dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Region Jura & Drei-Seen-Land sowie dem regionalen Verband von Hotelleriesuisse und enthält Werbung
Ich reise immer wieder gerne in den nordwestlichen Zipfel der Schweiz. Mit ihren tief eingeschnittenen Schluchten, weiten Hochebenen sowie charakteristischen Städten und kleinen Weilern gehört die Region Jura & Drei-Seen-Land für mich zu den landschaftlich vielfältigsten Gegenden der Schweiz. Hier auf dem Blog habe ich bereits über einige Ausflugsziele und Wanderungen im Jura & Drei-Seen-Land berichtet. Anfangs Juli habe ich mich einmal mehr auf einen Streifzug begegeben und neue Facetten der Region kennengelernt. Während bei früheren Besuchen oftmals der sportliche Part überwog, stand diesmal der regionale Genuss im Fokus.
1. Stippvisite bei der grünen Fee
Passend zum Genussfokus, startet meine Tour am Freitagmittag in der freundlichen Gaststube des Restaurants Les Six-Communes im Dorfkern von Môtiers im Val-de-Travers. Hier gibt es als Auftakt eine Stärkung in Form eines leckeren Sommersalats mit Ziegenkäse vom Chasseral. Danach erkunde ich den schön herausgeputzten Dorfkern von Môtiers. Direkt neben dem markanten «Hôtel des Six-Communes» (mit seinen Arkaden nicht zu übersehen) befindet sich die ebenso auffällige Kirche und das ehemalige Benediktinerkloster, worin sich heute die bekannte Sektkellerei Mauler befindet. Leider reicht die Zeit nicht, um den süffigen Sekt zu kosten. Ich werde nämlich im ehemaligen Gebäude des Bezirksgerichts erwartet. Dort wo früher die Absinth-Schwarzbrenner zur Rechenschaft gezogen wurden, thematisiert seit 2014 das Maison de l’Absinthe den Mythos der «Grünen Fee».
Das Maison de l’Absinthe führt mich als Besucher über drei Stockwerke in die verruchte Welt des Absinths ein. Ich lerne, welche Kräuter für den Absinth verwendet werden (und habe ein «Aha-Erlebnis», als ich realisiere, dass «Absinthe» und «Wermut» ein- und dieselbe Pflanze sind). Ein Stockwerk tiefer reist das Maison de l’Absinthe ins 19. Jahrhundert zurück, wo der Absinth das Getränk der grossen Künstler war und danach verteufelt und verboten wurde. Ein Raum weiter werden lokale Persönlichkeiten porträtiert, die trotz Prohibition Absinth herstellten. Abgerundet wird die Ausstellung mit einem Kräutergarten, wo die fünf Hauptzutaten des Absinths gedeihen; Der grosse und kleine Wermut, Zitronenmelisse, Minze und Ysop. Zusätzlich kommen in jeden Absinth Anis und Fenchel – und der Rest ist ein gut gehütetes «Finetuning», wie ich wenige Minuten später in der Absinthdestillerie Bovet La Valote erfahre. Der Gründer der Destillerie, Willy Bovet, gehörte auch zu der Gilde der Schwarzbrenner. Er wurde jedoch nie erwischt, wie mir seine Tochter erzählt, die heute den Betrieb führt. Das Absinthverbot wurde nach fast 100 Jahren am 1. März 2005 aufgehoben – bereits einen Monat später hatte Willy Bovet seine Destillerie mit öffentlichem Verkostungs- und Verkaufsraum eröffnet. Ich koste mich schluckweise durch die vier verschiedenen Absinth-Sorten von Bovet und küre den «Septante7» zu meinem persönlichen Favoriten.
All die Geschichten rund um die grüne Fee und ihre Verwurzelung hier in der Region machen Lust mehr davon zu entdecken. Eine gute Übersicht zum Thema sowie den damit verbundenen Betrieben/Aktivitäten bietet die Absinth-Strasse, die von Noiraigue bis nach Pontarlier führt. Ich folge dieser nun ein Stück weit Richtung Couvet.
2. Regionaler Genuss beim Ausflug ins Val-de-Travers
Der Absinth spielt nämlich auch in der Küche des Traditionsbetriebs Hôtel de l’ Aigle eine wichtige Rolle. Der markant gesetzte Gasthof aus dem 18. Jahrhundert verwöhnt seine Gäste vorzugsweise mit lokalen Produkten. Im Idealfall kommt das Gemüse in den Sommermonaten direkt vom angrenzenden Garten und beim Fleisch wird auf die Wasserbüffel aus dem Nachbardorf gesetzt. Ich darf an diesem Nachmittag dem Küchenchef des Hauses bei der Zubereitung dreier Absinth-Dessertvariationen über die Schultern gucken. Unglaublich schnell wird mit Töpfen und Pfannen hantiert, und ehe ich mich versehe, darf ich das erste Dessert kosten: ein luftig süsses Absinth-Sabayon. Beinahe so schnell wie die Erste, ist auch die zweite Nachspeise zubereitet. Aus 1dl Vollrahm, einer Vanilleschote, 120g Eigelb, 120g Zucker und 1dl Absinth zaubert der Küchenchef die Basis für eine feine Crème brûlée– ein Bestseller des Hauses. Ebenso beliebt ist das hausgemachte Parfait glacé à l’Absinthe. Eine köstlich erfrischende Nachspeise, bei der ich den Absinth gut rausschmecke.
Nach diesem kurzen Blick hinter die Hotelkulissen geniesse ich den lauen Sommerabend auf der lauschig grünen Hotelterrasse. Was mich an diesem Betrieb richtig begeistert ist die Kreativität und das Engagement des jungen Teams. So beinhaltet die Apéro-Karte nicht nur langweilige Standard-Drinks, sondern lokale Variationen wie der Absinthe Fizz Cocktail. Später schlemme ich mich noch durch ein Bondellenfilet (eine im Neuenburger- und Bielersee endemische Fischart) mit Absinth-Schaum und das Büffelfleisch-Tatar. Beides sehr lecker und auch sonst macht die kleine Bistrokarte so richtig «gluschtig».
3. Kalorien abstrampeln auf der Creux-du-Van Velotour
Nach den ausgiebigen Schlemmereien vom Freitag geht’s heute raus an die frische Luft. Mit dem Zug fahre ich von Couvet nach Noiraigue, wo ich mein E-Bike in Empfang nehme. Die Vermietstation befindet sich direkt am Bahnhof und die Anmiete verläuft total unkompliziert. 10 Minuten nach meiner Ankunft bin ich startbereit. Es gilt heute auf der Creux-du-Van Tour 52 Kilometer und 1’000 Höhenmeter abzustrampeln. Zu Beginn war ich mir unsicher, ob ich diese Runde alleine «überstehen» werde. Doch die Zweifel waren unbegründet. Die gut ausgeschilderte Velotour führt mehrheitlich auf wenig befahrenen Strässchen von Noiraigue via Travers nach Le Soliat hoch – dank dem E-Bike-Motörli sind selbst die 1’000 Höhenmeter dazwischen kein «Krampf». Beim Bergbeizli Le Soliat lasse ich mein Velo stehen und marschiere zu Fuss zum Kraterrand vom Creux-du-Van. Es ist nicht mein erster Besuch hier oben – aber der Ausblick ist jedes Mal aufs Neue imposant. Der Creux-du-Van hat in den letzten Jahren aber auch extrem an Popularität gewonnen und dementsprechend werden rings um mich herum fleissig Fotos geknipst.
Vor der Weiterfahrt gönne ich mir auf der Sonnenterrasse des Le Soliat eine kurze Verschnaufpause und bestelle zur Stärkung ein Plättli. Danach schwinge ich mich wieder auf meinen Drahtesel und radle munter weiter. Auch auf dem zweiten Streckenabschnitt zwischen Les Rochats und Couvet begegne ich kaum jemanden; zwei, drei Autos überholen mich – aber das war’s dann auch. Der einzig unschöne Abschnitt ist die Abzweigung nach Le Soliat hoch. Dort teilt man sich die Strasse mit den Tagesausflüglern, die mit dem Auto hochdüsen – und das führt teilweise aus Velofahrersicht zu unschönen, bedrängenden Überholmanövern. Auf dem Rückweg von Couvet nach Noiraigue führt der Veloweg an den Asphaltminen von la Presta vorbei, die ebenfalls einen Stopp wert sind.
4. Allerlei Überraschendes in la Chaux-de-Fonds
Zurück in Noiraigue gebe ich mein E-Bike wieder ab und fahre danach via Neuenburg in die Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds. Da ich mit dem Velo zügiger unterwegs war, als ursprünglich gedacht, habe ich in Chaux-de-Fonds spontan Zeit für einen Stadtbummel. Und da lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, einmal mehr den Espacité-Turm anzusteuern. Ob man den in den 1990er Jahren errichte Turm nun schön oder hässlich findet – darüber lässt sich streiten. Klar ist, dass er eines der Wahrzeichen von La Chaux-de-Fonds ist und das die kostenlos zugängliche Aussichtsplattform im obersten Stockwerk einen tollen Panoramablick über das streng orthogonal ausgerichtete Strassenraster der Altstadt von la Chaux-de-Fonds bietet. Zusammen mit der Nachbarstadt Le Locle gehört La Chaux-de-Fonds seit 2009 zu den UNESCO Weltkulturerbestätten.
Später werde ich von meinem heutigen Gastgeber, dem Grand Hôtel les Endroits, direkt vor dem Espacité-Turm abgeholt und in die Anhöhen über la Chaux-de-Fonds chauffiert. Keine 2 Kilometer vom Bahnhof entfernt, befinden wir uns hier mitten im Grünen umgeben von weiten Juraweiden. Eine solche Ruheoase hätte ich nicht sofort mit dem sonst streng wirkenden Stadtbild von La Chaux-de-Fonds in Verbindung gebracht. Wie das Hôtel de l’Aigle ist auch das Grand Hôtel les Endroits ein familiengeführter Betrieb, bei dem stetig investiert wird. Die neuste Errungenschaft des Hauses ist ein moderner, zweistöckiger Wellnessbereich mit Indoor- und Aussenpool sowie einer schön gestalteten Saunalandschaft. Auch hier treffe ich wieder auf den Absinth. Und zwar findet sich dieser in der Absinthe-Sauna in Form einer fein duftender Kräuterschale.
Kurz vor dem Abendessen werfe ich noch einen Blick in die Hotelküche. Die klassisch französische Küche legt die Basis für Küchenchef Stéphan Vogt kreatives Wirken. Er setzt auf bewährte Klassiker, denen er mit Raffinesse seine eigene Handschrift auferlegt. Was das bedeutet, zeigt er mir am Beispiel Tomate-Mozzarella Salat à la mode du Chef. Der Mozzarella wird gemeinsam mit Sahne verfeinert, zu einer feinen crémigen Masse geformt und in einem Blätterteiggebäck serviert. Dazu gibt es pflückfrische Tomaten aus dem Seeland und eine hausgemachte Basilikum-Pesto. Einfach gut!
5. Einfach gut! – Ausflug am Etang de la Gruère
Einfach gut geht es auch am nächsten Tag weiter. Meine Genusstour neigt sich langsam dem Ende zu, doch der herrlich sonnige Sonntag, möchte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Nach einem zeitigen Frühstück mache ich mich auf den Weg in die Freiberge. Am Etang de la Gruère in Saignelégier erwartet mich Marie-Luise Wenger. Die gebürtige Rheintalerin betrieb viele Jahre gemeinsam mit ihrem Mann das Restaurant de la Goule am Doubs. Schon damals interessierte sie sich für die Pflanzen- und Kräutervielfalt der Weiden und Weisen rund um den Doubs. In den vergangenen Jahren vertiefte sie diese Kenntnisse und sattelte beruflich um. Statt in einer komfortablen Restaurantküche Gerichte zuzubereiten, kocht sie heute vorwiegend draussen in der Natur auf Feuer und bietet Wildkräuterkurse an. «Es beruhigt meine Gäste, wenn sie sehen, dass es auch einfach geht», erzählt mir Marie-Luise Wenger auf dem Spaziergang rund um den Etang de la Gruère. Die Erkenntnis, dass sich auch mit den einfachsten Zutaten direkt aus der uns umgebenden Natur Feines zubereiten lässt, muntert vermutlich unsere schlummernden «Jäger und Sammler» Gene auf. Auf dem Spazierweg rund um den idyllischen Moorsee ist am frühen Morgen noch wenig los. «Um diese Zeit sind nur die Einheimischen unterwegs», meint Marie-Luise Wenger und führt mich unweit des Etang de la Grère zu einem Rastplatz mit Feuerstelle. Um die Garzeit der Forelle zu überbrücken, tischt sie allerlei regionale Köstlichkeiten auf. Ein herrlich simples Mittagsmahl, dass draussen in den Freibergen bestimmt dreifach so gut schmeckt, wie an einem x-beliebigen Küchentisch.
Und danach heisst auch schon wieder au revoir! Mit dem Zug geht’s von Noirmont zurück nach Zürich und während durchs Zugfenster Landschaften an mir vorbeirauschen lasse ich die vergangenen 2.5 Tage Revue passieren. Gerne hätte ich noch etwas mehr Zeit im Val-de-Travers verbracht und einen Abstecher in die romantische Schlucht Poëta Raisse bei Môtiers unternommen oder mit dem Fahrrad die Hochebene von la Brévine erkundet. Aber es gibt bestimmt ein nächstes Mal. Bis dahin erinnert eine Flasche Absinth in meinem Gepäck an den «Goût» der Region.
Praktische Infos für das genussvolle Entdecken der Region Jura & Drei-Seen-Land
- Im Hotel de l’Aigle variieren die Zimmerpreise je nach Saison. Die Übernachtung im Doppelzimmer kostet inkl. Frühstück ab 184 CHF / Nacht. Das Hotel de l’Aigle bietet zusätzlich diverse Aktivitäten und ergänzende Dienstleistungen im Val-de-Travers an. Eine Übersicht der Angebote bietet die Seite Goût & Region.
- Im Hotel les Endroits variieren die Preise ebenfalls saisonal. Die Übernachtung im Doppelzimmer inkl. Frühstück kostet hier ab 306 CHF / Nacht. Zusätzlich bietet das Hotel Les Endroits diverse Packages (u.a. Gourmet und Spa). Die Angebote finden sich auf der Website.
- Wer in Hotels im Kanton Neuenburg übernachtet erhält die Neuchâtel Tourist Card, die nebst der freien Fahrt mit allen öffentlichen Verkehrsmittel diverse Leistungen inkludiert (u.a. die Tagesmiete eines Velos sowie der Eintritt zu 25 Museen).
- Die E-Bikes für die Creux-du-Van Tour können via Rent a Bike online reserviert werden. Die Verleihstation in Noiraigue hat täglich von 9:00 Uhr – 18:00 Uhr geöffnet und die Tagesmiete für den Flyer beträgt 55 CHF.
- Das Maison de l’Absinthe hat von Dienstag bis Sonntag geöffnet (Montag geschlossen). Der Eintritt zur Ausstellung kostet für Erwachsene 11 CHF. Es besteht dort auch die Möglichkeit, Absinth zu degustieren.
Liebe Anita,
Ich will mitwandern!
Alles sieht super aus, Danke fuer die vielen Tipps.
Danielle
Liebe Danielle herzlichen Dank für dein Feedback. Freut mich, dass der Beitrag bei dir «Wanderlust» weckt :)