Das Gasterntal bei Kandersteg ist ein lohnendes Ziel für alle, die an einem schönen Spätsommer- oder Herbstwochenende einfach mal den Kopf durchlüften möchten. Die Wandermöglichkeiten sind vielfältig, nicht per se auf Höhenmeter ausgelegt und vor allem ist in diesem naturbelassenen Hochtal effektiv für einmal der Weg das Ziel. Zumindest bei unserem Tourenvorschlag, den wir Mitte August mit Blick auf die unsicheren Wetterprognosen rausgesucht hatten. Die Nähe zum Wallis kam uns dabei zugute – zu unserer Überraschung erwartete uns im Gasterntal nämlich perfektes Wanderwetter.
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Ausgangspunkt Selden
Rund zehn Kilometer zieht sich das südöstlich von Kandersteg liegende Hochtal von der engen Chluse-Schlucht bis zum Kanderfirn, wo die Kander entspringt. Bevor im 18. Jahrhundert der Gemmipass als einfachere Verbindung zwischen dem Berner Oberland und Wallis erstellt wurde, bildete das Gasterntal ein wichtiges Teilstück der Wegverbindung ins Lötschental. Heute führen von Kandersteg aus die Etappen 2 und 3 des Lötschberg-Panoramawegs über diese alten Säumerpfade auf die Lauchernalp. Der Etappenstopp zwischen der zweiten und dritten Etappe – Selden – ist aber auch ein idealer Ausgangspunkt für nahezu beliebig ausdehnbare Rundwanderungen durchs hintere Drittel des Gasterntals.
Wer in Selden die Route über den Lötschenpass in Angriff nimmt, der überquert die Kander und folgt dem Leitibach steil bergwärts. Wir halten uns stattdessen auf der rechten Flussseite und folgen dem ausgeschilderten Wanderweg durch die bewaldete Hangkante rund 60 Höhenmeter bergwärts bis zum Berggasthaus Heimritz. Stetiger akustischer Wegbegleiter ist die Kander. Da und dort blinzelt das Flussbett des wilden Bergbachs auch durch das Dickicht durch.
Der Kander entlang Richtung Kanderfirn
Sobald das Berggasthaus passiert ist, weitet sich das Gasterntal zum Talabschluss hin auf. Umgeben von einer prächtigen alpinen Landschaft, folgen wir dem Wanderpfad über blumenreiche Alpweiden und navigieren durch einstige Steinschlaggebiete. Die Natur hier oben ist fragil und einem stetigen Wandel ausgesetzt. Dementsprechend wird auch die Wegführung des Wanderweges immer mal wieder den aktuellen Gegebenheiten angepasst. So auch die Hängebrücke, die uns nach einer Gehzeit von rund 30 Minuten ab der Alpwirtschaft sicher (aber durchaus wackelig) über die tosende Kander leitet.
Eindrucksvoller Talabschluss mit zwei Optionen
Auf Höhe der Hängebrücke findet sich auf der orografisch rechten Flussseite eine schön platzierte Sitzbank mit prächtigem Blick Richtung Talabschluss. Hier endet die eigentliche Rundwanderung. Doch es lohnt sich, dem Pfad noch ein Stück weiter taleinwärts bis zu den steil ansteigenden und von Wasserfällen durchzogenen Felswänden unterhalb des Kanderfirns weiterzuwandern. Der technisch anspruchsvolle Part und die richtig zähen Höhenmeter beginnen nämlich erst direkt unterhalb des Alpetligletschers (Endmoräne). Wer von der Hängebrücke weitere knapp dreissig Minuten taleinwärts wandert, der wird mit einem herrlichen Blick übers Gasterntal belohnt. Und je weiter der Herbst fortgeschritten ist, desto farbenfroher wird sich die Landschaftskulisse präsentieren.
Bis hierhin ist die Tour auch gut mit Kindern oder älteren Personen zu bewältigen. Je nach Lust, Laune und Kondition kann man natürlich beliebig weiter dem Wanderweg in die Höhe folgen. Spätestens auf 2’412 m ü. M. endet der weiss-rot-weiss markierte Bergweg «uf de Schafgrinde». Von hier aus geht es als Hochtour weiter über den Kanderfirn bis zur Mutthornhütte.
Wer sich wie wir für die gemütliche Tourenoption entscheidet, der wandert stattdessen über den gleichen Weg retour bis zur Hängebrücke. Hier bleiben wir auf der linken Flussseite und folgen dem Pfad durch den Tangel- und Schärmewald bis auf der gegenüberliegenden Talseite wiederum das Berggasthaus Heimritz auftaucht.
Köstlicher Einkehrstopp zum Schluss
Das seit fünf Generationen von der Familie Rauber geführte Berggasthaus ist ein beliebter Einkehrstopp im Gasterntal. Und auch wir lassen uns die wohlverdiente süsse Stärkung auf der Sonnenterrasse nicht entgehen. Der perfekte Abschluss eines gemütlichen, genussvollen und überraschend sonnigen Halbtagesausfluges ins wunderbare wilde Gasterntal.
ps. wer lieber mit dem Velo / Bike unterwegs ist, der kann von Kandersteg aus auch gut zum Berggasthaus Heimritz radeln.
Praktische Tipps für deine Wanderung durchs Gasterntal
Nachfolgender Karte könnt ihr unseren Routenverlauf der leichten Rundwanderung von Selden Richtung Kanderfirn und retour entnehmen. Die Strecke misst 7.9 Kilometer und beinhaltet eine moderate Steigung von gut 370 Höhenmeter. Ab der Hängebrücke über die Kander besteht nur noch ein einseitiger Weg, der als einfach zu begehender Bergweg (Schwierigkeit T2) zuerst über die Hochebene zum Talabschluss auf rund 1’800 m ü. M. führt. Von dort aus führt der Weg im zick-zack weitere knapp 600 Höhenmeter bis «uf de Schafgrinde» bergauf. Wer es gerne etwas abenteuerlicher mag, vor der einen oder anderen «Kraxelei» nicht abgeneigt ist und die Tour als Höhenmetertraining sieht, der ist hier am richtigen Ort. Alle anderen können sich an unserem Tourenende (siehe Karte) ein schönes Plätzchen auf der blumenreichen Wiese suchen und die Aussicht über die naturbelassende, idyllische Tallandschaft geniessen.
Den Ausgangspunkt der Wanderung erreicht ihr ab dem Bahnhof Kandersteg mit der bis anfangs Oktober stündlich verkehrenden Buslinie 240 1 (saisonaler Busbetrieb). Die Busverbindung ist reservationspflichtig. Die entsprechende Telefonnummer findet ihr im SBB Fahrplan. Beachtet, dass ihr vorgängig anrufen müsst, um mit Garantie einen Sitzplatz zu erhalten. Alternativ ist das Gasterntal bis Mitte November auch für den motorisierten Individualverkehr über eine mautpflichtige (ziemlich abenteuerlich anmutende) Strassen zu erreichen. Beachtet, dass für den erste Abschnitt (Felsengalerie) einen Taktfahrplan besteht und ein Kreuzen der Autos nicht möglich ist. Weitere Information zu den Zufahrtszeiten und Kosten findet ihr hier: Gasterntal Zufahrtsstrasse
Eckdaten der Rundwanderung durchs Gasterntal
Ausgangspunkt | Bushaltestelle Selden, Hotel Gasterntal (1’550 m ü. M.) |
Erreichbarkeit | Mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar (bis anfangs Oktober) |
Länge | 7,9 Kilometer |
Höhenmeter | ↗ 371 m ↘ 371 m |
Dauer | 2:30 h |
Zielort | Bushaltestelle Selden, Hotel Gasterntal (1’550 m ü. M.) |
Verpflegung | Berggasthaus Heimritz sowie Hotel Steinbock und Hotel Gasterntal in Selden |
Hallo Anita
Wir (2 Frauen gegen 60 aber gut zu Fuss und wandergewohnt) wollten am 11.6.2023 deine – laut Beschrieb «leichte Wanderung» – «bis Hängebrücke auch gut für Kinder und ältere Leute geeignet» – machen. Für die Route ab Berghaus Heimritz können wir allerdings diese Aussage überhaupt nicht nachvollziehen. Vorallem der Weg in Fliessrichtung auf der rechten Seite kurz vor dem «Heimritz» ist sehr steil abfallend/ansteigend und steinig, durch Geröllfelder, ohne feste Wanderschuhe und Stöcke nicht ratsam. Achtung für Kinder und ältere Leute! Wir mussten deshalb auf die Strecke Heimritz bis Holzhängebrücke und zurück verzichten, da wir anhand der Beschreibung weder mit Stöcken noch (1 Person nur halbhohe «Leichtwanderschuhe») mit ausreichendem Schuhwerk ausgerüstet waren. Werden nochmals einen Anlauf nehmen mit entsprechender Ausrüstung ..
Liebe Ariane – es tut mir leid, dass ihr die Wanderung abbrechen musstet. Wir haben die Wanderung zu viert unternommen – mit dabei waren zwei Personen in einem Alter über 60 bzw. sogar über 70, welche diese technisch leichte Bergwanderung (welche, wie im Beitrag geschrieben, mehrheitlich über rot-weiss-markiert Bergwege der Schwierigkeitsstufe T2 verläuft) problemlos gemeistert haben. Selbstverständlich kann sich in den Bergen das Terrain aufgrund Wetterereignissen verändern. So kann es durchaus sein, dass die von euch beschriebene Partie z.B. nun unmittelbar nach der Wintersaison nicht wie ein geteerter Weg zu gehen ist. Diese Faktoren sind bei der persönlichen Wandervorbereitung genauso mitzudenken, wie auch die individuelle Wahl der Ausrüstung. Nur weil in einem Titel «leicht» steht davon auszugehen, dass man keine Stöcke mitzunehmen braucht und keinen hohen Schuhe anzuziehen hat, ist ehrlich gesagt naiv. Wenn du die Bilder genau angeschaut hättest, dann wäre dir vielleicht aufgefallen, dass ich hohe Wanderschuhe trage – meiner Meinung nach eine Selbstverständlichkeit bei einer Wanderung auf einem rot-weiss markierten Bergweg. Übrigens: wie auf der verlinkten Wanderkarte ersichtlich, ist der Weg auf der gegenüberliegenden Flussseite als gelb markierter Wanderweg (Schwierigkeit T1) bezeichnet – ihr hättet somit auch einfach auf dieser Seite zum Gasthaus Heimritz gehen können.
Liebe Anita
Ich lasse mich immer gerne von deinen Wanderungen inspirieren.
Die Wanderung hat uns sehr gut gefallen!
Wir haben hohe aber leichte Wanderschuhe angehabt, aber keine Stöcke dabei. So war die Wanderung ohne Probleme zu bewältigen.
Liebe Grüsse und mach weiter so!
Sibylle
Liebe Sibylle herzlichen Dank für dein positives Feedback. Freut mich, dass euch die Wanderung gefallen hat!