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Einfach sagenhaft! 2-Tageswanderung durch die Greina Hochebene

Die Greina Hochebene – zig mal wurde ich in den letzten Jahren gefragt, ob ich schon eine Hüttentour durch eine der schweizweit schönsten und grössten Hochebenen unternommen habe. Bisweilen lautete meine Antwort «Nein». Die Mehrtageswanderungen in der geschützten Hochgebirgslandschaft zwischen dem Val Lumnezia und dem Bleniotal sind beliebt und dementsprechend sind auch die vier rund um die Hochebene platzierten SAC-Hütten begehrte Übernachtungsziele. Spontaner Ferienplanung sei Dank ergab sich bei mir anfangs September mitten unter der Woche die Gelegenheit, den zweitägigen Klassiker von Vrin durch die Greina Hochebene bis nach Campo Blenio unter die Lupe zu nehmen. Und eins sei an dieser Stelle bereits verraten: der Blick vom Pass Diesrut auf den wild durch die Greina mäandrierende Flusslauf des Rein da Sumvitg sorgt definitiv für Gänsehautmomente.

Von Vrin zum Pass Diesrut wandern

Obwohl sich die Greina Hochebene weit hinten im Val Lumnezia verbirgt, ist sie überraschend gut zugänglich. Vom Bahnhof Illanz aus besteht eine stündliche Postautoverbindung bis nach Vrin, wo von Graubünden herkommend der leichteste Zustieg zur Greina startet. Wer bei der Anreisezeit flexibel ist, der kann die Anfahrt auf die Bus alpin Verbindung bis nach Puzzatsch abstimmen. Genau das haben wir gemacht und nach einer kurvenreichen, gut einstündigen Postautofahrt (inklusive Umstieg auf den Bus alpin in Vrin) kurz nach dem Mittag unseren Ausgangspunkt für die Zweitageswanderung durch die Greina Hochebene erreicht.

Einen Blick zurück auf den idyllischen Weiler, bevor wir strammen Schrittes den Weg über die Alp Diesrut bis zum Pass Diesrut in Angriff nehmen. Schritt für Schritt folgen wir dem schmalen Pfad bergwärts, passieren verlassene Alphütten und treffen weiter oben friedlich grasende Kühe. Der Weg ist angenehm zu gehen und hält sowohl talauswärts Richtung Ilanz als auch Richtung Pass Diesrut tolle Panoramablicke bereit.

Puzzatsch Vrin
Greina Wanderung Puzzatsch
Surselva Alp Kuh
Aufstieg Pass Diesrut

Panoramablick auf die Greina Hochebene

Wenige Tage zuvor hatte ein Wetterumschwung für Schnee bis auf rund 2’200 Meter über Meer gesorgt und ich bin erstaunt, wie gut sich dieser an den Hängen des Piz Stgir – unser Weggefährte beim Aufstieg – gehalten haben. Der Wanderweg ist aber bis zu seinem höchsten Punkt auf 2’428 Meter über Meer (Passhöhe) schneefrei. Wir fiebern dem Tiefblick in die Greina Hochebene entgegen und sind fast etwas enttäuscht, als es auf der Passhöhe noch nichts zu sehen gibt.

Doch lange müssen wir uns nicht mehr gedulden, bis bis sich uns der Panoramablick in die Greina öffnet. Zum Glück hat sich die Generation unserer Grosseltern und Eltern dafür eingesetzt, dass hier nicht, wie mitten des 20. Jahrhunderts eigentlich geplant, ein Wasserkraftwerk mit Stausee umgesetzt wurde. Bei dieser Kulisse kann ich es auch gut nachvollziehen, wieso die Greina ein derart beliebtes Wanderziel ist – dazu kommt, dass die Tour dank der guten öV-Erschliessung des Gebiets auch keine Hexerei ist. Klar, der Aufstieg von Puzzatsch bis zum Pass fordert die eine oder andere Schweisstropfen ein, doch die Anstrengung wird mit der Aussicht über die sechs Kilometer lange Hochebene gebührend honoriert.

Greina Hochebene
Greina Ebene Wandern

Terrihütte in Sicht

Was für den Aufstieg von Vrin her Richtung Greina spricht, ist, dass wir nun mit Blick auf die Greina in die Hochebene hinuntersteigen können. Wer die Wanderung in die umgekehrte Richtung absolviert, wendet dem landschaftlich schönsten Part der Tour den Rücken zu. Beim Abstieg erhaschen wir auch den ersten Blick auf die Terrihütte, die hoch über dem tief im Fels eingegrabenen Rein da Sumvitg am Fusse des Muot la Greina thront.

Vrin Terrihütte Greina

Die heutige Etappe wartet kurz vor dem Ziel noch mit einem weiteren Highlight auf: seit 2018 führt die 65 m lange Hängebrücke «Punt la Greina» über den Rein da Sumvitg. Damit wurde der Zustieg zur Terrihütte vereinfacht und sicherer ausgestaltet. Wir erreichen die Terrihütte nach einem knapp 3.5-stündigen Aufstieg pünktlich vor dem angekündigten Regenschauer. Wir sind in einem komfortablen 8-er-Schlag untergebracht, der aktuell nur zur Hälfte belegt wird. Weniger lässig ist dafür das «Seating» in der Gaststube. Auch hier werden die Plätze verständlicherweise bereits beim Eintreffen fix zugeteilt – wer aber wie wir einen Platz auf den unbequemen Hocker am Tischende (und nicht auf den Bänken) erwischt, hat’s nicht so gemütlich.

Punt la Greina
Wanderung Terrihütte
Aufstieg Terrihütte

Kurz vor Sonnenuntergang lässt der Regen nach und der aufklarende Abendhimmel sorgt für schöne Lichtmomente – das spektakuläre Abendrot bleibt aber aus.

Morgenstimmung in der Greina Hochebene

Am nächsten Morgen präsentiert sich der Himmel beinahe wolkenlos und die Gipfel der Surselva heben sich gestochen scharf vom blauen Hintergrund ab. Nach einem schnellen Frühstück nehmen wir zeitig die zweite Etappe in Angriff. Diese führt uns durch das kleine Hochtal hinter dem Muot la Greina zurück Richtung offene Greina Ebene. Mit Glück lassen sich hier in den frühen Morgenstunden Steinböcke oder Gämsen beobachten. Doch heute lässt sich kein Steinwild blicken. Das extra griffbereite Tele-Zoom (das wir auf dem Sentiero Cristallina nicht dabeihatten und – natürlich, wie könnte es auch anders sein – gleich zweimal auf Steinböcke trafen) kommt dann aber doch noch zum Zug. Die Murmeli hier oben sind nämlich echte Poser.

Terrihütte Bergblick
Terrihütte Greina
Wanderung Greina Ebene
Greina Landschaft

Kurz nachdem sich der Blick Richtung Greina wieder öffnet, hält der Wanderweg einen kurzen, steilen und sehr steinigen Wegpart bereit. Dieser ist aber zusätzlich mit Ketten gesichert und nach wenigen Metern inklusiver der Überquerung eines fröhlich sprudelnden Bächleins ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

An der nächsten Weggabelung steht uns offen, ob wir nach links Richtung Capanna Motterascio abbiegen und einen Schlenker über die Hochebene machen oder uns rechts halten und der Bergflanke entlang auf direktem Weg Richtung Passo della Greina. Wir entscheiden uns für Letzteres und folgen dem schönen, schmalen Pfad über Alpweiden Richtung Passhöhe.

Greina Morgenstimmung
Greina Murmeltier
Greina Panorama Landschaft

Über den Passo de la Greina ins Bleniotal

Vorbei an einer schnuckeligen Schutzhütte (oder Hirtenhütte) überqueren wir die Kantonsgrenze. Hinter uns Graubünden, vor uns das Tessin – und das hält auf dem nun folgenden Abstieg ins Bleniotal ebenfalls ein Prachtspanorama sowie beneidenswert türkis schimmernde Bachläufe bereit. Aufgrund des unregelmässigen Busanschlusses in Campo Blenio (zwischen 13:01 und 15:37 Uhr fährt kein Bus) verzichten wir auf einen Einkehrstopp in der Capanna Scaletta und steigen direkt ins Tal hinunter.

Greina Scaletta
Pass Grap Greina

Bis auf Höhe Alpe di Fontana San Martino ist der Weg wunderschön, das verbleibende Reststück bis nach Campo Blenio wird dann leider mehrheitlich auf der Teeerstrasse geführt. Wer zeitlich knapp dran ist, spart beim direkten Ansteuern der Bushaltestelle «Ghirone, Aquilesco» einige wertvollen Minuten ein – die liegt etwas näher am Weg als «Campo (Blenio), Pease».

Eigentlich hätten wir die Zweitageswanderung durch die Greina Ebene gerne auf eine dreitägige Tour bis zum Lukmanierpass ausgedehnt, doch die Casa Lucomagno, die ich bei den Recherchen entdeckt und mich etwas in diese historische Sommerresidenz verguckt habe, hatte bedauerlicherweise so spontan keine Zimmer mehr frei. Auch gut – wie so oft generiert diese Bergtour mindestens drei weitere Ideen für zukünftige Wanderungen.

Blick ins Bleniotal
Bleniotal Greina Wanderung

Praktische Tipps für deine Wanderung durch die Greina Hochebene

1. Wandertag: Vrin – Terrihütte

Die klassische zweitägige Wanderung über die Greine Ebene startet in Vrin, genauer gesagt in Puzzatsch, das man mit dem Bus alpin ab Vrin erreicht. Die erste Etappe beinhaltet auf einer Länge von gut 7 Kilometern 875 Höhenmeter bergwärts und 377 Höhenmeter talwärts. Die Wanderzeit beträgt je nach Geschwindigkeit und Pausen zwischen 3 und 3.5 Stunden und ist sowohl konditionell als auch technisch nicht besonders anspruchsvoll. Wer auf den Bus alpin verzichtet und die Tour direkt in Vrin startet, der muss eine zusätzliche Wanderstunde (ca. 3,8 Kilometer Weglänge mit 272 Höhenmeter bergwärts) einrechnen.

Der Bus alpin von Vrin bis nach Puzzatsch kostet 10 CHF pro Person und fährt vom 20. Juni bis 4. Oktober täglich. Eine Voranmeldung bis 1 Std. vor Abfahrt ist dabei zwingend. Die Telefonnummer findet man im SBB-Fahrplan (online).

2. Wandertag: Terrihütte – Campo Blenio

Die Distanz von der Terrihütte bis nach Campo Blenio beträgt knapp 16 Kilometer und beinhaltet eine Steigung von 406 Höhenmeter und ein Gefälle von 1’345 Höhenmeter. Die Wanderzeit für diese Etappe beträgt 4.5 bis 5 Stunden. Wir haben uns auf unserer Wanderung gegen die Routenführung des Alpenpässe-Wegs entschieden und uns an den weniger frequentierten Bergweg gehalten, der oberhalb des Rein da Sumvitg der Hangkante entlang Richtung Capanna Scaletta führt (vgl. nachfolgende Karte). Auch dieser Weg ist bis auf ein, zwei etwas felsigere Stellen, die punktuell mit Stahlseilen gesichert sind, technisch nicht weiter tricky. Je nach Saison und Wochentag gibt es ab Pian Geirett ebenfalls ein Bus alpin Verbindung Richtung Campo Blenio. In diesem Fall verkürzt sich die Etappe auf 9 Kilometer, für die man rund drei Stunden Wegzeit einplanen sollte.

Die Übernachtung in der Terrihütte kostet für Erwachsene, die nicht Mitglieder beim SAC sind, 99 CHF inklusive Halbpension (Preisstand Sommersaison 2024). Für SAC Mitglieder gibt es eine Reduktion von 14 CHF auf den Übernachtungspreis.

AusgangspunktVrin, Puzzatsch
Länge23,1 Kilometer
Höhenmeter↗ 1283 m ↘ 1729 m
Dauer8:10 h
ZielortGhirone, Aquilesco
EinkehrmöglichkeitTerrihütte, Capanna Scaletta
Über den Autor

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Hallo ich bin Anita, leidenschaftliche Weltenbummlerin und Hobby-Fotografin. Ich liebe es, neue Flecken auf unserer wunderbaren Welt zu entdecken. Dabei gilt, das Abenteuer beginnt direkt vor der Haustür! So bin ich nicht nur in exotischen Ländern sondern auch oft in der Schweiz unterwegs.
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