Bis auf die letzten zwei Abende, die wir beide am Baby Beach in Lahaina verbrachten. Daher: Danke Maui für diese schönen Strandmomente!
Praktische Tipps für deine Reise nach Maui
- Maui war hinsichtlich der Ausgaben für Mietauto und Unterkunft im Vergleich mit Kauai und Big Island die teuerste Insel.
- Wir haben in Hana zwei Nächte in einem kleinen, empfehlenswerten Apartment (Heavenly Hana) verbracht und dafür ohne Frühstück 278 Dollar bezahlt. Die 3 Nächte in einem Bed & Breakfast in Wailuku (Old Wailuku Inn) haben uns inklusive Frühstück 670 Dollar gekostet. Am Old Wailuku Inn ist zu bemängeln, dass sie keine Gepäckaufbewahrung anbieten. Generell wird auf Maui nämlich empfohlen, keine Gegenstände im Auto zurückzulassen, weil Auto-Einbrüche angeblich öfters vorkommen.
- Unser Auto haben wir auf Big Island bei Budget angemietet (Fahrzeuggruppe B) und für 5 Tage inklusive Versicherung (ohne Roadside Assistance) 306 CHF bezahlt. Auf Maui benötigt ihr für keine Strecke ein 4×4 taugliches Auto. Einzig der Piilani Highway ab Kaupo ist nicht durchgehend geteert und hat teilweise Schlaglöcher.
- Für ein spezielles Sonnenuntergangsdinner empfehle ich die Mala Ocean Tavern in Lahaina – hier sitzt man so nah am Wasser, dass die Gischt spürbar ist. Eine weitere tolle Restaurantoption in Lahaina ist Star Noodle.
- In Hana schliessen viele Shacks und Essensstände am frühen Abend, sobald sich die Tagestouristen auf den Rückweg machen. Darunter auch der Thai-Food Stand «By Pranee». Hier lohnt sich ein Mittagsstopp. Fürs Abendessen empfehle ich das «Preserve» im Travaasa Hotel. Eine weitere Option ist die Hana Ranch (gehört ebenfalls zum Travaasa). Dort hat es uns jedoch nicht sonderlich geschmeckt.
- Eine Alternative zu Mama’s Fish House ist das Restaurant Nuka in Haiku
- Falls ihr den Sonnenaufgang vom Haleakalā aus geniessen wollt daran denken, sich online gegen eine Gebühr von 1.50$ zu registrieren.
Ich hatte mich damals gegen Maui entschieden, um eben genau diesen Massen an Touris zu entgehen. Wobei nach Deinen Fotos ist auch diese Insel einfach nur wunderschön. So hab ich auf jeden Fall einen Grund, zurückzukehren…
Ganz liebe Grüße
Nadine
Hoi Nadine danke für deinen Kommentar. Ja Maui hat durchaus auch viele schöne Ecken und mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran, dass die Parkplätze immer überfüllt sind. Aber im Vergleich zu Kauai oder auch dem kleinen gemütlichen Big Island Kona Airport ist es natürlich schon ein Kontrast :)
Wow, sehr schöner Beitrag. Da möchte man am liebsten sofort aufbrechen und losreisen! Besonders die Fotos von dem Bambuswald in der Nähe von Hana finde ich beeindruckend.