Herzlich Willkommen auf Hallig Hooge steht auf dem Schild am Fähranleger. Ja, hallo Nordsee, nett dich kennenzulernen. Vor uns liegt eine flache Graslandschaft, kleine Erhebungen mit Gebäuden sind dankbare Anhaltspunkte zur Orientierung, hinter uns brechen leise die Wellen des Wattenmeers am Sommerdeich der Hallig.
Die Fahrt hierhin war ja schon ein kleines Abenteuer. Losgetuckert sind wir in Hamburg Altona mit der Nord-Ostsee-Bahn. In Hamburg Altona standen die Leute am Samstag Morgen dicht gedrängt auf dem Bahnsteig. „Da muss was dran sein an der Nordsee, wenn die alle auch hin wollen…“ denke ich mir. Nach gut zwei Stunden wechseln wir in Husum von Zug zu Bus und fahren damit weiter bis nach Nordstrand. Hier sehen wir zum ersten Mal die Nordsee. Für das letzte Wegstück wechseln wir auf eines der Adler-Schiffe. Hallig Hooge ist nämlich nur per Schiff erreichbar und das auch nur dann, wenn es die Gezeiten zulassen. Unser Adler Schiff düst mit voller Kraft durch’s Wattenmeer und so stehen wir vier Stunden nach Abfahrt in Hamburg Altona auf Halligboden.
„Moin“, grüsst uns unsere Gastgeberin und fährt mit uns einmal quer über die Hallig bis zur Ockenswarft, wo unser schnuckeliges Ferienhäuschen – Harlies Hus – auf uns wartet. Ein Dach über dem Kopf und ein Fahrrad, das ist alles, was man auf Hallig Hooge für den perfekten Urlaub benötigt. Letzteres besorgen wir uns gleich nachdem wir unser Gepäck in der Ferienwohnung deponiert haben.
Der Entdeckergeist ist geweckt. Es hält uns nichts mehr davon ab einmal mit dem Fahrrad kreuz und quer über die Hallig zu fahren. 5.6 km2 beträgt die Fläche von Hallig Hooge. Sie gehört mit zum Biosphärenreservat Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Hallige. Auf den zehn Warften – künstlich aufgeworfenen Erdhügel – wohnen rund 100 Einwohner. Downtown befindet sich auf der Hanswarft, welche von den Einheimischen auch neckisch Versorgungshügel genannt wird. Lebensmittelladen, Restaurants, Tourismusinformation, Schutzstation Wattenmeer, Museen – hier ist einiges los. Weitere Bewohner der Hallig sind Schafe und Kühe, die das salzige Gras geniessen. Mit dem Fahrrad radeln wir weiter. Vorbei an der hübschen Kirchwarft mit dem Übernamen Glaubenshügel, dem Sommerdeich entlang bis zur Westernwarft und anschliessend zurück in Richtung Ockenswarft. Einen letzten Stopp legen wir bei der Ockelützwarft ein. Diese Warft ist auch als Bildungshügel bekannt. Hier befindet sich nämlich unter anderem die Schule. Auf Hallig Hooge ist fast alles vorhanden.
Was fehlt ist der Lärm und die Hektik. Urlaub auf Hallig Hooge bedeutet Ruhe finden und der Natur zuschauen. An einem Tag im Uhrzeigersinn um die Hallig radeln, am nächsten Tag andersrum. Vogelschwärme auf dem Wattenmeer beobachten. Im Strandkorb sitzen und zuschauen, wie das Meer verschwindet und irgendwann wieder zurück kommt. Die Gezeiten sind der Taktgeber des Halliglebens und die Nordseebrise sorgt für ein stetig wechselndes Naturspektakel.
Nach unserer Tour rund um die Hallig und einem leckeren Nachtessen in der ältesten Gaststätte der Hallig Hooge, dem Friesenpesel, schlummern wir friedlich ein. Meeresluft und Pharisäer (Kaffee mit Rum und Sahne – ein typisch nordfriesisches Getränk) machen müde.
Das Frühstück am nächsten Morgen muss mit Fahrradfahren gegen den Wind (merkt euch, man fährt immer gegen den Wind) hart erarbeitet werden. Auf der Hanswarft erwartet uns im Seehund ein hübsch gedeckter Frühstückstisch.
Danach erkunden wir die kulturellen Highlights. Empfehlenswert ist ein Abstecher zur Kirchwarft. Die Kanzeltür wurde beispielsweise im 18. Jahrhundert von einem Walfänger gestiftet. Ebenso hübsch ist der Königspesel auf der Hanswarft. Das Privatmuseum zeigt kulturhistorische Kunst- und Gebrauchtgegenstände. Zum Hallig-Pflichtprogramm gehört natürlich auch der Besuch des Hooger Sturmflutkino. Hier erleben wir „Landhunter“ auf der Grossleinwand und ich bekomme grosse Lust, ein solches Erlebnis auch einmal live zu erleben…
Am Nachmittag ist dann ein scharfes Auge gefragt. Bei einer ornithologischen Führung mit der Schutzstation Wattenmeer lernen wir, welche bunten Gefieder rund um die Hallig anzutreffen sind. Eine Gruppe Austernfischer (nein, sie fressen keine Austern) vergnügt sich direkt vor unseren Augen.
Und schon neigt sich der zweite Tag zu Ende. Nach dem Genuss von nordfriesischen Waffeln mit Pflaumenkompott und Tee mit Rum in der gemütlichen Atmosphäre der T-Stube, sind wir pünktlich zum Sonnenuntergang am Strand. Ach Hallig Hooge, danke, dass du uns trotz vielen Wolken durch den Tag solche Momente erleben lässt.
Wer Lust auf Hallig-Urlaub bekommen hat (ist die Landschaft nicht schlichtweg bombastisch?!) findet hier die nötigen Informationen.
Hinweis: Die Reise auf die Halligen wurde von Nordsee Tourismus und den Halligen unterstützt – Vielen Dank hierfür. Meine Leser dürfen wie immer sicher sein, dass ich hier stets meine Ansichten und Begeisterung vertrete.
Da bekomm ich mal wieder richtig Lust darauf an die Nordsee zu fahren!!!! Irgendwie fühlt sich das wie ein Stückchen Heimat an obwohl ich früher nur 2-3 Mal pro Jahr dort war! Aber die Luft, der Wind und die flache Landschaft sind für einen Flachlandtiroler wie mich einfach toll!!! :-) Danke für den tollen Bericht und die wunderschönen Bilder!
Jana, unbedingt ins Reiseprogramm 2014 aufnehmen – ich bin begeistert ab der Nordsee und würde sofort wieder auf eine der Halligen oder eine Insel fahren :D