Im Val d’Anniviers mit dem Postauto von A nach B zu gelangen, ist gar nicht so einfach. Die Bergdörfer liegen wie Adlerhorste hoch über dem Talboden, und auch wenn die Luftliniendistanz kurz ist, schlängeln sich die schmalen Strassen Kurve um Kurve ins Tal und auf der anderen Seite wieder Richtung Berg hoch. Zudem werden die Strecken nicht wie vielerorts üblich im Stundentakt bedient, sondern rund alle zwei bis drei Stunden. Die Wartezeiten dazwischen nutzt man am besten für eine Wanderung oder eine Biketour. Das Val d’Anniviers ist nämlich ein wahres Paradies für Outdoorfans. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Ich bin nämlich heillos überfordert mit all den Wandermöglichkeiten und Routenalternativen. Dem Höhenweg entlang auf die Crêt du Midi in Vercorin, via Sorebois nach Zinal oder doch von St-Luc über Ayer nach Grimentz? Am Schluss nimmt uns das Postauto die Entscheidung ab. Wir erwischen nämlich eine der Linien, die bis zur Staumauer das Lac de Moiry fährt und beschliessen kurzerhand von dort talwärts nach Grimentz zu wandern.
Wandern in Grimentz – Val d’Anniviers
Die Staumauer auf 2‘250 m ü M. ist ein gewaltiges Bauwerk. Wer vom Tal her hochfährt, blickt unweigerlich gegen die sich hoch auftürmende Betonwand. Oben angekommen, öffnet sich das Panorama in Richtung Moirygletscher. Damit wir einen besseren Blick auf das Eismassiv bekommen, folgen wir ein Stück weit dem Alpenpässe-Weg (Etappe 19 Zinal-la Sage) und steigen Richtung Col de Torrent auf. Nach rund 10 Minuten Gehzeit öffnet sich uns ein prächtiges Panorama, das selbst mit den wolkenverhangenen Gipfeln beeindruckend wirkt. Der Stausee selbst hat aktuell sehr wenig Wasser. Die kräftige smaragdgrüne Farbe ist aber derart ein Blickfang, dass sich die unschönen Böschungen gar nicht mal so negativ aufs Gesamtbild auswirken.
Bergfrühling im Val d’Anniviers
Danach folgen wir dem Wanderweg in Richtung Grimentz. Zuerst steil absteigend führt der Pfad anschliessend der plätschernden Gougra entlang durch blühende Alpwiesen. Jetzt Ende Juni präsentiert sich die Natur in den Bergen von ihrer bunten Seite. Besonders zahlreich vertreten sind hier die wunderschönen Alpenrosen.
Bilderbuchdorf Grimentz
Unsere kurze Wanderung durch die blühende Pracht des Bergfrühlings endet in Grimentz auf 1’570 m über Meer. Dieses schmucke Dorf, das mit seinen alten sonnengebräunten Speicherhäusern und den geraniengeschmückten Balkonen wie direkt einer Postkarte entsprungen wirkt, gehört zum Pflichtprogramm bei einem Besuch im Val d’Anniviers. Es wäre wirklich schade, wenn man diesen Abstecher auslassen würde.
Der alte Dorfkern befindet sich entlang der Rue du Village zwischen den Postautohaltestellen „Post“ und „Carovilla“ und ist ein wahres Bijou. Ich würde meinen, dass Grimentz definitiv zu den schönsten Bergdörfern der Schweiz gezählt werden darf. Scheinbar hat sich das aber noch nicht weit herumgesprochen oder es liegt vielleicht auch einfach zu abgelegen für den Tagesgast. Zumindest geniessen wir in aller Ruhe unseren Spaziergang entlang der urchigen Häuser und überbrücken danach die restliche Wartezeit bis zur Abfahrt des Postautos im Restaurant Becs de Bosson.
Übrigens, die Geranien begleiten einem auch noch auf dem Rückweg Richtung Vissoie. Die engen Kurven, bei denen Millimeterarbeit des Postautochauffeurs gefragt ist, sind nämlich mit knallroten Geranien geschmückt.
Praktische Infos für deine Wanderung im Val d’Anniviers vom Lac de Moiry
Die Karte zeigt unseren Routenverlauf. Die Strecke ist rund 10 km lang und geht – mit Ausnahme des Anstiegs von rund 180 Höhenmetern zum Aussichtspunkt – stetig bergab (rund 900 Höhenmeter). Die reine Laufzeit beträgt 2.5 Stunden. Der Ausgangspunkt Barrage de Moiry erreicht man ab Vissoie mit der Grimentz–Moiry-Postautolinie (mit Anschluss nach Sierre). Während der Sommermonate fährt das Postauto bis ans Ende des Staudamms zum Moiry-Gletscher. Die Postautos fahren unregelmässig, deshalb unbedingt die Fahrpläne vor der Wanderung studieren.
Ausgangspunkt | Moiry VS, barrage |
Länge | 10 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 180 m ↘ 900 m |
Dauer | 2:50 h |
Zielort | Grimentz, place du Mélèze |
Einkehrmöglichkeit | Restaurant Becs de Bosson |
Wow! Wirklich beeindruckende Bilder. Sieht einfach atemberaubend aus. <3
Danke dir! :)
Hallo Anita,
Wie immer super Bericht! Sehr schöne Bilder von Grimentz. Ich plane momentan für diesen Herbst eine mehrtägige Biketour im Wallis und da ist eine Übernachtung in Grimentz vorgesehen. Hast Du vielleicht einen Hoteltipp oder hast Du nur in St-Luc (wie im aktuellen Bericht geschrieben) übernachtet? Kannst mir gerne auch ein Mail schreiben.
Danke schon mal und einen lieben Gruss, Christian
Vielen Dank! Genau, wir haben nur in St-Luc übernachtet und nicht in Grimentz. Daher kann ich dir leider nicht weiterhelfen.